Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Östlich vom Dramaru: von Baganun bis nach Shirga

Moderator: Taran

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Mo 23. Feb 2015, 00:06

Als Ishara einen Widerhall jenes Unbehagens zu spüren bekam, war es wohl nur natürlich es erneut falsch zu interpretieren und anders einzuordnen, als es der Wahrheit entsprach. Die Erklärung jedoch, die das Einhorn im folgenden lieferte, glaubte die Halbelfe tatsächlich zu verstehen oder aber zumindest auf einer anderen, intuitiven Ebene zu erfassen. Und der Eindruck von Schuld sowie ihr Mitgefühl wurden von vager Erleichterung abgelöst.
„Es ist… Nicht ganz leicht das zu verstehen“, gab sie leise zu, den Blick zu Riketz gewandt. „Aber ich bin froh, dass zu hören. Es ist… Ein schreckliches Gefühl zurückgelassen zu werden. Nichts, was ich dir wünschen würde.“ Die Stimme der Blonden wurde leise, während sie sprach, schien ganz leicht zu wanken und Lileth senkte den Blick. Sie bemühte sich darum, das Gefühl von Ruhe zu halten, aber es mischte sich doch ein Hauch ihres eigenen Kummers hinein. Dennoch war es die Wahrheit. Sie empfand… Sympathie für das Einhorn. Sie war froh, dass sie es nur falsch verstanden hatte. Vielleicht ein klein wenig neidisch, weil sie so völlig anders empfand. Weil es so schwer war einen Menschen, den man eigentlich liebte, nicht zu hassen, weil er gegangen war. Fast gewaltsam schüttelte die Blonde diese Gedanken ab. Sie spürte tatsächlich Erschöpfung, nicht nur geistige sondern durch und durch. Aber auch das Gespräch, angenehm oder nicht war anstrengend. Allein, weil sie sich so lange mit niemandem mehr ausgetauscht hatte. Es war jene Art betäubender Müdigkeit, für die auch Schlaf nur bedingt eine Lösung war.
Ishara bemühte sich dennoch darum, ihr Lächeln aufrecht zu erhalten. „Wenn du das willst wirst du das sicher schaffen. Wer würde schon ein Einhorn aufhalten wollen?“, murmelte sie und weil sie einen Hauch jener Unsicherheit zu spüren, die stumme Frage zu erspüren glaubte bemühte sich die Halbelfe darum den geistigen Kontakt zu greifen und Bilder jener Wälder in ihre Erinnerung zu rufen, in denen sie aufgewachsen war.
Nicht an Galieth selbst oder die Dinge, die dort geschehen waren. Das war nichts, das sie mit irgendjemandem teilen wollte, aber an die gefrorenen Flüsse und tiefen Nadelwälder, an Schnee und Eis, den Frieden, den Kälte über ein Land brachte, wenn es das Leben erstarren ließ, ohne es jedoch auszulöschen. Leben, das sie dort wahrgenommen hatte, überall verborgen. An den klaren Sternenhimmel einer Winternacht und die wenige Schönheit, die der Norden in ihrem Herzen bewahrt hatte, trotz aller Schmerzen, die er ihr bereitet hatte. Aber auch daran, wie klein und unbedeutend ein einzelnes Leben inmitten dieser Natur war. Ein Teil jener Empfindungen mochte dennoch an den Bildern haften, doch in erster Line bemühte sich Ishara vor allem um etwas anderes.
Eine Geste der Dankbarkeit vielleicht, ihm, ohne, dass er dort gewesen war, einen Zugang an Orte zu verschaffen, die wohl kaum ein menschliches Wesen betreten hatte. Denn der Norden zeigte sich wild und unbarmherzig für den, der sich nicht zu fügen wusste.
Als sie aufhörte sich auf diese Bilder zu konzentrieren war Lileth nicht sicher, ob das, was sie zu tun versucht hatte, überhaupt gelungen war. Konnte sie tun, was das Einhorn tat? Oder hatte sie nur entrückt vor sich hingestarrt? Unsicher suchte sie Riketz Blick und darin eine Antwort.
Tatsächlich mussten sie nicht sehr weit gehen, ehe sich das Gebäude, das sich selbst im Regen zu ducken schien, erspähen ließ. Doch als sie sich näherten stiegen allmählich Zweifel in dem jungen Mischling empor. War das wirklich eine gute Entscheidung gewesen? Sie hielt sich neben dem Einhorn, doch verspürte einen wachsenden Drang schlicht weiterzugehen, als die Tür in Sicht kam.
Es kam sogar ihr selbst lächerlich vor, weshalb sie das Ziel zuletzt umso bestimmter ansteuerte und die innere Furcht dabei zu beschwichtigen versuchte. Cyron war bei ihr und der Stall war nicht gerade klein. Es würde schon keine Probleme geben.
„Nein, nicht so das meinte ich nicht“, bemühte sie sich derweil dem Einhorn zu erklären. „Ich meine… Richtige Magie. Was immer auch damit möglich ist.“ Und obgleich Riketz Antwort einmal mehr seltsam anmutete, glaubte sie dieses Mal tatsächlich zu verstehen. Tatsächlich brachte Ishara sogar den Hauch eines Lächelns zu Stande. „Ich glaube dann ist es ähnlich, wie mit meinen Nähkünsten. Ich weiß, dass ich es kann, ich habe es schon getan aber… Im Augenblick wüsste ich nicht mehr wie. Vielleicht käme die Erinnerung, wenn es nötig würde. Auch wenn Magie natürlich wesentlich beeindruckender ist als Nadel und Faden.“ Und immerhin dann und wann hatte auch sie selbst die Berührung solch einer Kraft gespürt. War nicht selbst dieses Gespräch etwas ähnliches
Mit einem letzten Zögern stieß Ishara schließlich die Tür des Stalles auf und trat ins Innere. Allein die plötzliche Abwesenheit von Wind und Regen machten das Halbblut kurz benommen und ließen sie inne halten, ehe sie ein paar Schritte weiterging, um den Weg für Riketz freizumachen.
Es fühlte sich warm an hier drin und ihre Haut schien regelrecht zu glühen. Zögernd streifte sie nun auf die vollgesogene Kapuze von ihrem Haupt. Ihr Haar war ohnehin schwer vor Nässe und fiel über ihre Schultern, als sie sich vorsichtig im Inneren umsah, kurz zu Mari blickte um dann zur anderen Seite des verlassenen Stalles zu streben. Dort würde sich doch sicher ein Fleckchen finden, um zumindest den Nassen Umhang auszubreiten und sich zusammen zu rollen. Cyron indes war als letzter hereingekommen und die verschiedenfarbigen Augen lagen wachsam, fast ein wenig argwöhnisch auf der jungen Frau, die es sich zuerst in diesem Unterschlupf gemütlich gemacht hatte. Lileths Blick dagegen zog es vielmehr zu Riketz.
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

Benutzeravatar
 
Beiträge: 36
Registriert: Sa 7. Feb 2015, 22:54

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Marijke » Mi 25. Feb 2015, 02:16

Es war der Geruch und Geschmack von Schnee, was ihn aufschauen lies. Wie immer war er wieder in seinen Gedanken verschwunden, nachdem das Gespräch eine Pause einlegte. Und dann war da mit einem Male die zarte Berührung Isharas. Es war definitiv der Geruch von Schnee und Kälte. Klare, klirrende Kälte, die man tief inhalierte und in den Lungen schmerzte. Die Eindrücke, Bilder und Sinneswarhnehmungen waren ihm fremd. Der Fokus lag woanders, wo er ihn hingelegt hätte, aber das war nebensächlich. Erschrocken hielt er inne. Nicht hektisch, oder mit einer harschen Bewegung, wie man nun impliziert hätte, da er sich erschreckt hatte. Er stand starr und „lauschte“. Als es vorbei war, blieb er noch eine ganze Weile in diesem Zustand, ehe er sich löste und dann schüttelte.

„Oh...“, kommentierte er das Ganze und lauschte abermals. „Nun..wertes Waldkind...DAS war Magie.“, meinte er dann mit einem breit fokusiertem Gefühl von leisem Stolz, Freude und ehrlichem Entzücken bezüglich was sie da gerade getan hatte. Es wurde sogar zu einer kleinen Geduldtsprobe, da nun Riketz seinerseits probierte sich an den Geschmack von Schnee zu erinnern. Dabei kramte er in seinen Erinnerungen und probierte mehrere Metapher aus, um es „gedanklich“ umschreiben zu können. Ein nonverbales Memory-Spiel. Er verglich den von Ishara gesandten Eindruck des Schnees und hielt „Regenertränkter Grashalm, platt getreten auf der Straße“ dagegen. Dabei nutze er auch im Moment nur Eindrücke, die er gerade „erspähte“.

Der Raum war weitestgehend sauber. Muffig und auch ein wenig klamm durch das Wetter außerhalb. Die Decke war Staubwolken verhangen und man konnte auch in den Ecken und alles was nur Ecken aufwies nicht wirklich sagen, was da nun hing -Spinnenweben, oder Staubflocken. War auch relativ egal. Ganz untätig war Mari nicht gewesen. So hatte sie einen der großen Wassertröge mit herumliegenden Lappen von Algen befreit und sonstigem Modder. Mit einem großen Eimer, denn sie einfach nach draußen gestellt hatte, hatte sie den Trog nun mehr sauber befüllt.Welchem Zweck das ganze dienen sollte, war jedoch noch nicht ganz ersichtlich. Im hinteren Bereich befanden sich zwei abgezäunte Parzellen und über eines der Gatter lag nun Mari's Mantel und tropfte den Boden voll. Sie selbst lehnte an einem Pfeiler und schaute mit unbewegter Miene auf die Neuhinzugekommenen. Erst als auch Riketz den Raum betrat und seinen Kopf prüfend Hin und Her schwang und den Raum einmal mit vorsichtigen Schritten durchmaß rappelte sich auch die Sidhe auf. Ein flacher, recht großer Rucksack hatte ihr als Sitzunterlage gedient und aus diesem zog sie nun ein Hemd. Immer noch war kein Wort gefallen. Die junge Frau stellte sich einfach neben ihren Partner, der gerade mit unsicherem Ohrenspiel seinen Kopf zu einigen Spinnenweben nahe seiner Hufe führte, und begann ihn mit kräftigen Bewegungen abzureiben. Als sie die Flanke mit kräftigen Handgriffen scheuerte warf er den Kopf hoch und versuchte sich schnaubend ihrer Berührung zu entziehen. Mari quittierte das nur mit einem Augenbraue heben und kommentierte es nicht. Erst als er quasi dampfte lies die Sidhe vollends von ihm ab und das Einhorn drehte sich ihr zu und zog sie in eine pferdische Umarmung, wo er seinen Hals über ihre Schulter beugte und mit seinem Kopf in ihren Rücken prustete.

„Ich hatte bisher kein Feuerholz gesammelt. Es wäre zu ermüdend geworden es zu trocken.“, erklang Mari's Stimme ohne erkennbaren Adressat und rein informativ. Es schien, als würde sich die unbeholfene und angespannte Situation von vorhin wiederholen oder sogar ihre Fortsetzung finden. Dabei lag das gar nicht in der Absicht der Sidhe. Sie war schlicht müde und hatte keinerlei Intention Konversation zu führen oder irgendwas zu erklären oder irgendwas wollen. Und generell fielen die meisten ihrer Bemerkungen eh sehr knapp, informativ oder aber als Order aus.

Somit konnte man auch ihr sichtbares Stirnrunzeln missverstehen, als sie nun endlich Ishara wirklich anschaute und ihre Gestalt betrachtete. Es gab mit Sicherheit kein trockenen Faden mehr an der Fremden, geschweige denn einer, der noch warm war.

„Riketz kann den Trog erhitzen. Zum Baden wird es nicht taugen, aber es dürfte dazu reichen sich aufzuwärmen und den Schlamm runter zu bekommen.“, sprach sie nun Ishara direkt an. Es war keine...Einladung und auch kein Befehl. Scheinbar hatte sie aus der peinlichen Situation zu vor doch ihre Lehrschlüsse gezogen. Was sich jedoch nicht änderte, war der eher flüchtige und leicht flackernde Blick in Richtung des Hundes. Sie sagte nichts, gab auch nicht zu erkennen, was sie von dem Tier hielt, wobei natürlich anzunehmen war, dass ihr das streunende Tier nicht ganz geheuer war.

"Das nenne ich doch wahre, imposante Magie in ihrer natürlichen Ausbreitung.", kommentierte Riketz seine Aufgabe gedanklich und musste unweigerlich kichern.- Was natürlich die komplette Situation zerstörte. Marijke wusste natürlich nicht, woher plötzlich seine Erheiterung kam, oder gar sein seltsam deplazierter Kommentar.

"Hör auf zu kichern, ihr ist kalt und sie ist nass! Wenn das für den werten Herren eine zu niedere Aufgabe ist, kann er ja gleichzeitig den Raum mit erhitzen..und wie wäre es mit Betten. Darauf schliefe es sich viel angenehmer -wenn es denn in seiner verehrten Macht stünde.", hier war ihr Ton sogar leicht bissig und der Stachel wurde der ganzen Aussage nur genommen, als Riketz seine Partnerin spielerisch mit dem Maul gegen ihren Brustkorb knuffte, dass es sie beinahe umwarf und er sich dann immer noch kichernd dem besagtem Trog zuwandte.

[Riketz ist dankbar über Isharas Geschenk| Mari gibt sich reserviert und bietet Ishara an sich an einen Trog aufwärmen und waschen zu können, wenn Riketz diesen erwärme]
Andere Ameisen: Tenebrae, Zirp, Anuka

Marijke

 
Beiträge: 29
Registriert: Fr 8. Jun 2012, 19:17

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Mi 25. Feb 2015, 22:42

„Das?“, versicherte sich die Halbelfe mit echter Verwunderung. Es hatte also wirklich funktioniert. Und gut, wahrscheinlich musste man eine derartige telepathische Verbindung als etwas Magisches betrachten, aber ging das nicht vielmehr von Riketz aus? Sie hatte doch nur bewusst ein paar Erinnerungen heraufbeschworen…
Es ging nicht so sehr darum, dass sie Magie gewirkt haben sollte. Ishara wusste, dass sie manchmal dazu in der Lage war. Es waren oft genug Dinge geschehen, die sich anders schlicht nicht erklären ließen. Aber dies… Kam ihr unwahrscheinlich trivial vor. Verwundert schüttelte die Blonde den Kopf. „Naja… Vermutlich gibt es viele Arten von Magie… Aber sag mal. Warum nennst du mich Waldkind?“, erkundigte sich das Halbblut, nachdem ihr der Ausdruck dieses Mal wirklich bewusst geworden war. Aber er hatte sie auch vorher bereits so angesprochen. Sie hatte nur nicht weiter darauf geachtet. Es klang… Nett. Ein Kind des Waldes, im weitesten Sinne konnte man sie wohl so bezeichnen.
Die Empfindungen, die sie wahrnahm verwirrten Lileth ein wenig. Ganz wusste sie sie nicht zu deuten, aber es freute sie auch, brachte sie sogar in Verlegenheit. Positive Resonanz war ein seltenes Gut für den Mischling und Anreiz genug Riketz Eindrücken mit wieder neuen Bildern zu begegnen und nach bestem vermögen zu versuchen, ihm entgegen zu kommen. Es war ganz leicht, fast natürlich. Nur das Einhorn zu verstehen und die richtigen Eindrücke zu wählen, das blieb schwierig. Zumindest jedoch schien er sich daran nicht zu stören und schließlich schwirrte Isharas Kopf derart, dass sie nicht mehr ganz sicher war, was ihrem eigenen Bewusstsein entsprang und was dem ihres Gegenübers. Wahrscheinlich war es wirklich Magie. Und Magie forderte eben auch immer einen Preis. Das zumindest wusste die Schützin. Aber das galt wohl für alles im Leben.
Eine Lektion, die ihr auch in den Sinn kam, als Lileth ihren Blick durch das Innere des Stalles wandern ließ. Das war wirklich ein brauchbarer Unterschlupf, vor allem, wenn man sich wie sie nicht im geringsten an Staub, Spinnweben oder ein wenig Moder störte, aber die Anwesenheit Maris genügte weiterhin, um sie nervös zu machen. Auch wenn ihr wiederum deren Unbehagen gegenüber Cyron keineswegs entging. Anders als die Zweibeiner wirkte der Hund von dem allen recht unbeeindruckt. Nachdem er sich ausgiebig geschüttelt und großzügig kaltes Wasser und Schlamm im Raum verteilt hatte, rollte er sich, Mari weitestgehend ignorierend, schlicht in einer der Decken ein und hielt nur wachsam die unterschiedlichen Augen auf seine Herrin gerichtet, während die Ohren des Tieres leicht spielten.
Zu sehen allerdings, wie die Sidhe sich um ihren Partner kümmerte und das Einhorn auch gegen dessen stummen Protest sorgfältig abrieb, half Ishara ein wenig sich mit der Anwesenheit der Menschenfrau zu arrangieren und nach wie vor hatte sie ihr keineswegs etwas getan. Vielleicht blieb es tatsächlich dabei. Mit jenem dumpfen Kopfschmerz, der von schlichter Müdigkeit herrührte besah sich die Halbelfe den Platz, den Cyron zum Schlafen ausgesucht hatte. Vermutlich war er so gut wie jede andere Stelle im Raum…
Sie erschrak, als die Sidhe plötzlich das Wort ergriff, auch wenn es nur eine Belanglosigkeit war. Unsicher, ob der Kommentar überhaupt ihr gegolten hatte, nahm Ishara ihn mit einem vagen Nicken zur Kenntnis. Ein Feuer wie das, was sie draußen entzündet hatte, hätte in kürzester Zeit den gesamten Raum mit beißendem Qualm gefüllt und sämtlicher Behaglichkeit ein Ende gesetzt. Nasses Holz neigte zur Tücke.
Die Blonde spürte den Blick, der sich auf sie legte und zog unwillkürlich die Schultern zusammen, reckte trotzig das Kinn. Sie war missbilligende Blicke gut genug gewöhnt, doch es folgte kein Kommentar irgendeiner Art. Im Gegenteil. Und Maris … Angebot verwirrte die Schützin zunächst so sehr, dass sie nicht gleich antworten konnte sondern nur unsicher in Richtung des Troges blickte. War das ernst gemeint? Vielleicht. Wenn sie auf RIketz Worte vertrauen wollte, dann konnte sie tatsächlich darauf hoffen. Und… Sie wollte dem Einhorn gerne glauben.
Das konnte Riketz also tun? Für die Blonde klang es tatsächlich nach ein wenig beeindruckenderer Magie. Aber natürlich mangelte es ein wenig an Relationen. Für ein schwache Lächeln genügte der Kommentar des Einhorns trotzdem. „Ich wäre froh, wenn ich das könnte“, antwortete sie oder versuchte es vielmehr auf gedanklichem Wege. Auch wenn sie gar nicht sicher war, ob das hieß, dass Mari es nicht hören konnte. Die wirkte immerhin so schon etwa smissgelaunt.
Der Gedanke an warmes Wasser war tatsächlich mehr als verlockend und zögernd streifte Ishara nun zumindest den Mantel ab. Es überraschte sie selbst, welches Gewicht plötzlich von ihren Schultern wich. Der fadenscheinige Stoff war völlig durchweicht und tropfte so sehr, dass sie ihn hätte auswringen können. Mühsam hängte die Halbelfe ihn ebenfalls auf und sah kurz zu, wie sich kleine Rinnsale und Wasserlachen bildeten. Trotz allem fröstelte sie leicht und ihre Muskeln begannen unterdrückt zu zittern.
Und Mari versetzte sie gleich darauf erneut in Erstaunen. Hatte die Sidhe gerade, wenn auch im Grunde unnötig für sie Partei ergriffen? Der Verwunderte Ausdruck mochte in den blauen Augen klar zu erkennen sein und Ishara schüttelte erneut den Kopf, entschloss sich nun jedoch, die Geste zu honorieren, indem sie das Angebot annahm.
„Das wäre wirklich großartig. Vielen Dank“, erklärte sie daher leise noch immer mit dem Gefühl deutlicher Unsicherheit nur eben… Nicht mehr aus den gleichen Gründen. Es war selten, dass ihr jemand so begegnete, was nicht zuletzt vielleicht auch an ihrem eigenen verhalten lag. Und nun wusste die halbwüchsige nicht mehr sicher, wie sie sich entsprechend verhalten sollte.
Also wartete sie schlicht, bis sich das Wasser tatsächlich spürbar erwärmte, ohne dass irgendwelche besonderen Effekte, wie Lichter oder Funken auf das Wirken der Magie hingewiesen hätten. Es dampfte nicht gerade, aber eine Wohltat war es dennoch die Wärme auf der Haut zu spüren und mit dem Schlamm auch die Kälte regelrecht abzuwaschen. Ein Seufzen entrang sich der Blonden, die unter der Schmutzschicht zum Vorschein kann und beinahe hätte sie vergessen können, dass sie keineswegs allein war. Eine Erkenntnis, die sie im Nachhinein in Verlegenheit brachte. „Danke“, murmelte sie erneut und fragte sich aus der Erfahrung heraus, dass selten irgendetwas umsonst war, welche Gegenleistung, sie vielleicht erbringen konnte. Es war besser keine Schulden auf sich zu nehmen, das wusste Lileth gut genug.
Was sie an Kleidung entbehren konnte hatte die Schützin ebenfalls gesäubert und zum Trocknen aufgehängt, dabei jedoch bewusst darauf geachtet, dass niemand einen Blick auf den Kompass erhaschen würde. Nicht einmal in erster Linie aus besonderem Misstrauen der Sidhe und ihrem Partner gegenüber, sondern weil das Artefakt ihren mit Abstand wertvollsten besitz verkörperte. Ohne ihn… Würde sie ihren Vater wahrscheinlich niemals finden. In ihre, zumindest nur feuchte dünne Wolldecke gehüllt, setzte sie sich schließlich neben Cyron und erneut begann ihr die Erschöpfung in die Knochen zu kriechen. Umso deutlicher, nun nachdem sie nicht mehr damit beschäftigt war zu frieren.
[Ishara nimmt das Angebot dankend an und verbleibt etwas überfordert]
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

Benutzeravatar
 
Beiträge: 36
Registriert: Sa 7. Feb 2015, 22:54

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Marijke » Fr 27. Feb 2015, 01:47

Und da war sie wieder da: Die peinliche Stille; wobei sie dieses Mal sehr von Müdigkeit geschwängert war und von Trägheit. Mari hatte sich während der Katzenwäsche Isharas und deren Waschaktion um ein paar Laternen gekümmert. Es mochte vorher nicht aufgefallen sein, denn es hingen zwei große Laternen im Stall, die entfacht waren -jedoch war es eigentlich zu hell und mit einem Stich zu kaltem Licht, als das es von diesen hätte kommen können. Was auch der Grund für die Arbeit der Sidhe war. Es war auf Dauer ermüdend die kleinen versteckten Lichtkugeln zu speisen, die Mari in den Lichtschein der vorhandenen Laternen geschickt hatte. Und gerade die Sidhe hatte nur begrenzte Ressourcen und benötigte eine Menge Konzentration, um diese aufrecht zu erhalten. -Wo sie schlichtweg einfach zu müde war. Riketz indessen hatte keinerlei Schamgefühl oder Respekt gezeigt und hatte sich keinen Deut von dem Trog entfernt. Betten hatte er natürlich nicht gezaubert -aber den Trog natürlich erwärmt. Für ihn mochte es um einiges einfacherer sein Magie zu beziehen und zu wirken -jedoch war auch für ein Einhorn nicht alles möglich. Anders, als bei anderen Wesen könnte er zwar Unmengen Magie einfach aus seiner Umgebung ziehen, würde so etwas jedoch nie tun -erst recht nicht in dem Größenverhältnis, dass es schadhaft sein könnte. Ergo war auch er auf seine innere Energie angewiesen, die zugegebenermaßen jeden Vergleich zum Menschen sprengte. So wurde das Wasser nicht wirklich richtig heiß, aber angenehm, während er um sich herum das Holz des Stalles ein wenig erwärmte. Es waren nur zwei, drei Grad, die er die Temperatur erhöhte. Letztlich beschleunigte er somit nur den Prozess der Raumerwärmung, die sowieso von statten gehen würden, wenn sie noch ein paar Stunden alle in diesen Stall verbringen würden. Trotzdem reichte der Unterschied, um es allgemein gemütlicher zu machen.

Ja, Magie konnte imposant, einschüchternd und mächtig sein -doch letztlich waren es die subtilen Dinge, die wirklich zeigten, was Können bedeutete. Und weswegen das Einhorn seine Partnerin so schätzte. Sie war Pragmatikerin, bodenständig und sah Magie als Hilfsmittel; nicht als Darstellungsmittel. Für die Sidhe war es ein Handwerk, welches sie auszuüben hatte -nicht besser und schlechter als das eines Schuster, oder Metzgers oder Bauers. Riketz wusste um das gesunde Selbstbewusstsein seiner Partnerin und auch um ihre idealisierte Weltanschauung, aber er wusste auch, dass Mari den Handwerkern mit Respekt gegenübertrat. Es war nämlich das eine Magie zu wirken -aber um wirklich helfen zu können, musste man wenigstens rudimentäre Kenntnisse haben, was man tat -und das beileibe nicht nur im Wirken von Magie. Wenn ein Gebäude einsturzgefährdet war und gestützt werden sollte durch Magie, musste der Magieanwender im Idealfall Ahnung der physikalischen Schwer- und Druckpunkte haben, um mit Hebelwirkung und Co. die optimalsten Gegenpunkte zu drücken. Er könnte auch einfach das ganze Gebäude versuchen zu stützen und in Stasis zu halten -aber die dazu benötigte Energie war immens und kaum von einem Sidhe-Gespann tragbar. Somit war Mari zwar meistens eine recht kühle Persönlichkeit, jedoch eher aus dem Grund, dass sie alles als Lehrveranstaltung sah und dabei keine unwichtigen Konversationen betreiben, sondern Fokus auf Informationen legte.

Mari war fertig mit ihren Lampen. Aus einer der zwei Lampen hatte sie das Öl umgegossen und somit waren es nun die zwei großen Laternen und zwei kleine, die den Raum erhellten. Mit einem erleichtertem Aufseufzen erloschen ihre Lichtkugeln und der Raum war nur noch in den warmen matten Schein der Stalllaternen gehüllt. Mit einer Hand rieb sie sich über die Schläfen und Augen. Kopfschmerzen -und das nicht erst seit Kurzem.

„Du hättest etwas sagen können. Sie waren so dezent, ich habe sie nicht einmal mitbekommen! Es wäre mir ein leichtes gewesen die Lichter am Leben zu erhalten.“, Riketz's Stimme war missmutig und leicht besorgt.

„Das war Sinn der Übung. Mir geht es gut. Ich tat das mit Absicht.“, fing die Sidhe an, und da sie nur ein Schnauben bekam, setzte sie auch mit einer Erklärung an. „Es ist einfach Magie zu wirken und zu halten, wenn es mir gut geht -aber ich sollte mich auch immer daran üben die Konzentration auch dann halten zu können, wenn dies einmal nicht der Fall ist. Und als durchgefrorener, halbertrunkener, hundemüder Lappen fühlte ich mich schlecht genug, um mir diesen Rat auch zu Herzen zu nehmen. Und die Zweite Sache: Man sollte sich stets bemühen Etwas zu verstärken, als mit seiner Magie etwas eigenständiges darzustellen. Konzentration und ein kühler Kopf ist das wichtigste. Man muss selbst in einem Sturm dazu in der Lage sein seine Gedanken so ruhig zu ordnen, als rege sich kein Lufthauch -oder sollte es zumindest, wenn man nicht Gefahr laufen wollte sich zu überschätzen und ernsthaft selbst zu schädigen“

„Mari! Wir sind hier nicht in Shirga! Hast du die Bücher auswendig gelernt?!“

„Dummkopf! Natürlich nicht. Aber nur weil du nach wie vor enttäuscht bist mit deinen Augen keine Bücher lesen zu können, heißt das nicht automatisch, dass keine praktischen Vorschläge in ihnen stehen -und glaub mir, bevor wir uns fanden hatte ich viel Muße und Motivation alles erdenkliche zu finden, um auch nur bestmöglichst etwas aus meinem bisschen Potenzial herauszuholen.“ Letzteres klang verbittert und sie war es auch -selbst nach all den Jahren. Es war ein allgegenwärtiges und offenes Geheimnis unter den Sidhe, dass nicht die Stärke der Magie auschlaggebend war -sondern die Meisterung ihrer Nutzung. Je mehr Wissen man besaß – auch über seine Umwelt -desto effektiver konnte man seine Gabe nutzen. Riketz indessen war nun wirklich verwirrt...Warum sprach Mari „laut“? Also..richtig „laut“? Seine Partnerin war sonst sehr darauf bedacht ihre Gespräche gedanklich und privat zu gestalten, ebenso, dass sie darauf bedacht war, sich keine Blöße zu geben. Und „ein durchgefrorener, halbertrunkener, hundemüder Lappen“ war nun sicher nicht das Bild, welches Mari anderen von sich vermitteln wollte. Und sie hatte öffentlich kundgetan, dass ihre Magie von sehr schlechten Eltern war! Auf einer tiefereren Ebene sandte er also seiner Partnerin seine Irritation -und bekam auf gleichem Wege und nun wirklich abgeschottet Antwort.

„Hast du ihren Kommentar nicht gehört? Sie ist sich dessen nicht bewusst und weiß ihre Magie nicht zu nutzen, richtig? Und sie wird sich kaum von mir belehren lassen oder gar um Hilfe fragen. Weißt du wie gefährlich ein Magiebegabter Mensch ohne Ausbildung ist? Ich kann nicht einmal ermessen, wie das mit einem "Waldkind" sein soll und du hast sie auch angefangen zu unterrichten. Seit wann hinterfrage ich deine Entscheidungen?!“
, antwortete sie ihm also prompt und hinterließ heftiges Herzklopfen bei dem Einhorn, als es seine eigenen Handlungen nun überdachte. Nicht nur das verwirrte ihn: Seine Partnerin verwirrte ihn. DAS war der Grund, warum ein Einhorn sich an einen Menschen binden würde, auch wenn er in der Sache natürlich kein Mitspracherecht hatte, genauso wenig wie Marijke. Aber was auch immer diese Bindungen möglich machte, oder die Seelenpartner auswählte -Riketz hätte sich niemanden anderen gewünscht -egal wie phantasielos ihm die Sidhe manches Male vorkam.

[Mari entzündet noch zwei Lampen| ein hörbares Gespräch zwischen den Sidhe-Partnern, in der kein Wort an Ishara gerichtet wird]
Andere Ameisen: Tenebrae, Zirp, Anuka

Marijke

 
Beiträge: 29
Registriert: Fr 8. Jun 2012, 19:17

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Sa 28. Feb 2015, 00:08

Auch die Halbelbe hatte jene magischen Lichter nicht bemerkt. Es war lediglich die plötzliche Veränderung des Lichtes, die ihre Aufmerksamkeit weckte, ohne, dass Ishara fähig gewesen wäre genauer zu ergründen, was geschehen war oder weshalb.
Sie hatte sich nicht an Riketz Nähe gestört, so wenig, wie an Cyrons Blick, auch wenn das eigentlich nicht zu vergleichen war. Er war ein Einhorn und verstand vermutlich wenig von menschlichem Schamgefühl. Jetzt jedoch wirkte die Blonde erneut alarmiert und aufmerksam flackerte ihr Blick durch den Raum, Spannung erfasste den mageren Körper. Würde etwas geschehen?
Aber nichts, nichts, das sich erkennen ließ und langsam beruhigte sie sich wieder, wenn die Schützin auch ihre Waffen wieder in Reichweite behielt. Was das Schweigen betraf empfand Lileth es tatsächlich als beinahe natürlich, denn die Stille war ihr weit vertrauter als das Gespräch mit anderen und so war es eher jene Unterhaltung, die ihr weit mehr Unbehagen bereitete. Die Halbelbe konnte nicht sofort begreifen, worum es ging, wohl aber fühlte es sich an, als seien diese Worte keineswegs für sie bestimmt. Hatte sich durch die Begegnung mit Riketz irgendetwas in ihrem Bewusstsein… Geöffnet? Wie eine Art zusätzlicher Sinn? Ein zweites Gehör? Und nun war es unmöglich geworden wegzuhören?
Der Gedanke verunsicherte Ishara und sie wusste nicht recht, wie sie dazu stehen sollte, konnte es im Augenblick auch nicht entscheiden. Und sie gab sich redlich Mühe, nicht allzu genau zu lauschen und die Privatsphäre der beiden zu wahren so gut sie es konnte. Zumidnest anfangs. Aus Dankbarkeit, aus einem vagen Anflug von Sympathie heraus und auch aus Selbstschutz. Nicht zu hören, was nicht für ihre Ohren bestimmt war und kaum mehr als Ärger bereiten mochte, doch… Gerade, als das Gespräch andauerte, erwachte auch ihre Neugier.
Da ging es um Magie. Wenn sie auch nicht alles genau begriff, soviel verstand das Halbblut. Und Ishara hatte noch nie jemanden getroffen, der in solcher Weise davon sprach. Begegnet waren ihr Misstrauen und Furcht, wachsame Blicke und Vorurteile. Aber natürlich war die Sidhe selbst eine Zauberin, nicht wahr? Wenn es auch nicht klang, als wäre sie sonderlich machtvoll. Ob das beruhigend sein sollte? Was bedeutete überhaupt Macht, wenn es um Zauberei ging? Was war viel und was war wenig? Was nutzte es zu wissen, dass Mari über vergleichsweise geringe Macht gebot, wenn selbige dennoch genügen würde, um sie in Schwierigkeiten zu bringen?
Also… Hörte die Halbelfe zwar zu, doch wagte nicht, es auch nur zu zeigen, während sie sich an Cyrons nassen Pelz schmiegte, wagte nicht Fragen zu stellen, die ihr in den Sinn kamen. Lileth hätte… Gern mehr von dem verstanden, was bisweilen mit ihr, oder um sie herum geschah. Sie hatte sich daran gewöhnt, glaubte bisweilen gar eine gewisse Kontrolle zu erlangen, doch andererseits ereigneten sich genau dann wieder Dinge, die auch für den Mischling selbst erschreckend waren. Wie das eine Mal als… Rasch unterbrach sie diesen Gedanken. Gewiss würden die Elfen es sie lehren können, nicht wahr? Ihr Vater würde ihr mehr davon zu berichten wissen und bis dahin… Ließ sich vielleicht wenigstens diesem Gespräch etwas entnehmen.
Fragen aber hätten verraten, dass sie diese Worte gehört hatte und wahrscheinlich würde man ihr das übel nehmen. Fragen würden vermutlich ohnehin unbeantwortet bleiben, was sollten sie die Sidhe schließlich kümmern? Ishara an ihrer Stelle… Hätte es vermutlich auch nicht gekümmert. Also kein Wort. Neugier war ohnehin der Katze Tod.
Lileth schloss die Augen, doch ihre übrigen Sinne wurden auf diese Weise umso aufmerksamer, auch jenes merkwürdige, Innere Ohr… Trotzdem war so zugleich schwieriger die Erinnerungen fern zu halten, die aus ihrem Bewusstsein aufsteigen wollten, so als wäre ihr Geist auch dafür geöffnet worden. Magie… Es war seltsam. Geschichten waren voll davon. Von böser Magie, aber auch von guter, von Helden und Zauberkünstlern, doch die Menschen, die tatsächlich damit konfrontiert worden waren hatten sich… Wenig bezaubert gezeigt. Mit einem Seufzen schlug Ishara die Augen wieder auf, versuchte die Gedanken fast gewaltsam zu vertreiben. Weder wollte sie sie, noch konnte sie sie jetzt gebrauchen.
Hier waren doch… Genug Probleme für den Moment, nicht wahr? Unsicher riskierte sie einen Blick in Richtung der Sidhe und ihres Partners, schlug die blauen Augen rasch wieder nieder. Es wäre das Beste gewesen zu schlafen, das war der Halbwüchsigen durchaus bewusst. Sie fand sich im Trockenen und es war warm. Warm genug jedenfalls und wärmer, als ihr seit Tagen gewesen war. Sie war, sofern sie sich entschied auf Riketz und seine Partnerin zu vertrauen, sicherer als seit langem. Es war eine gute Gelegenheit, um auszuruhen. Sie würde ihre Kraft noch brauchen. Am nächsten Tag, an dem, der folgen würde. Und sie war bei weitem müde genug. Wieso also… Schlief sie nicht?
Ganz einfach… Weil sie trotz allem viel zu neugierig war. Zu neugierig. Lileth seufzte noch einmal, leise und unterdrückt. Bedachte man, dass sie vor kurzem noch an ihrem Feuer gesessen hatte, hatte sich die Situation ziemlich rasch und gründlich verändert. Sie war… Nicht unbedingt ein Freund von Veränderungen. Zumeist brachten sie nur wenig Gutes mit sich.

[Ishara lauscht neugierig, wagt aber nicht, sich einzumischen]
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

Benutzeravatar
 
Beiträge: 36
Registriert: Sa 7. Feb 2015, 22:54

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Marijke » Mo 2. Mär 2015, 12:18

„Du hättest trotzdem von mir Energie beziehen können.“, meinte Riketz nach einiger Zeit brummig. Irgendetwas schien ihm durch den Kopf zu gehen, das war sichtbar.

„Hätte ich nicht, und das weißt du. Du warst viel zu weit weg. Das bisschen Magie, dass ich hätte beziehen können, hätte ich gleich zum Ausgleich des Energieverlustes verwenden müssen. Entfernung, Riketz. Je weiter entfernt das Objekt zur Magiewirkung ist, desto mehr Energie benötigt man, um es ausführen zu können. Außerdem könntest du es auch durchaus selbst probieren die Lichter wieder zu erschaffen.“, konterte die Sidhe genauso laut, wie zuvor.

Unbehagen seitens des Einhorns. Er war ein denkbar schlechter Proband um etwas zu verschweigen oder einem anderen Anschein zu geben. Nun, wo er wusste, worum sich das Gespräch eigentlich drehte, fiel es ihm schwer sich nicht zu verraten, oder überhaupt wirklich zu fokussieren, was er am besten antworten sollte um seiner Partnerin den Gesprächsball wieder zuwerfen zu können. Warum musste das auch so kompliziert sein! Warum nicht einfach reden, was man dachte? Er spürte, wie Mari ihm gedanklich tröstend angrinste -half ihm nun nicht gerade. Also konzentrierte er sich auf die ihm gestellte Frage und überließ den Rest der Menschenfrau.

„Und am Ende brenne ich das Haus nieder?!“, fragte er so unschuldig wie möglich. Der geknickte Unterton war jedoch ebenso hörbar.

„Würdest du deine Konzentrationsübungen absolvieren, und zwar regelmässig!, fiele es dir viel leichter deine Reserven zu dosieren.“, war die sachliche Meinung von Mari.

„Es ist aber eine langweilige Übung! Und ich bekomme davon Kopfschmerzen. Es fühlt sich wie Zeitverschwendung an. Man kann doch eine Kerze entzünden und sie einfach so betrachten? Warum soll ich mir eine bildlich vorstellen?!“, stöhnte Riketz. Und er meinte es so. Er sprach dabei eine der einfachsten Konzentrationsübungen an, die für ein Tier jedoch ungleich schwerer auszuführen war. Für das Einhorn war eine Kerzenflamme etwas abstraktes und unnatürliches, was er als Eindruck erst durch den Menschenkontakt erlernt hatte. Für einen Menschen hingegen war es eine gute Übung. Eine Kerzenflamme zog automatisch Aufmerksamkeit auf sich, wenn man sich erst einmal darauf konzentrierte.

„Was hat Ginil denn gesagt, was du dir vorstellen sollst zum Fokussieren?! Deine Sinne sind nun einmal anders als menschliche; natürlich fällt es dir schwer eine Kerze so vorzustellen, wie du sie für diese Übung brauchst.“, fragte Mari und ging auf sein Gejammer gar nicht ein. Als sie keine Antwort bekam hob sie nur eine Augenbraue und konnte sich mit einem Mal die Antwort denken. Da das Einhorn auch noch ein wenig mit den Hufen scharte und abwesend einen der Pfeiler abschnaubte und dann auch noch daran herum knabberte wurde es zur Gewissheit.

„Du hast sie gar nicht gefragt....Du hast sie einfach nicht gefragt?!“. Die Sidhe war ehrlich erstaunt. Sie wusste auch nicht, ob sie das urkomisch finden oder sauer sein sollte.

„Wir hatten andere Sachen beredet...“, gab das Einhorn kleinlaut zu.

„Dann hast du nun Pech und musst eben mit der Kerzenflamme vorlieb nehmen..und wehe du fackelst hier etwas an!“, mahnte sie in strengem Ton. Innerlich musste Marijke ja doch schmunzeln. Ihr Partner hatte die eigentlich Intention des Gespräches schon wieder vergessen und war nun wirklich wieder der Sidhe-Schüler, wie sie es beide vor nicht allzu langer Zeit noch gewesen waren. Ein klein wenig tat er ihr auch leid -aber es war ja für einen guten Zweck, und er hatte die Übung wirklich nötig, befand sie.

„Beweise mir, dass du so etwas nicht nötig hast. Dann petze ich eventuell auch nicht.“ Ihr schräges Grinsen war nun deutlich auf ihrem Gesicht und wurde sogar noch breiter, als das Einhorn leicht entsetzt den Kopf hoch warf und sich ein Stück wegdrehte. Riketz hatte einen Heidenrespekt vor der älteren Einhornstute Ginil, welche die Partnerin des Oberen Kirons war und auch noch Riketzs persönlich Lehrmeisterin. Immer noch genierte sich das Einhorn und gab ihr keine Antwort. Würden Einhörner rote Ohren bekommen können -Seine wären knallrot.

„Es ist nicht so schwer. Stell dir den Wassertrog vor. Er ist Randvoll mit Wasser gefüllt. Wenn du deinen Kopf zu schnell und zu tief hineinstoßen würdest, würde das Wasser mit einem Schlag sehr schnell überlaufen und den ganzen Boden um dich herum durchnässen und wenn du wirklich zu hektisch dabei bist -kannst du am Ende nur noch vom Wasserbenetzten Trogoden lecken.“ , versuchte Mari ihm konkrete Vorstellungen zu geben.

Genau genommen war das nicht die Art um Magie anwenden zu können. Eigentlich so gut wie gar nicht. Aber darum ging es auch nicht. Sie hatte ein Einhorn vor sich (was verdammt nochmal seine Prüfung bestanden hatte!) und einen Elf -ging sie jedenfalls von aus. Anders als andere Wesen, mussten Beide gar nicht lernen, was und wo ihre Magie war. Im Gegenteil: Sie mussten Kontrolle lernen und Bewusstsein. Riketz war ein guter Beweis das die Lehrschritte mit Worten und Zeichen eher Zeitverschwendungen waren an diesen Wesen und nur zur Verwirrung beitrugen. Ein Mensch musste das Schwimmen erst lernen -einen Fisch dagegen brachte man einfach aus dem Konzept, wenn man ihm das Wasser genauso nahe brachte, wie man das mit einem Menschen beim Schwimmen lernen tun würde. Einem Fisch brachte man dagegen bei sich des Wassers bewusst zu werden und wie er sein Element gezielt einsetzen konnte und was er überhaupt instinkthaft bereits meisterhaft tat.. Und das Einhorn war ein vorbildlicher Fisch gewesen...er konnte sogar wie einer schauen.

Jetzt tat sich etwas und das Einhorn ging tatsächlich an der zusammengerollten Ishara und einen noch mehr zusammengerollten Cyron vorbei zum Trog und hielt seinen Kopf hinein um das Wasser zu begutachten.

„Ersteinmal musst du mit deinem Maul Kontakt zum Wasser herstellen -nur ganz sacht, dass es sich nicht bewegt, aber du fühlst es. Und dann kannst du es versuchen zu kontrollieren. Was passiert, wenn du deine Lippen ein wenig bewegst, den Kopf schwenkst. Wie schnell oder langsam musst du sein, damit kein Tropfen zu Boden fällt. Und mit der Kerze ist es genauso. Aber den Vergleich spar ich mir..du siehst beschäftigt aus.“, endete sie ihre Erklärung etwas lahm, da sie absolut keine Aufmerksamkeit mehr von dem Einhorn bekam. Kopfschüttelnd blieb ihr Blick auch noch kurz bei der Fremden samt Hund hängen. Was auch immer sie war oder wer, es musste äußerst interessant sein, wenn Riketz wie ein Glühwürmchen davon angezogen worden war. Letztlich war es egal und Mari lies das Einhorn Einhorn sein und die Fremde..nun fremd. Die Sidhe löschte die zwei kleinen Laternen und lies die Großen leuchten, nahm sich ihre Decke und rollte sich ihrerseits zusammen.

„Und was mach ich mit dem Wasser? Trink ich daraus nun?“ -ertönte nach einer guten halben Stunde Riketz Stimme. Zwischendurch war immer wieder leises Plätschern erklungen, sowie unterdrücktes Prusten.

„Mari?! Was mach ich nun damit? Ich kann mit Wasser in meinen Nüstern doch keine Lichter entzünden?“

„Sag ich dir morgen..lass mich schlafen...“

„Aber...ich möcht nicht aus einem Trog trinken...“

„Du solltst auch nicht daraus trinken.“

„Und warum sollte ich damit rumspielen?“

„Du solltest dir das vorstellen, nicht den Stall fluten.“ Mit einem Seufzen schlug sie also die Augen wieder auf. Geschlafen hatte sie zwar noch nicht, aber leicht verärgert war sie trotzdem.

„Es geht darum, dass du aus dem Trog schöpfst, als würdest du Blumen gießen wollen. Du nimmst immer nur soviel, wie deine Blume braucht...und der Trog ist immer Randvoll. Also musst du behutsam vorgehen und konzentriert um die richtige Menge herauszunehmen, damit dein Trog nicht überschwabt und deine Blume nicht ertrinkt.“

„Warum will ich denn Blumen gießen? Es regnet doch.“

Mari zog sich einfach die Decke über ihren Kopf. Das sollte ihm Antwort genug sein

[Mari und Riketz unterhalten sich weiter|Mari bringt das Einhorn dazu seine "Hausaufgaben" zu machen]
Andere Ameisen: Tenebrae, Zirp, Anuka

Marijke

 
Beiträge: 29
Registriert: Fr 8. Jun 2012, 19:17

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Mo 2. Mär 2015, 22:51

Obgleich sie nicht sicher war, ob jene Informationen jemals relevant für sie sein mochten, bemühte Ishara sich doch, nachzuvollziehen, was Mari für Riketz erläuterte. Tatsächlich wirkte das Gespräch ein wenig wunderlich, auf den Gedanken allerdings, dass es inszeniert sein könnte kam Lileth gewiss nicht. Es war nicht unbedingt leicht, weil jene Dinge irgendwie abstrakt klangen, weil sie eben keine Sidhe war und auch keinen Partner hatte, von dem sie überhaupt irgendetwas hätte beziehen können, aber andererseits bestanden da zumindest Ähnlichkeiten.
Die Halbelbe erinnerte sich durchaus an Gelegenheiten, zu denen sie Kraft aus ihrer näheren Umgebung geschöpft und dabei Spuren hinterlassen hatte, jedoch ungewollt und unbeabsichtigt. Vielleicht war das kein so großer Unterschied. Andererseits, so lange sie so etwas ohnehin nicht bewusst zu tun vermochte, spielte Reichweite da eine Rolle? Das war schwer zu sagen. Dennoch mochte es nicht schaden, sich dieses Detail zu merken, in ihrem Kopf gab es genügend potentiell unbrauchbares Wissen auf der einen und genug ungenutzten Raum auf der anderen Seite…
Auch Ishara spürte das Unbehagen des Einhorns ohne, dass sie es jedoch hätte deuten können. Im Endeffekt versuchte sie es, auf die Antwort des Hengstes zu beziehen und auf das, was er ihr bereits zuvor gesagt hatte. Riketz war also anders als seine Partnerin stark magisch begabt… Nun was wollte man von einem Einhorn auch erwarten? Nun klang es jedoch so, als wüsste er dafür nur bedingt mit diesen Kräften umzugehen… Allmählich begann Ishara sich zu fragen, wo sie sich einordnen müsste. Nicht, dass es wichtig war. Sie war keine Magierin und legte auch wenig wert darauf eine zu sein. Aber da war unbestreitbar irgendetwas an ihr, dass sie manches Mal gehasst und manches Mal geliebt hatte, abhängig von den aktuellen Geschehnissen.
Die Sache mit den Konzentrationsübungen klang merkwürdig in den Ohren der Halbelbe und Lileth war nicht sicher, ob sie wirklich richtig verstanden hatte, worum es ging. Wieso sollte man sich eine brennende Kerze vorstellen? Was sollte das nutzen? Die Blonde tat es im Grunde unwillkürlich und im Gegensatz zu Riketz fiel es ihr natürlich nicht weiter schwer, doch spürte sie auch nichts Besonderes daran. Ein Stück Talg mit einem Docht, das warme Glühen eines bläulichen Flämmchens, das in jedem Luftzug tanzte. Sogar den zugehörigen Geruch hatte sie für einen Augenblick in der Nase. Den, den billige Kerzen absonderten, wenn sie zerliefen…
Es war wirklich nicht besonders spannend, das zu tun. Vor allem regelmäßig und langfristig? Die Halbelbe wusste das Empfinden des Einhorns gut nachzuvollziehen, nachdem das Bild in ihren Gedanken bereits wieder verblasst war.
Wer mochte wohl Ginil sein? Ein Lehrer offenbar. Wer würde wohl ein Einhorn unterrichten? Und weshalb? Das klang schon wieder merkwürdig, beinahe so, als würden Ishara ein paar wesentliche Informationen fehlen, um das ganze vollständig zu erfassen. Andererseits war das Gespräch ja auch gar nicht für ihre Ohren gedacht…
Ob man wirklich mit der bloßen Vorstellung einer Kerzenflamme Feuer heraufbeschwören konnte? Das klang nun wieder ziemlich beeindruckend. Andererseits hatte Riketz ohne ein Zeichen besonderer Mühe das Wasser erwärmt und auch den Raum.
Eben jenes Wasser wählte die Sidhe nun für ein neues Beispiel und die Worte schienen der Halbelfe tatsächlich recht abstrakt. Natürlich das Bild eines überschwappenden Gefäßes war einprägsam aber… Magie mit etwas so simplen wie einem Wassertrog gleichzusetzen fühlte sich falsch an und die Sache mit den Blumen entlockte auch Lileth ein irritiertes Stirnrunzeln, so lange jedenfalls, bis sie bei Riketz unverhoffter Bemerkung erheitert schmunzeln musste. Nachdem sie schon zuvor verwundert auf das Plätschern und Platschen so wie die beinahe ein wenig unbedarften Kommentare gelauscht hatte. Allerdings, dieses Wasser hätte die Halbelfe auch nicht mehr trinken mögen. Als nun schließlich Stille einkehrte, grübelte Ishara nicht mehr allzu lange, über Wassertröge, Kerzen, Blumen und Einhörner oder auch über all die anderen merkwürdigen Dinge, die jener Abend mit sich gebracht hatte.
Die Schützin fiel in einen tiefen, erschöpften Schlaf während der Wind draußen unbarmherzig an den Wänden des Gebäudes zerrte und Regen fast rhythmisch auf das Dach niederprasselte. Im Inneren blieb es weiterhin trocken und warm, die Stille nur von gleichmäßigen Atemzügen und ab und an einem leisen Schnarchen durchbrochen.

Die Träume jener Nacht waren wirr, auch wenn das alles war, woran Lileth sich später noch erinnerte, nicht jedoch an irgendwelche Details. Möglicherweise waren brennende Scheunen darin vorgekommen, aber sie hätte es nicht beschworen. Entgegen ihrer üblichen Gewohnheit erwachte die Schützin an jenem Morgen langsam und mit einer gewissen Trägheit. Groß der Drang, die Augen geschlossen zu halten und noch ein wenig länger ins Reich des Schlafes abzudriften. Selbst Cyron schien noch nicht bereit sich aus seinen Hundeträumen zu lösen. Sie spürte, wie die Muskeln des Tieres sich dann und wann spannten, während kleine Laute aus seiner Kehle drangen. Wer wusste schon, welcher Beute er gerade nachstellte?
Langsam jedoch, obgleich sie sich nicht allzu sehr um das Erwachen bemühte, schärften sich die Sinne der Blonden und so wurde sie sich einerseits ihrer Umgebung deutlicher bewusst, wie auch der vergangenen Geschehnisse. Plötzlich richtete sich die Schützen rasch genug aus ihrer Schlafposition auf, um von einem flauen Schwindelgefühl gepackt zu werden und zu sehen, wie Cyron das blaue Auge vorwurfsvoll ein kleines Stück öffnete.
Ishara Gefühl nach musste es noch recht früh am Morgen sein und mit einem Blick in Maris und Riketz Richtung schienen die beiden noch friedlich zu schlummern. Warum auch immer war das eine beruhigende Tatsache und Lileth blieb für den Augenblick einfach neben ihrem Hund sitzen.
Es wäre eine gute Gelegenheit ihre Sachen zu nehmen und sich leise hinaus zu schleichen. Das war, was sie normalerweise getan hätte. Konfrontationen jeglicher Art vermeiden. In diesem Fall allerdings? Warum eigentlich? Ihre Wege würden sich beim Aufbruch gewiss trennen, aber vielleicht konnte sie noch ein paar Worte mit dem Einhorn wechseln? Wenn bisher nichts geschehen war, wieso dann jetzt? Andererseits bedeutete jede Stunde Tageslicht ein wenig mehr Weg, den sie zurückgelegt hätte, eine etwas größere Annäherung an ihr Ziel, hoffentlich zumindest.
Also erhob sich die Blonde schließlich möglichst geräuschlos und begann zumindest damit, ihre Sachen zusammen zu suchen. Natürlich war vor allem der Umhang noch deutlich feucht, doch um das zu ändern hätte es wesentlich mehr Zeit bedurft als die Nachtstunden. Vielleicht hatten sich die Wolken verzogen und die Sonne würde sich heute sehen lassen, das mochte helfen. Wenn nicht wäre es auch nicht zu ändern. Cyron indes verfolgte ihre Geschäftigkeit eher träge, selbst als Ishara schließlich die Tür ein Stück weit aufstieß, um nach draußen zu spähen. Es war wirklich noch früh und der Tag grau und trübe. Zwar hatte es zu regnen aufgehört, doch schwere, dichte Nebelschwaden lagen über der Umgebung und schienen das verlassene Gebäude vom Rest der Welt abzutrennen. Da war es im Inneren wirklich sehr viel gemütlicher…

[Nach einer interessanten Unterrichtseinheit ist Schlafenszeit und ein neuer Tag bricht an]
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

Benutzeravatar
 
Beiträge: 36
Registriert: Sa 7. Feb 2015, 22:54

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Marijke » Fr 6. Mär 2015, 23:38

Es hatte lange gedauert, bis auch das Einhorn Ruhe gab und sich selbst zur Ruhe legte. Die Fragen schwirrten noch eine Weile durch seinen Kopf und würden mit Sicherheit noch an seine Umgebung gerichtet werden. Genau wie die Frage, wie Schnee nun schmeckte...Er hatte ein Talent just diese Fragen zu suchen und zu finden, die rein philosophischer Natur waren und überhaupt keine wirkliche Antwort bekommen konnten. Auch neigte er dazu einerseits mit „Es IST einfach.“ zu antworten und andererseits hinterfragte er absolute Wahrheiten mit Skepsis. Es war ein Zwiespalt und unbefriedigend. Unter Einhörnern mochte das ja ein netter Zeitvertreib sein. Kein Wunder, dass diese Wesen mit Erinnerungen und Eindrücken sprachen, in der jeder die Interpretationen des anderen erfahren konnte und dann selbst interpretierte. Für seine Mitwesen war es jedoch manchmal eine große Last für ihre Nerven, wenn Riketz mit Worten versuchte Antworten, die es ja gar nicht gab, bei ihnen zu suchen. Nichtsdestotrotz war auch in dem Einhornschädel irgendwann Ruhe und der Schlaf tilgte für eine Weile seine Antwortensuche.

Das Geräusch der Tür und die hereinwehende kalte Luft weckten ihn. Leider war er nicht so behände oder so lautlos, wie Ishara. Wenigstens belief sich der Schaden nur darauf, eine der kleinen Lampen umzukippen., ehe er es schaffte bei dem Waldkind an der Tür zu sein. Tief sogen seine Nüstern die Luft ein, als genieße er etwas äußerst kostbares und schönes. Dabei konnte man nun nicht sagen, dass der Stall stank. Selbst mit der Gruppe, die die Nacht darinnen verbracht hatte, verströmte es nur leicht dumpfe Wärme mit dem Geruch von Schlaf, Pferd, Hund und Schafen. Es war der Nebel, den er so intensiv betrachtete. Auch ging das Einhorn ohne Gruß an Ishara vorbei nach draußen, wo es abermals dann reglos stehen blieb.

„Ich glaub, ich weiß nun, wie die Antwort lautet.“, gab er kund und drehte sich halb zu der Bogenschützin um. Vorsichtig beschnaubte das Tier den Schopf des Waldkindes, ehe sein Blick sich wieder nach vorne richtete.

„Warum gießt man Blumen, wenn der Regen dies tut? Weil der Regen zu wenig ist. Warum pflanzt man Blumen dort, wo es für sie nicht ratsam ist zu wachsen? Weil es schöne Blumen sind....Es sind die Menschen. Sie sind wie Kinder und spielen herum -begreifen die Welt nicht so wirklich und entdecken ständig neue Sachen. So pflanzen sie Blumen, weil sie diese schön finden -genau wie ein Kind Blumen pflückt und sie damit zum Tode verurteilt, obwohl es dies mit Unschuld und Unwissen tat.“ Ob das Gespräch wirklich an Ishara gerichtet wurde, war absolut nicht ersichtlich. Genauso gut könnte es ein Selbstgespräch sein.

„Sie glauben auch mit Magie Blumen gießen zu müssen...aus den selben Gründen, wie ich keine Blumen gieße. Sie wissen nicht, dass der Regen immer kommt.“
, schnaubend hielt das Einhorn inne, unfähig in Worte zu fassen, was er ausdrücken wollte. Es war zum verrückt werden! Magie war ein Teil von ihm und er nutze ihn auch aktiv und oft -aber nicht...SO aktiv, wie es die Sidhe verlangen und tun. Er gießt keine Blumen. Und wüsste auch nicht, wie er das tun sollte, wenn er müsste. Einerseits beunruhigte ihn der Gedanke, dass selbst die Sidhe-Ausbildung nicht unbedingt mehr Kontrolle über seine Kräfte gebracht hatte. Bei Bedarf handelte er instinktiv. Er lies wortwörtlich den Kopf hängen. Es waren die Gedanken, die ihn dahingehend verunsicherten.

Um sich abzulenken tat Riketz einmal etwas sinnvolles und knickte seine Vorderbeine ein. Sehr unelegant lies das Einhorn sich nun auf die Regengeschwängerte Wiese platschen – und wälzte sich ausgiebig. Die schmatzenden Geräusche von plattgedrücktem Gras und aufgeweichtem Erdreich ergaben eine nette Geräuschkulisse. Insgesamt waren seine Reinigungsversuche sehr...abstrakt. Falls er glaubte sich wirklich zu säubern, hatte er nicht bedacht, dass unter dem schön nassen Grün der Matsch lauerte und er gerade dabei war, sich eine neue Schicht Schmutz anzulegen.

Im Inneren des Stalles kam kein Lebenszeichen. Unruhig drehte die Sidhe sich um und zog die Decke über die Ohren, um den Kältezug auszusperren und ebenso sich gegen das Erwachen zu wehren. Es war die Ironie der Situation, dass sie dabei ähnlich handelte, wie der riesige Hund, der ebenso den anbrechenden Tag ignorierte und vorallem die beiden Frühaufsteher.

Riketz indessen lag nun wie eine Flunder im ertränkten Wiesengrün und bewegte sich einfach nicht mehr. Ihm war einfach nicht danach und eigentlich war es ganz interessant die Welt mal aus diesem Blickwinkel zu spüren...

[Riketz nimmt ein Schlammbad]
Andere Ameisen: Tenebrae, Zirp, Anuka

Marijke

 
Beiträge: 29
Registriert: Fr 8. Jun 2012, 19:17

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Di 10. Mär 2015, 22:47

Isharas Aufmerksamkeit galt dem Nebel. Den tanzenden Schwaden, die Bilder zu formen schienen, Wege öffneten, die an fremde Orte führten, vielleicht in fremde Welten. Es fühlte sich an, als wäre dort etwas jenseits der hellen Schwaden, dass man nicht ungestraft berühren, nicht einmal betrachten durfte, etwas, das ihre Haut mit einem kribbelnden Gefühl überzog, bis die feinen Härchen sich aufrichteten und es den mageren Körper der Halbelfe beinahe schüttelte. Und nicht vor Kälte, obgleich selbige schon wieder heimtückisch nach ihr griff.
Und trotzdem erschrak sie nicht, als Riketz an sie herantrat. Die Blonde hatte das Einhorn nicht gehört. Nicht mit bewussten Sinnen wahrgenommen, wie er sich erhoben hatte und zu ihr getreten war, aber es hatte sie nicht überrascht. Beinahe, als hätte Lileth es auf andere Weise zur Kenntnis genommen, ohne es selbst zu ahnen.
Als die Schützin jedoch den Kopf zu Riketz wandte spürte sie dennoch in erster Linie Erleichterung. Das bedrückende Gefühl wich langsam, als würde die Gesellschaft des Einhorns vertreiben, was immer hinter den Nebeln lauerte. Nicht stark genug, um es mit mehr als einem aufzunehmen.
Wie Riketz nahm sich auch Ishara die Zeit für einen tiefen Atemzug und die kühle Luft strömte in ihre Lungen, verhalf ihr dazu, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Vermutlich war sie einfach müde und von den Fetzen eines Traums heimgesucht worden. Einbildungen, Ängste… Sie schüttelte den Kopf und blickte zu dem jungen Hengst, der an ihr vorbei nach draußen gegangen war, wo Nebelschwaden an ihm leckten, ohne ihn wirklich zu berühren.
Jetzt ergab sich eine Gelegenheit das Einhorn bei Licht zu betrachten. Einem vielleicht sogar schmeichelhaften Licht, trotz des trüben Morgens. Inmitten der Nebellandschaft wirkte Riketz umso mehr, wie etwas Magisches. Unberührbar, so wie der Nebel und ein weicher Schimmer lag über dem silbrigen Fell des Fabelwesens. Einen Augenblick lang versank Lileth völlig in diesem Anblick, blind für alles andere um sie herum.
Er war schön, wunderschön auf die gleiche Art und Weise, wie du ungezähmte und unberührte Natur. Die Proportionen des zierlichen Körpers, die weichen Strähnen von Mähne und Schweif und das schillernde Horn. Bis hin zu den blauen Augen. Ishara war weit von jeglicher poetischen Vorstellung entfernt, doch dieses Bild berührte etwas in ihr, dass sie es schätzen ließ, sie für einen Moment seltsam berührte und zur Sprachlosigkeit verdammte.
Es war Riketz, der die Stille und damit auch wen Zauber brach, während er sich vielleicht gar nicht an die Halbelfe wandte, sondern nur um sich selbst. Sie spürte den Hauch seines Atems in ihrem Haar, als er den Kopf zu ihr wandte und eine merkwürdige Beklommenheit hatte sich über die Blonde gelegt und war nur schwer abzuschütteln, als sie stirnrunzelnd zu verstehen versuchte, sich um Antworten bemühte. Zögernd verließ sie dabei die Schwelle und trat ebenfalls ein Stück in den kalten Morgen hinaus.
„Der Regen lässt Blumen nur dort wachsen, wo sie von Natur aus gedeihen“, stimmte sie ihm schließlich zögernd zu. „Die Dinge folgen einer Ordnung und Menschen bringen sie durcheinander.“ Keine neue Erkenntnis, wirklich nicht, doch war es nicht gerade leicht, die Zusammenhänge zu verstehen. Isharas Stimme kam ihr selbst unbehaglich laut vor, hier, von morgendlicher Stille umgeben. Und unwillkürlich wurde sie bei der nächsten Antwort noch ein wenig leise.
Die Niedergeschlagenheit und Unsicherheit des Einhorns wie ihre eigene zu spüren ließ sie zögernd näher treten. Sie berührte ihn nicht, doch bemühte sich dennoch in gewisser Weise Trost zu spenden, Beistand zu leisten, ohne es selbst recht zu begreifen. Auf die gleiche Art und Weise, wie Cyron, wenn er ihr mit feuchter Zunge die Tränen vom Gesicht wusch.
„Vielleicht kann man Kontrolle deshalb nicht erzwingen, weil sie nicht richtig ist. Warum sollte sich etwas so mächtiges dem Willen von Menschen beugen? Warum sollten Menschen begreifen können, was richtig oder wichtig ist?“
Statt einer Antwort legte Riketz sich plötzlich nieder und das Verhalten des Einhorns irritierte die Blonde zunächst deutlich, selbst dann noch, als sie erkannte, dass er sich lediglich im feuchten Gras wälzte. Oder doch vielmehr im Schlamm, der rasch das samtige Fell mit einer nassen, braunen Schicht überzog.
„Warum… Tust du das?“, erkundigte sich Lileth verwirrt, als sie sich weit genug gefasst hatte, um Worte zu finden. Er lag jetzt ruhig und sie näherte sich vorsichtig, betrachtete ihn und tastete unbewusst auch nach seinem Bewusstsein, seinem Empfinden.
Die Halbelfe war mit Pferden vertraut, aber bei einem Einhorn war dieses Verhalten dennoch unerwartet und schien auch nicht Recht zu den Umständen zu passen. Nicht, wenn es nach ihr ging jedenfalls. Doch nach einem langen Augenblick trat sie wieder näher, suchte ein halbwegs festes Stück Boden, um sich zu setzen und versuchte dann eine Weile in einvernehmlichem Schweigen mit dem Fabelwesen zu sehen, was Riketz sah.
Irgendwann, während das Einhorn sie keineswegs sonderlich zu beachten sondern die Gesellschaft schlicht zu akzeptieren schien, fühlte sie sich sogar sicher genug, um behutsam den Kompass unter ihrem Hemd hervorzuziehen und die klammen Hände um das magische Instrument zu legen. Ihn auszurichten und erstaunt festzustellen, dass die Position der Nadel sich im Vergleich zu den Himmelsrichtungen verändert hatte.
Jetzt wies sie auf Riketz, tat es stoisch, selbst als sie den Kompass schwenkte, sich um das Fabelwesen herum bewegte, zurück zu ihrem Platz. „Das… ergibt doch keinen Sinn“, wisperte sie heiser, allein an sich selbst gewandt. „Was soll das plötzlich bedeuten?“ Doch noch ehe die Gedanken der Halbelfe sich in ein Chaos von Fragen stürzen konnten, erzwang etwas anderes ihre Aufmerksamkeit und sorgte dafür, dass sie den Kompass zurück unter ihr Hemd gleiten ließ.
Wieder berief sich ihre Wahrnehmung auf keinen konkreten Sinn und nichtsdestotrotz war sie vorhanden. Noch immer hatte sich im Stall nichts weiter geregt, als Ishara erkannte, dass sie nicht länger allein waren. Was zuvor nur eine vage, bedrohliche Andeutung im Nebel gewesen war, nicht mehr als ein Traumbild, wurde konkret und alarmierend. Sie erhob sich, ehe sie sich dessen wirklich bewusst war, blickte sich angespannt um, ohne jedoch mehr zu entdecken als vorher.
Dennoch, da war etwas, etwas Lebendiges und es näherte sich. Noch zu fern und zu unkonkret, um gewiss sagen zu können, worum es sich handelte, doch der Erfahrung nach war es besser vorbereitet zu sein. Vielleicht ein hungriges Raubtier, dass hier im Nirgendwo auf warme Beute hoffte und das Einhorn gewittert hatte. Das… Kam ganz eindeutig nicht in Frage. So sehr sie das Gesetz der Natur schätzen und das Recht des Überlebensfähigeren schätzen mochte. Sie konnte es niemals zulassen.
Spannung erfasste Isharas Körper ganz natürlich und der Bogen lag in ihrer Hand, als gehörte er dorthin. Der Pfeil noch entspannt auf der Sehne, als die Jägerin zu lauschen begann, mit allen Sinnen und noch etwas, das über die bloße Sinneswahrnehmung hinausging. Sie spürte, dass sich nun auch Cyron widerwillig aus seinem Schlummer löste, den Weg an ihre Seite einschlug. Auch er konnte es spüren, und er war neben ihr, als die Wahrnehmung deutlicher wurde und sich inmitten des Nebels ein dunkler Schemen abzuzeichnen begann. Kein Raubtier, zumindest kein natürliches. Vielleicht etwas Schlimmeres.

[Lil versucht sich erneut in Einhornkonversation und entdeckt etwas im Nebel]
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

Benutzeravatar
 
Beiträge: 36
Registriert: Sa 7. Feb 2015, 22:54

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Emma » Do 12. Mär 2015, 01:27

Dieser Nebel war einfach wiederlich! Selbst der Gaul schien gleicher Ansicht zu sein. Immerhin hielt er schon seid Stunden seinen Schädel gesenkt und latschte mehr schlecht wie recht sein zotteliges Tempo. Wo waren sie nur? Seid einiger Zeit war ihr keine Menschenseehle mehr begegnet.
Das währe normalerweise ihr auch ganz recht gewesen, aber sie glaubte sich unheimlich verirrt zu haben.
Auch wenn sie nicht wirklich die Gesellschaft von den Zweibeinigen brauchte, so währe es jetzt gut gewesen, jemanden zu haben den man wenigstens nach dem Weg fragen konnte. Eigentlich hätten sie schon längst in Gil´Leanding angekommen sein müssen. Vor 6 Tagen war sie mit ihrem Einspänner in Süderbucht aufgebrochen. Ongar hatte sie dorthin geschickt um für ihn eine kleine Truhe abzuholen.
Diese lag nun hinten auf der Pritsche und war mit einem kleinen Schloß gesichert. Nun war sie auf dem Rückweg. Die verschlossene Truhe noch immer auf der Pritsche.
Normalerweise währe es für Emma das einfachste dieses Schloß zu öffnen.
Aber Ongar hätte vielleicht etwas dagegen und mit ihm wollte sie sich nun wriklich nicht anlegen. Trotzdem ließ sie die Neugierde nicht los und sie sah in der ersten Zeit immer wieder nach ihr.
Am Anfang war die Fahrt ja noch ganz erholsam. Die Sonne schien, der Weg war trocken und gut zu befahren. Dann aber fing der Regen an. Endlose graue Wolken hingen am Himmel und weinten sich ihre Wolkenaugen aus.
Inzwischen stellte sich Emma vor was für herlichkeiten in der Truhe wohl sein mögen...
Von trockenen Gewändern und einer heißen Suppe bis hin zu Gold und Geschmeide it denen man wohl eine ganze Herberge für sich hätte kaufen können... wenn denn eine da gewesen währe...
Es war aber nichts da. Nunja Ongar hatte eh zu ihr gesagt, sie solle Siedlungen meiden, nunja, das tat sie ja. Wenn auch nicht freiwillig. Was würde sie jetzt nicht für ein heißes Feuer, ne warme Suppe oder zumindestens einen heißen Tee geben. Selbst diesen schaurigen Biergrog, den ihr dieser eine windige Zwerg mal in Gil´Leading angeboten hatte, währe jetzt willkommen.
Ema seufzte tief.
Veilchen hatte es sich in iher Halsbeuge bequem gemacht sie kuschelte sich in Emmas Haare die feucht und stränig an ihrem Kopf hinunter hingen. Emma streichelte die Ratte mit einem Zeigefinger den Kopf.

„Weißt du, in der Truhe ist bestimmt ein großes saftiges Stück Speck und trockenes Feuerholz. Dann könnten wir es ganz schnell entfachen und den Speck braten... hmmm richst du ihn schon?“

Die kleine Ratte streckte ihre Nase in die Luft, wie als ob sie wirklich Speck erschnuppern würde.
Emma sprang von ihrem Sitz hoch und gab ein lautes „Grrrr njanjanjanjaaaaaa!“ von sich. Das Pferd drehte nur mal kurz sein rechtes Ohr nach hinten, als ob es sich davon überzeugen wollte, das Emma noch alle Tasse im Schrank hatte!

„Ahhhhhhhhhhh! Ich werde noch langsam rammdösig bei dem Wetter hier! Verdammt nochmal, wo sind die Farben hin?“
schrie sie einfach aufs geratewohl in den Nebel hinein!


[Emma hat sich unheimlich verirrt und hat vom Nebel die Nase gestrichen voll]

Emma

Benutzeravatar
 
Beiträge: 60
Registriert: Sa 28. Feb 2015, 18:09

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Marijke » Mo 23. Mär 2015, 02:20

Die Kälte kroch abermals unter Fell, Muskeln, Fleisch hinein in Knochen. Zuerst war es wie eine warme Decke gewesen, schmierig und nass, aber gleichzeitig bedeckend und alternativ zu einer neuen Haut. Ebenso war es seine eigene massive Körperhitze, die das Einhorn ausstrahlte und welche die Erfahrung eine Schicht Schlamm über seinen Leib gesponnen zu haben anfangs interessant gestaltete. Bis eben oben genannte Kälte sich durchgefressen hatte und ihn innerlich, wie äußerlich erschauern lies. An und für sich, war es also wirklich keine gute Idee gewesen, aber immerhin…eine Erfahrung wert, oder? Außerdem war es äußerst interessant seine Begleitung zu beobachten. Eine Weile hatte ihn Isharas Worte beschäftigt und auch Ruhe zurück in die kurzzeitige Verwirrung gebracht. Sie hatte Recht und Riketz schöpfte sein Allvertrauen sowohl aus den Worten Isharas, die sich mit seinen eigenen Erkenntnissen deckten, auch wenn er sie nicht in Worte hatte fassen können; und ebenso aus der relativen Natürlichkeit ihres Verhaltens. Es war das eine ein Einhorn faszinierend zu finden; es war auch eine Einstellung ein Einhorn nicht zu hinterfragen ; auch kannte Riketz es, wenn man ihm seine manche Male seltsam anmutenden Handlungen vor Augen hielt - gerade letzteres war Mari's Part. Nein, Ishara tat nichts dergleichen. Sie schien neugierig und teilweise gefesselt durch seine Aktionen; aber es war weder stoische Verehrung und der Glaube daran, dass ein Einhorn unfehlbar war -es war auch keine Skepsis, oder abwedeln, was er tat oder nicht tat. Das Waldkind setzte sich einfach zu ihm, wie lächerlich es auch sein mochte im Schlamm zu hocken, und machte sich damit ein eigenes Bild davon, nachdem sie ihn erst einmal etwas verwirrt gefragt hatte, warum er das tat,. Nun ja, sie würde wohl die gleiche Erkenntnis bezüglich der Kälte erlangen...ob sie es als „Erfahrungswert“ hielt, war jedoch arg zweifelhaft. Aber soweit kam es gar nicht.

Das Einhorn spürte nichts seltsames und sah auch nichts. Was auch immer Ishara dort in den Händen hielt war für das magische Wesen nichts besonderes. Hätte er länger darüber nachgedacht, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass auch dieses Etwas mehr intuitiv zum Weltgefüge passte und weniger das Gefühl eines gefertigten Gegenstandes vermittelte -aber er dachte darüber nicht nach und da es weder „falsche“ Magie, noch eine Gefahr war, nahmen seine Instinkte es als gegeben hin und grübelten nicht. Worüber er jedoch grübelte...nein, er schmunzelte: Riketz schmunzelte tief amüsiert darüber, wie das Waldkind um ihn herum lief und scheinbar auf ihr Wertstück herum schimpfte. Dabei hatte sie einen ratlosen, leicht verärgerten Gesichtsausdruck. Es animierte Riketz jedenfalls dazu sich wieder aufzuraffen. Dass ihm kalt war, hatte er ja bereits festgestellt und es wäre eigentlich auch nett dagegen etwas zutun -wie eben: Aufstehen!

Mari indessen tat sich mit genau dieser Tätigkeit schwer. Die Sidhe war weder ein Morgenmuffel, noch schob sie schlechte Laune beim Tagesbeginn. Was sie jedoch absolut nicht ab konnte: Harte, unbequeme Böden; der durchdringende Gestank nach mumifizierten Schafskötel, neben dem Geruch von dampfiger, nassen Kleidung und natürlich verdammt kalte Luft, die ungehindert durch ihre Kleidung zog und ihrem Untermantel, den sie zu einer Decke umfunktioniert hatte. Das war dann wirklich ein Stimmungskiller und wenn sie die Umstände lang genug ignorierte, könnte sie sich ja wenigstens noch eine Weile einbilden, sie schliefe auf einem solidem Bett..
Als sie sich dann letztlich eingestand, dass sie wach war und der Tag nur besser werden konnte, zog sie die Decke mit einem unwirschen Ruck von sich und sprang beinahe auf. Für jeden Außenstehenden mochte die nun hereinbrechende Aktivität wie das fleißige Hantieren einer Biene vorkommen - wer Mari kannte, wusste jedoch, dass sie ihre Laune damit kompensierte. Da wurde ihre Decke ausgeschüttelt, die nasse Kleidung kontrolliert und die Restnässe mit etwas magischer Nachhilfe herausgetrieben; danach räumte sie sowohl die Lampen weg, wie ihre Sachen zusammen. Nun war ihre eigene Kleidung zwar relativ glatt gestrichen worden und ihre Haare zu einem ordentlichem strengen Knoten zusammengebunden, aber ihr Gesicht sah immer noch schlafgeknautscht aus und neben verkniffenen Mund, hatte sie ihre Augen noch halb geschlossen und rieb sich ab und an gedankenverloren die Schläfen. Ein Blick in den gestrigen Wassertrog genügte, um sie davon abzubringen sich mit diesem zu waschen. Kein Wunder, dass Riketz daraus nicht hatte trinken wollen! Wobei es wohl mehr eine Sinnestäuschung war, befand sie. Das Wasser sah tief grau-braun aus und schlackig. Ein Umstand, der doch zur Hälfte von dem abgenutzten und von Modder-befreitem Trog selbst kam und scheinbar nicht vom behelfsmässigem Bad der Fremden. Das mochte mal ein schönes solides Handwerk aus Holz gewesen sein. Aber wer auch immer sich dafür entschieden hatte, hatte sich für eine kurzweilige Lösung entschieden und definitiv nicht die Sorgfalt aufgebracht, die ein Holztrog gebraucht hätte. Somit hatte sich das Holz in der Nacht Stück für Stück weiter aufgelöst im Wasser, wo nun Moos und Schleim abgetragen worden waren. Ziemliche Sauerei und unappetitlich.

Aber Mari besaß ein wenig Weitsicht und hatte noch einen Eimer mit Regenwasser. Zwar war auch hier der Holzeimer eins geworden mit seinem Inhalt, aber im normalen Rahmen und es reichte für eine gründliche Katzenwäsche. Jetzt, wo sie sich halbwegs menschlich vorkam, wanderten ihre Gedanken zeitlich weiter. Dabei blieb sie in der pragmatischen Schiene und jedenfalls für den Moment fielen keine Tagträume an. Es ging ihr um Dinge wie ihren Proviant, die Straßenverhältnisse, markante Wegweiser etc. Über kurz oder lang kamen ihre Gedanken auch auf die Fremde zurück. Mari hatte nun im Licht des Tages ein wenig Skepsis, was sie am Vorabend versucht hatte. Vermittlung von Wissen mochte immer hilfreich sein -aber falsch angewandtes, und halbes Wissen war äußerst gefährlich. Selbst die daraus geborenen Ideen können verheerend sein. Nun, ändern lies es sich nicht mehr. Es war auch nicht das erste Mal, dass Riketz irgendwen oder irgendetwas anschleppte - wobei es eine wirkliche Verbesserung darstellte, dass es sich dieses Mal um etwas handelte, mit dem man auch wirklich kommunizieren könnte...theoretisch. Das ungute Gefühl, sowie die die leichte Abneigung war da wohl aber eher das Resultat der peinlichen Situation zuvor -soviel gestand sich die Sidhe mittlerweile auch ein. Nichtsdestotrotz....wohin auch immer ihre Gedanken gehen wollten, sie wurden unterbrochen, als der riesige Hund sich aufsetzte und mit beängstigender Ernsthaftigkeit nach draußen trabte. Mari hatte das Tier weitestgehend ignoriert und ihre Befangenheit versucht damit auszugleichen, dass sie ruhig und gesittet um den Hund herum hantierte, während sie den Raum in wohl besseren Zustand versetzt hatte, als sie ihn betreten hatte. Als der Canide aber mit solcher Zielstrebigkeit nach draußen strebte, kam die Sidhe nicht umhin einen Schauer über ihren Rücken zu spüren. Riketz hatte recht gehabt mit seinem Benehmen. Irgendwas war an der Fremden! Denn dieser Hund da war definitiv gerufen worden und zwar nicht davon, dass er dringend pinkeln müsste! Diese Erkenntnis kam überraschend und verwirrte die Sidhe. Es war nicht so, dass man als Sidhe irgendwelches Viehzeug anlocken könnte. Natürlich könnte sie ihre Magie nutzen und die Umgebung etwas verändern, dass es für einige Tiere vielleicht einladender war da nun zu erscheinen. Sie könnte eventuell auch ihre Aura so unterdrücken, dass sie keine Gefahr für ein Tier darstellte, oder ihre Aura dahingehend verstärken, sodass sie innere Stärke und Ruhe ausstrahlte. Aber sie konnte verdammt nochmal nicht irgendwelche Straßenköter zu sich rufen! Und zwar aus dem Schlaf und so mehr oder minder direkt, dass das Tier ohne Umschweife reagierte.

Es hätte ihr wohl auch nichts genutzt, wenn sie wüsste das Cyron wohl nur zur Hälfte auf das elbische Erbe seiner Herrin reagierte und zur anderen Hälfte aus reinem Rudelinstinkt handelte. Riketz hätte es ihr vielleicht erklären können, wenn sie ihn gefragt hätte. Das Band innerhalb eines Rudels mochte auch für einen Menschen manchmal an Magie grenzen hatte ab er nur bedingt damit etwas zutun. Und letztlich war es auch egal, denn die Seltsamkeit Isharas nahm für Mari so oder so zu. Etwas verdutzt folgte sie dem Hund nach einigen Sekunden Starre nach draußen, nur um abermals stehen zu bleiben und ratlos dreinzuschauen. Nun, sie wäre aber auch nicht, wer sie wäre, wenn sie sich nicht innerhalb kürzester Zeit gefangen hätte. Ja, es war wirklich etwas eigenartig, wenn da eine zierliche Halbstarke stand, Bogen zum Angriff bereit, mit unbewegter Miene und in den Nebel starrend; ein riesiger Hund daneben, der genauso wachsam war. Eigentlich hätte es auch grotesk und surreal wirken müssen. Ishara war definitiv keine gefährlich wirkende Person und auch die Souveränität, die sie gerade an den Tag legte, schien etwas Verzweifeltes an sich zu haben. Oder Marijke konnte nichts ernst nehmen, was neben einem schlammbesudeltem Pferd mit Horn auf der Stirn stand. Verärgerung stieg in ihr empor. Sowohl für den Kindskopf an Einhorn, wie an dieses halbe Kind, was großer Krieger spielen wollte. Verärgerung, die sich nicht darin äußerte, dass sie sich darüber beschwerte oder bissige Bemerkungen von sich gab. Nein, die Sidhe starrte ihrerseits in den Nebel und trat dann neben ihren Partner und unweit zu Ishara samt Hund.

„Guten Morgen.“, äußerte sie in neutralem Ton. Es war ein einfacher Kommentar, ohne viel Inhalt.

„Weißt du, worauf der Spruch 'eine zweifelsfreie Meile eines Sidhe haben' beruht?“, fragte sie Ishara direkt.

„Egal wo ein Sidhe steht und geht, so wandeln alle um ihn herum im Status der Neutralität und bei Bedarf auch Immunität. Keine Handgreiflichkeiten, keine bösen Worte, keine Betrügerein dürfen dann getätigt werden. Denn ein Sidhe hat die Aufgabe Streiterein bei Bedarf zu schlichten oder zu gewährleisten, dass alle Kontrahenten unbeschadet zu einer richtbaren Institution gebracht werden. Aber weißt du was das wirklich faszinierende an dem Spruch ist..der Volksmund will mit diesem Spruch nicht daran erinnern, wie rechtschaffend wir Sidhe doch sind...sondern, wie weit unser effektivster Wirkungskreis reicht.“, schloss sie dann. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar ein leichtes Verziehen der Mundwinkel erahnen. Sie würde sicher nicht korrigieren, dass eine Meile eine arge Anstrengung für die meisten Sidhe war. Denn auch so dürfte ihre Botschaft klar sein. Was auch immer da kommen sollte: Mari würde in irgendeiner Form dafür sorgen, dass keiner zu Schaden kam. Auch hier würde sie wohl wieder in ein Fettnäpfchen treten, was zu vermeiden gewesen wäre. Denn die Fremde war kein Kind und wollte auch nicht ihre Hilfe, dass Mari mit einem Schwank aus der Volkskunde ihre Position deutlich machen wollte, dürfte also nicht dazu beitragen, dass die beiden sich inniger verstehen würden.

„Du siehst lächerlich aus. Eine gefleckte Moorkuh starrt wie genau solch eine ins Nichts.“
, begrüßte sie dann gedanklich endlich ihren Partner.

„Dir auch einen guten Morgen.“, kam die doch relativ fröhliche Antwort. Riketz schien nicht im mindestens davon geschockt oder beunruhigt, dass a) da irgendwas näher kam, b) Ishara sich auf eine Konfrontation vorbereitete und c) Mari ihm noch nicht den Kopf gewaschen hatte, bzw. das auf sehr harmlose Weise getan hatte.

Das Einhorn fing sich erst eine Kopfnuss ein, als Riketz Maul sich in Maris Sachen grub und getrockneter und weniger trockener Schlamm auf ihre gerichtete Kleidung traf. Man hätte meinen können, dass die Situationsbedingte Anspannung verrauchen würde, nun wo auf der Straße eine Kutsche erahnbar war. Da dieses Fuhrwerk aber auch der Meinung war rumzubrüllen, statt einfach wie ein braver Wagen weiterzuzotteln, blieb der Moment energiegeladen. Die Sidhe runzelte sogar die Stirn, zeigte aber immer noch keinerlei Anzeichen von Unruhe, Besorgnis oder irgendetwas anderem. Aber neben der Tatsache das ein Einhorn neben ihr stand, sie über Magie verfügte, eine priviligierte Kindheit, wie auch Ausbildung erhalten hatte, war es auch alleine ihre Berufung als Sidhe, dass die Frau gar nicht der Gedanke kam oder überhaupt es für nötig hielt sich bedeckt zu halten oder Vorsicht walten zu lassen. Riketz war für solcherlei leider auch nicht hilfreich. Es gab kaum etwas NOCH vertrauensseligeres als ein Einhorn.

„Hey! Alles in Ordnung?“, rief die Sidhe zurück und formte ihre Hände dabei zu Trichtern, dass ihre Worte durch den Nebel zum Ziel getragen werden würden. Da wir ja schon erwähnten, wie neugierig und naiv ein Einhorn sein konnte: Besagtes Einhorn stackste die Böschung wieder hinauf Richtung Straße und gedachte sich das undefinierbare Fuhrwerk samt Insassen und Zugtier näher in Augenschein zu nehmen

[Riketz beruhigt sich dank Isharas Worte| Mari versucht Ishara deutlich zu machen, dass sie die Angriffshaltung nicht dulden würde| sie ruft zum Wagen hinauf| Riketz läuft derweil gemütlich zu dem Fuhrwerk]
Andere Ameisen: Tenebrae, Zirp, Anuka

Marijke

 
Beiträge: 29
Registriert: Fr 8. Jun 2012, 19:17

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Di 24. Mär 2015, 20:54

Ein Mensch oder etwas Ähnliches. Ein großes Tier, wahrscheinlich ein Pferd und noch etwas anderes, kleineres, das sich nicht so gut zuordnen ließ. Ein Vogel vielleicht, wenn man vom üblichen ausging. Natürlich sagte das im Endeffekt gar nichts über irgendetwas und Ishara verharrte, während die fremden Präsenzen sich näherten, schließlich zum sichtbaren Schatten im Nebel wurden oder sogar mehr.
Und schon lange vorher war die ärgerliche Stimme einer Menschenfrau ertönt, die Lileth ihren Bogen nur entschlossener umfassen ließ. Wenn sie auch den Pfeil, der auf der Sehne ruhte, weiterhin nicht spannte. Es würde nur Sekunden dauern auf ein Ziel anzulegen, wenn es Zeit wurde. Die Sehne aber über Minuten gespannt zu halten kostete zu viel Kraft, würde ihre Hände irgendwann zittern und den Schuss vielleicht fehl gehen lassen. Die Schützin wusste es besser und wirkte nach außen hin vollkommen ruhig. Für diesen einen Augenblick. Wissend, was immer geschah, dass sie vorbereitet war, so gut sie es konnte.
Das hieß nicht, dass sie keine Furcht verspürte, ganz im Gegenteil. Die allgegenwärtige Angst hatte ihren Magen in einen kleinen, kalten, Knoten verwandelt, saß in ihr und lauerte auf eine Gelegenheit, um hinterrücks zuzuschlagen und nach ihr zu greifen. Aber hier war kein Platz für Angst, hier gab es nur sie und die Spitze ihres Pfeils, der, so es nötig wurde, sicher sein Ziel finden würde.
Menschen waren zumeist die gefährlicheren Raubtiere. Sie hielten sich selten an Regeln. Man wusste, was man von einem Wolf oder Bären zu erwarten hatte, wenn man unvorsichtig genug war, ihm zu nahe zu kommen. Aber bei einem Menschen?
Obgleich sie auch Maris Gegenwart spürte, wandte sich die Halbstarke nicht nach der Sidhe um. Es gefiel ihr nicht, jemanden im Rücken zu haben, doch diese Frau hatte Gelegenheit genug gehabt, sich gegen sie zu wenden, wenn sie denn wollte und sie nicht ergriffen. Das konnte man sicher nicht Vertrauen nennen, wirkte jedoch wie ein kalkulierteres Risiko. Was die Fremde im Nebel betraf war alles offen.
Den Morgengruß erwiderte Ishara nur mit einem knappen Nicken. Gerade einmal die Andeutung einer Bewegung, die ihre Konzentration offenbar nicht im Mindesten störte. Die weiteren Worte jedoch riefen ein sachtes Stirnrunzeln hervor. „Nein“, gab sie knapp aber wahrheitsgemäß zur Antwort, nachdem sie diese Worte noch nie zuvor vernommen hatte. Es klang sicher nicht danach, als wäre die Halbelfe sonderlich an einer Erläuterung interessiert, nicht jetzt vor allem, doch sie erhielt selbige ohnedies und lauschte ihr zumindest trotz allem mit halbem Ohr.
Lileth war nicht ganz sicher, was sie denken sollte. Tatsächlich störte sie sich gar nicht im Besonderen an dieser Art der Belehrung. Die Tatsache, dass Mari sich überhaupt die Mühe machte etwas zu erläutern war im Gegenteil eher ein positiver Faktor, doch der Inhalt jener Worte ließ sie innerlich zwischen Amüsement, Unglauben und milder Verärgerung schwanken.
Sie war nicht sicher, ob Mari ernst meinte, was sie sagte oder nicht. Es schien kaum vorstellbar, dass eine erwachsene Frau etwas derart Naives von sich gab, doch es klang auch nicht nach einem Scherz, nicht einmal einem schlechten…
„Und wie“, begann Lil mit leiser Stimme, ohne ihren Blick von der Gestalt, die sich langsam aus dem Nebel schälte zu lösen, oder ihre Haltung nur im Geringsten zu verändern. „Gedenkst du das umzusetzen? Das klingt nach einem wundervollen Märchen. Aber interessiert sich der Wegelagerer dafür, der dir um deines Mantels Willen oder für weniger die Kehle aufschlitzt? Kümmert es die Bärin deren Nachwuchs du zu nahe gekommen bist? Ich spüre nur diese eine, aber das heißt nicht, dass es keine Falle ist, oder nicht noch andere im Nebel lauern.
Das sagt nichts darüber, wie sie gesinnt ist und ob sie kümmert, was du bist oder was du erlaubst. Das Ansinnen mag ja…. Edel sein. Aber weißt du, was in dieser Welt mit edlen Dingen geschieht? Sie sterben. Werden zermalmt.
Ich werde nicht angreifen, wenn ich nicht muss, aber ich bin bereit mich zu verteidigen. Schlichte, wenn du kannst und es für nötig hältst, aber verzeih, wenn ich mein Leben im Zweifelsfall lieber auf einen Pfeil setze als auf Worte. Die wenigsten Menschen sind gewillt zuzuhören, noch dazu, wenn ihnen nicht gefällt, was sie hören. Und ich nehme zumindest an, dass auch eine Sidhe wie ein Mensch blutet und wie ein Mensch stirbt.“
Die Worte mochten hart klingen und spöttisch, zumindest an der Oberfläche. Aber es lag auch ein schlecht verborgener Schmerz darin und eine leise Bitterkeit und vielleicht sogar ein Hauch von Furcht. Die Erinnerung an jene zerstörte Edelkeit zog Isharas Herz schmerzhaft zusammen, störte jedoch nicht die Ruhe ihrer Hände.
Natürlich mochte Mari eine Zauberin sein, eine Sidhe. Aber nach allem, was die Blonde am Abend gehört hatte, hieß das nicht viel und erst recht nicht, wenn ihr bereits ein Messer in der Brust steckte. Es war nicht so, als suchte sie die Konfrontation. Lil wäre davor geflohen, wäre es eine Alternative gewesen, aber die Erfahrung hatte nachdrücklich gelehrt, dass es besser war vom schlimmsten auszugehen.
Sie tat nichts, als Riketz sich dem Wagen näherte, auch wenn es ihr nicht gefiel. Auch ein Einhorn konnte verletzt werden, nicht wahr? Und wenn sie dem Hengst auch erst vor wenigen Stunden begegnet war, so empfand sie es doch, als wäre es ein erheblicher Verlust, wenn ihm etwas geschah. Für wen auch immer. Sie wartete nur.
Darauf, dass sie die Situation würde einschätzen können, darauf, dass etwas geschah, dass sie zum reagieren veranlassen würde. So wie ein Jäger auf den perfekten Augenblick zum Schuss wartete. Es war nicht viel anders, nicht wahr?
Jetzt war das Fuhrwerk nahe genug für ihre Augen, die Nebelschwaden rissen ein Stück weit auf, wie um die Fremde zu entblößen. Ein einfacher Wagen, einen junge Frau, die die Zügel eines schwergebauten Pferdes führte. Auf den ersten Blick war kein anderes Lebewesen zu erkennen, wenn Ishara auch spürte, dass es dort war. Die Fremde wirkte durchgefroren und durchnässt, wie sie selbst es am Abend gewesen war. Aber Regen machte selten einen Unterschied. Schwarze Haare und ein einfaches Kleid. Der Gesichtsausdruck wirkte eher missmutig, doch was Menschenkenntnis betraf hatte die Halbelfe ohnehin nur einen sehr begrenzten Erfahrungsschatz, woher sollte sie selbigen auch nehmen?

[Ishara zeigt sich befremdet von Maris Lektionen und bleibt weiter konfrontationsbereit, als Emma sich nähert]
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

Benutzeravatar
 
Beiträge: 36
Registriert: Sa 7. Feb 2015, 22:54

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Emma » Mi 25. Mär 2015, 07:58

as Pferd zuckelte immer langsamer und blieb auf einmal stehen.
Der Kopf stand hoch in der Luft ebenso wie der Schweif der gerade noch träge und nass in dem Riemen steckte. Die Nüstern bebten und die Ohren waren gespitzt. Emma sah verwundert auf das Pferd vor ihr, es schien es habe sich innerhalb einer Sekunde von einem Klepper in ein edles Ross gewandelt. Was mochte diese Verwandlung nur ausgelöst haben?
Emma machte ihre Augen zu Schlitzen um irgendwas in dem Nebel sehen zu können. Der waberte weiter um sie herum und ließ nur Schemen und Schatten zu, die man kaum Deuten konnte.
Auch Veilchen schoen was zu bemerken Die Ratte setzte sich auf die Hinterbeine und sog förmlich die Luft vor ihr ein. Es schien etwas auf sie zuzukommen..
Oh nein und ich brülle hier rum wie son dummes kleines Kind. War das nun Feind oder Hilfe? Sie hatte ihr Florett dabei, denn so ganz unbewaffnet wollte sie nun doch nicht den Weg wagen.
Das Pferd wurde unruhig. Es trampelte ein wenig auf der Stelle und gab tiefe gurgelnde Geräusche von sich.
Kam da etwa noch jemand auf einem Pferd?
Sie griff zu ihrem Florett. Wenn sie schon so auf dem Präsentierteller saß dann sollte der Angreifer es nicht all zu leicht mit ihr haben.
SIe hatte das dämliche Kleid an. Wohler fühlte sie sich in ihrer Garderobe der Nacht. Damit war sie unscheibar und flink. Kein Stoff und keine Bänder die einem beim laufen oder klettern stören. Aber leder hatte sie diese Sachen in Gil`Leanding gelassen.

"Ruuhig, ganz ruhig mein Grosser!"

Das Pferd war ziemlich nervös. Emma nahm die Zugleinen fest in die Hand, falls der Gaul sich überlegte einfach davonzupreschen. Mit der anderen Hand hielt sie den Degen.
Ein Fremder, der Emma so gesehen hätte währe nie darauf gekommen, das sie eine erfahrene Kämpferin war. Sie wirkte ziemlich hilflos. Schon allein durch die Nässe die überall an ihr klebte. Ihre Lippen waren blau und der Blick finster.
SIe holte Luft und sprach mit fester Stimme, das heißt soweit die Kälte die in ihren Gliedern hockte es zuließ, das sie nicht mit den Zähnen klapperte.

"Hallo? Wer ist da? Kommt langsam näher damit ich euch sehen kann..."

Da drang ein Ruf an ihr Ohr.
"Hey, alles in Ordnung?"
Auf einmal teilt sich der Nebel vor ihr und Emma vergaß sofort zu Antworten. Ihr Pferd zitterte und Veilchen versteckte sich, nass wie sie war an ihrem Hals unter den Haaren.
Ihr blieb der Mund offen stehen und das Florett sank langsam von der Angriffshaltung in die Defensive.

"Ein Einhorn?"

Emma

Benutzeravatar
 
Beiträge: 60
Registriert: Sa 28. Feb 2015, 18:09

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Marijke » So 12. Apr 2015, 21:29

Was die Sidhe wirklich erwartet hatte, ist schwer zu beschreiben. Einsicht? Vertrauen? Unterordnung? Während sich ihre Wangen ungewollt rosig färbten vor unterdrückter Wut fokussierten sich ihre Gedanken bereits in eine andere Richtung. Mari war nicht erhaben über ihre Gefühle, aber geschult genug um zu wissen, wenn sie ihrer Umgebung eine Seifenblasenwelt aufgestülpt hatte, statt nach den Fakten zu gehen. Und hatte sie wirklich erwartet, dass Ishara beeindruckt klein bei geben würde? Dass sie die Worte des Mädchens als persönlichen Angriff nahm, half der Situation kein bisschen. Die Sidhe war sich durchaus bewusst, dass es ihre eigene Kommunikation war, welche die Sachlage nicht klar geäußert hatte. Wenn sie die Fremde schon wie ein Kind sah und behandeln wollte, wäre es definitiv besser gewesen dieser eine klare Anweisung zu geben, statt zwischen den Blumen zu sprechen. Somit war der Sidhe zwar klar, dass der Ärger den sie empfand selbstverschuldet war, nichtsdestotrotz war sie nicht in der Lage dieses kindische Gefühl an simple Logik zu verfüttern. Was gäbe sie jetzt dafür einfach gedanklich neutral und kalkuliert zu denken. Die Fremde machte nicht den Eindruck, als hätte sie etwas anderes von Mari erwartet, aber für Mari machte es einen Weltenreichen Unterschied sich selbst als „Über den Dingen“ zu sehen, nur um dann doch festzustellen, dass man es nicht war und auch noch sich beleidigt vorkam.

So dauerte es einige Herzschläge und einen tiefen Atemzug, in der sie versuchte sich zusammenzureißen. Die vorhergehende leicht schalkhafte Überheblichkeit war aus ihren Gesichtszügen gewichen und es trat etwas anderes in den Vordergrund.
„Du hast mich nicht verstanden.“, fing sie in neutralem Ton an. Ihre Mimik war ernst, als hätten Isharas Worte sie zum Nachdenken gebracht -was auch der Fall war.

„Nimm den Bogen runter.“, forderte sie diese dann auf. Jetzt, wo sie einerseits sich halb eingestand zu unbescholten an die Situation herangegangen zu sein und ebenso ihre eigene Enttäuschung über die Fehleinschätzung in den Griff bekam, begann sie wirklich nachzudenken – und zu handeln.

„Ich weiß nicht woher du kommst und aus welchen Verhältnissen. Ebenso wenig will ich deine Handlungsgründe hinterfragen oder darüber richten. Was du außerhalb meines Blickfeldes tust und wie du Situationen handhabst ist deine Sache. Aber das hier ist etwas anderes. Du redest von Wegelagerern. Du sprichst von Moral und Verletzlichkeit und davon deinem eigenen Urteilsvermögen zu vertrauen. Und du hast Recht damit.“, gab sie auch zu ihrem eigenen Erstaunen zu. Es wäre zwar äußerst tödlich Marijke auf ihren Fehler hinzuweisen, aber unter den Mantel der neutralen Faktenzusammenstellung war es ihr möglich just diese Fehlbarkeit auch öffentlich zu bekennen. Dabei war ihr gar nicht bewusst, dass Isharas Unglauben an die Schlichtungsfähigkeiten der Sidhe durch das nächtliche Gespräch hervorgerufen worden war.
„Ich bin definitiv nicht unsterblich und nicht gegen einen Angriff gefeit. Ich weiß nicht woher dein allseitiges Misstrauen herrührt und gebe zu, dass ich mir wirklich wenig Sorgen um meine eigene Verletzlichkeit mache, aber....“, hier hielt sie inne. Eigentlich wollte sie sich verständlich machen, dass es unsinnig war einen Sidhe anzugreifen. Egal wie „schwach“ dessen Begabung war. Sie waren nahe am Herzen der Sidhe, nahe an Shirga, in denen mindestens ein Duzend beflügelter Sidhe sein würden, die auf einen Gedankenschrei innerhalb weniger Kerzenlängen diesem zu Hilfe eilen konnten. Aus irgendeinem Grund wollte Mari deutlich machen, wie machtvoll die Sidhe waren und unangreifbar. Es gab so unzählige Arten sich mit Magie zu wehren und zu verteidigen. Und es gab so wenig Grund und Anhaltspunkte, dass ein Sidhe angegriffen werden würde. Wie war es mit den Geschichten, wo Kriminelle in die Knie brachen, wenn sie nur einem weißen Mantel ansichtig wurden? Aber Mari wurde zweierlei klar: Es war töricht sich als unverwundbar zu sehen aufgrund von Geschichten und es gab weitaus mehr Grund sich zu fürchten, als sie annahm. Wieder eine Seifenblase, die platzte.

Der Sidhe wurde schmerzlich bewusst, dass die Menschen außerhalb der großen Städte um einiges mehr zu bangen hatten, viel mehr Misstrauen brauchten und jederdenklichen Grund dazu hatten. Es war so leicht zu vergessen das Hier und Jetzt Krieg war. In Shirga war dies leicht zu übersehen. Nun, nein, das war falsch. Der Krieg war allgegenwärtig; die Schule war etwas brutaler und gründlicher was Angriffs- und Abwehrschulung betraf als sie sicherlich vor 15 Jahren gewesen war; es waren auch erheblich weniger Sidhe als damals. Aber es wurde heruntergeredet. Als Lappalie abgetan. Mari wurde es innerlich kalt. Es war nur eine Ahnung von einem Gefühl. Das Weiterspinnen eines Gedankenfetzens. Wenn selbst die Sidhe innerhalb ihrer eigenen Mauern sich Moral zusprechen mussten um die eigentliche Tragweite dieses Krieges bürden zu können, wie musste es erst für jeden außerhalb sein, für den ein Sidhe quasi einen Halbgott darstellte? Nicht nur das: Wie hatte es die Menschen verändert? Und auch hier spannte sie den Gedanken weiter, erkannte, wie wichtig es war, dass wenigstens die Sidhe selbst glaubten, dass sie immer noch die glänzenden Helden waren mit der Macht ihr Volk zu beschützen und ihm zu dienen. Sie MUSSTEN erhaben über die Situationen sein, die Zügel halten und Moral und Standhaftigkeit geben -auch wenn das übelste Gräuel was Thalia befallen konnte just aus ihren eigenen Reihen gekommen war.

Womit sie wieder in der Gegenwart ankam. Ihr Blick hatte sich etwas verändert, die Schultern, die in Gedanken versunken, etwas abgesackt waren, strafften sich wieder und sie begann weiter zu sprechen und zwar über genau jene Argumente, die Ishara eventuell wichtiger sein könnten, als der Pseudoschutz eines Sidhe:
„Wir sind unweit Shirga. Da oben ist die Hauptstraße, was bedeutet das zu allen Zeiten, bis auf die unwirtlichsten wetterbedingten Ausnahmen, Fuhrwerke auf dieser verkehren, ebenso wie Patrouillen, Reisende und eine Menge mehr an Sidhe. Du sagst, du spürst die Anwesenden und plädierst zur Vorsicht. Du glaubst mir nicht, dass ich Schützen oder Schlichten kann. Du scheinst besser bei diesem Wetter zu sehen, als ich oder ein normaler Mensch. Wie viel sieht dann dein Gegenüber? Was sagt dir das Verhalten deines Hundes und Riketz'? Und das deiner Umgebung?“
Sie spielte darauf an, dass die Wiese um sie herum nur für einen Moment ruhig gewesen war, als der frustrierende Schrei aus dem Nebel geklungen war. Mittlerweile konnte man durchaus wieder Vögel ausmachen und den ein oder anderen Punkt in den Nebelschwaben, die sicherlich Grasmücken und Teichrohrsänger darstellen würden. Nicht, das Mari darauf geachtet hätte. Sie sah die Fauna nicht und spürte sie auch nicht und hatte auch nicht das Verständnis dafür, wie es beispielsweise das Einhorn hatte.

„Du stehst hier auf dem Präsentierteller, was im Falle einer Falle natürlich eh relativ und egal, aber was sagt eine Patrouille dazu, wenn sie deiner ansichtig werden und du auf diese zielst? Was denkt ein Fuhrwerk, wenn es auf diese Art „bedroht“ wird? Es ist das eine sich vorzubereiten und davon auszugehen, das andere einem im ersten Moment schlechtes oder jedenfalls nichts Gutes wollen, aber du solltest auch bedenken, dass man auch selbst und seine Taten zum Auslöser eines Konfliktes werden kann.“, endete sie schließlich ihre Argumentationsreihe. Sie wiederholte ihren Halbbefehl von zuvor auch nicht noch einmal. Letztlich war es egal, was die Fremde tat –ob sie nun zielte oder nicht. Mari selbst war aufgewühlt, weil ihre Gedanken letztlich zu etwas anderem drifteten. Ein normaler Strauchdieb hätte es sehr schwer gehabt sie einfach zu überrumpeln. Ihre eigene Magie war wirklich von schlechten Eltern, aber die instinktiven Schutzschilde ihres Partners waren von einem ganz anderen Kaliber –und ihre Spezialität. Es war auch ihr Prüfungsthema gewesen in gewissem Sinne. Und sie würde nicht jetzt damit anfangen an den Instinkten des Einhornes zu zweifeln. Wohingegen sie gerade eine sehr große Hilflosigkeit verspürte: Selbst Riketz wäre Machtlos, sollten sie einem ebenbürtigem Gegner gegenüberstehen. Sehr schlechter Zeitpunkt sich auszumalen, was passieren würde, sollte sie nur zu zweit einem oder mehreren Zar’Dras gegenüberstehen. Und es passte nun wirklich nicht hier her, denn das dort oben war kein Zar`Dras und auch kein Wegelagerer. Es war ein Fuhrwerk. Ein ganz normales Fuhrwerk. Und mit diesem pragmatischeren Gedanken zog sie den weißen Umhang etwas fester um ihre Schultern und stakste zu ihrem Partner auf die Straße. Kurz drehte sie sich noch um, schaute zurück zu Ishara und maß sie mit einem leicht verklärten Blick.

„Am Ende ist es die Frau dort oben, die Wir vor Dir schützen müssen.“, meinte sie mit ungewohnt leiser Stimme. Es war diese Erkenntnis, die ihre Stimme einen Hauch Verwirrung gab, denn in diese Richtung hatte sie noch nicht gedacht gehabt, wobei sie nicht von der Hand zu weisen war. Nur von den reinen Fakten gesehen, war es dieses magere, entschlossene Mädchen, welches gerade eine Waffe zielgerichtet auf jemanden anderen richtete. Noch ein Stück fester zog sie den Umhang und arbeitete sich dann den Weg nach oben. Riketz indessen stand in seiner schlammigen Pracht vor dem Fuhrwerk und hatte mal wieder unhöflicherweise nicht auf den verwunderten Ausruf des Kutschers reagiert. Stattdessen war er zu dem viel größeren, kräftigen Pferd herangetreten und beschnupperte dieses ausgiebig, während dieses wie ein Stock starr stand. Auch als Mari sich an seine Seite hochgearbeitet hatte, war immer noch kein Wort von dem Tier gekommen. Eigentlich ungewöhnlich, jedoch nicht so ungewöhnlich, dass es besorgniserregend war. Ab und an sprach Riketz einfach nicht und verlor sich gedanklich ganz woanders, als das er sich verbal mit jemandem verständigt hätte. Was sie von ihm emphatisch empfang ließ sie auch auf letzteres schließen.
Die Sidhe sollte nun auch schließlich doch noch ihre scheue Befangenheit bekommen, die sie eigentlich bei Ishara hatte erzeugen wollen. Der Fahrer des Wagens entpuppte sich als eine junge Frau, die genauso durchgefroren und ertrunken aussah, wie Mari gestern Abend noch. Es entstand ein kurzes Gespräch, wobei der Fremden anzusehen war, wie unangenehm ihr die Aufmerksamkeit der Sidhe war. Bereits, als diese den Umhang gewahr geworden war, war die junge Frau einige Nuancen bleicher geworden. Mari kannte solche Reaktionen. Sie kamen meist dann vor, wenn ihr Gegenüber wenig mit Sidhe zu tun hatte und sie wirklich wie Überwesen betrachtete. Und die landesläufige Folklore tat das ihrige um die normale Bevölkerung in diesem Glauben zu bestätigen. Das man sie jedoch beinahe panisch betrachtete war ihr selbst ebenso unangenehm. Natürlich ratterte Mari ihre Worte herunter; erkundigte sich nach dem Wohlbefinden, ob ihre Hilfe benötigt würde und ob alles in Ordnung wäre. Sehr hektisch wurde ihre Hilfe abgewiesen und nachdem sie sich höflich verabschiedet hatte, kam das Fuhrwerk zackig wieder in Bewegung. Wortwörtlich betröpelt stand Mari auf der Straße und schaute dem Wagen hinterher. Nieselregen hatte wieder eingesetzt. Nur ein Zusammenziehen der Augenbrauen verriet, wie leicht verstörend die Sidhe dieses Verhalten empfunden hatte.

„Bleib so stehen, dort drüben möchte eine Amsel baden gehen. Es wäre sehr unhöflich sie jetzt zu verschrecken!“, riss sie Riketz Worte aus der Versenkung. Typisch Einhorn.

[Mari versucht ihren Standpunkt klar zu machen| Riketz tut nichts| Emma fährt mit dem Wagen weiter]
Andere Ameisen: Tenebrae, Zirp, Anuka

Marijke

 
Beiträge: 29
Registriert: Fr 8. Jun 2012, 19:17

Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Do 16. Apr 2015, 13:59

Isharas Gesicht verzog sich zu einem beinahe trotzigen Stirnrunzeln, mit einem ganz ähnlichen Empfinden wie dem, gegen das Mari sich zu kämpfen bemühte. Das Verständnis, das ihr abgesprochen wurde mochte ganz ohne Wertung gemeint sein. Ja vielleicht entsprach es der Wahrheit, doch die Erfahrung ließ sie die Worte anders interpretieren. Und wenn die Halbelfe sich dessen auch bewusst war, wie wenig sie wissen mochte. Niemand ließ sich gern als dumm bezeichnen.
„Dann hast du es offenbar nicht richtig erklärt“, gab sie daher knapp und kühl zurück, während sich in ihrer Miene durchaus der Trotz eines Kindes erkennen ließ. „Oder aber, du täuschst dich schlicht und einfach in dem, was du annimmst.“
Die Blonde zuckte mit keiner Wimper und ganz sicher gehorchte sie nicht. Warum auch? Wer war diese Frau, dass sie Befehle von ihr hätte entgegennehmen sollen? Aus welchem Grund denn? Nur weil Mari das glaubte, so wie sie offenbar glaubte auch andere würden das tun? Also stand Lileth ruhig und war weiterhin bereit zu reagieren auf das, was auch immer da kam.
Tatsächlich machte der Karren mitsamt seiner Besetzung keinen sonderlich bedrohlichen Eindruck, vor allem nicht in dieser Konstellation. Doch sich jetzt zurückzuziehen, wenn auch aus anderen Gründen hätte der Sidhe gewiss das Gefühl gegeben, es sei ihretwegen geschehen. Und das war das letzte, was die Halbelfe suggerieren wollte. Wer wusste schließlich, wo es dann endete? Die Verantwortung für sich selbst tragen zu müssen barg wenigstens auch das Recht auf eigene Entscheidungen.
Als die Sidhe ihre weiteren Ausführungen begann, wappnete sich Ishara bereits für den anbrechenden Streit und wurde sichtlich überrascht, als Mari ihren Annahmen Zustimmung zu Teil werden ließ. Natürlich hatte sie recht aber… Es war das erste Mal, dass ihr irgendjemand selbiges auch zusprach und die blauen Augen lösten sich kurzzeitig sogar, um überrascht in Richtung der jungen Frau zu blicken. Und natürlich wusste die Sidhe nichts von alledem und hatte wahrscheinlich auch kein Recht es zu beurteilen, aber das galt auch für andere und bislang hatte sich niemand gescheut, sich jenes Recht dennoch schlicht anzueignen.
Verwirrung verdrängte Isharas Ärger zeitweilig und lenkte ihre Aufmerksamkeit tatsächlich von dem Karren und seiner Lenkerin ab. Jetzt sank sogar der Bogen um einen handbreit gen Bogen, halb vergessen. Wie ging man mit so einer Situation um?
Doch natürlich gab es da auch ein aber… Und ihre Haltung spannte sich wieder. Das war vertrauteres Terrain und die Schützin war bereit sich zu verteidigen, auf mehr als einer Ebene. Wer würde es auch sonst tun?
Der Hund an ihrer Seite indes hatte seine Aufmerksamkeit nicht eine Sekunde von der Fremden auf dem Karren abgewandt, während Isharas Blick nun zwischen selbigem und der Frau an ihrer Seite wanderte. Sie registrierte dabei durchaus die Veränderungen in Maris Mimik und Gestik. Allein, sie wusste sie nicht zu deuten. Wann hatte die Blonde je Gelegenheit gehabt, sich mit menschlichem verhalten in seiner gesamten Bandbreite vertraut zu machen? Die Reaktionen, die sie kannte waren in der Regel deutlich begrenzter.
„Cyron ist Menschen gegenüber noch misstrauischer als ich und fraglos aus gutem Grund“, gab die Halbelbe von den Fragen ein wenig irritiert zur Antwort. Riketz verhält sich unvorsichtig und naiv und ich kenne ihn nicht gut genug, um daraus irgendetwas Bedeutsames abzuleiten. Vielleicht sieht er etwas, das ich nicht sehe und das Grund zur Entwarnung gibt. Aber auch darauf werde ich mich nicht verlassen, so lange ich es nicht weiß. Und ich weiß nicht, was mein gegenüber sieht und denkt, so wenig wie du und das ist das eigentliche Problem. Wir unterstellen ihnen lediglich verschiedene Dinge.“
Und das die Vögel sangen? Es war ein Hinweis darauf, dass die Frau wirklich allein war. Aber was hieß das schon? Ein Mensch allein konnte immer noch eine Gefahr sein. Nicht unbedingt für die gefiederten Sänger, wohl aber für die magere Schützin.
Es schien in Ordnung, jetzt, nach und nach. Aber eine Sicherheit gab ihr dahingehend trotzdem niemand. Und vor allem galt das alles in diesem Augenblick. Vor ein paar Minuten als der Streit begann, hatte es noch ganz anders ausgesehen.
Das Stirnrunzeln der Halbelfe vertiefte sich, doch die folgenden Worte ließen sich nicht so einfach abtun, sie zuckte schließlich unwillig mit den Schultern. „Wenn sie mich in Ruhe lassen werde ich den gefallen erwidern. Ich kann den Bogen senken, sobald man mir einen Grund dazu gibt. Ihn anzulegen kostet Sekunden, die mir im Zweifelsfall vielleicht nicht bleiben.“ Und dann hatte sie nur das Schwert und ihre nicht gerade verlässlichen Fechtkunst, die sie an dieser Stelle lieber verschwieg.
„Es ist mir egal, was sie denken“, erklärte Lileth schließlich leiser und gleichsam trotzig wie… nun vielleicht konnte man es beinahe traurig nennen. Sie hatte ohnehin keinen Einfluss darauf. Sie hatte es versucht, vergeblich. „Aber mir ist nicht egal, was sie vielleicht zu tun versuchen. Und was nützt mir, das die Straße nah ist, voller Leute und Fuhrwerke? Niemanden würde kümmern, was mit jemandem wie mir geschieht, das hat es nie. Sei froh, wenn du dir den Luxus leisten kannst, dich auf andere zu verlassen. Es ist dein Leben.“
Erneut reagierte die Blonde sichtlich verdutzt. Ein Laut entrang sich ihrer Kehle, der der Beginn eines bitteren Gelächters sein mochte. Vor ihr? Sie schüttelte nur den Kopf, wiederholte jedoch kein drittes Mal, dass der Pfeil die Sehne nicht ohne Grund verlassen würde, sondern lediglich darauf wartete es zu können.
Zumindest trat sie bereitwillig zurück und ließ Mari ihren Schlichtungsversuch, senkte sogar den Bogen, als die Sidhe es nicht mehr sah und wartete, das Szenario noch immer misstrauisch beobachtend ab. Mädchen wie Hund schienen sich erst dann halbwegs zu entspannen, als das Gespann wieder im Nebel verschwunden war und schließlich auch aus ihrer Wahrnehmung. Ishara strich sich die erneut regennassen Strähnen ihrer blonden Haare aus dem Gesicht und fröstelte leicht, während Riketz Bemerkung jedoch die Härte aus ihrer Miene vertrieb und das Gesicht mit einem Zug von Erheiterung wieder weicher und kindlicher wirken ließ. Nur in den blauen Augen verharrten die Schatten, als sie ebenfalls still hielt, Riketz Blickrichtung folgte und den kleinen Vogel entdeckte. Sie beobachtete gemeinsam mit dem Einhorn, wie selbiger das schwarze Gefieder aufplusterte und mit dem Wasser einer Pfütze benetzte, sich reckte und schüttelte, sodass glitzernde Tropfen umherflogen, dann und wann aus dunklen Knopfaugen argwöhnisch in ihre Richtung schauend. Schließlich bereitete sie mit einem kurzen Pfeifen die benetzten Schwingen aus und erhob sich, um aus ihrem Blickfeld zu entschwinden.
Unschlüssig richtete sich der Blick der Halbelfe auf das Einhorn. Die Nebel lichteten sich zunehmend, während der Nieselregen die Oberhand gewann. Es wurde langsam Zeit, sich wieder auf den Weg zu machen und das bedeutete ebenso, dass es Zeit für den Abschied wurde. Und wenn es ihr um Mari vielleicht auch nicht so sehr leid tat, obgleich die Schützin der Sidhe durchaus einiges zu Gute halten konnte, mit dem Einhorn war das etwas anderes. Sie hätte gern noch ein paar Gespräche mit ihm geführt, selbst wenn sie meistens nur die Hälfte davon verstand. Vielleicht einfach, weil es schön gewesen war, mit jemandem zu sprechen, der differenziertere Antworten liefern konnte als Cyron. Vielleicht nur, um ab und an eine freundliche Stimme zu hören.

[Ishara beweist Reife und schließt sich Riketz Voyeurismus beim Bad der Amsel an]
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

Benutzeravatar
 
Beiträge: 36
Registriert: Sa 7. Feb 2015, 22:54

VorherigeNächste

Zurück zu Der Nord-Osten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste