Der Wald Anorst

Von Gil'Leading bis Port Amun

Moderator: Taran

Der Wald Anorst

Beitragvon Livianna » Sa 19. Sep 2015, 09:00

[Einstiegs Post]

Stille lag über dem Wald. Hüllte die hohen Bäume des Mischwaldes in bitteres Schweigen und die kühle des Morgens ließen die Vögel verharren. Eine leichte Brise kündigte von einem sonnigen Tag, dem strahlenden Himmel und reiner Sicht. Da müsste doch die Natur frohlocken und ihrer Freude verkünden. Ein leises Grollen durchschnitt die Luft, kreischende Vögel folgten dem Aufruf und erhoben sich in die Luft. Ihre Schwingen drückten die Leiber kräftig hinauf, fort vom Boden und dem nahenden Unheil. Ein Schatten löste sich vom Waldesrand. Erst wirkt er langsam und behäbig, doch dann schnellte er zum klarem Himmel empor. Ein krachendes Geräusch, am Boden nicht mehr zu vernehmen riss die falsche Stille des Himmels entzwei. Das scharfe Maul mitsamt des feinen Kopfes war zur Seite geeilt und schnappend zur linken zugegangen. Ein Zucken auf dem Rücken des Wesens und die Blicke der beiden trafen sich. „Was hat er dir getan?“, etwas gereiztes lag in der angenehmen Altstimme der jungen Frau, die sich auf dem Rücken des Drachens befand. Die Mundwinkel des blauen Drachens zuckten und verformten sich zu einem Lächeln. Mit den hellen blauen Augen wirkte es eisig, spitz – ja fast schon herausfordernd.

Nichts. Es war ein hallen im Kopf der Blondine. Eine Stimme, dessen klang man nicht zu ordnen konnte. Entgeistert schloss Livianna die Augen und schwieg. Sie war nun mit der Drachin seit gut fünf Jahren unterwegs und noch immer war es ihr nicht gelungen diese ungewisse Stimme zu identifizieren. Sie konnte nicht bestimmen, ob sie dunkel oder hell war. Dröhnend oder leicht. Ob sie vor Kälte ihre Gedanken durchschnitt oder mit wärme das Herz erfreute. Es blieb ein irritierendes Gemisch aus Empfindungen. Und da Moony, wie das Wesen sich nannte, keine Anstalten machten um das feine Maul zu öffnen beim reden zweifelte Livi auch an der Existenz einer wirklichen Stimme. Scharf sog sie die Luft ein. Hier oben wirkte sie kühler als unten auf der Erde und leicht erzitterte ihr Körper. ]Es war nur ein Vogel. Ich weiss nicht was dich an einem Vogel interessiert. Er war eben da. Da und im Weg. Bei diesen Worten öffneten sich die blauen Augen und starrten auf den langen Hals. Schon längst hatte die Drachin den Kopf wieder nach vorne gewandt und blickte in die Richtung in die sie flogen. „Also hat er dir doch etwas getan“ Es war eine trockene Feststellung. Das doch wurde besonders betont um auf die Richtigkeit ihrer vorherigen Frage zu pochen. Eine Antwort blieb dem Menschenkind jedoch verwehrt. Eine Diskussion die ins nichts endete und nach zwei Sätzen auf Seiten des Sidhe bereits beendet war. Herrlich einseitig dieses Gespräch. Die blonden Haare sprangen von der einen Seite zur anderen, als sie den Kopf resigniert schüttelte, nur um wieder einer Fahne gleich hinter sich her gezogen zu werden. Nach diesem Ritt würde sie wieder einem zerzausten Eichhörnchen gleich kommen.



Die eisigen Augen wanderten über das Land unter ihnen. Grashalm um Grashalm zog an ihnen vorbei und das Meer aus Grün schien kein Ende zu finden. Mit kräftigen Schlägen hielt sie sich am Himmel und ertastete die Luftströmungen um nicht zu fallen wenn sie sich etwas ruhe gönnte und dahin glitt. Anorst schrumpfte mit jedem Meter den sie hinter sich ließen. In der Nacht hatten sie in jenem Wald Zuflucht gesucht und es war die Idee ihrer Begleiterin gewesen, direkt im Morgengrauen auf zu brechen. Moony war es nur recht gewesen. Lieber den frühen Spatz fressen, als später selber noch als Futter zu enden. Sie blinzelte. Es war nicht so, dass es jemanden gab der an Drachen Interesse hatte. Interesse in Form von Verspeisen (und wenn doch, war dieses Lebewesen von widerwärtiger Natur), jedoch wollte sie ihr Ziel erreichen bevor die Menschen aufgrund des schönen Tages zu weit und somit zu viel sahen. Sie mochte die Gesellschaft dieser Zweibeiner nicht. Eigentlich mochte Moony allgemein die Gesellschaft nicht. Aus irgend einem Grund hatte sie das stete Gefühl, dass sie angestarrt wurde. Und es behagte ihr nicht. Es trieb die Wut in ihre Adern, ließ das kräftige Drachenherz schneller pochen und ihre schlechten, ungehaltenen Charakterzüge kamen zum Vorschein. Kurz und bündig: Sie hasste es beobachtet zu werden.
Doch der Drache hatte nicht das Glück als Katze, Wolf oder Pferd geboren worden zu seien, welche eindeutig unauffälliger und akzeptierter durch die Welt zu wandern schienen. Wobei Moony bezweifelte, dass es wirklich von Glück zeugte als ein so schwaches Wesen geboren worden zu sein. Sie beneidete die Suavis und Wölfe nicht. Ebenso wenig die Greife und ihre Verwandt wirkenden Hippogreif Freunde. Sie genossen zwar ein größeres Ansehen bei der Drachin, ja vielleicht gar mehr Akzeptanz, doch am Ende waren sie ebenso schwach wie diese anmutigen Einhörner. Reine Tiere die einen Knochenauswuchs auf der Stirn trugen. Zwei, drei kräftige Schläge mit den Flügeln um sich ruckartig höher in den Himmel zu bringen und die Gedanken hinter sich auf die Erde fallen zu lassen. Es war nicht die rechte Zeit über diese Banalitäten zu sinnieren. Leicht spürte sie, wie Livi sich verkrampfte und fester die Drachin umschlang. Gedanken und Bilder durchströmten den Drachen. Ließ sie kurz inne halten, bevor sie vorsichtig die Frage an ihre Gefährtin heran trug: Bist du dir sicher? Die fliegende Echse traute sich nicht den Kopf zu wenden, in Livianna's Angesicht zu blicken und schloss lieber abwartend die Augen. Ihre Sinne würden schon Alarm schlagen, wenn etwas ihren Weg kreuzte.

„Warum nicht?“

Eine simple Gegenfrage. Nicht mehr. Die Entschlossenheit des Sidhe's lag geballt in dieser versteckten Aussage. Und noch ein Gefühl mehr. Ein brummen welches sich zum Grollenv erformte verließ den Körper des Drachens. „Du musst mich nicht begleiten.“, sprach die Stimme sanft. Moony konnte förmlich spüren wie Livi lächelte und ihr zugleich sanft die Rückenschuppen tätschelte. Es behagte ihr nicht. Warum hatte dieses vermaledeite Land auch so viele Städte? Und warum mussten sie unbedingt dahin? Unmut machte sich in der Drachenbrust breit. Und auch dieses schien der Sidhe sofort zu verstehen und sprach beruhigend auf Moony ein: „Es ist ja nicht so, dass du mich alleine lässt. Die paar tausend Fuß.“ Etwas neckendes lag in ihrer Stimme. Durchwoben wurde es mit einer konstanten Zuversicht. Manchmal fragte sich die Drachin wo der Sidhe so viel Mut und Zuversicht hernahm. Doch wenn Livianna sich der Sache sicher war, dann würde sie es auch sein und bekräftigend nickte sie. Ein 12 Kilometer Radius von Port Amun. Ich werde mich dort nieder lassen und warten. Wenn sich irgend etwas auch nur annähernd falsch anfühlt... „..wirst du mich holen kommen. Ich habe es verstanden.“ Das breite Lächeln der blonden Frau sah Moony nicht. Innerlich seufzte sie. Die Tatsache ein Drache zu sein und die Meidung von Ansammlungen an Menschen, war manchmal ein mehr als nur störender Umstand. Bisher hatte Livi es immer verstanden und respektiert. Kein schlechtes Wort hatte der Sidhe über diesen Tick verloren, aber auch nicht unbedingt untermauert dass sie es gut hieß. Langsam ließ sie den Blick wieder über die Landschaft wandern und machte langsam einen Punkt in der Ferne aus.



Der Wind umgarnte ihr Gesicht und zupfte wild an den Haaren. Ein Gemisch aus Liebkosungen und im Streit gewirkte Aktionen. Livianna genoss es sichtlich. Sie mochte es sehr fern ab von der Erde zu sein, weit oben im Himmel wo die Freiheit frohlockte und ein Fehler fatale Auswirkungen auf ihre Existenz beinhaltete. Vor allem genoss sie es, da sie ein Urvertrauen zu Moony aufgebaut hatte, welches keine Sorgen und Ängste aufkeimen ließ. Nur manchmal, da erschreckte sich ihr Körper noch instinktiv. Plötzliche, ruckartige Bewegungen mit denen die Frau nicht gerechnet hatte. Nach ihrem letzten Gespräch war wieder Schweigen über sie eingekehrt. Es fühlte sich nicht im geringsten merkwürdig an. Es war viel mehr ein friedvolles Einverständnis indem man die Nähe des anderen genoss und sich auch ohne Worte verstand. In jener Disziplin waren sie beide fast schon Meister. Manchmal reichte nur ein Blick und sie beide wussten was der andere wollte, fühlte oder dachte. Diese enge Bindung war vor allem für Livianna sehr wichtig. In ihrer Drachin sah sie die einzig verbliebende Weggefährtin und Verbündete. Niemanden schenkte sie so viel Vertrauen und Offenheit wie ihr. Langsam schloss sie die Augen um den noch bevor stehenden Flug mit allen Sinnen genießen zu können.

[tbc Nordtor von Port Amun]



Zeit 17. Kiriat am frühen Morgen
Moony und Livianna fliegen von Anorst davon | Moony frisst einen Vogel, was Livi nervt | Moony erinnert Livi, dass sie Port Amun nicht zu nahe kommen will | Livi beruhigt ihre Partnerin
Beteiligte Spieler Livianna && Moony

Livianna

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