Das Gefängnis von Gil'Leading

Die Hauptstand von Thalia und Sitz der Königsfamilie

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Das Gefängnis von Gil'Leading

Beitragvon Reika » Fr 6. Mai 2016, 18:42

Das Gefängnis von Gil'Leading erstreckt sich über drei Ebenen in die Tiefe unter der Stadt. Es ist aufgebaut wie ein Labyrinth aus gleichförmigen Zellen und Gängen, was etwaige Fluchtversuche erschweren soll. Die Verhörräume befinden sich ebenfalls hier unter der Erde. Innerhalb des Gefängnisses gibt es keinerlei natürliches Tageslicht, einzig ein paar Fackeln durchbrechen hin und wieder die Dunkelheit.

Der Zugang zum Gefängnis liegt direkt neben der Kaserne der Stadtwache.
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Reika

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Das Gefängnis von Gil'Leading

Beitragvon Reika » Fr 6. Mai 2016, 18:46

Leere. Eigentlich müsste sie Schuldgefühl empfinden. Oder Angst, vielleicht sogar Verzweiflung. Zumindest Trauer? Aber da war nichts von all dem, in der einen Hälfte ihres Inneren gähnte eine drückende Leere. Die andere Hälfte war zum Bersten gefüllt mit Zorn und Verachtung.
Sie hasste die Stadtwache für das was passiert war, sie hasste sich selbst weil sie zu langsam gewesen war. Aber ihr stärkster Zorn brodelte bei dem Gedanken an die Sidhe und diesen tausend Mal verfluchten Orden von kontrollwütigen Weltverbesserern mit selbst aufgesetztem Heiligenschein, die an all dem Schuld trugen. Nur ihretwegen war Alyria überhaupt fort gezwungen worden und musste ihre Schwester im Stich lassen. Wäre sie hier gewesen wo man sie gebraucht hätte, wäre nichts von all dem hier passiert.

Immerhin hatte der Heiligenschein durch ihr Zutun ein paar hübsche Risse bekommen.

“Die Wahrheit... bitte. Ich will nicht dass man sich so an uns erinnert.“ Nyalas Worte gingen Alyria nicht aus dem Kopf. Die Wahrheit. Niemand hatte der Jüngeren die Unschuld glauben wollen, die Alyria sofort in ihrem Gesicht gesehen hatte. Nya war nicht das gewesen was man ihr vorgeworfen hatte. Noch nie war sich Allie bei etwas so sicher gewesen. Irgendetwas lief schief, gewaltig schief, und ihre Schwester war irgendwie mit hinein gezogen worden. Weil ich nicht da war.
Die Wahrheit finden. Das war sie Nya schuldig und auch sich selbst.
Egal was es kosten mochte.

Ein jämmerliches Winseln durchbrach die Stille in der umgebenden Dunkelheit und riss die junge Frau aus ihren Gedanken. Grismar war aus seinem unruhigen Halbschlaf hochgeschreckt. Alyria hörte wie der Wolf wieder anfing, in der Nachbarzelle im Kreis zu laufen, zuerst langsam, dann immer schneller als würde er von einem unsichtbaren Monster gejagt. Sie wusste dass er sich die Pfoten blutig gekratzt hatte im verzweifelten Bemühen, gegen die massiven stählernen Gitterstäbe der Zelle anzukämpfen. Wie schon so oft versuchte sie ihm einen beruhigenden Gedanken zu schicken, doch schien sie damit nicht zu ihm durchzudringen. Er war schon viel zu lange hier unten eingesperrt. Und ebenso wie jedes feiheitsliebende Tier langsam dem Wahnsinn verfiel wenn man es in einen engen Käfig sperrte, so geschah das auch mit ihm.

Dafür hasste Alyria sie auch. Ihr Gefährte war der einzige der hier unten litt und das nur weil er seiner menschlichen Partnerin in einem Augenblick der Not beigestanden war. Wie es jeder gute Freund getan hätte. Auf ihn hatten sie es gar nicht abgesehen, er war nur Kollateralschaden. Es ging ihnen darum Alyria weichzukochen, doch dass einzige was sie damit erreichten war ihren Ärger weiter zu schüren und ihre Front gegen die Welt und den Orden weiter zu verhärten. Für die junge Frau war es nichts ungewöhnliches eingesperrt zu sein. Nur war das Gefängnis in diesem Fall eben nicht so hübsch und kinderfreundlich verpackt wie die Ausbildungsstätte in Shirga.

„Hey, Grismar“, rief sie in der Hoffnung ihn zu erreichen und aus diesem Strudel von Verzweiflung zu reißen. „Grismar?“ Ein paar Minuten wenigstens. „HEY DU FUSSMATTE!“ Sie hörte dass er inne hielt. Wie lange noch? Seine geistige Stimme klang abgehetzt und gepresst als bekäme er nicht genügend Luft. Wie lange? Wann kommen wir hier raus? Wann? Wann?! Gern würde Alyria ihm antworten, aber was? Die einzigen Konstanten in diesem finsteren Drecksloch waren die Stille und die Dunkelheit, welche nur von einer einsamen Fackel durchbrochen wurde die an der gegenüberliegenden Wand hing. Gelegentlich zog ein Wachposten seine Runden. Und in unregelmäßigen Abständen schlich sich jemand hier runter und brachte ihnen eine Schale voll bemerkenswert widerlichem - was auch immer das für eine Pampe sein sollte die sie hier unter dem Alibi-Namen „Essen“ verteilten. Es hatte genauso viel mit Nahrung zu tun wie die glorifizierten Sidhe mit der tatsächlichen Wirklichkeit.

Keine Ahnung wie lange sie beide hier schon im Finsteren hockten. Nichts verriet wie viel Zeit vergangen war. Ein paar Tage, eine Woche, ein Monat? Ebenso wenig war klar, wie lange sie hier unten noch verrotten würden. Irgendwann bequemte sich schon mal jemand hier runter. Vielleicht. Hoffentlich bevor ihr Gefährte endgültig durchdrehte.
Sag du es mir.
Gut, Ablenkung war keine schlechte Idee. Vielleicht hielt ihn das fürs erste von der Selbstzerstörung ab.
Deine Ohren sind besser als meine. Sag mir wenn jemand hier runter kommt.
Und weiter? Die Verwirrung des Wolfes war deutlich.
Und dann schauen wir dass wir dich an die frische Luft kriegen.
Und was ist mit dir? So übel es ihm auch ging, er war trotzdem um das Wohlergehen Alyrias besorgt.
Sie schob seine Bedenken beiseite. Ich komm schon klar. Ist nicht das erste Mal dass ich unter Arrest stehe. Aber... Wenn es dir gut geht, gibt mir das Kraft, egal wo du bist. Und ich hasse es dich so zu sehen.



19. Kiriat, Morgens
Alyria denkt über die Ereignisse nach und versucht Grismar abzulenken, der langsam durch die Gefangenschaft durchdreht.
Alyria, Grismar

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Beitragvon NPC » So 26. Jun 2016, 14:30

Es war gegen Mittagsstunde, wie er sich endlich eine wasserfeste Ausrede hatte aufbauen können. Man hatte sie ihm ungerne geben, nicht nur wegen der politischen Brisanz oder weil man mangelnde Kompetenz seinerseits erwarten würde, sondern der öffentlichen Meinung, die Ebinrioneg aus dem Hause der Rotgryff, vertrat. Zugegeben, seine Hassrede gegen die Angeklagte junge Sidhe war sehr..eindrucksvoll gewesen. Wenn man auch nicht wirklich von „Rede“ sprechen konnte. Immerhin war seine Zuschauerschaft nur eine kleine Gesellschaft von hochrangigen Adligen, Soldaten und einigen Sidhe gewesen, die sich, als man die junge Frau ergriff, eiligst zu einem schnellen Nacht- und Nebeltreffen zusammengefunden hatten, um den Vorfall zu besprechen und den Öffentlichkeitsschaden zu begrenzen. Ja, seine Rede war flammend und voller Abneigung und Verurteilung gewesen, nur damit er danach – immerhin wollte er nicht als kopfloser Hitzkopf gelten- tadellose Aufräumarbeiten verrichtete, schnell und effizient seinen Part in die Wege leitete und somit zu einem schnelleren Herunterspielen der Ereignisse verholfen hatte. Es hatte immerhin einen Grund warum der Sidhe, unter Bekannten und Freunden als Bion bekannt, in Gil'Leading stationiert war. Hochambitioniert, mit zweifelsfreien Abschluss und hochgradig talentiert, wäre es eine Verschwendung gewesen, ihn durch die Gegend ziehen zu lassen, um sich um kaputte Zäune und erkranktem Vieh kümmern zu lassen. Daher hatte es auch einiges an Überredungskunst und Bestechungen bedurft, wie er nun zu besagter Ausrede kam.

Den Gefängnistrakt zu betreten schlug ihm sofort auf den Magen und es kostete den jungen Mann eine Menge Selbstbeherrschung, um nicht die Hand vor den Mund zu halten und ebenso um das Würgen zu unterdrücken. Dabei war der Geruch nicht einmal besonders konzentriert. Es roch nicht nach Blut, Wunden oder Fäulnis, doch der destillierte Gestank von ungewaschenen Menschen, Panik und ein schwacher Hauch von Exkrementen setzte ihm durchaus bereits zu. Hinter ihm klackten Krallen und Hufe auf den blankgescheuerten Stein und ein Zischen hallte durch den Gang, den sie durchschritten. Dem Hippogreif behagte es hier ebenso wenig – wenn auch aus gänzlich anderen Gründen. Mit einer Eskorte von 6 Wachen steuerten sie durch das Labyrinth an einem erbärmlichen Leben nach dem anderen vorbei. Letztlich standen sie vor ihrem Ziel, mit einem Zeichen öffnete eine Wache die schwere eiserne Tür und Bion sah zum ersten Mal den Gegenstand des Ärgers, der sie die letzten Tage so sehr auf Trab gehalten hatte. Er hatte ein Kind erwartet, naiv, blauäugig und verweichlicht. Oder auch verzweifelt und aufgelöst. Doch Alyria war weder ein Kind, noch der Hysterie nahe. Ihm starrte Erwartung entgegen und die stoische Ruhe der Resignation und der Vorsicht. Diese Frau da vor ihm war nicht gebrochen oder bestürzt, und definitiv sah sie sich nicht im Unrecht und schuldig.Wenn auch abgehärmt, mager und schwach – man hatte sie mit Absicht nur mit der nötigsten Nahrung versehen, um ihre Kräfte und somit ihre Konzentration und Magie niedrig zu halten. „Alyria Caitris,“, begann der nicht besonders große, dunkelhaarige, junge Mann in seiner penibel sauberen und adrett wirkenden Kleidung, „Mein Name ist Ebinrioneg von Rothgryff. Ich nehme deinen Partner mit. Versucht er sich zu wehren, fesseln wir ihn und betäuben ihn, versucht DU dich zu wehren, entziehe ich ihm Luft, bis er ohnmächtig wird. Zu euer Beider Wohl weißt du hoffentlich, wie lange ein Körper ohne Luft auskommt, ohne irreparable Schäden davon zu tragen.“ Das schwere Klirren der Schlüssel und das Quietschen einer Tür zeigte an, dass auch die Zelle nebenan geöffnet wurde. „Wolf, du kommst mit uns, wehr' dich nicht. Nicht du wirst die Strafe tragen, sondern dein Partner.“ erklang abermals eine Stimme, schrill, kratzig und monoton – die Stimme des Hippogreifen. „Was hat er getan um das zu verdienen?“, zischt Bion ihr noch zu und dieses Mal musste der Sidhe den Hass nicht spielen, oder portionieren- er war echt.
(Tenebrae)


19. Kiriat, Mittag
Alyria/Grisma, Bion/Hippogreif, 6 Wachen

Der Sidhe Bion mit seinem Hippogreifpartner, samt 6 Wachen suchen Alyria auf, um Grisma abzuholen.

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Beitragvon Reika » Di 28. Jun 2016, 19:28

Die beiden Gefangenen hatten die Zeit in einem Dämmerzustand zwischen Wach und Schlafen überbrückt. Alyria hockte auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken gegen die steinerne Zellenwand, Grismar lag wie ein totes Tier auf der Seite und starrte mit halb geschlossenen Augen in die Finsternis. Das Geräusch von schweren, eisenbeschlagenen Stiefeln ließ beide ihren Blick in Richtung Eingang wenden. So viele kamen sonst nicht hier runter. Kurz keimte bei Alyria der Hoffnungsschimmer auf, dass die elende Warterei endlich ein Ende hatte. Doch dann ging die Tür auf und die Hoffnung zerbrach wie eine Tasse die man gegen eine Wand donnerte. Ein Haufen Wachen, ein Hippogreif? Der musste hier grade so noch durch die Gänge passen. Und... Wer war das? Ein Sidhe, so herausgeputzt und glattgebügelt dass er hier unten ein absoluter Fremdkörper war. Er war keins von den hohen Tieren der Ordensleitung, aber auf jeden Fall schien er sich für eines zu halten. Schnösel. Wie auch immer, Alyria sah ihm fest und unbeeindruckt in die Augen und hatte innerlich nicht mehr als Verachtung für ihn übrig.

„Mein Name ist Ebinrioneg von Rothgryff. Ich nehme deinen Partner mit. Versucht er sich zu wehren, fesseln wir ihn und betäuben ihn, versucht DU dich zu wehren, entziehe ich ihm Luft, bis er ohnmächtig wird. Zu euer Beider Wohl weißt du hoffentlich, wie lange ein Körper ohne Luft auskommt, ohne irreparable Schäden davon zu tragen.“

Und dieser aufgeblasene Schnösel wusste hoffentlich wie lange sie brauchte um seinem Körper irreparable Schäden zuzufügen. „Wenn du ihm etwas antust werde ich dir das mindestens zehnfach zurückzahlen“, gab sie kalt zurück und prägte sich genaustens das Gesicht des Kerls ein, sodass sie es im Fall des Falles jederzeit wiedererkennen würde. Sie gab sich keine Mühe laut zu werden, allein an der Art wie sie es betonte machte sie deutlich dass sie es absolut ernst meinte. Unabhängig davon wie hoch oben dieser Kerl in der Hackordnung des Ordens stand, denn Ränge und Titel waren ihr absolut gleichgültig.
Alyria mochte nicht in bester Verfassung sein, doch loderte in ihren Augen noch immer das ungebrochene Feuer einer Kämpferin.
Nebenbei bemerkt war Zorn ein hervorragendes Mittel um über Schwäche hinwegzuhelfen und wenn sie von irgendetwas reichlich hatte, dann war es Zorn.



Grismar starrte die offene Tür an. Da war sie nun, die Pforte zur Freiheit. Einerseits wünschte er sich nichts sehnlicher als aus dieser Gruft zu kommen, doch andererseits würde seine Rudelschwester bleiben müssen und er konnte sie doch nicht einfach sich selbst überlassen. In diesem Moment meldete sie sich auch schon zu Wort. Geh schon. Es wird nichts ändern wenn wir beide hier unten feststecken. Es fühlt sich aber trotzdem falsch an. Es hilft keinem von uns wenn du hier unten durchdrehst.
Wenn du durchdrehst auch nicht. Aber... gut. Mühsam stemmte sich der ausgehungerte Wolf auf die Beine und schleppte sich in den Gang, wobei sein Blick unablässig zwischen den Wachen hin und her wanderte. Er konnte nicht verhindern, dass sich ihm dabei sein schmutzverkrustetes Fell sträubte. Am liebsten würde er sie alle mit einem Knurren auf angemessenen Abstand jagen, denn es gefiel ihm überhaupt nicht dass sie ihm so auf die Pelle rückten. Ich traue ihnen ja auch nicht, aber im Moment sitzen die am längeren Hebel. Wahre Worte. Ich weiß.
Als er die Worte des Hippogreifen hörte, unterdrückte der Wolf mühsam ein Schnauben. Das glaubte der Vogel doch nicht einmal selbst, oder? Sicher, Allie würde eine Strafe nach Art der Menschen erhalten und ja, Grismar selbst würde davon sehr wahrscheinlich ausgenommen sein. Aber was lief bei dem Vogel eigentlich verkehrt dass er davon ausging, Grismar wäre davon nicht betroffen? Wenn seine Partnerin litt, dann litt er mit ihr und alles was man ihr antat würde indirekt auch ihn treffen. Vielleicht war das bei Pferdegreifen ja anders weil sie Grismars Wissen nach keine Rudel bildeten und ihm deswegen der Verbundenheitsgedanke zu etwaigen Gefährten fehlte. Sie waren eben Einzelkämpfer. Aber trotzdem, wenigstens zu seinem Menschlichen Partner müsste er doch ein bisschen Verbundenheit spüren, wodurch ihm auffallen sollte was er da eigentlich für Unsinn von sich gab?

Vor dem fremden Sidhe blieb Grismar stehen und suchte Blickkontakt. Auch wenn sich über die gelben Wolfsaugen ein trüber Schleier gelegt hatte, so war es doch noch immer der Blick eines Rudelführers und Kämpfers der aus ihnen strahlte. „Grismar. Mein Name“, stellte er zunächst einmal richtig. Er konnte es nicht leiden einfach nur Wolf gerufen zu werden, dabei kam er sich immer vor als wäre er nur ein dummer Hofhund oder ein noch dümmeres Nutztier. „Und was habt ihr mit mir vor?“ stellte er anschließend die Frage die sowohl ihm als auch seiner zweibeinigen Rudelschwester auf der Zunge lag.

„Was hat er getan um das zu verdienen?“ wollte der fremde Sidhe noch wissen.

Ebenso leise wie er zischte Alyria eine Antwort zurück. „Er hat mit mir gekämpft und nicht versucht mich aufzuhalten.“ Ob das der tatsächliche Grund war wusste sie nicht, aber es war von allen Theorien wohl die Wahrscheinlichste.
Grismar ergänzte eine andere Möglichkeit, wobei er aber die Gedankensprache an Bion richtete. “Und die wussten wohl auch nicht was sie sonst mit mir anstellen sollen.“



19. Kiriat, Mittag
Alyria/Grismar, Bion/Hippogreif, 6 Wachen
Alyria warnt Bion davor ihrem Parnter etwas anzutun. Grismar verlässt nach einigen Worten mit seiner Partnerin die Zelle und will wissen was mit ihm passieren wird. Beide trauen Bion nicht und zweifeln an dem was er und der Hippogreif sagen.

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Beitragvon NPC » Mi 29. Jun 2016, 19:50

Nichts dergleichen wirst du tun, dachte sich der Sidhe und bei einem Gedanken blieb es. Da war das Feuer, was unter der ausdruckslosen Härte schlummerte und ihm nun offen entgegenblickte. „Nun, das liegt dann wohl an deinem Benehmen und somit in deinen Händen.“, gab er neutral zurück. Es war eine Gratwanderung zwischen offensichtlicher Abneigung und Pflichterfüllung. An sich, wirklich nur für sich hatte Bion eine vollkommen andere Meinung, und ein vollkommen anderes Ziel – aber das gehörte hier nicht her, auch nicht in seine Gedanken. Den Partner als Schwäche eines Sidhe zu identifizieren war wirklich kein Meisterwerk, sondern mehr als offensichtlich. Jeder Sidhe kam irgendwann in seinem Leben an den Punkt, wo er die Moral und das Dogma des Ordens hinterfragte, aber keiner, nicht ein Einziger, würde seinen Partner ans Messer liefern und nicht alles tun, um ihm zu helfen. Ob das bei den Zar'dras auch so war? Eine Seelenverbindung blieb eine Seelenverbindung. Wenn er jedoch die Bindung zu Maskim und sich betrachtete...Er glaubte kaum, dass der Greif ihm in einen sinnlosen, impulsiven Kampf gefolgt wäre. Alleine die erste Begegnung zwischen den Beiden, wo der hitzköpfige Junge dem Tier nicht den Respekt gezollt hatte, was der bereits erwachsene Gryphon eingefordert hatte. Bion war mit 14 Jahren ohne Partner nach Shirga zurückgekehrt – TROTZ erfolgter Bindung. Dass er, als Teil seiner ersten Prüfung, diesen Weg alleine hatte zurücklegen müssen, hatte ihm im Nachhinein vieles gelehrt. Allem voran sich zu entscheiden, ob er seine Gefühle zur damaligen Zeit, die Angst, Unsicherheit, Verwirrung und Verärgerung, zeigte, oder nicht. Und wie er mit den Problemen umging, die dadurch aufgetaucht waren, ohne sich und seinen Status zu schmälern. Nein, der Hippogreif hätte nicht mitgekämpft, im Gegenteil: Er wäre der Erste gewesen, der Bion, sollte er wie toll wüten, ausgeknockt hätte.

Auch der Wolf hatte noch Stolz in sich, eine andere Art Stolz, aber auch dieses Wesen war nicht gebrochen – umso mehr ein Grund, warum man nie die Verbindung zwischen Sidhe unterschätzen sollte. UND noch mehr ein Grund, von Anfang an klar zu machen, wo hier die Regeln lagen. Dem Wolf nickte er lediglich zu, einen Funken Höflichkeit zu zeigen, oder wenigstens ein Erkennen geben, es mitbekommen zu haben, war durchaus gerechtfertigt. Auch wenn besagte Höflichkeit damit negiert wurde, indem Bion die Frage des Wolfes überging. Auch auf Alyrias Antwort kam keine Reaktion. Wobei das scharfe Hochreißen seiner Hand und damit das Signal um die Tür zu schließen schon als Antwort an sich gelten durfte. Auf Grismas Worte kam ein ganz leichtes Verziehen der Mundwinkel. Ja, da hatte er definitiv recht. Was hätten sie auch bitte sonst mit ihm machen sollen? Die Chance, dass der Wolf ohne das Wohlbefinden seines Partners für irgendwem irgendetwas getan hätte, waren sehr, sehr gering. Wobei es Partner gab, die sich durchaus von einander abwandten, sollte der Frevel, der begangen worden war zu gravierend sein und die Loyalität des Partners für den Orden groß genug. Jedoch kannte auch Bion davon nur aus Geschichten und Legenden und ihm war keine Situation geläufig, wo dies wirklich der Fall gewesen war. „Unser Weg führt nicht weit.“, fing Bion nicht sehr zufriedenstellend an, „Auch bei dir gilt: Mach uns Schwierigkeiten, zeig dich störrisch und deine Partnerin wird es zu spüren bekommen.“, was, an und für sich ein wenig eine Farce sein würde, sie würden nicht mehr in Reichweite sein und es blieb auch kein Sidhe zurück, der sofort angedrohte Strafe umsetzen könnte. Und gerade für den „Erziehungswert“ sollte eigentlich eine prompte Reaktion erfolgen, gerade bei Sidhe war in dem Fall nämlich das Band zwischen den Partnern dann auch die Schwäche. Etwaige Strafen später und direkt im Angesicht beider Partner durchzuführen mochte zwar heftiger sein, aber es war auch umständlicher, da sich einer der Partner bis dahin trotz allem störrisch und uneinsichtig zeigen konnte. Aber vielleicht kam es gar nicht so weit. Hier ging es nicht um Strafen und Konsequenzen. Das war definitiv NICHT die Sparte des Sidhe und auch gar nicht der Grund, weswegen er hier war. Die Eskorte, samt beider magischer Wesen verließen darauf das Gefängnis. Der Weg führte nicht weit, aber weit genug, dass beiden Partnern, durch die dicken Mauern hindurch und die Strecke, nur wage Gefühlsübermittlungen blieben, keine Gespräche mehr.

In einer mittelgrossen, überdachten Halle erreichten sie ihr Ziel. Es war schnell sichtbar, dass es sich hier um einer der Exerzierplätze der Garnisonswachen handelte. Die Waffenständer waren leergeräumt und die Türen, bis auf ihren Eingangspunkt zugesperrt, es bot sich ihnen also eine leere Fläche vor ihren. Ohne Wachen betrat das Trio die Halle. „Es wird ein Zuber hereingebracht werden. Und Beute. Maskim wird hier bleiben und dich beobachten. Sinn dieser Übung ist: Renn ein paar Runden, reinige dich und motiviere dich zur Jagd. Dir wird genügend Zeit dafür gegeben werden, nutze sie. Der komplette Bereich ist umstellt, sollte es dir gelingen auszubrechen.“, instruierte Bion die Situation. „Und tu es wirklich. Mein Partner ist von der ungeduldigen Sorte und es gebietet weder dir noch deiner Partnerin irgendwelcher Vorteile, wenn ihr dahinsiecht.“, raunte der junge Mann privat an den Wolf, mit einem neutral, vertrautem Ton, als wäre ihm wirklich daran gelegen, dass der Wolf seinen Anweisungen nachkäme. Als letztlich ein großer Zuber kalten, sauberen Wassers, sowie ein kleiner Holzkäfig mit nervösen Hühnern hereingebracht worden war, verließ der Sidhe den Platz und sperrte das Tor hinter sich zu, den Wolf und Hippogreifen zurücklassend.

Alyria war derweilen keine Ruhe vergönnt, falls sie überhaupt welche hätte finden können. Die Zelle Grismars wurde abermals aufgesperrt und effizientes und schnelles Schrubben, sowie das Platschen von Wasser auf Stein war zu vernehmen. Anscheinend ging es auch nicht nur dieser Zelle so, weiteren Zellen reihauf und ab, ereilte dasselbe Schicksal, ob nun mit Insassen oder ohne. Nur die Sidhe ließ man in Ruhe und in ihrer Zelle hocken.
(Tenebrae)



19. Kiriat, Mittag
Alyria/Grismar, Bion/Maskim, 6 Wächter

Bion nimmt Grismar mit und führt ihn in eine Halle, wo er Bedürfnissen nachkommen soll. Alyria bleibt zurück.

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Beitragvon Reika » So 10. Jul 2016, 07:05

Wie erwartet blieb ihnen der Sidhe eine Antwort schuldig. Begleitet von einem leisen, missbilligenden Brummen tappelte Grismar der Prozession hinterher. Ideen was das werden soll?
Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten und in keiner davon ging es um den Wolf. Erstens, es wäre bald hoher Besuch zu erwarten und sie wollten zumindest einen der beiden Übeltäter – den vernünftigeren von beiden – in einen einigermaßen präsentablen Zustand bringen. Oder zweitens, was Alyria für die wahrscheinlichere Möglichkeit hielt, wurde hier gerade zum letzten möglichen Schachzug gegriffen, mit dem die Leute noch hoffen konnten ihre unnachgiebige Gefangene in die Knie zu zwingen. Sollte heißen: Endgültige Einsamkeit. Vielleicht gingen sie davon aus dass sie das dazu bringen würde, nachzudenken und an der Last von Schuld und Erkenntnis zu verzweifeln. Wie auch immer, die Idee konnten die sich sonst wo hinstecken.
Alyria beeilte sich, diese beiden Vermutungen in Kurzform an Grismar weiterzuleiten. Zuletzt merkte sie noch an dass er sich vermutlich keine Sorgen machen musste. Immerhin brauchten sie ihn als Druckmittel und ein solches war nur dann wirkungsvoll wenn man es im richtigen Moment und vor dem entsprechenden Zuschauer einsetzte. In der Theorie jedenfalls, aber wie viel sie vom Orden und jedweden Gesetzeshütern halten konnte, wusste sie bereits.
Deswegen machte sie sich tief im Inneren dennoch Sorgen. Was wenn Grismar, der letzte Funken Licht in ihrem Leben voller Dunkelheit, jetzt auch noch verschwinden würde?
Sei vorsichtig, ja?, schickte sie noch als letzte Bitte hinterher, ehe de Entfernung zu groß wurde um weitere Worte zwischen den beiden zuzulassen. Wohin würden sie ihn wohl abschieben?
Sie blendete das Geschehen um sich herum aus und konzentrierte sich auf den Flecken Wärme ihres Partners, der untrennbar mit ihrer Seele verbunden war. Bis jetzt schien sich an seinem Zustand nicht viel geändert zu haben. Doch falls ihm etwas geschah würde sie es sofort mitbekommen... und dann würden die Leute erleben was es wirklich bedeutete, wenn eine Magierin Amok lief.


Grismar folgte den Menschen durch die finsteren Gänge des Gefängnisses und hatte große Mühe, den Ausführungen seiner Partnerin zu folgen und gleichzeitig auch noch Bions Worten zu lauschen. Nicht nur dass das seltsame Verhalten von Menschen für den Wolf sowieso nur schwer nachvollziehbar war – Allie hatte doch nur ihr Rudel beschützt, was war daran falsch? Warum musste man so ein riesiges Drama drum herum machen? Hinzu kam auch noch eine wachsende Unruhe seinerseits, jetzt wo sie sich dem Ausgang näherten. Der Instinkt verdrängte allmählich sein logisches Denkvermögen und mit jeder Sekunde wurde es schlimmer.
Ein Hauch frischer Luft schürte dieses Gefühl noch weiter und der Wolf musste hart gegen das zwanghafte Bedürfnis ankämpfen, jetzt sofort wie ein Tollwütiger in Richtung Freiheit zu hetzen. Er zitterte vor Anspannung und spürte immer mehr die Tonnen von Gestein, die über seinem Kopf lasteten. Konnten die Zweibeiner sich nicht beeilen? Was dauerte da so lang? Warum bewegten sie sich so elend langsam? Nach einer Ewigkeit erblickten seine Augen endlich den erlösenden Lichtstrahl, der durch die Ausgangstür des Gefängnisses fiel. Ab diesem Moment konnte Grismar sich nicht mehr zurückhalten und flitzte dieser Pforte zur Erlösung entgegen, so schnell ihn seine Beine trugen. Draußen angekommen legte er sogleich eine Vollbremsung hin und reckte die Nase in die Höhe.
Sonne! Frische Luft! Das Tageslicht war so grell dass es in seinen Augen brannte und die Luft stank nach den Gerüchen der Stadt. Aber er spürte förmlich wie dieses kleine Stück Freiheit seine Lebensgeister neu entfachte. Grismar blieben jedoch nur ein paar Sekunden vergönnt, ehe sich die Gruppe von Zweibeinern inklusive Vogel sich erneut um ihn formierte und ihn sogleich weiter drängte. Widerwillig trottete der Wolf mit und ließ angesichts des Ziels die Ohren hängen. Schon wieder eingesperrt. In dem Holzbau war zwar viel mehr Platz und es gab Licht und frische Luft, aber für ihn war es dennoch ein weiterer Käfig und es fühlte sich auch so an.

Auch die Worte von Bion – weder gesprochen noch gedacht – änderten etwas daran. Der Wolf traute dem Sidhe kein Stück und er wollte überhaupt nicht glauben dass dem Kerl irgendetwas an ihm lag. Im gleichen Moment als die Tür ins Schloss fiel erlosch auch sämtliches positive, dass er mit Bion irgendwie in Verbindung hätte bringen können.
Grismar starrte ihm nach und schnaubte abfällig. Es war sehr widersprüchlich was der Kerl von sich gab. Einerseits konnte sich der Wolf angeblich genug Zeit lassen, andererseits wurde aber vor der Ungeduld des Hippogreifen gewarnt. Konnten die sich nicht beide vorher auf eines einigen? Das käme sehr viel überzeugender rüber.
Besagter Vogel kauerte wie eine steinerne Statue neben der Tür. Grismar warf ihm einen schiefen Blick zu und ignorierte ihn dann völlig. Sollte er da ruhig hocken bleiben bis er Moos ansetzte, der Wolf würde sich davon weder beeindrucken noch zur Eile anspornen lassen.

In einem Punkt hatte Bion aber Recht. Es half weder dem Wolf noch seiner Partnerin, wenn er die Möglichkeit zur Selbstwiederherstellung verstreichen ließ. Wenn er sein Rudel beschützen wollte brauchte er seine Kraft, beziehungsweise musste sie schleunigst zurückbekommen.
Also was hatten sie hier? Grismar ging zunächst zum Wasserbottich, stellte sich auf die Hinterbeine und stützte die Vorderpfoten oben am Rand ab, sodass es hineinschauen konnte. Einen Moment lang wunderte er sich ernsthaft was ihm für ein verwahrloster Straßenköter aus dem Wasser entgegenstarrte. War kein gutes Zeichen wenn einem das eigene Spiegelbild fremd war, oder? Grismar genehmigte sich ein paar Schluck Wasser, ehe er in den Bottich kletterte und bis zur Schnauzenspitze eintauchte. Dort verharrte er bis der Dreck aufgeweicht war, sprang dann raus (womit er eine große Flutwelle aus Schmutzwasser auf den Boden klatschen lies) und schüttelte gründlich sein Fell aus. Der schlammige Dreck flog dabei in alle Richtungen durch die Halle, sogar teilweise bis dort hin wo sich der Hippogreif befand.
Gefängnis verdreckt, Fell sauber. Ein Anfang.

Grismar untersuchte als nächstes den Käfig und sabberte sich beinah auf die Pfoten. Drei lebendige Hühner, angesichts dessen was er die letzte Zeit an Nahrung bekommen hatte ein geradezu königliches Festmahl. Da hatte sich ja wirklich jemand Umstände für ihn gemacht...
Der Käfig war mit einem kleinen hölzernen Riegel verschlossen. Grismar hatte bei den Menschen beobachtet wie sowas funktionierte und klemmte den Riegel zwischen die Zähne. Dann ein kurzer Ruck mit dem Kopf und das Gitter stand offen. Grismar verpasste dem Käfig danach einen kräftigen Stoß, sodass er umkippte und die Hühner mit lautem Gezeter die Flucht nach draußen antraten. Sogleich schnappten die Kiefer des Wolfes zusammen und bekamen eines der Federtiere zu fassen. Mit einem kurzen Knacken war alles erledigt und Grismar klemmte die Beute auf dem Boden unter seine Vorderpfoten, wo er nun mit den Zähnen begann es zu rupfen. Federn flogen in alle Richtungen und Grismar hackte immer wilder daruaf ein. Frust, Enttäuschung, Wut, für all das musste der unschuldige Hühnerkadaver als Prügelknabe herhalten. Natürlich schlang er seine Beute dann auch herunter, doch die Art wie er er es tat ließen bei Beobachtern wirlich den Eindruck aufkommen, er wäre nichts als eine gefährliche Bestie die berechtigterweise hinter Gittern gelandet war.
Nachdem das erste Huhn verschlungen war, widmete Grismar sich den anderen beiden. Doch bei ihnen leistete er eher seinem wieder erwachten Jagd- und Hetztrieb Folge als seinem Bedürfnis zum Aggressionsabbau. Auf den Boden geduckt pirschte er sich heran, sprintete dann los...
Ziemlich ungleiche Gegner, Wolf und Huhn.

Am Ende der Jagd hatte sich die Halle in ein Schlachtfeld aus Federn, Blutflecken und Dreck verwandelt, in der Mitte des Raumes gesellte sich eine riesige braune Schlammpfütze dazu. Und am Rand des Chaos lag Grismar auf dem Boden, wo er damit beschäftigt seine Vorderpfoten und seine blutverschmierte Schnauze wieder sauberzulecken. Der Wolf hatte sich dabei so positioniert, dass er die Eingangstür im Blick halten konnte.
In diesem Moment würde er wohl fast als friedfertig durchgehen, da die Befriedigung durch den Jagderfolg – auch wenn es nur ein paar dumme Hühner gewesen waren – sein angeheiztes Gemüt abgekühlt hatte. Allgemein fühlte er sich sehr viel besser. Ob er jetzt wohl auch etwas für seine Partnerin tun konnte?




19. Kiriat, Mittag
Alyria/Grismar, Bion/Maskim, 6 Wachen

Alyria spekuliert über die Absichten der Gruppe und achtet auf ein Gefühl das ihr sagt ob mit ihrem Partner alles in Ordnung ist.

Grismar folgt widerwillig den Wachen in die Halle und bringt dort seinen körperlichen Zustand wieder in Ordnung, wobei er im Raum eine ziemliche Sauerei hinterlässt. Wartet anschließend ab.

Reika

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Das Gefängnis von Gil'Leading

Beitragvon NPC » Do 14. Jul 2016, 23:48

Desinteressiert hatte der Greif dem Treiben zugeschaut. Nur der Schweif seiner pferdischen Partie schlug heftig umher und zeigte damit ein wenig, was er von der Situation und dem Schauspiel hielt, welches sich ihm bot. Es war Abscheu und morbide Faszination, die dank seiner ansonsten recht starren Mimik keinerlei Ausdruck bekamen. Obwohl der Wolf an Körpermasse ein ernstzunehmender Gegner für den Hippogreifen darstellte, sah der Vogel nur Beute vor sich. Beute, die er verschmähen würde, aber trotzdem Beute – nicht einmal einen Konkurrenten. Er kommentierte die Eindrücke nicht, die er Bion sandte, sondern ließ sie einfach so im Raum stehen – was ebenso für sich sprach. „Es ist dumm, sich gegen etwas zu wehren, wenn man nicht stark genug ist, es durchzusetzen.“, erreichten nach einer ganzen Weile die Gedanken des Greifens den Wolf. Mittlerweile hatte die Statur sich nämlich gelöst und umrundete in langsamen Bahnen die Halle, die Raubvogelaugen auf den pelzigen Insassen in der Mitte gerichtet. Den Eindruck, den das Tier dabei machte, mochte arg skurril wirken. Anders, als andere Raubtiere, war sein Gang nicht grazil, oder effizient und er strahlte auch keine Finesse aus. Er war holprig und unsynchron, die Flügel beim Laufen geöffnet um sich auszubalancieren – und es wurde deutlich, dass er dieses Austarieren auch bitter nötig hatte. Was der Greif, dessen innere Stimme genauso schneidend und recht hoch ist, wie die Lautsprache, die er beim ersten Mal verwendete, meinte, wurde nicht ganz klar. „Und wozu das Ganze, um nun noch enger gefesselt zu sein, als zuvor? Seit wann sind Wölfe Hunde? Oder ist es in eurem Blut verankert nach dem Geschirr und Strick zu lechzen?“, fragte er weiter. Dabei war seine Stimmmelodie ebenfalls etwas unrhytmisch und allem voran monoton. Es war auch keine wirkliche Provokation, eher Neugier, als versuche das Luftwesen herauszufinden, was da vor ihm lag. „Du bist dankbar für Dinge, die du dir einfach nehmen solltest“, kommentierte das Wesen weiter. „Ihr Wölfe habt einen schrägen Sinn für Hygiene, doch du bist dankbar – für Brackwasser und leichter, unwürdiger Beute.“ Der Vogel war näher gekommen, schaute mit zum Seite gelegten Kopf auf die Überreste an Federn und Flaum, schlug sachte den Schnabel gegen den Trog. „Ist es Stolz? Nein, ihr Wölfe wandert ab, wenn das Rudel zu eng wird und ihr keinen Platz mehr habt, wenn ihr nicht stark genug seid um es so zu verändern, wie ihr es braucht und haben wollt. Also ist es kein Stolz. Dummheit? Ihr seid Mitläufer; gefährlich zusammen, aber Einzeln leicht zu schlagende Beute. Dann solltest du deinem Partner das Denken überlassen, wobei. Genau das tatest du ja und nun seid ihr hier. Vielleicht solltest du weniger Mitläufer sein und mit dem Denken anfangen.“, brachte der Greif seinen Monolog zu einem Ende.

Bion hatte das Gespräch nur zum Teil belauscht, wollte und brauchte keine Details wissen. Jetzt, wo von dem Wolf wenigstens kurzzeitige Zufriedenheit und Wohlbehagen ausgestrahlt werden sollte, machte sich auch der Sidhe wieder auf dem Weg. Dieses Mal betrat er jedoch nicht das Gefängnis, sondern schickte Soldaten, welche die straffällige Sidhe holen sollten. Jetzt würde es spannend werden, wenn auch nur unterschwellig. Es war alles ein Test, ein Abwägen und Herausfinden, wie die junge Frau tickte. An sich war es fahrlässig „nur“ Soldaten zu schicken, um eine des Mordes angeklagte Sidhe zu eskortieren, selbst, wenn man deren Partner in seiner direkten Gewalt hatte. Sollte sie versuchen sich zu befreien, oder Schaden anrichten, konnte das Bion erheblichen Imageschaden zufügen, auch wenn er nicht ganz so blauäugig war, um nicht direkt in der Kaserne zu stehen, um eine endgültige Flucht zu unterbinden. Immerhin konnten Leute zu Schaden kommen und das war, egal wie unschuldig er sich dann gab, trotz allem ein erheblicher Fehler seiner Arbeitsausführung und Planung. Generell war es dem jungen Mann sehr gelegen, dass keiner näher Nachfragte, wie genau er seinem Befehl nachkam. Man würde am Ende definitiv nicht sagen können, dass er die Gefangenen nicht gut versorgt und neu eingekleidet hätte. „Provoziert nichts. Sie ist emotional angeschlagen und trotz Schwäche kann es zu unkontrollierten Magieausbrüchen kommen.“, nahm er einen der Soldaten zur Seite, der die Warnung mit einem Stirnrunzeln entgegennahm. Verbrecher wurden hier nicht zimperlich angefasst, doch die Garde hielt es unter ihrer Würde ihre Gefangenen zu misshandeln – dafür gab es anderes Personal. Mit einem ernsten Nicken nahm man die Weisung an. Bion hatte sich bewusst an diesen Soldaten gewendet, der ihm als Kontaktmann diente und sich nicht abgeneigt zeigte Informationen zu geben, wenn der Preis stimmte und für sein Empfinden das Ausgeplauderte nicht zu stark gegen seine Gelübde stieß. Somit wurde, kurze Zeit später, Alyrias Zelle aufgeschlossen und mit einem einfachen „Mitkommen!“, kundgetan, was man von ihr wollte.
(Tenebrae)




19. Kiriat, Mittag
Alyria/Grismar, Bion/Maskim, Wachen

Maskim spricht Grismar an, Bion kehrt in die Kaserne zurück und schickt via Soldaten nach Alyria

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Beitragvon Reika » Fr 22. Jul 2016, 10:41

Grismar hatte zunächst nur ein Ohr in Maskims Richtung gedreht und ihn an sonsten weiter ignoriert. Doch als die klappernden Geräusche seiner Hufe und das Klacken der Krallen immer näher kamen, drehte der Wolf dann doch seinen Kopf dorthin und erhob sich in eine sitzende Position. Wäre er ein Mensch gewesen hätte sich jetzt ein Grinsen in sein Gesicht gestohlen. Doch so drang nur ein Hauch von Belustigung zu Maskim durch, weil Grismar das nicht gänzlich verhindern konnte. Der Anblick der sich ihm bot war einfach zu lächerlich. Der Vogel stolperte und schwankte hin und her wie ein Schiff auf hoher See, ohne die Zuhilfenahme seiner Flügel würde er womöglich direkt eine Bruchlandung auf dem Schnabel hinlegen. War das Absicht? Aber warum würden sich eine dieser eingebildeten Kreaturen - wie es nun einmal alle Greife waren - denn freiwillig derart lächerlich machen? Nein, die einzige logische Erklärung war dass dieses Ding tatsächlich so unbeholfen war wie ein junges Küken. Vonwegen Raubtier! Unweigerlich fragte sich Grismar wie diese armselige Kreatur eigentlich allein in der Wildnis überleben konnte. Der Wolf konnte sich nicht vorstellen wie man auf diese Art Beute zur Strecke bringen sollte. So gesehen war es kein Wunder dass diese Wesen so selten waren und man kaum mal eines von ihnen zu Gesicht bekam.

Oder... Vielleicht waren diese Pferdevögel ja doch zur Hälfte Pflanzenfresser und sie schämten sich nur das zuzugeben.

Maskims Monolog nahm Grismar nicht allzu krumm – dieses unbeholfene Mischwesen konnte er einfach nicht ernst nehmen. Er verkniff sich dumme Bemerkungen und versuchte sich vorzustellen er hätte einen halbstarken Welpen vor sich, der einfach mal alles ausplapperte das ihm durch den Kopf ging. „Du bist dankbar für Dinge, die du dir einfach nehmen solltest.“ Klar, eine Gefängniszelle bot dafür ja sehr viele Möglichkeiten. „Ihr Wölfe habt einen schrägen Sinn für Hygiene, doch du bist dankbar – für Brackwasser und leichter, unwürdiger Beute.“ Der Vogel konnte ja gern rausgehen und Menschen jagen, falls er das für eine angemessenere Beute hielt. Grismar hatte jedenfalls gelernt, dass zwischen Stolz und schädlicher Halsstarrigkeit nur ein sehr kleiner Unterschied bestand. Und manchmal war es vielleicht nicht gänzlich falsch, Stolz herunterzuschlucken.

„ ... Vielleicht solltest du weniger Mitläufer sein und mit dem Denken anfangen.“ In diesem Moment hätte Allie ihm sowieso nicht zugehört und später, also jetzt... naja, erst einmal mussten sie wissen wie es weiter ging. Und Allie musste aus diesem finsteren Loch raus. Dann würde der Wolf schon entscheiden... kurzfistig und der Situation entsprechend.

Nach dem letzten Teil von Maskims Selbstgespräch vergingen einige Momente des Schweigens, in denen Grismar Maskim einfach nur anstarrte. Huh, der Vogel ließ ihm tatsächlich Luft für eine Antwort. Aber eigentlich hatte der Wolf keine Lust auf diese ganze Provokation und Beleidigung einzugehen und dem Vogel dadurch nur Stoff für eine Fortsetzung zu liefern.
“Und was willst du jetzt von mir hören?“ fragte er daher nur und bemühte sich um einen gleichmütigen Tonfall. Der wachsame Blick von gelben Augen ruhte auf dem Gesprächspartner. “Bedauern? Rechtfertigung? Erklärung?“
Er weder ein Freund großer Worte noch ein großartiger Redner. Also sollte sich der Vogel entweder präzise ausdrücken oder es lassen, sofern er wirklich Wert auf eine Antwort legte. Philosophische Diskussionen würde Grismar mit ihm jedenfalls nicht führen.


Alyria zog eine Augenbraue hoch und starrte durch die Zellentür. Jetzt bequemte sich der Schnösel also nicht einmal mehr persönlich hier runter. War wohl das Risiko zu groß sich dabei Frack und Schnabelschuhe dreckig zu machen...
Eigentlich machte es ja keinen Unterschied, die Meinung die sie sich über den Kerl gebildet hatte war bereits gänzlich gefestigt.
Alyria stand auf und trat nach draußen zu den Wachen, wobei sie penibel darauf achtete jede Form von Schwäche aus ihrem Gesicht und ihren Bewegungen zu verbannen. „Pfoten weg, ich kann allein laufen“, fauchte sie sogleich und überraschenderweise erntete sie damit keinerlei Widerspruch.
Schweigend reihte sie sich in der Truppe ein und ging mit, ein Teil der Wachen lief vor ihr, der Rest hinter ihr. Eigentlich hatte sie gar nicht vor jetzt etwas dummes anzustellen, vor allem weil sie das Gefühl hatte dass es ihrem Partner deutlich besser ging als zuvor und ihr damit kein Grund geliefert wurde, auszurasten.

Und eigentlich wollte sie das ganze nur hinter sich bringen. Sie hatte sich die letzte Zeit lange genug in Warten und Geduld geübt.




19. Kiriat, Mittag
Alyria/Grismar, Bion/Maskim, Wachen
Grismar amüsiert sich über Maskim und lässt den Monolog großteils unkommentiert. Fragt nach was Maskim eigentlich von ihm will.

Alyria folgt den Wachen.

Reika

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Beitragvon NPC » Di 6. Sep 2016, 20:54

Alyria kam freiwillig und ohne Probleme zu bereiten. Etwas, was unverhohlene, aber nicht gezeigte Erleichterung in Bion auslöste. Es war zwar noch nicht überstanden, doch es verhieß jedenfalls, dass er sich nicht ganz getäuscht hatte. Die Sidhe war als bitter und jähzornig bekannt. Als eine distanzierte Persönlichkeit und Halsstarrig. Oder um genauer zu sein: Sie wäre schon immer anders gewesen, in sich gekehrt und neutral. Bion wusste jedoch, dass das nicht einmal eine Seite der Münze war. Genau genommen waren es nur diese Eigenschaften, welche nun jeder besonders hervorhob, wenn man jetzt, nach dem Unfall, über sie Informationen sammeln wollte. Ein jeder, der überhaupt ihren Namen wusste und das sie involviert war, war darauf erpicht darzustellen wie verfault die Wurzel schon von Anfang an gewesen wäre und wie deutlich man das doch hätte absehen müssen – und wie wenig der Befragte je mit ihr zu tun haben wollte und gehabt hatte. Hier hatte Bion in der Kürze der Zeit pokern müssen. Seinem Instinkt vertrauen sozusagen. Denn NEBEN diesen ausschließlich negativen Sachen hatte er...Wenig bis Nichts gefunden gehabt. Sie war eine ruhige Persönlichkeit, sie blieb unter sich, doch allgemein hatte sie wenig Vertraute und noch weniger Feinde. Eine Menge Kollegen, die sie respektierten, aber lernten Abstand zu halten. Andere Kollegen, meist aus ihrem Jahrgang, die mit ihr nicht klar kamen, aber keinen offenen Zwist mit ihr hatten. Sie war...Nun, Bion war sich zum Zeitpunkt seiner Planung sicher gewesen, dass eine Menge negativ betonende Befragten vorher nicht einmal gewusst hatten wie sie hieß, geschweige denn, wie sie aussah, oder wer sie überhaupt war. Sie war, für eine Sidhe, relativ unbekannt und unsichtbar gewesen, wenn man bedachte was unter den Sidhe für extravagante Charaktere herangezogen wurden. Also hatte er versucht damit zu arbeiten. Statt mit dem Offensichtlichen. Und den Fakten, die über das Massaker bekannt waren. Sidheschüler waren, wie alle Kinder und Jugendliche, grausam und ehrgeizig, wenn sie wollten. Von irgendwoher musste also der Respekt kommen. Und der Abstand und die Neutralität. Gerade unter Sidhe, die gesellschaftlich so schon hoch mitspielten und eine anständige Allgemeinbildung genossen hatten, neigten dazu meist sehr motiviert nach Höherem oder Mehr zu streben. Ihnen war ein Teil des Machtkuchens in den Schoss gelegt worden, weil sie Magie besaßen, egal wie ausgeprägt, und Macht brachte eine Menge Suchtpotenzial. Konkurrenzdenken war daher an der Tagesordnung. Der Abstand ließ sich damit erklären, dass definitiv mehrere wahre Körner darin waren, dass sie eigenbrötlerisch und bissig sein musste. Der Respekt jedoch. Nun, da gab es mehrere Möglichkeiten. Zeit um Ehemalige Lehrer zu kontaktieren war nicht geblieben gewesen. Für ihn jedenfalls nicht. Offiziell hatte er keinen Grund Shirga auf dem Kopf zu stellen und nach Alyria zu fragen. Respekt konnte daher resultieren, dass eine Person einen Moralkodex hatte. Etwas, was andere bewundern, aber nicht beneiden konnten, oder deren Logik und die eiserne Durchführung anerkennen. Da sie aber auch magisch gesehen kein Talent war und ebenso wenig eine Niete – sonst wäre auch das im Gedächtnis geblieben – musste es mehr Richtung Moral gehen. Welche Moral jedoch? Moral konnte alles bedeuten. Es konnte auch schlicht bedeuten, dass sie ein Querschläger war, der zu allem Nein sagt, weil ein Ja erwartet wurde, aber gleichzeitig reserviert genug, dass es letztlich mit der Zeit uninteressant wurde welche Meinung die junge Frau eigentlich vertrat. Irgendetwas außergewöhnliches hatte sie ebenso nicht getan um sich diesen Respekt zu verdienen – denn auch das wäre in den Kreisen, in den Bion interveniert war, eventuell bekannt gewesen.Nur ihm waren halt Tage für diese Recherche geblieben gewesen – das war nicht viel Zeit um viel herauszufinden. Also hieß es: Entweder hatte er einen jähzornigen, stillen Rebell, oder jemanden mit Prinzipien, der so gut es ging ihnen nacheiferte, aber sich nicht um die Meinung anderer scherte. (Auch Bion hatte von ihr vorher nicht gehört und er versuchte auf dem Laufenden zu bleiben wenn Schüler gewisse Tendenzen zeigten Gedankengut oder Ambitionen zu besitzen, die sie Richtung Zar'Dras drängen würden). Also ja: Es war ein Risiko gewesen.

Sein zweiter Instinkt war gewesen, als er sie in der Zelle erblickte: Sie war sich keiner Schuld bewusst? Oder ihre Prinzipien rechtfertigten ihr Verhalten? Auch die eiserne Maske, die sie trug, hätte bedeuten können, dass sie sich einfach zusammenriss, um einen Nervenzusammenbruch vorzubeugen und um keine Schwäche zu zeigen. Er hielt sie für klug genug, dass sie nicht versuchen würde andere Sidhe von ihrer Unschuld überzeugen zu wollen oder Sympathie einheischen zu wollen. Das konnte sie sich immerhin für den Oberen sparen und Neutralität zu anderen Sidhe konnte ihr momentan keinen weiteren Schaden zu fügen – falsch angegangenes Angeln nach Verbündeten dagegen schon. Ja, er hoffte, es war die Prinzipienschiene. Die Zar'Dras brauchten keine glühenden Anhänger hier in der Hauptstadt. Sie brauchten Leute, die sich im Recht sahen, jedoch neutraler und anders dachten als der Rest und diesen Werten treu blieben und dadurch von ganz alleine und auf natürliche Weise für die Zar'Dras agierten. Sie brauchten diese „Kleinen“ Leute. Natürlich waren geifernde Gläubige und Vertreter nützlich – nur halt nicht innerhalb Thalias, wenn besagte Eiferer nicht gleichzeitig äußerst versiert auf dem sozialen Parkett waren und ihre Einstellung zu kaschieren wussten.

Nun, Risiko hin oder her, er hatte sichergestellt, das ihre Meinung über ihn selbst nicht hochgestellt war. Vorsichtsmaßnahme. Außerdem hatte Bion sich wirklich bemüht die letzten Tage und Wochen eine Maskerade aufzubauen, wie wenig er von der Situation und von ihr hielt und wie rechtschaffen empört er über diese Katastrophe war. Die Wachen führten sie nicht heraus. Sie blieb im Gefängnistrakt. Genaugenommen endete der kurze Spaziergang vor einer schweren Holztür in einem saubereren Teil des Gefängnisses. Als die Gruppe herankam, öffnete Bion die Tür, die vorderen Soldaten stellten sich an den Türrahmen und die Hinteren fächerten auseinander, so dass Alyria nun vor der Tür stand und hinter ihr eine Wand von Soldaten ausgeschwärmt war. Der Sidhe machte eine einladende Geste, die ihr bedeutete den Raum zu betreten und setzte gleichzeitig zur Erklärung an. „Man erwartet von dir zu Baden und dich frisch zu machen. Kleidung liegt im Nebenraum bereit.“. Wenn sie den Raum betrat, würde sie sehen, dass sie nicht in einem der normalen Hygieneräume des Gefängnisses stand, sondern dass man ihr eine Gruppennasszelle der Soldaten geräumt hatte. Vor ihr erstreckten sich Bänke und Regale, die als An- und Auskleide dienten, dahinter, mit leichtem Bodennebel war das Schimmern von Wasser zu sehen. Ein Vorteil davon in Gil'Leading zu sein, der zweiten Hochburg der Sidhe: Selbst so etwas banales wie Wachsoldaten des Gefängnisses hatten den Luxus eines magisch erwärmten Beckens, bzw. Zugang zu der Quelle, welche der Kaserne der Garnission zugute kam. Das Becken war zwar nicht tief genug um effektiv zu schwimmen, aber Anderthalb Meter Tiefe wies es schon auf. Den Nebenraum sah man erst, wenn man den Raum bis zum Beckenrand betrat – dort war dann wirklich ein um ein paar Stufen erhöhtes Zimmer mit Kleiderständern und ebenfalls Regalen. Normalerweise waren hier wohl Reserve- und Wechselsachen und andere Kleidung einsortiert, im Moment war es, bis auf die versprochene schlichte Garnitur für Alyria, leer.

Maskim derweilen war seiner Aufgabe leid. Die nicht einmal eine wirkliche Aufgabe war. Dem Hippogreifen war bewusst auf wessen Seite sie standen – jedoch war es ihm auch egal. Oder anders ausgedrückt: Er sah sich keiner Seite irgendetwas schuldig – seinem Partner jedoch schon. Gerade Hippogreifen waren für ihre teilweise extrem gegenartige Einstellung bekannt. Generell legten die meisten Tierpartner ihre natürliche, instinkthafte Einstellung zu ihrer Umwelt nicht ab. Die Meisten mochten sich gut integrieren und es gab auch viele, die sich wirklich für menschliche Denkweise begeistern ließen und diese auch annehmen konnten. Die Meisten jedoch... Sie waren alle um Welten klüger als ihre wilden Vertreter und wenn nicht klüger, so doch erfahrener und alleine dadurch weltoffener und versierte, weil sie in einer Situation sind und eine Bindung genießen, die ihre wilden Brüder und Schwestern nicht haben. Trotzdem gewöhnte sich der Großteil nur an die Umstände, ohne wirklich das Konzept dahinter zu verstehen, verstehen zu wollen oder überhaupt anzuerkennen. Es war zum Beispiel eine gängige Praxis, dass die Höfe um Shirga eine regelmässige Bezahlung bekamen im Vorfeld um gerissenes Vieh zu ersetzen. So Integrationsfreudig Wölfe zum Beispiel waren – das Prinzip von Besitz (insbesondere im Bezug auf Lebendig gehaltene Beute) war schwer zu begreifen, und noch schwerer den Instinkt abzubauen sich das leichtest zu reißende Tier zu erbeuten; oder sich breit schlagen zu lassen gefüttert zu werden. Hippogreife waren einfach nur..extremer. Sie waren unglaublich stolze und unabhängige Wesenheiten. Sie waren nur in seltenen Fällen sozialverträglich, obwohl sie durchaus in der Lage sind richtiggehend ausgeklügelte Gesellschaftsformen zu bilden, wenn ihnen der Grund logisch und ausreichend vorkam. Wie Einhörner und Drachen waren sie meistens überdurchschnittlich intelligent und in der Lage menschliches Denken in weiten Teilen zu begreifen. Aber sie legten einen hochgradigen Hochmut an den Tag und scheuten sich nicht klar zu stellen, wo sie sich und wo sie andere in der Hierarchie sahen. Das war nicht immer klug und schon gar nicht gesundheitsförderlich, wenn man bedachte, dass sie bei Weitem nicht solche enormen Magieüberpotenziale wie eben Drachen und Einhörner waren – Aber Arroganz machte halt auch blind und taub für die eigenen Schwächen. Fazit: Hippogreifen waren die unbeliebten aristokratischen Schüler-Anhängsel, die, einfach weil sie es konnten und weil sie eine morbide Freude daran hatten, andere denunzierten, ihrer Meinung immer kund taten und nur in seltenen Fällen so etwas wie Gemeinschaftsdenken entwickelten. Dass Maskim also Grismar wortwörtlich dumm von der Seite anmachte – Es wurde regelrecht erwartet. Vorallem bei einem schwierigen Charakter wie Maskim. Der Hippo hatte regelrecht Berühmtheit dadurch erlangt, wie unabhängig er agierte. Oder wie oft er seinen Partner hatte sitzen lassen und Abstand gesucht hatte, während Bion versuchen musste irgendwie deutlich zu machen, dass er „Kontrolle über diese wilde Bestie“ hätte. (Nun, unter Sidhe war es natürlich gegeben, dass die tierischen Partner eigenständige, selbstdenkende und frei agierende Individuen waren. Für die normale Bevölkerung war es jedoch trotz allem ein etwas zu freies Konzept, weswegen es Protokolle gab, welche die meisten Tierpartner freiwillig einhielten. Es halfen schon solche Kleinigkeiten, wenn der Partner einen Schritt hinter seinem menschlichen Part blieb, oder zu erst der Mensch anfing zu sprechen und der Partner schwieg.)

„Nichts. Was hätte ich auch von Deinesgleichen erwarten sollen?“, kam der doch sehr knappe Kommentar des Greifen. Dafür, dass er vorher so neugierig und Redebereit war, verschloss er sich doch sehr offensichtlich. Nun wie gesagt. Er hasste diese Farce. Maskim stand hinter allen seinen Aussagen und er hatte eine Erwartungshaltung zu erfüllen. Nichts desto trotz, empfand er es unter seiner Würde sich mit diesem fehlgeleiteten Tier abzugeben, dessen Nutzen er absolut nicht bestätigen konnte, egal was Bion sagte. „Wenn das Rudel schwach ist, sucht man sich ein Starkes. Ist das nicht der Leitsatz der Deinen?“, und somit war das Thema für ihn gegessen. Und um sich wenigstens räumlich Distanz zu wahren, galoppierte die Wesenheit los und war mit einem kräftigen Satz in der Luft und nach einigen Flügelschlägen auf einem der Querbalken der großen Exerzierhalle. Zum Glück war ihm nicht bewusst, wie wenig ernst der Wolf ihn nehmen konnte und wie unbeholfen der Greif wirkte. Selbst in seinem natürlichen Lebensraum war der Hippogreif nicht unbedingt grazil zu nennen. Wobei es erstaunlich genug war, dass die Krallen-Huf-Kombination an steilem Gebirgshängen ungeahntes Potenzial hatte und sie zu unerwartet guten Jägern machte – ohne ihre Rasseninternen Luftmagie sähen sie jedoch tatsächlich sehr alt aus. Bzw. sähen sie gar nicht aus; sie würden schlicht aussterben. Im Moment schmollte das stolze Wesen und strafte den Wolf mit Desinteresse und Ignoranz. Seine Aufgabe war erfüllt: Das Vieh zum Denken anregen und mit Glück das Gespräch an seinem Partner widergebend und somit diesen auch zum Denken anzuregen. Der Inhalt des Ganzen war nicht unerwartet von einem Hippogreifen, weswegen man ihm eher unwahrscheinlicherweise etwas anhängen würde und mit etwas Glück brachte es die beiden Unglückspilze zu den richtigen Gedanken – nicht, dass Bion und Maskim Zar'Dras wären, aber dass die Zar'DRas Bewegung dem Wolf und Alyria Asyl geben konnten, mehr Freiheit und ihre eventuellen Denkweisen tolerieren und teilen würde. Es kam erst wieder Leben in den Vogel, als das Tor aufgeschlossen wurde und Ebinrioneg die Halle betrat und auch erst dann, als der Mensch sich knapp vor dem an der Decke hockenden Greifen verbeugte. „Es wird Zeit aufzubrechen.“, begann der Sidhe und wandte seinen Blick zu dem Wolf. Das Massaker, was das Tier angerichtet hatte, ignorierte er, mehr schlecht als recht. Er bemühte sich seinen Ekel nicht ansehen zu lassen, aber nun ja. Immerhin war der Pelzträger deutlich vorzeigbarer und beinahe trocken. Auch etwas, was gerade deutlich zu riechen war und von Bion nicht gerne wahrgenommen wurde – der starke Geruch von ehemals nassen Caniden und der süßliche Geruch von frisch Geschlachtetem. Und es war wirklich, wirklich grotesk, wie der Boden um die Wanne durchnässt war, die Wanne leer und überall, überall Federn.

Nun stand das Kritischste bevor: Beide Parteien in den Verhörraum bringen. Also nein. Eigentlich in Oberer Kirons Büro. In DAS Büro, das zwei Stühle vor einem Schreibtisch hatte und besagte Stühle in jeweils einem auf dem Boden und an der Decke mit Runenbedecktem Rechteck standen. Runen, die auf Kommando des Oberen aktiviert wurden und die Insassen in in ein Energiefeld packte, das sie voneinander trennte, aber auch davon abhielt irgendjemanden sonst etwas zu tun. Leider war aber auch bekannt, wie Oberer Kiron über diesen Raum dachte. Nicht...gut. Er bevorzugte normale Räumlichkeiten für solcherlei Gespräche oder ging sogar direkt in die Zellen der Gefangenen um sich ihre Version anzuhören. Das war nicht wirklich.... Das war so gar nicht das Protokoll. Aber es gab wenige Personen, die sich da dem Obersten Sidhe entgegenstellten – nicht für solche Banalitäten – und er war trotz allem der fähigste Magier. Was aber nicht bedeutete, dass er so...so...fahrlässig sein musste. Die Diskussion war übrigens schon so alt, wie Oberer Kiron den Titel trug und endete immer gleich, dass er wenig Sinn darinnen sah z.B. die Macht des Runenraumes dafür zu missbrauchen um etwas anderes als Zar'Dras darinnen zu verwahren. Generell hatte Oberer Kiron eine andere, weniger Machtdemonstrierende Politik, die gerade in der Hauptstadt auf wenig Gegenliebe traf bei denen, die das gerne und mit Hingebung praktizierten. Und auch Bion war der Meinung, dass gewisse Privilegien und Protokolle und Machtbekundungen mit Titeln kamen, die ihren Sinn haben und eine Weltordnung darstellten. Also ja...Er würde die Beiden in diesen Raum bringen. Aber ihm war nicht daran gelegen sie BEIDE zu vereinen. Denn den Runenraum hatte er nicht das Recht zu aktivieren (und auch keine Ahnung, wie er es könnte). Ergo brächte er Beide in denselben Raum..und dort würden sie sofort Kraft und emotionale Stärkung erfahren, einfach weil sie beieinander waren. Dabei ging es nicht darum, dass sie dann etwas Dummes taten. Es ging darum, dass sie dann mit einem Schlag weniger angeschlagen und gestresst wären und sich stärker oder die Situation hoffnungsvoller sahen, als sie war. Nun, Alyria war vorerst beschäftigt. Er würde nun Grismar in den Raum bringen. Eventuell würde der Oberer, sollte er schon eingetroffen sein, vorerst mit dem Wolf reden wollen, ehe Bion dann Alyria dazu bringen würde. Sollten sie dann ohne die Protokolle zusammengeführt werden, war es auf Anweisung des Oberen und nicht Bion hätte dies von sich aus getan. (Tenebrae)



19. Kiriat, Mittag
Alyria/Grismar, Bion/Maskim, Wachen

Alyria wird in eine Nasszelle zum Baden und Frischmachen geführt. Maskim speist Grismar mit einem Schlag ab und ignoriert ihn. Bion will Grismar zum vorgesehenen Ort bringen.

(oot: Wann Bion zu den Tieren geht hab ich bewusst offen gelassen, falls du mit Alyria noch was einbringen möchtest zwischen Erreichen der Badestätte und der Stelle wo er's Viehzeug einsammelt. Wenn du magst kannst auch gerne weiterführen und den beschriebenen Ort mit einbringen. Und ein Entschuldigung für die Wartezeit.)

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