Südwald - Lichtung

Der Wald im Süd-Westen des Landes

Moderator: Taran

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Beitragvon Noah » Sa 7. Mär 2015, 14:45

Zeiten vergingen, viele Zeiten vergingen, viele Nächte, viele Tage, viele Wochen, Monate und Jahre. Viel Zeit in Zweisamkeit und doch wieder vollster Einsamkeit. So könnte man den letzten Abschnitt von Noah beschreiben, seid seinem Entschluss alles hinter sich zu lassen.

Wir schreiben das 15. Jahr des Aufstandes, für das Reich von Thalia und das 10. Jahr des Noah und Zoe.
10 Jahre nun sind ins Land gezogen, wo Noah mit seiner kleinen Tochter und seinem Hab und Gut die Königsstadt verlassen hatten und sich in der Einsamkeit des Südwaldes zurück zogen. Vom Kampf geprägt, von Verlusten geplagt, von Narben geschminkt und vom Zahn der Zeit verändert, hat er sich nun einer Aufgabe verschriehen.

Die Erziehung seiner kleinen Tochter Zoe. Eine Aufgabe, dessen Herausforderung größer, als alle Kämpfe und Schlachten war, die er je gefochten hatte. Eine Aufgabe, dessen Priorität die ersten 3 Jahre eher auf dem Schoße seiner verstorbenen Frau ruhte und daher seine Aufmerksamkeit in eine für ihn weniger wichtigere Richtung geleitet worden war. Einen Vorwurf an sich selbst, den er nun wieder gut machen wollte. Aber nicht nur, weil der Schoß seiner Frau nun der Ewigkeit angehörte, fühlte er sich der Entwicklung seiner Tochter hingegeben, sondern auch wegen seiner selbstlosen, hemmungslosen und immer stärker werdenen Liebe zu ihnen.

Zoe war für ihn etwas, was man mit Gold nicht vergleichen konnte. "So war man die göttlichen Kräfte oder stärkste Magie in sich hätte und man alles und jeden für sich verzaubern könne, doch hätte man die Liebe nicht. So wäre man nichts." war ein Satz, den ein Heiliger einst zu Noah sprach. Und dieses Zitat beschrieb genau das, was er für seine Kleine empfand. Ein Kind mit zwei Seelen. Sie war für ihn nicht einfach nur Zoe, sein Fleisch und Blut. Nein, in ihr lebte seine Frau weiter.

Eine Frau die ihm Kraft gab, die ihm half immer an sich und das größere Ziel zu glauben. Eine Optimistin, dessen Frohmut sich auf ihre ganze Umgebung übertrug. Ihre Liebe steckte im Detail, sagte einst Königin Linea über ihre Kleider. Man fühle sich wie etwas besonderes, wenn man ihre Kleider trug. Jede Naht, jeder Knopf, jeder Faden waren mit Herzblut geschneidert. Alleine wenn man seine Wünsche bei ihr äußerte. Kunden sagten, wenn man eine einfache Tunika bei ihr bestellen wollte, dann fühlte man sich, als würde man mit jemanden über sich selbst sprechen und man ginge mit einem Lächeln aus dem Lokal. Dieses Gefühl übertrug sie auf jeden Menschen, mit dem sie zu tun hatte. Das machte unsere Familie so vollkommen.

Mit ihrem Tod, starb ein Stück von Gil'Leading. Auch ein wesentlicher Teil von Noah. Ihr Tod nahm ihm Lebenskraft und den Mut weiter zu kämpfen. Er hatte soviele Menschen sterben sehen, soviele Wesen am Krieg, an Hunger und an Überfällen und Krankheiten verrecken gesehen. All das war nichts im Vergleich zum Tode seiner geliebten Hannah. So ergab sich für ihn nur eins. Die Erziehung seiner Tochter und die Flucht aus dem Dienste der Garde. Denn niemand war der Leibhaftige und somit ein zu großes Risiko, Zoe zu einer Weisen zu machen. So entschwand er im 4. Jahr der Aufstände und zog sich in den Wald des Südens zurück.

Dort hatten Zoe und Noah eine kleine Hütte, wo sie drin lebten. Eine Hütte, die Noah mit seinen eigenen Händen aufgebaut hatte. Er baute sich in der Mitte eine kleine Lichtung, indem er einige Bäume fällte. So schliefen sie die erste Zeit in einem kleinen Planwagen, gezogen von zwei Pferden. Es waren keine Königspferde, die üblicherweise von der Garde geritten worden, sondern zwei Pferde die er bei einem Pferdehändler erstanden hatte. Seinen edles Ross musste er zurück lassen, weil dies zu auffällig geworden wäre.

Stattdessen hatte er zwei Ardenner, die auf Grund ihrer Größe und Masse wirklich jede Last ziehen konnten. So auch alles was Noah brauchte, um sich sein trautes Heim herzurichten. Die Lichtung baute er nur so groß, dass er seine Hütte positionieren konnte, seine Pferde einen Lichtplatz hatten und genügend Freifläche war, wo Zoe spielen konnte.

Nachts nutzte Noah dann den Mondschein, der die Lichtung beleuchtete, wo er seine Kampfkunst trainieren konnte, ohne dass Zoe was mitkriegen konnte. Zumindest glaubte Noah immer, sie würde davon nichts mitbekommen. Denn vor ihren Augen, wollte er nie eine Waffe schwingen und so kämpfen, wie er es gewohnt war. Denn im Kampf wurde er zum Tier und schlug erbarmungslos zu.

Noah zog schließlich dort seine Zoe groß, ging täglich auf die Jagd, suchte sich Bäume aus, die es zu fällen gab, schnitzte alle Möbel des Hauses selbst und kümmerte sich rundherum um den Wald. Sein Vater Alkemedes brachte ihm alles über den Wald bei was man wissen musste. Von der Pflege der Bäume, welche Arten es gab, wo Tiere ihren Wohnraum hatten und welche Bäume es zu fällen galt, um anderen Bäumen Lichteinfall und Wachstum zu ermöglichen.
Wie auch alles über die Tiere. Was für Tiere gab es im Wald, wann ist Brutzeit? Wann meidet man welches Gebiet uvm.

Seine Einnahmen bekam er durch den Verkauf von Waldholz und evtl Aufträgen als Schnitzler. Doch Gold wollte er nur selten. Meist tauschte er dann seine Ware gegen andere Waren ein, die er brauchte. Kräuter, Brot, Gewürze, Kleidung oder Bücher. Kleidung kaufte Noah aber eher selten, denn Zoe hatte auch Talente und eines hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Schneidern. So trug sie in den älteren Jahren auch ihren Teil zur Allgemeinheit bei und schneiderte. Und Noah besorgte ihr alles, was sie dazu brauchte. So eben auch Stoffe, Nadel und was man noch so alles brauchte. Noah liebte ihre Hemden und trug sie am Liebsten.
Bücher holte er, um ihr immer etwas vorzulesen oder ihr einfach auch was beizubringen. Sie sollte auch einst so intelligent wie ihre Mutter werden. Denn Hannah war eine sehr ausgekochte Handelskauffrau und konnte sich in der Männerdomäne der Händlergilde der Stadt sehr stark durchsetzen. Allerdings tat sie dies durch sehr aussagekräftige Argumente, gute Diplomatie und viel Charme.
Noah wollte, dass seine Kleine Zoe wie ihre Mutter würde und nicht wie ihr Vater. Noah empfand sein Leben nicht als vorbildlich. Obwohl sich sein Lebenslauf doch recht stolz runterlesen lässt. Doch seitdem er seine Tochter groß zieht, merkte er wie nichtssagend sein Leben bis dato doch war. Was das Volk allerdings über ihn dachte, vermochte er in seine These wohl bisher nicht aufgenommen zu haben.

So entstand nun das Leben von Noah und Zoe und Hannah, die wohl immer ein sehr elementarer Teil dessen Lebens sein würde. Und nun beginnt unsere Geschichte eines Holzfällers, eines kleinen Mädchens und dessen einzelnen Geheimnisse, die es zu entdecken galt.

So begann ein neuer Morgen. Die Sonne lachte, erhellte die Lichtung und Noah hackte draußen das Holz, während das Lagerfeuer vor dem Hause brannte, der Topf die Milch erwärmte und der Tag anfing die kleine Zoe aus ihrem Schlaf zu holen versuchte.
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Beitragvon Zoe » So 8. Mär 2015, 12:46

Kleine Samen der Pusteblumen flogen wie kleine Fallschirme über die Lichtung auf der Noahs Hütte stand, als eines der beiden treuen Ardenner- Pferde über die kleine Lichtung galoppiert kam.
Einer dieser kleinen Fallschirme schwebte einen Moment lang durch die Luft, über den Platz, an dem Noah gerade Holz hackte, wirbelte durch den kräftigen Luftzug der Axt in die Höhe bis hinauf durch die kleine Luke auf dem Heuboden der kleinen Hütte, in der Vater und Tochter lebten. Dort, wo die kleine Zoe noch friedlich in ihrem Bettchen aus Wiesenblumenheu schlief, und landete direkt auf ihrer kleinen sommersprossigen Stupsnase.

Ein Buch lag neben dem schlafenden Kind, und nicht etwa ordentlich zusammengeklappt, so wie Noah es immer wieder gepredigt hatte, sondern einfach an der Stelle, wo die kleine als das Licht zu schlecht wurde um weiterzulesen umgedreht mit dem Bucheinband nach oben auf dem Boden.

"Hatschiii.."

Der Samen der Löwenzahnpflanze flog ein weiteres Mal hoch in die Lüfte, drehte ein paar Pirouetten und landete erneut auf Zoes Wange.
Diese drehte sich schlaftrunken noch einmal um, bis sie die warme Milch roch, die Noah zum Frühstück zubereitet hatte.

Doch allzu früh wollte das Mädchen seinen schönen Traum nicht loslassen.
Einen Traum der sie umfing wie ein großes weiches Tuch. Und sie geborgen über Wolken hinwegschweben ließ, wie auf dem Rücken eines geflügelten Hippogreifes. Sanft fasste sie in das mal tief schwarz, mal kupferfarben, mal weiß und mal kastanienbraun schimmernde Fell, das in Gefieder von gleicher Farbintensität überging und fühlte sich sicher und beschützt von einem massiven, stählern blitzenden Schnabel und langen, gefährlich aussehenden Vogelkrallen.

Auch wenn dieses Mystische Wesen doch gewaltig und keineswegs ungefährlich war, hatte sie doch keine Angst, als sie im Traum über die kleine Stadt kreiste, und auf dem stolzen, mächtigen Tier mit einer Flügelspannweite von mehr als vier Metern ritt.

Das Tier setzte auf einer Lichtung zur Landung an und der Vogelkopf mit scharf blickenden orangenen Augen blickte sich nach der kleinen Reiterin um.

Dann ertönte ein Zwitschern, das nicht so recht zu einem solchen Tier passen wollte.
Es war ein kurzes und kräftiges„djip-liüp-jiiep!!“ dass sich als die kleine Zoe immer noch nicht aufwachen wollte zu einem kurzen Trillern steigerte: „trili-li-lih, Djiiiep jipp-jieep!“, .

Es ähnelte so ein bisschen dem Gesang eines Kanarienvogels, der es sich in immer neuen Trillern, Pfiffen und mit schnellem Zwitschern zur Aufgabe gemacht hatte, das kleine Mädchen zu wecken.
Und es war nicht das einzige Geräusch was zu hören war. Es waren die vertrauten dumpfen Schläge der Axt und das Splittern, des gut und trocken gelagerten Holzes, draußen vor der Hütte.
Das Knistern des Lagerfeuers drang ebenfalls an Zoes Ohr, doch diese Geräusche waren so schön gemütlich und vertraut, dass sie sie eher dazu bewegten, noch ein bisschen im warmen Heu des Bodens liegenzubleiben, anstatt ihre nackten Zehen in die kühle Morgenluft zu strecken.

„Dtschiieeeüüüüpp-Tschieeeeeep-Tschieeeeep, TSCHIEP! Tuj-tuuuj-tuj duÍT tjiiiepp-tjipp-tjipp-tjipp - Tschiep Tschieeeeeeep -Tschiep Tschiep!!“

tönte es schimpfend vom Fensterbrett der kleinen Luke des Heubodens.

Zoe öffnete erst das eine Auge um zur Luke zu schielen, und entdeckte einen Grünfink, der das Gefieder aufgeplustert aus vollem Halse schmetterte.

Auch wenn er nur etwa so groß war wie ein kleiner Spatz, war er lauter als eine Marschkapelle.
Das Tierchen legte seinen Kopf schief und schaute sie mit seinen frechen dunklen Augen an. Sein heller honigfarbener Schnabel wollte sich gerade wieder für eine weitere Schimpftirade öffnen, da sah Zoe ein, dass es keinen Sinn hatte, noch weiter im Bett zu bleiben.

Schnell kramte das blonde Mädchen nach einem kleinen Leinenbeutel, in dem sie ein paar Getreidekörner und Nüsse aufbewahrte und streute dem kleinen Besucher ein wenig davon auf den Boden.

Dann hockte sie sich ein wenig entfernt davon auf den Boden und sah zu wie der gefiederte gelblichgrüne Besuch mit wachsendem Appetit die Körner verschlang, und sich dann elegant die grauschwarzen Flügelspitzen putzte.
Zuletzt geändert von Zoe am Mi 25. Mär 2015, 18:29, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitragvon Noah » Mo 9. Mär 2015, 18:20

Noah war ein Mann von Routinen beherrscht. Er tat immer den selben Ablauf, immer die selbe Präzision und immer alles zur selben Zeit erledigt. Und dabei war er auch gelegentlich etwas launisch. So wie an diesem Morgen. Er hackte das Holz und ging immer mal zum Feuer, um die Milch umzurühren. Dabei schwank sein Blick zur Hütte, weil seine kleine Maus immer noch nicht wach war. "ZOE!!!" brüllte er dann häufig, wenn sie immer noch nicht wach war. Falls er nicht zu ihr rüber ging. Da kannte er sie jetzt schon fast 13 Jahre lang und dennoch fühlte er sich einsam, wenn sie nicht bei ihm war. Das hieß, wenn sie im Hause schlief und er draußen aktiv war, fühlte er sich unwohl. Wie ein kleiner Junge, dessen Mama nicht in Reichweite war.

Außerdem lenkte sie ihn von seinen üblichen Gedanken ab. Dem Fluch, der ihn schon lange verfolgte. Nächte, die ihn mit Albträumen beschäftigten. Wo er plötzlich Nachts schweiß gebadet erwacht und so schwer atmete, dass man dachte er wäre vor einem Drachen davon gelaufen. Manchmal verschwand er gleich nachdem er erwachte und lief einfach ganz schnell durch den Wald. Dann weit genug vom Hause weg schrie er so laut er nur konnte. Man konnte nur hoffen, dass niemand sonst im Wald war, denn er konnte so laut schreien, dass der Schall überall zu hören war. Im Dorf ganz in der Nähe gab es sogar schon Gerüchte, dass ein Monster im Wald leben würde, was in der Nacht sich durch seinen Geschrei zu erkennen gab, um zu signalisieren, dass dies sein Wald sei und keiner sich dem auch nur nähern sollte. Dabei war es nur Noah, den wieder Albträume plagten. Aber das wusste ja niemand.

Noah hörte bereits von den Gerüchten, aber ließ die Leute glauben, dass es ein Monster war, denn so stellte auch keiner Fragen. Für ihn war nur wichtig, dass Zoe nichts davon mitbekam, weil er sie nicht beunruhigen wollte. Dabei lebte sie mit ihm tief in diesem Wald und konnte eigentlich nichts überhören. Doch lag sie bis dato immer noch schlafend in ihrem Bett, wenn er von seinen nächtlichen Ausflügen zurück kam.
Manchmal saß er auch nur auf einem Baumstumpf und weinte, weil er Hannah so sehr vermisste. Eine Trauer, die ihn nie verlassen hatte. Ein Verlust, den er nie überwunden hatte. Ein Schicksal, dass ihn von Grund auf änderte. Eine Situation, dass ihm seine Tochter schenkte, dessen Anwesenheit ihn bisher nur selten blieb, da sein damaliger Beruf ihn so vereinnahmte.
An diesem Morgen war er eben nicht ganz so gut gelaunt, weil die letzte Nacht wieder einer dieser Nächte war, wo es ihn innerlich zerriss. Mit einer entsprechenden Laune bereitete er das Frühstück vor, was er draußen vorbereitete, was er häufig tat, wenn das Wetter es dann mal zuließ. So richtete er das Brot an, legte die Aufschnitte parat, stellte die Krüge auf den Tisch und rührte eben auch die Milch um. Auch das Holz wurde nachgelegt, um das Feuer aufrecht zu erhalten.

Dabei fiel andauernd sein Blick zum Haus. "Kommt die Kleine wieder mal nicht aus dem Bett?" Was ja nicht unbedingt schlecht war, denn ihre übermäßige Fröhlichkeit gelegentlich war auf der einen Seite nervig. "Warum konnte sie nicht einfach so mies gelaunt sein wie ich?" sagte er sich immer. Auf der anderen Seite war sie die Einzige, die es auf wundersame Weise auch immer wieder schaffte, ihn trotz seiner Stimmung aufzubauen.
Zoe war aber auch die Einzige Person, die er nicht schon längst enthauptet hätte, wenn man ihm so fröhlich entgegen kam. Sie war sein Kryptonit. Sein Muntermacher. Sein Heiligstes. Seine Ruhestätte, wo der Zorn einfach keinen Platz hatte. Er könnte gerade dabei sein jemanden zu töten, in totaler Raserei, wäre Zoe die Einzige, die ihn auf magische Weise davon abhalten könnte. Es war ihm selbst immer wieder ein Rätsel, wie sie das nur machte. War es einfach ihre Aura? War es ihre Mutter, die aus ihr zu mir sprach? Denn sie war die andere Person, die das konnte.

"ZOE!!! Das Frühstück ist fertig!!!"

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Beitragvon Zoe » Mo 9. Mär 2015, 20:01

"ZOE!!! Das Frühstück ist fertig!!!".. schallte die Stimme des Vaters leicht verärgert von unten. Doch die Stimmfarbe die allen anderen als missmutig, grob oder gar erschreckend vorkommen würde, zauberte dem kleinen Mädchen ein Lächeln auf das Gesicht.

Es war für sie die beste und schönste Stimme der Welt und sie hätte sie gar nicht anders haben wollen.

Vater hatte sie gerufen und ihr verträumtes und nachdenkliches Gesicht veränderte sich schlagartig.
Auch wenn sie, wenn sie alleine war manchmal schweigsam war und merkwürdigen Gedanken nachhing, war sie doch in Gesellschaft ihres Vaters eigentlich immer gut gelaunt.

In Windeseile hatte die kleine ihre Sandalen aus Bast umgebunden und sich von einem in die Wand geschlagenen Nagel ihre Strickjacke geschnappt. Von der plötzlichen Eile und den plötzlichen Bewegungen erschreckt entschwand ihr neuer Freund der Grünfink mit schnellem Flügelschlag aus der Luke.
Doch auch wenn der kleine Vogel Zoe so sehr fasziniert hatte, dass sie die Zeit vergessen hatte, war er in dem Augenblick in dem der Vater unten rief zur Nebensache geworden.

Während Zoe noch mit den Ärmelchen des Jäckchens kämpfte sprang sie putzmunter die letzten zwei Stufen der Leiter hinunter, fegte wie ein Wirbelwind durch die Wohnstube und hinaus auf die Lichtung und schnappte sich bevor ihr Vater ihr etwas gegenteiliges sagen konnte den Holzlöffel aus der Milch, den sie freudig abschleckte.
Auch wenn sie genau wusste, dass man das nicht machte.

"Hmmm Milch mit Honig. Danke Papa!!"
rief sie freudig und fiel ihm um den Hals, wobei sie ihn leider mit ein wenig Milchschaum besprenkelte, der noch am Löffel klebte.
"Milch mit Honig trink ich am allerliebsten!" meinte sie und grinste über ihr ganzes Milchbartgesicht.
Zuletzt geändert von Zoe am Mo 9. Mär 2015, 20:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Noah » Mo 9. Mär 2015, 20:11

"Hey, Löffel aus der Milch, hier wird sich erst vernünftig hingesetzt!"
Stimmt eigentlich nicht. Es wurde sich nie einfach nur hingesetzt. Versuch mal einer diesen kleinen Wirbelwind zu disziplinieren. Noah versuchte es und sagte es auch immer lauthals. Doch Zoe war dahin gehend nicht zu bändigen. Wie denn auch, wenn sie ihm dann gleich eine Masse an erbarmungsloser Liebe entgegen brachte. Wie will der Mann, der sich gegen Armeen durchsetzte, da noch was ausrichten können? Unmöglich. So wurde sein obligatorischer Satz ausgesprochen und damit war seine Pflicht erfüllt.

Und eh man sich versah, wurde aus dem Griesgram, ein fröhlich grinsender, nicht nur von der Sonne geküsster Vater.
Gott was war dieser Mann verliebt in seinen Nachwuchs! Hannah wäre über diesen Anblick überglücklich und sie lachte und weinte wohl im Himmel vor Glück, in just diesem Moment.
Kaum hing die kleine Zoe um seinen Hals, schnappte er sich dann auch gleich sein Kind unter den Armen, hob sie so hoch, dass er mit einem Arm sie umarmen konnte und der andere Arm unter ihrem Po sich platzierte, sodass er sie auf dem Arm halten konnte. Dann knutschte er sie auch gleich ab, auf den Wangen und drückte sie fest an sich. Es war für ihn ein Genuß. Nicht mehr allein zu sein. Eigentlich war er das nie, aber damit war auch eine andere Form von allein sein gemeint.
Dann löste er sich von ihr, sodass er ihr in die Augen blicken konnte, prüfend.

"Gehts dir gut mein Schatz? Hast du gut geschlafen?"

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Beitragvon Zoe » Mo 9. Mär 2015, 20:43

Die Ermahnung ihres Vaters störte Zoe gar nicht. Es war so als hätte er ihr einen wunderschönen Tag gewünscht, und es war auch so ein wunderschöner Tag heute.
Die Lichtung war erfüllt von friedlichen Lauten, vom Rascheln der Gräser, dem Schnaufen der beiden Pferde, dem Sirren und Summen der fleißigen Bienen und dicken Hummeln, dem Huschen der kleinen und kleinsten Geschöpfe, wie Maus, Käfer und Grashüpfer.
Und es roch nach warmer Milch, Brot und Honig, gepaart mit dem Geruch nach Blumen, taufeuchtem Gras und dem Geruch nach Tannen und Waldboden.

Leicht rieb Zoe ihre kleine sommersprossige Stupsnase an seiner.
Und da sie immer noch den Holzlöffel in der Hand hatte, tropfte auch etwas Milchschaum auf sein Hemd.
Doch das machte ihr nichts aus. Und ihm scheinbar auch nicht, so hatte sie das Gefühl.
Jedenfalls schimpfte er nicht deswegen. Und selbst wenn er das getan hätte, hätte nicht mal ein plötzlicher Regenguss die gute Laune zwischen Vater und Tochter verdorben.
Das kleine Mädchen strahlte als hätte man ihr ein Stück karamellisierten Honig mit Nüssen geschenkt.
Es war als wäre in diesem Moment die Lichtung die ganze Welt.

Seine Küsse kitzelten ein bisschen, wegen seines Bartes, und Zoe begann sich spielerisch wegzudrehen und zu kichern.

"Ja, Papa. Mir geht's super."

Und Zoes Blick schweifte nun, da sie hoch oben auf seinem Arm viel weiter sehen konnte, von der sonnenüberfluteten Wiese auf der Lichtung, die gesprenkelt war von Blumen, zum dunklen, dichten Wald bei dem sich dunkles Nadelgrün und helles Laubgrün ineinander verwoben. Zoes Augen strahlten, doch als er sie wieder herunter ließ bekamen sie einen nachdenklichen Glanz.
Die Blätter der Bäume standen keinen Moment still und der Wind raschelte und flüsterte in ihnen, so als wolle er etwas sagen. Von Ferne hörte das kleine Blumenmädchen noch den kleinen Grünfink sein "duÍT-duÍT-tschieeep" rufen. Dieser Ruf erinnerte sie an ihren Traum.

"Ich hab was merkwürdiges geträumt, von einem großen, gefährlichen Vogel, der kein Vogel war... aber er war nicht böse zu mir."murmelte sie halblaut.

Sie setzte sich und nahm sich ein Stück von dem Brot.

Im Traum hatte sie keinerlei Frucht gespürt, diese kam aber im Nachhinein um so mehr. Der Respekt vor dem Majestätischen Wesen, mit den kräftigen, krallenbewehrten Füßen dem spitzen Schnabel und dem kühlen stechenden Blick.

Wenn man wollte, dass ein Traum wahr würde, musste man Stillschweigen bewahren. Wenn man aber wollte, das er nicht geschah musste man ihn erzählen. Das hatte die Mutter immer gesagt.
Sie hatte nicht wirklich über den Traum geschwiegen, aber was sollte sie denn tun, wenn sie nicht einmal mit ihrem Vater über ein so verwunderliches Abenteuer erzählen konnte?
Zoe wusste nicht, ob sie "wirklich" wollte, dass der Traum wahr werden würde. Doch sie beschloss, über den Rest davon zu schweigen, bis sie sich darüber im Klaren war.

Ob er auch manchmal so sonderbares Zeug träumte?
Irgendwie hatte sie das Bedürfnis ihm nahe zu sein, und schmiegte sich an seiner starke Schulter. Dann roch sie an dem Brot, das er über dem Feuer für sie angeröstet hatte. Es war warm und knusprig und roch einfach unbeschreiblich. Erst jetzt merkte sie, was für einen Appetit sie auf einmal hatte. Herzhaft biss sie hinein und schloss die Augen.

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Beitragvon Noah » So 15. Mär 2015, 15:24

Noah nahm sich von den Speisen die er vorbereitet hatte und saß mit seiner Tochter am Tisch und speiste. Ein täglicher Moment, der ihm Lebenskraft für jeden weiteren Tag schenkte. Was würde er tun, würde es solche Momente nicht mehr geben?
Früher oder später würde ihn dieses Schicksal wohl ereilen und dann hoffte er, dass er dies ertragen könne.

Als sie sich anlehnte, gab er ihr einen Kuss auf ihren Kopf, weil er solche Momente immer gerne nutzte um ihr einen Teil seiner Seele zu offenbaren und der größte Teil davon war eben seine väterliche Liebe zu ihr.

Seine Tochter so reden zu hören war für ihn Erholsam. Denn wie sie erzählte reichte aus, um zu erkennen, dass sie gesund und munter war. Bis zu dem Moment wo sie von ihrem Traum erzählte. Dann schloss er seine Augen und hatte gehofft, dass genau dieser Moment niemals kam. Ein Moment, den er schon vor langer Zeit hat kommen sehen.

Vor einiger Zeit bemerkte er gewisse Empfängnisse, die er sich selber nicht erklären konnte. Es war eine Eigenschaft, die er in der Zeit der Kämpfe gegen die Sidhen bemerkte. Er konnte sie spüren, bevor er sie sehen konnte. Diese Eigenschaft hielt er geheim. Zu seinem Glück bemerkte dies auch niemand, weil sie ihm Vorteile verschafft hatten und irgendwie musste er sie ja erklären können. Instinkt war immer eine gute Ausrede und das ließ ihn für die Menschen als besonders erscheinen.
Allerdings holte er sich Hilfe bei einem Magica, den er gut kannte. Ein Mann, der sein Geheimnis bis heute wohl behütete.

Was er ihm allerdings nicht erzählte, war dass er Jahre später bemerkte, dass er diese Empfindungen bei seiner kleinen Zoe verspürte und dies versuchte zu verheimlichen. Denn würde dies irgendwann ans Licht kommen, dann könnte dies auf ihn und Hannah zurück führen und was dann das Resultat daraus würde, sah man schließlich dann. Natürlich wusste er nicht wirklich, ob dies der Grund für den Tod seiner Frau war, aber er hatte den starken Verdacht.
Allerdings war ihm klar, wenn er Nachforschungen betreiben würde oder andere der Garde, dann würde seine Tochter genau so in Gefahr geraten. Deshalb verschwand er mit ihr schließlich. Eine Geschichte, die er nie jemandem erzählt hatte.
Es war nicht nur das, warum er verschwand, aber ein wesentlicher Teil.

Sein Problem war nun, dass sich die ersten Anzeichen bemerkbar machten, dass die Magieempfängerin ihre Bestimmung entdeckte und das hieß für Noah. Jetzt muss er noch vorsichtiger sein, als zuvor.

"Ein gefährlicher Vogel ja? Schatz, du weißt, dass dies nur ein Traum war oder?"

Fragte er dann prüfend. Ein Greifvogel also? Nicht gerade ein unauffälliges Wesen.

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Beitragvon Zoe » Mo 16. Mär 2015, 07:49

Zoe spürte, wie er einen Kuss auf ihr blondes Haar drückte, und fühlte sich geborgen.
Was würde sie nur ohne ihn machen. Es war dumm den Traum vor ihm verheimlichen zu wollen, doch irgendetwas hielt sie zurück, sie wollte nicht mehr davon erzählen, und fühlte auch wie sie sich deswegen ein wenig selbst nicht leiden konnte.

Geheimnisse, wie klein sie auch waren, waren nichts einfaches.
Irgendwie war es ihr, als hätte der Wald ein "Guten Morgen!" geraunt. Es war scheinbar nicht an sie gerichtet, und doch konnte sie es hören.
Sie runzelte die Stirn. Hatte sie sich das eingebildet? Noah schien nichts bemerkt zu haben.
Stimmen zu hören war nicht wirklich normal. Und das war nicht das erste Mal gewesen, dass sie sich eingebildet hatte Gespräche mit an zu hören, die aus den tiefen des Waldes herauszukommen schienen.
Doch es gab hier weit und breit keine andere menschliche Siedlung.
Wen hörte sie da?
Ein solches Geheimnis mit sich herumzutragen war auch nicht wirklich schön.

Noahs Stimme beruhigte sie auch keines Falls, als er nach dem Traum fragte, er schien eher etwas besorgt und nachdenklich zu sein.
Was hatte sie nur angestellt. Sie sollte ihn mit ihren Träumen nicht belasten, von den Stimmen würde sie ihm am besten gar nicht erst erzählen.

Dann schaute sie in seine Augen und sah, dass sich seine Stirn schon wieder in Falten gelegt hatte.
Irgendetwas beschäftigte ihn.
Sie mochte es nicht, ihn so zu sehen.

Den Kopf schiefgelegt schaute sie ihn an, betrachtete die Stoppeln seines Bartes und schmiegte sich noch enger an seine Schultern.

"Och solang du da bist, kann mir kein Vogel was tun. Mein starker Papa." sagte sie.
"Wenn du ein bisschen mit mir übst, dann werde ich mal so schnell und geschickt wie du."

Dann boxte sie ihm leicht und spielerisch in die Seite und fing an ihn zu kitzeln.
Zoe liebte dieses Lachen, dieses herzhafte Lachen das von ganzem Herzen kam.
Es sagte ihr, das alles in Ordnung war.
War es doch?

Diese Zweifel schlichen sich immer öfter in ihr kleines Herz. Was war denn nur verkehrt mit ihr?

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Beitragvon Noah » Mo 16. Mär 2015, 13:03

Noah war stolz auf seine Tochter. Sie war so mutig und so klug, auch wenn sie auf mich manchmal etwas naiv wirkte, aber das scheint der kindliche Wahnsinn zu sein, der sie befiel. Nicht unüblich, wenn man bedenkt, dass sie erst mal 12 war. Sie haben ihren eigenen Kopf, ihre eigene Sprache, ihre eigene Form von Logik, ihre eigene Form der Argumentation, die für uns Erwachsene manchmal einfach nicht zu analysieren ist. Das war aber auch gut so. Denn nur so, konnten sie ihre eigene Welt für sich erschaffen, die Welt um sie herum entdecken und die Welt um uns alle herum, verstehen. Sie erschafften Sichtweisen, die für uns nicht mehr greifbar waren, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind, immer alles aus dem eigenen Starrsinn zu sehen. Das schafft neue Perspektiven, für die wir einfach nur offen sein müssen und schon lernen wir die Welt, die wir dachten schon zu kennen, auf ein neues kennen und sehen Farben, die bisher für uns unsichtbar erschienen.

Und nur so, war für die kleine Zoe der Satz, der Behutsamkeit, dass ihr Vater sie beschützen würde, eine mehrseitige Aussage, die sie nach außen hin dumm und naiv erscheinen ließe, um dem Papa das Gefühl zu vermitteln: "Du hast die Fäden in der Hand. Bei dir fühle ich mich sicher. Wenn du da bist, kann nichts passieren." Das schaffte bei dem Papa eine Form der Beruhigung. Immer alles im Griff zu haben. Das Geschehen steuern zu können und die Kontrolle über die Sicherheit des Kindes weiterhin zu haben. Aber wenn man genauer hin hörte, dann würde man schon verstehen, dass das Kind damit sagen will: "Da ist eine Gefahr in Reichweite, vor der du mich evtl nicht beschützen kannst, aber ich kann mich schon beschützen. Ich weiß wo ich mich verstecken kann. Du wirst zwar für mich kämpfen, aber ich habe alles im Griff. Was du mich gelehrt hast, werde ich umsetzen können. Ich kann Verantwortung übernehmen.

Wenn dann noch dazu kommt, was Zoe wusste oder ahnte oder träumte, dann war es eher so, dass die Kleine ihren Papa vor etwas beschützte. Sie spürte schließlich, dass ihn etwas beschäftigte, was ihm Angst bereitete und Sorgen. Er glaubte, wenn er hart sei, würde er ihr Sicherheit bieten, dabei war sie es, die es auf sich projizierte und das war typisch für Kinder. Wenn in ihrem sicheren Boden Schäden auftraten, machte sich zunächst das Kind den Vorwurf und stellte sich die Frage: "Was hab ich falsch gemacht?" Dabei müssen die Schäden gar nicht von ihr stammen. Aber so war es hier nun mal.
Der Papa merkte natürlich nichts, weil Kinder weit aus besser ihre Gedanken und Sorgen verbergen können, als die Erwachsenen.
Doch eines wusste Noah dennoch. So sehr sein Ego es nicht verkraften könnte, wenn ihr was zustoßen würde, weil er hätte sie beschützen müssen, wusste er, dass er sie nicht alleine beschützen konnte, vor den Gefahren die da draußen lauerten. Er brauchte dabei Hilfe. Ihre Hilfe. Und so musste er frei nach dem Mott von Maria Montessori gehen: "Hilf mir es selbst zu tun" und ihr zeigen, wie man sich selbst verteidigt. In jeder Situation.

Und wie lernte man das bei der Garde? Man lernte Haus und Hof zu verteidigen, mit allen Mitteln die vorhanden waren. Die Klingen alleine reichten da nicht. Und was hatten sie im Haus und Hof? Na sie waren in einem Wald. Sie hatten, einfach alles.

"Ich liebe dich so sehr, mein kleiner Schatz. Du bist wirklich sehr tapfer und ich verspreche dir. Du wirst von mir weit aus mehr lernen, als nur mit der Klinge umzugehen. Ich werde dir zeigen, wie man überlebt. Und wenn du eines Tages in Gefahr gerätst, dann sollst du dir bis dahin dein eigenes Versteck geschaffen haben, was nicht mal ich kenne. Wo dich niemand findet und wo nur du Zugang zu hast. In der Erde, in einer Höhle, im Haus, im Boden oder in den Bäumen. Sodass nicht mal der Vogel dich findet. Ok?"

Er hoffte, dass dieser Moment nie kommen würde, aber gleichzeitig wusste er, dass er unvermeidlich sein würde.

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Beitragvon Zoe » Mo 16. Mär 2015, 14:45

Zoe dachte über ihren Traum nach, die watteweichen Wolken und das gescheckte Fell und Gefieder des Greifes. Obwohl das Tier mit seinem Schnabel und seinen Vogelkrallen schon gefährlich aussah, fürchtete sie sich nicht, ihm in der wirklichen Welt zu begegnen.
Nicht etwa, weil sie sehr mutig war, sondern sie fühlte irgendwie, dass sie mit solchen Geschöpfen eine Verbindung teilte und mit ihnen zusammen gehörte, auf die eine oder andere Art.
Bei anderen Menschen außer ihrem Vater hatte sie dieses Gefühl nicht, sie waren ihr fremd, und sie konnte sich viel eher vorstellen, dass eine Gefahr von ihnen ausging, als von einem mystischen Tier.

Denn die Menschen waren falsch, sie sagten das eine, und meinten das andere. Sie betrogen, belogen und bereicherten sich an anderen. Ein Verhalten, das sie dem Greif in ihrem Traum nicht zutraute.
Seine scharf blickenden orangenen Augen waren zwar furchterregend, doch war keine Falschheit in ihnen.

Ob es hier wirklich Greife gab? Oder vielleicht kamen die Stimmen aus dem Wald, die nur sie wahrzunehmen schien doch von ganz anderen Wesen?

Nachdenklich lauschte sie dem, was ihr Vater zu ihr sagte.
Das war die Idee. Vielleicht sollte sie sich einen Beobachtungsposten einrichten, um zu schauen woher die Stimmen aus dem Wald kamen.
Er war so klug. Sie konnte sich verstecken und im Wald auf der Lauer liegen, bis sie herausgefunden hatte, wer dort im Wald lebte.

In ihrem Kopf arbeitete es. Wo konnte sie sich verstecken?
Aber er dachte eher daran, von der Gefahr fortzugehen, wo sie sich doch darauf zubewegen wollte.
Ob er sie unter diesen Umständen so einfach die Lichtung verlassen ließ? Ob er nicht fürchtete, sie würde sich zwischen den gewaltigen Laub und Nadelbäumen, oder im dichten Gehölz verlaufen.
Bis jetzt hatte er sie immer ermahnt, in Hörweite zu bleiben.

Doch die Stimmen kamen von weiter draußen im Wald. Nein, sie musste es anders anstellen.

"Auf der Lichtung kenne ich endlos viele Verstecke, aber da würdest du mich auf jeden Fall finden. Würdest du mir erlauben etwas weiter als sonst wegzugehen? Ich würde gern Walderdbeeren suchen, und den Rest des Waldes kennenlernen, was sagst du dazu?"

Das die Walderdbeeren an Waldrändern und auf Lichtungen wie dieser verbreitet waren, wusste Zoe, und Noah wusste das auch, und doch waren die die in der Nähe der kleinen Hütte wuchsen alle schon in Zoes Mund gewandert. Ein Umstand den er zweifellos bemerkt hatte. Auch war hier der Boden nicht feucht und humusreich genug, so dass sie hier nur sehr vereinzelt vorkamen.

Sie würde also weiter fort müssen, um welche zu finden, und sich trotzdem an Orten aufhalten, die licht und leicht zu überschauen und so weniger gefährlich waren. So würde er auf jeden Fall vermuten. Denn Walderdbeeren brauchten viel Licht zum Wachsen. Das sie nicht auf den lichtdurchfluteten Trampelpfaden bleiben wollte, musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden.

Diese Ausrede würde sie gut nutzen können um sich schon einmal nach einem geeigneten Platz im tieferen Wald umzusehen, von dem aus man sowohl die Lichtung, als auch den Wald beobachten konnte.

Als zu allem Überfluss auch noch ihr neuer Freund der Grünfink, oben auf einer Tanne sitzend, ihr ein aufmunterndes: "Tuj-tuuuj-tuj duÍT tjiiiepp-tjipp-tjipp-tjipp." entgegenflötete, wäre sie am liebsten sofort aufgebrochen.
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Beitragvon Noah » Mo 16. Mär 2015, 16:45

Und schon hatte er etwas los getreten, was nicht mehr aufzuhalten war. Er gab ihr die Inspiration den Wald genauer zu inspizieren und ihn sich zu eigen zu machen. Bewohner des Waldes war sie bereits. Da kann er ihr ja schlecht verbieten ihr zu Hause zu erkunden. Auf der anderen Seite konnte er sie auch nicht einfach unvorbereitet auf die Gefahren los lassen, die der Wald verbarg. Also was sollte er tun? Er bereitet sie einfach drauf vor.

"Ich werde dich überall finden Zoe. Schließlich bin ich dein Vater."

Das Problem lag nämlich darin, dass Zoe eine Eigenschaft hatte, die es einen Vater wie Noah schwierig machte ihr etwas auszuschlagen. Es war dieses Funkeln in ihren kleinen, blauen Augen, wenn sie etwas wirklich wollte.
Darauf musste er reagieren und nahm sich einfach mal einen Apfel, der vor ihnen auf dem Tisch lag. Automatisch aus dem Griff heraus, war er den Apfel ihr zu, dass er ihr auf dem Kopf landen würde, wenn sie ihn nicht fangen würde. Nun war er gespannt, was sie machen würde.

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Beitragvon Zoe » Mo 16. Mär 2015, 17:58

Zoe war von dem Wurf des Apfels so überrascht dass sie zwar versuchte ihn zu fangen, aber es gelang ihr nicht.
Blitzschnell war ihre Hand in der richtigen Position zum Fangen. Fast hatte sie ihn, doch da er recht hart geworfen war, kullerte er aus ihrer Handfläche und entglitt ihren Fingerspitzen, doch mit den Beinen war sie schnell genug den Apfel davor zu bewahren auf den Boden zu plumpsen und hässliche braune Stellen zu bekommen.
Das Kleid zwischen ihren Knien, die sie blitzschnell geschlossen hatte, bremste den Sturz des Apfels.

Wenn das ein Test ihrer Reaktionsgeschwindigkeit war, hatte sie ganz klar versagt. Vielleicht hätte sie sich auch einfach ducken sollen.
Total perplex schaute sie ihn an.
Was hatte er ihr damit zeigen wollen.

"Jetzt sag nicht ich fange wie ein Mädchen, ich bin nämlich eins." bemerkte sie grinsend.
Doch schnell hatte sie sich wieder gefangen, bereit es ihm mal so richtig zu zeigen.
"Wetten dass du meinen Apfel auch nicht fangen kannst?"

Im Fangen war sie zwar nicht perfekt, aber beim Werfen konnte man ihr nichts vormachen.
Kurz überlegte sie, welcher ihrer Würfe, die sie mit runden Steinen am Bach trainiert hatte für Noah am schwersten zu fangen war.
Dabei wog sie den Apfel in der Hand und machte ein paar Schritte vom Tisch weg, in Richtung eines Eichenbaumes, der etwa 18 Metern Entfernung stand.

Sie spurtete los und ihr helles Haar flog im Wind, während es durch das ewige Spiel der Sonne mit den Blättern der Bäume in den Lichtreflexen glänzte.

Dort vor dem Baum war ein kleiner Erdhügel, auf den sie sich stellte um etwas größer zu sein. Als sie ein zwei mal dramatisch mit den Füßen scharrte, wirbelten von ihren nackten Füßen, die in Bastsandalen steckten kleine Staubwölkchen auf.

Grinsend nahm sie den Apfel gerade so in die Hand dass er vor den Knöcheln von Mittel und Zeigefinger lag, die sie angewinkelt hatte. So ob sie dann beim Wurf das eine Bein um Schwung zu holen, zielte holte mit beiden Händen aus, ließ dann die verstärkende Hand los, und gab dem Obst mit den Fingerknöcheln einen heftigen Stoß beim Wurf, während sie gleichzeitig den Fuß wieder aufsetzte. Dies bewirkte dass der Apfel keine Eigenrotation aufwies, und zwar hart und schnell geworfen war, aber eine recht instabile und unberechenbare Flugbahn nahm, so das er sehr schwer zu fangen war.

Der Apfel tanzte ein wenig in der Luft, und brach dann kurz bevor der bei Noah angekommen war, urplötzlich nach rechts aus.

Dazu kam, dass die Sonne genau in Zoes Rücken stand, und durch die Eichenblätter schimmerte, so dass das flirrende Licht für Noah denkbar ungünstig war, um den Flug des Apfels zu verfolgen...

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Beitragvon Noah » Fr 27. Mär 2015, 18:07

Wenn Zoe eines hatte, dann war es Ehrgeiz. Und das nicht nur gesunder Ehrgeiz, sondern manchmal etwas zuviel.
Sie würde eine Hürde immer und ohne nachzudenken versuchen zu nehmen. Wenn sie dann aber ihre Grenzen erreichte, war eben nie genug und sie stürzte, beim Überschreiten.
Dadurch wurde sie aber besser, auch wenn es manchmal nicht gesund war. Doch ließ er sie so bleiben, denn nur so lernte sie zu überleben. Im Falle des Apfels, war es eher 50/50 ob sie ihn fangen konnte oder nicht. In ihr schlummerte etwas, was ihm schon bewusst war und er war sogar im Glauben, dass sie zu weitaus mehr fähig war, als er es sein würde.

Noah gehörte zur Kämpferelite des Reiches. Ein Meister in den Waffen, die er erlernte und im Überleben. Kriegsführung, taktische Fines war sein Können. Seine Muskeln, die er hatte ließ ihm sogar noch eine Form von Kraft aufbringen, was ihn natürlich auch langsamer machte, wenn es um körperliche Bewegung ging. Das war aber nicht so langsam, dass er nun nicht mehr für flinke Aktionen bereit war. So konnte er bei 18 Metern Entfernung auch blitzschnell überlegen, was er sich zur Hand nahm. Drei Möglichkeiten lagen ihm nahe.
Zum Einen hätte er sich auf klassische Weise in eine bessere Position bringen können, um den Ball einfach, mit besseren Lichtverhältnissen, zu fangen. Tat er aber nicht.
Eine andere Variante wäre gewesen, zum Block zu laufen und mit dem Beil den Apfel aus der Luft in zwei Hälften zu schlagen. Tat er aber nicht.
Er nahm Möglichkeit 3 und zwar das Messer,was gleich vor ihm auf dem Teller lag und lehnte sich auf den Rücken, weil die Sonne ihn dort nicht erreichte. Nun hing er mit dem Rücken in der Luft, schaute am Steckstuhlrückenlehne vorbei und peilte die Flugbahn an, die sich dann ergab. Ein Rechtsdrall, somit noch weiter von ihm weg. So konnte er dem Apfel ein Stück entgegen werfen und sah wo die Flugbahn hin ging. Entsprechend warf er das Messer an den potentiellen Punkt in den Apfel hinein. Das bremste den Apfel ab und er fiel früher, als erwünscht zu Boden. Maße bremste Geschwindigkeit, eine einfache mathematische Berechnung, die natürlich in dem Zeitalter noch keiner konnte. Da wurde einfach aus dem Bauch heraus gehandelt und intuitiv.

Doch bemerkenswert war, dass der Apfel dennoch weiter flog, als er eigentlich hätte fliegen dürfen. Das verdutzte Noah sehr. Hatte der Apfel wirklich soviel Kraft hinter sich, dass er schneller war, als gedacht? Sein Blick war mit hochgezogener Augenbraue und bemerkenswerter Mine gen Tochter gerichtet. Er stand auf und hielt sie fixiert im Blick.

"Was war denn das Zoe?"
Er war beeindruckt und das wollte er auch nicht hinter dem Berg lassen.

Noah

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Beitragvon Zoe » Fr 27. Mär 2015, 19:09

Das Mädchen strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, und ganz wie sie vermutet hatte war der rotbackige Apfel durch den Knöchelwurf unberechenbar in seiner Flugbahn und hatte doppelt so viel Schwung, als hätte sie ihn konventionell geworfen.
Aber sie hatte nicht mit der Reaktion ihres Vaters gerechnet. Die Art wie er den fliegenden Apfel mit dem blitzenden Messer getroffen hatte, ließ ihren Mund offen stehen.
Fast schon war sie enttäuscht, denn ihre Wurftechnik hatte sie lange geübt. Zu gerne hätte sie ihren Vater in etwas geschlagen. Sie lief schluffend und leicht trotzig über die Wiese, und dabei blieb ein Gänseblümchen aus Versehen zwischen ihren Zehen stecken.
Mit dem Gefühl, besiegt worden zu sein, betrachtete sie den aufgespießten Apfel. Dann erhellten sich jedoch ihre Gesichtszüge. Moralisch hatte sie gewonnen, denn sie hatte den Apfel beim fangen nicht kaputt gemacht.

"Du solltest den Apfel nicht treffen sondern fangen Papa. Jetzt müssen wir ihn aufessen, sonst wird er braun." tadelte sie ihn scherzhaft und streckte ihre kleine Hand nach dem Apfel aus, der sauber in der Mitte durchbohrt auf dem Boden lag.

Als sie ihn aufhob, zerfiel er in zwei gleiche Hälften, sie sah beide an, und überreichte die schönere, weniger mitgenommene Hälfte Noah. Nicht ohne den Apfel noch einmal an ihrem Kleid abzuwischen.
Er wusste jetzt, dass sie inzwischen sehr gut werfen konnte. Das machte sie ein wenig stolz.
Doch konnte ER noch so viele andere erstaunliche Dinge, in die er SIE noch nicht eingeweiht hatte, da er sie wohl für zu gefährlich hielt. Was Zoe ungerecht fand.

Den lobenden Tonfall in seinen Worten überhörte sie. Denn sie war viel zu ehrgeizig, sich für einen Misserfolg loben zu lassen.
Wollte sie doch eigentlich etwas anderes erreichen.

Auch das Messer reichte sie ihm. Vorsichtig, mit dem Stil zu ihm gedreht.
Sie hatte einen ernsten Blick. In diesem Moment wirkte sie plötzlich so viel reifer und älter als sie wirklich war. Und auch die Tatsache, dass sie ein kleines Mädchen mit blondem Haar und Sommersprossen war, tat der Stille und der Ehrwürdigkeit dieses Augenblicks keinen Abbruch.
Sie ging auf die Knie, und überreichte ihm seine Waffe, so wie ein Ritter beim Ritterschlag, wie ein Edelmann der sich einem mächtigeren Turniergegner ergibt.
Eine Geste, die sie hier im Wald nicht beobachtet haben konnte.

"Vater?" sagte sie dann.
"Ich muss etwas mit dir besprechen."

Und sie räusperte sich, und biss sich auf die Lippe, was das Bild von ihr als Kämpferin ein wenig zerstörte und sie urplötzlich wieder sehr kindlich wirken ließ. Auf die Idee Waldbeeren zu suchen, hatte er weder mit einem Verbot reagiert, noch hatte er es ihr ausdrücklich erlaubt.
Aber sie wollte doch hinaus.

Wie schwer es fiel mit ihm über ihren Plan zu reden.
Doch nur, wenn sie sich ihn zum Verbündeten machte, konnte sie sicher sein, dass ihr Plan nicht nach hinten losging.
Es war Zeit für die Wahrheit. Nicht DIE Wahrheit, aber eine von den wichtigen Wahrheiten, die sie schon lange beschäftigten.

"Kennst du das alte in blaues Leinen eingebundene Buch.
Es war versteckt unter ganz vielen staubigen Sachen. Ich meine das Buch mit den Rezepten? Das aus dem die Seiten hinausgefallen sind?"

Kurz wartete sie seine Reaktion ab. Denn es war immer heikel, wenn sie Dinge erwähnte, die mit seinem vorherigen Leben zu tun hatten.
Sie merkte schon, wie sich die ernste Stimmung vertiefte und noch ernster wurde. Dieses Büchlein hatte ihre Mutter geschrieben, und nun lag es ungenutzt in einer Kiste.
Doch in diesem Falle konnte sie keine Rücksicht nehmen. Sie brauchte ihn, denn ohne ihn würde sie ihren Plan niemals in die Tat umsetzen lassen.
Sie wollte das Buch wieder benutzen, doch das war nicht alles. . .

"Und..."
Sie machte eine kleine Pause, aber nun konnte sie nicht mehr zurück.
"Erinnerst du dich an die Brathähnchen die wir auf dem Holzmarkt von Süderbucht gegessen haben, letztes Jahr im Sommer? Es war so schön dort.
Und weißt du, in dem Buch ist ein Rezept für geschmortes Geflügel."

Nun hatte sie schon so viel erzählt, da konnte sie mit dem aller heikelsten Part ihres Planes nun auch noch herausrücken.
Sie schaute auf den Boden, setzte sich dann neben ihn und wackelte mit dem Fuß, zwischen dessen Zehen das Gänseblümchen steckte, nervös hin und her.

"Ähm.. ich .. würde gerne kochen und Vögel jagen lernen. Ich habe es schon versucht, mit Steinen, die ich geworfen habe. Aber sie flogen nicht weit genug. Ich treffe auch schon recht gut. Feststehende Ziele zumindest. Ich dachte du könntest mir vielleicht eine Waffe bauen. Eine Steinschleuder. Oder mir zeigen wie das geht."

Ihre blauen Augen blickten ihn sanft und unschuldig an. Kurz bedauerte sie, das Buch angesprochen zu haben.
Denn sie hatte sein Gesicht während sie sprach ganz genau beobachtet.
Jagen, das wusste sie, war etwas, wobei Noah sie nie mitgenommen hatte.
Sie stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte, und stützte ihr Gesicht in ihre Hände. In dieser Position verharrte sie, um zu schauen, in wie weit Noah ihr den Umgang mit einer richtigen Waffe, und nicht nur mit einem Messer zum Sammeln von Pilzen, zutraute.

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Beitragvon Noah » Fr 3. Apr 2015, 15:00

Noah tat, zumindest in den meisten Fällen, immer Dinge mit gewissen Hintergedanken. Wenn er Reste in einem Topf ließ, dann um Tiere anzulocken, wenn er Hölzer über ließ und nicht mit verbrannte, dann um etwas damit zu bauen. So auch wie hier, hatte er sich was dabei gedacht, warum er mit dem Messer den Apfel trennte.
Denn seine Wahl der Waffe, womit er den Apfel zu fangen versuchte hatte einen Grund, warum er das Messer nahm, anstatt es zu fangen. So ging er mit einem breiten Lächeln auf sie zu und war sehr erfreut über ihren Wurf. Es steckte sehr viel Talent und viele Fähigkeiten in ihr, die er aus ihr rausholen musste. Der Vater zögerte dies natürlich immer wieder so lange hinaus wie es ging, aber nun merkte er, dass ihre Wünsche nicht mal mehr ihm keine weitere Wahl ließen, sondern dass ihre Bedürfnisse sich einfach schon auf die zu vermiedenen Handlungen eingeschossen hatten, weshalb er nun klein beigeben musste. Die Zeit war einfach reif, wie der durchtrennte Apfel.

So nahm er nicht nur die Apfelhälfte, die Zoe ihm hinhielt, sondern auch die Hälfte die ihr gehören sollte.

Noah schwieg erstmal. Sein Grinsen zeigte aber, dass er amüsiert war über die Logik ihrer Tochter. Wenn der Holzfäller etwas genoss, dann wollte er einen Moment nicht mit Gerede zerstören. So war allein ihre Anwesenheit schon für ihn ein Genuss. Doch ihre Entschlossenheit und ihre Auffassungsgabe und Kombinationsfähigkeit, gepaart mit ihrem kindlichen Charakter und ihrer direkten und ehrlichen Art, waren für ihn ein seelisches Paradies. Er wusste dann genau warum er seine Tochter so sehr liebte. So war es ihm täglich ein dringendes Bedürfnis ihr eine Freude zu machen. Eine Freude aus jeder Situation, die sich ihm bot.
So steckte er einen Stock,der schon für Nahrung geschnitzt war in beide Apfelhälften und hielt sie über das Feuer, um sie zu grillen. Denn er wollte ihr eine Köstlichkeit anbieten, was für ihn der Grund war, warum er den Apfel durchtrennte.
Noah war eben auch ein sehr besonnender Mensch, den es wenig aus der Ruhe zu bringen ging. Nachdenklich, Ruhe ausstrahlend und immer sehr kontrolliert. Manchmal hatte man sogar das Gefühl, er konnte wie ein Geist durch eine Menge von Menschen gehen, ohne das man ihn bemerkte, weil er einfach keinem ein Signal vermittelte, existent zu sein. So waren dann auch seine empathischen Fähigkeiten jemanden aus seiner Hektik zu holen und zu beruhigen.

Die Äpfel waren fertig und das Messer, was sie ihm reichte, nahm er gleich an sich und stach in den oberen Apfel, den er dann vom Stock zog und gab ihr den Stock mit der anderen Hälfte.

"Du hast Recht. Hier, iss. Vorsichtig, heiß."

Während er dann seine Hälfte versuchte etwas abkühlend zu pusten, hörte er ihren Ausführungen zu und ließ keinen Ton, während dessen verlauten. Selbst bei ihrer Frage, guckte er nur, was wie eine Bestätigung war, weil er eher was sagen würde, wenn es nicht so wäre. Denn Zoe war jemand, die gerne in einen Redefluss kam, den er ungern unterbracht, weil sie am Ende immer erst auf den Punkt kam und er dann meist erst begriff, was sie eigentlich wollte.

So auch hier, kam ihre eigentliche Frage dann erst am Schluss. Wie er vermutete. Die Zeit war reif. Für ihn stand dann auch nicht zur Frage, ob sie das lernen durfte, sondern wann und was.

"Ist das die Waffe, die du wählst?"

War seine Gegenfrage, auf die finale Frage. Denn so erwartend das kam, dass sie das Kämpfen lernen wollte, war für ihn natürlich nicht klar, welche Waffe sie wollte. Er war ein eingeborener Holzfäller, dessen Waffen aus Kraft und präziser Tödlichkeit kam. Ein Bogen, ein Schwert, ein Speer, eine Axt, ein Dolch. Im Grunde alles, was tötete. Griff man ihn an, dann nur einmal, denn dann machte er seinem Angreifer ein schnelles Ende. Sein Motto war nämlich immer.

Jeder den man nur verletzt, kommt mit größerer Entschlossenheit zurück, mit dem Wunsch, sich zu rächen und einen selbst zu töten. So stach man einem entweder den Speer, das Schwert, den Dolch in die Brust oder enthauptete den Feind mit einer schweren Axt. Ein Stab oder eine Schleuder oder ein Knüppel, wie ein Streitkolben waren nicht sein Ding.
Einst hatte er mal einen Zweihandhammer verwendet und jemandem damit ein Ende gesetzt. Aber das war von soviel Brutalität geschmückt, was ihm dann auch nicht gefiel. Früher war er brutal. Wenn es in einen Kampf ging, kannte er kein Erbarmen. Wer ihm oder seinen Männern ans Leder wollte, dem hat man mit allen Mitteln zur Strecke gebracht. Was am Ende noch von ihm übrig blieb war unwichtig. Selbst bei Befragungen waren ihm Mittel der Quälerei recht.

Doch von all der Folter, der monströsen Vorgehensweise, von seiner dunklen Seite wollte er weg, denn die hatte ihm wohl den Verlust seiner Frau erst eingebrockt. Zwar würde er, um seine Tochter zu beschützen, nicht zurück schrecken mindestens genau so schlimm vorgehen, aber er wollte seinem alten Ich nicht wieder verfallen. Was wäre er für ein Vater, wenn er wieder solch ein Mensch werden würde, dem andere Wesen gleichgültig wären.

Hannah war einfach eine Frau, die ihm zeigte, dass ein jeder es wert war zu leben und jeder ein Recht hatte. Sie war die Gutmütige und er beinhart und skrupellos. Nun gab es schließlich nur noch Zoe und ihn und er wollte für sie auch so bleiben.

Zurück zu Zoe, war nun die Frage: Was für eine Person war sie? Wie würde sie vorgehen? War sie eine Überlebenskünstlerin wie eine Waldläuferin? War sie voller List wie ein Dieb? War sie so brutal wie ein Barbar? oder war sie eher so mystisch wie ein Magier, Betrügerisch wie eine Tänzerin?

Nach dem Wurf des Apfels nach zu gehen, wie er sie einfach auch in ihrer Entwicklung erlebt hatte, würde er behaupten, sie sei die klassische Waldläuferin oder eine Diebin, die mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen würden jemanden zu überwältigen. Ihre Gutmütigkeit würde ihr wahrscheinlich verbieten immer gleich zu töten, was dann wieder gegen einen Dieb spricht, wie auch ihre Herzlichkeit gegen Unrecht war. Ihr Drang zur Natur, wo sie schließlich auch lebte, tendierte dann auch zu ihr, wie auch die Wahl der Waffe.
Doch wollte er ihr die Wahl lassen und es war klar, dass er ihr eine bauen musste. Nur welche?

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