Wiese nahe Shirga u. der Straße von Gil'Leading nach Shirga

Östlich vom Dramaru: von Baganun bis nach Shirga

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Wiese nahe Shirga u. der Straße von Gil'Leading nach Shirga

Beitragvon Acalanthis Clementia » Mi 25. Mär 2015, 09:40

Eine alte Frau, die sich auf einen Regenschirm stützte wanderte wenige Stunden entfernt von der Stadt Shirga im Nebel. Um ihren Schirm aufzuspannen war es nicht das richtige Wetter. Es hätte auch kaum etwas gebracht, da die Nässe scheinbar von allen Seiten zu kommen schien.

Auf ihrem Rücken trug sie einen großen Wanderkorb aus Weide. Die Träger waren mit Wolle und Leder gepolstert, so dass er auf langen Wanderrouten wie dem Weg von Gil'Leading nach Shirga nicht scheuerte.
Der Inhalt war so gut ausbalanciert, festgezurrt und eingepackt, dass es durchaus möglich war, sich während der Wanderung hin und wieder zu bücken.

Den Hauptteil des Weges hatte sie bequem in einer Kutsche gesessen, hatte aber den Fahrer gebeten, sie hier kurz vor dem Ziel ihrer Reise herauszulassen.
Dieser hatte verwirrt den Kopf geschüttelt, und unmissverständliche Gesten gemacht, wobei eine von ihnen einen kreisenden Finger vor seiner kopfschüttelnden Stirn beinhaltete.
Aber so etwas war die Alte durchaus gewohnt.
Denn das Jungvolk wusste nichts vom Handwerk einer Kräuterfrau.
Sie war froh, als die Kutsche fortgefahren war, und sie diesen Jüngling los war.
Es gab nichts ermüdenderes als Leute, die einfach nicht verstanden, das dieser Nebel geradezu perfekt war.

Solches Wetter schreckte die Alte nicht, die trotz schmerzender Knochen einen Fuß vor den anderen setzte.
Ihre Füße steckten in hohen Wanderstiefeln, die ordentlich und fest geschnürt waren.
Doch diese waren kaum zu sehen, da man unter mehreren Schichten Kleidung nur die Fußspitzen vor-blitzen sah. Die Wanderstiefel waren ohne nennenswerten Absatz gefertigt, und aus leichtem, glatten, wasserundurchlässigem Leder. So wurden die Füße nicht so schwer beim Laufen.

Acalanthis liebte es "jenseits" der Wege zu bleiben, selbst im Nebel. Ein "wenig" abseits nur, so dass sie sich nicht verirrte, jedoch an Plätzen, an denen nicht jedes Fuhrwerk durchrumpelte und die zarten kleinen Heilpflänzchen unter die Räder kamen.

Zwar standen auch am Wegesrand einige nützliche Kräuter, doch für die meisten musste man ausgetretene Pfade verlassen.
Die alte Dame war also, gestützt durch ihren Regenschirm von der Handelsstraße ab, über den Randstreifen auf die umgebenden Wiesen getreten.
Mit scharfem Auge betrachtete die kleinen Pflänzchen und Grashalme, auf denen der feuchte Nebel kleine Tröpfchen hinterlassen hatte.

Dies war ein guter Tag zum Sammeln. Denn durch den Nebel hatten die Pflanzen so viel Wasser aufgenommen, dass sie durchaus noch frisch sein würden, wenn sie im Laufe des Tages den Markt von Shirga erreichen würde.
Ganz besonders, wenn man ihre Stile in ein feuchtes Leinentuch wickelte.
Die Kühle der Luft tat ihr übriges.

Einzig um ihre Getrockneten Vorräte machte sich Acalanthis bei dem Wetter sorgen. Waren sie zwar eingeschlagen in mehrere Lagen weiches Leder verstaut in dem Korb auf Aca's Rücken, drang dieser Nebel doch in jede Pore.

Von Zeit zu Zeit bückte sich die Alte, was mit dem Großen Korb auf dem Rücken gar nicht so einfach war, und knappste mit den Fingern hier und da ein zartes Blättchen ab. Schnitt mit einem kleinen Messerchen ein Hälmchen durch, oder grub mit Hilfe der Metallspitze unten an ihrem Schirm eine Wurzel aus dem feuchten Boden.

Das graue, an manchen Stellen schon weiß schimmerndes Haar der Frau war inzwischen durch den Nebel feucht, und hing in wirren Strähnen in ihr Gesicht.
Das Haar war glatt und seidig, leider kräuselte sich durch die Nässe die eine oder andere Strähne, was wenig vorteilhaft aussah.
Doch wer sah sie hier schon. Abseits von Shirga.

Der Wind hatte ihre Kapuze aus Leinen vom Kopf geweht. Zum Glück war diese nicht ganz abhanden gekommen, da sie an leinenen Bändchen um Ihren Hals gebunden war.

Ungemütlich war es schon, dass die Kopfbedeckung nun zwischen dem großen Wanderkorb und ihrem Nacken eingeklemmt war. Andererseits war das Haar ohnehin nass.
Die Kapuze, nur dass sie wieder heruntergepustet würde, wieder auf zu setzen - dazu hatte die Alte scheinbar keine Lust.

"Alles" war nass geworden in diesem Nebel, dessen winzig feine Tröpfchen sogar stellenweise den gefetteten hellbraunen Wildlederüberwurf durchdrangen, unter dem Acalanthis eine weiße Leinenrobe trug, die sie als Hebamme und Krankenpflegerin kennzeichnete.

[Erstpost, von jedem anspielbar der möchte]
Man sollte einfach danach streben,
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Beitragvon Schicksal » Mi 25. Mär 2015, 20:19

Es war nass und dadurch auch kühl. Selbst Zittern wärmte den kleinen Körper nicht auf, der Schutz unter einem kargen Busch gesucht hatte. Das leise Pfiepen war nur ein verzweifelter Versuch die Eltern zu locken. Der kleine Kautz konnte jedoch nicht wissen, dass seine Eltern ihn nicht suchen kommen würden. Als Ästling vom Baum fallen, war eine gefährliche Situation und manchmal ging es auch gut, in diesem Falle jedoch kam ein Fuchs vorbei. Die Zähne waren spitz und Scharf, rissen in den Flügel eine tiefe Wunde, doch der Kautz konnte fliehen als der Fuchs ihn losließ - abgelenkt von einem Fuhrwerk, dass hielt und wieder anfuhr.

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Beitragvon Acalanthis Clementia » Do 26. Mär 2015, 08:12

In der Ferne huschte etwas größeres durch den Nebel, aber soweit Aca auf ihre Augen zusammenkniff um es durch den Nebel hindurch zu erkennen, es blieb ein Schemen.
Es war ein Tier, zu klein um ein junger Wolf zu sein, aber über eine Elle lang.
Unglücklicherweise waren in diesem dichten Nebel sämtliche Farben wie ausgewaschen. Aca runzelte ihre faltige Stirn.
Vielleicht sollte sie doch einen Glaser aufsuchen um sich eine Sehhilfe anfertigen zu lassen.

Es half nur eines um das Tier zu bestimmen. So schritt Acalanthis, die Kräuterfrau in die Richtung, in der sie das Wesen verschwinden sah. Den Blick zu Boden gerichtet.
Der Boden war von Nässe aufgeweicht wie ein riesiger Schwamm, so machten ihre Wanderschuhe im nassen Gras und dem feuchten, aber noch nicht matschigen Boden gut sichtbare Fußabdrücke.

An einem vermoderten Baumstumpf, der über und über mit dem wunderbar weich wirkenden Torfmoos bedeckt war, fand sich Losung. Doch diese passte von der Art der Tierart die diese hinterlassen hatte, nicht wirklich zu dem gesehenen Schemen.
Die Losung war mindestens 2 Tage alt. Es waren braune bis schwarze, beerenartige Kothaufen von fester Substanz. Diese "Beeren" waren mehrere Zentimeter dick.
Hier war ganz klar ein Wildschwein am Werke gewesen.

Die alte Hebamme nahm sich vor, vorsichtig zu sein.
Wenn vor ihr im Nebel nun eine Bache mit Frischlingen auftauchte, konnte die Sache sehr brenzlig werden.
Doch die Neugier, welches Tier sie so eilig davonhuschen sah, trieb sie weiter in besagte Richtung.
Die Wildschweinrotte schien feste Wege aus dem Wald heraus auf die Wiese zu haben.
Acalanthis entdeckte einen solchen Trampelpfad.
An den Trittsiegeln der Tiere erkannte die Alte, dass es sich hier um mehrere Tiere, allerdings scheinbar ohne Frischlinge handelte. Sie atmete aus. Obwohl so ein Keiler natürlich auch ohne Nachwuchs nicht ganz ungefährlich war.

Die Spuren bestanden aus einem größeren und stärkeren Abdruck den beiden vorderen Hufen, dahinter ließ sich der weniger starke und ausgeprägte Abdruck der Afterklaue erkennen.
Doch dies waren nicht die einzigen Spuren. Über den Trampelpfad, allerdings nicht wie die Wildschweine von Süd nach Nord sondern quer dazu, war ein anderes Tier gelaufen, genau in die selbe Richtung des Schemen.

Die Spuren waren frisch und Acalanthis bückte sich, um besser sehen zu können. Um welches Tier es sich handelte.
Sie murmelte..
"Der Abdruck einer Katze wäre etwas kleiner, rundlicher.. nein, hier sind Krallenabdrücke. Es war keine Katze. Es war ja auch viel zu groß für eine. Aca, wie kommst du auf so etwas."

Aca sprach öfter einmal mit sich selbst. Auch wenn sie das nicht gerne zugab. Sie hatte öfter schon daran gedacht, sich einen Hund anzuschaffen, damit es nicht so auffiel.

Sie lächelte, das war es. Es sah aus wie die Pfotenspur eines kleinen Hundes.
Vielleicht, nein.

Sie sah sich den Abdruck noch einmal genauer an, dieser war zu länglich, fast oval, die Trittballen der beiden vorderen Zehen waren vorgeschoben, ihre Hinterränder lagen etwa auf einer Linie, beim Hund schnitt diese Linie aber meistens. Außerdem war der Hauptballen, beim Hund eher Herzförmig.

"Ein Fuchs."

Der Fuchs war mit verschiedenen Trittbildern und wechselnden Schrittlängen in diese Richtung gesprintet.
Er war vor etwas geflohen. Das sagte diese Spur ganz deutlich.
Nur vor was?
Zu den Feinden der Füchse zählten zahlreiche Tiere, einige für sie selbst ungefährlich, wie der Steinadler, der meist Jungtiere schlug, doch Wölfe waren ein anderes Kaliber.

Aca sah sich um. Ob ein Rudel in der Nähe war?
Beherzt griff sie an die Lederschlaufe, die um ihren Hals hing und holte aus den klammen Falten ihres Wildlederumhangs ihr Hörrohr hervor, dass ihr immer an der Seite baumelte.
Sie ahmte den Ruf eines Wolfsrudels nach.
Dann lauschte sie in den Nebel.
Doch kein antwortendes Heulen war zu hören.
Stattdessen ein leises Fiepen.

Aca setzte das Hörrohr ab, und hängte es mit seiner Lederriemen an einen kargen Dornenbusch.
Dann steckte sie den Faltigen Finger in ihr Ohr.
Ohrgeräusche waren doch etwas zu lästiges.

Erneut setzte sie das Hörrohr an ihr Ohr.
Da war das Fiepen wieder.
Aca seufzte.

Sie war wohl heute nicht wirklich in der Verfassung...
Sie wollte gerade das Hörrohr wieder an den Busch hängen und intensiv an ihrem Ohr herumkneten, damit dieses lästige Geräusch verschwand, da sah sie in dem Gestrüpp des kläglichen Busches etwas liegen. Es sah aus wie ein zerrupftes, verängstigtes Minischaf mit scharfem Schnabel und Krallen und einem nutzlos herunterhängenden blutenden Flügel.

Ein kleiner blassbräunlich bis gräulich gefärbter Strix aluco, der dort, scheinbar verletzt auf dem Boden saß, und gar furchtbar zitterte. Die Einheimischen nannten diese Art Waldkauz, doch Acalanthis fand die lateinischen Namen immer schöner.

Er war etwa vier bis fünf Wochen alt.
Der Brutbaum war etwas unglücklich gewählt, das arme Ding war sicherlich vom Ast in die Dornen gestürzt und vom Fuchs angefallen worden.
Wäre er nicht verletzt, würde sie ihn in einen sicheren Baum setzen.
Doch so? Unterkühlt und verletzt wie er war, hatte er ohne Wärmezufuhr kaum eine Überlebenschance.
Eltern versorgten kranke Jungtiere absichtlich nicht mehr, dies war natürliche Auslese.
Doch Aca fiel es schwer, dies zu akzeptieren.

Also ahmte die Alte, auch wenn sie sich dabei lächerlich vorkam dem Ruf des Kauzes nach.
"Kuuuwitt" flötete sie. Um zu sehen, ob irgendeine Reaktion von dem wolligen Ästling kam.
Wieder ihr Höhrrohr ans Ohr setzend, lauschte die Alte.

"Kszik" tönte es aus dem Busch. "Kszik, zick, Kszik".
Der Ästling sperrte den Schnabel auf.
So ein Kauz fraß pro Nacht etwa vier Feldmäuse täglich. Doch Aca hatte gerade keine Feldmäuse einstecken.
Warum sollte sie auch so etwas mit sich herumtragen.
Aca stützte sich an der borkigen Rinde des Nistbaumes ab, um ihren Korb abzunehmen.

Die verstauten getrockneten Kräuter waren in weiches Wildleder und Schafswolle gewickelt. Von diesen kleinen Paketen schnürte sie eines auf, und ließ die darin getrockneten Ringelblumen am Baum zurück.
Auch Verbandszeug und Salbe entnahm sie.
Dann packte sie ihren Korb wieder ordentlich zusammen und nahm das Eulenkind eingepackt in Schafswolle und Wildleder mit sich.
Das Eulenkind war nicht wirklich so entkräftet, wie sie gedacht hatte. Denn es wehrte sich und versuchte mit dem Schnabel nach ihr zu Hacken.
Das war ein gutes Zeichen.
"Halt still, Strix." brummte sie unfreundlich, so wie sie mit allen ungeduldigen Patienten sprach.
Die blutende Wunde bedeckte sie mit etwas sauberer, in einer Salbe getunkter Schafswolle und umwickelte sie mit einem Verband aus Leinen. Damit sich der Verband nicht löste, trennte sie ihn hinten auf, und band ihn dann um den beschädigten Flügel herum.
Beim abtasten erkannte sie, dass zum Glück keinerlei Knochen beschädigt waren. Trotzdem stabilisierte sie den Flügel notdürftig mit einem Stückchen Weide, das sie ebenfalls mit dem restlichen Leinen umwickelte. Das alles während der kleine Strix sich wand, um dem kräftigen Griff ihrer faltigen Finger zu entkommen.
Das protestierende Fiepen ignorierte die erfahrene Krankenpflegerin. Bald würde es dem Kleinen besser gehen.

Wie ein Beuteltier oder eine Zigeunerin mit Baby im Tragetuch nahm Aca das Käuzchen unter ihren Wildlederumhang und wärmte es, dass sie dabei ein zwei mal von den scharfen Vogelkrallen unabsichtlich gezwickt wurde, störte die Alte nicht weiter.

Ruhig und besonnen ging sie ihren Weg weiter, mit der Veränderung, dass sie sich nun nicht nur nach Kräutern Ausschau hielt, sondern auch nach Regenwürmern, Fröschen, Käfern, Zikaden, Grillen und Heuschrecken.

[Aca findet Spuren von Schwarzwild und Füchsen und ein verletztes Waldkäuzchen]
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Beitragvon Kiron » Sa 28. Mär 2015, 17:58

Sie waren schon einige Stunden unterwegs und bereits nass bis auf die Knochen. Der feine Nieselregen ließ die Welt wie in einen feinen Nebel erscheinen. Ginil störte sich weniger an der Nässe, es war erfrischend und belebte den Geist. Wasser war Leben und versorgte sowohl Tiere als auch Pflanzen. Doch zu viel Regen, wie in den Herbstgüssen, konnte auch Schaden anrichten. Wasser brachte also Leben, sicherte das Leben und konnte es auch nehmen. Dieses Wissen war jedoch weniger hilfreich, wenn es um den frierenden Partner ging, der mit durchnässtem Mantel sich sichtlich unwohl fühlte. Da half auch ihre eigene Körperwärme nicht, welche sie mit dem älteren Mann teilte, der auf ihrem Rücken saß. Seit der großen Schlacht machte ihm sein Bein immer größere Schwierigkeiten bei längeren Märschen und so bot es sich immer häufiger an, dass die weiße Einhornstute Kiron trug. Sie hätte es nicht akzeptieren können, wenn er ein gewöhnliches Pferd reiten würde. Es waren verhältnismäßig dumme Tiere, folgsam wie ein Hofhund und stinkend wie ein Ochse. Wie würde es denn aussehen, wenn der Obere der Sidhe auf einem zottigen Gaul daherreiten und sie als seine Vertraute wie ein Hund nebenher ging? Nun, selbst wenn es so kommen würde, würde sie drüber stehen. Doch warum sollte man es erst soweit kommen lassen? Sidhe Partner sollten auch als solche auftreten und Stolz auf dieses tiefe Band sein. Was konnte da die Bindung nicht mehr stärken als gemeinsam durch die Welt zu gehen, ohne dumme Tiere die einen jedes Wort von den Lippen ablesen.

In den Gasthäusern entlang der Straße war der Obere und seine Partnerin weithin bekannt. So hatte Kiron die vorhergehende Nacht ohne Kompromisse eines der besten Zimmer bekommen und Ginil begnügte sich mit einer offenen Box im anliegenden Stall. Kein gesitteter Mensch würde auf die Idee kommen ein Einhorn in eine Box zu sperren. Genauso wie ihre die primitiveren Artverwandten brauchte Ginil nur wenig Schlaf und war entsprechend Früh auf, um ihren Partner in Gedanken zu wecken, damit sie früh weiter konnten. Im Nachhinein betrachtet, hätten sie das Frühstück lieber verlängern sollen. So sind sie genau in den Regen hineingeraten, welcher nun immerhin zu einem Nieseln abgeschwächt war. Ginil verließ kurz den Pfad, als ein Fuhrwerk ihnen entgegen kam. Freundlich grüßten sich Kiron und der Fuhrmann im Vorbeigehen, beachteten sich aber nicht weiter.

Die Sidhe reisten oft schweigend, wenn sie sind nach vierzig Jahren Partnerschaft an einen Punkt gekommen, wo es nicht mehr viele Worte gibt die gewechselt werden müssten. Sie verstanden einander so gut, als wären sie eine Person. So bemerkten sie auch zeitgleich die Präsenz einer weiteren Person, welche sich in der Nähe aufhielt. In diesen Zeiten waren sie stets auf der Hut. Als Oberer und Würdenperson, sollte er eigentlich nicht ungeschützt reisen, doch Kiron weigerte sich auf seinen Reisen ständig von Wachen umgeben zu sein. Erkennst du mehr? Ich spüre nur eine Person Kiron rückte etwas wachsamer auf Ginils Rücken zurecht und lagerte den Stab um, welchen er normalerweise als Stütze auf Reisen verwendete, aber er eignete sich auch wunderbar zur Abwehr.

Das Einhorn weitete ihren Geist aus und tastete die Umgebung ab. Zahlreiche Tiere hielten sich in der Nähe auf. Ein Fuchs schlich durch das Unterholz, Eichhörnchen kamen keckernd näher, ein Waldkauzpaar versorgte ein paar Ästlinge in ihrem Brutbaum und dann waren da noch die Person und ein Waldkauz-Küken. Neugierig wandte sich das Einhorn in die Richtung. Ich erkenne nur einen Menschen, schon ziemlich alt wie es scheint und ein Kauz der sich bei der Person aufhält.Kiron stimmte wortlos der Richtungsänderung zu und war ebenso neugierig wie seine Partnerin. Da er bei diesem diesigen Wetter nicht viel erkennen konnte, verließ er sich vollkommen auf Ginil, welche trittsicher zwischen den Bäumen entlangschlängelte, sorgsam darauf bedacht tiefhängenden Ästen auszuweichen. Da vorn. Es ist eine alte Frau. Kiron beugte sich etwas vor, als ein Ast ihm doch etwas bedrohlich nahe kam und erkannte dann auch eine tiefgebückte Gestalt, welche scheinbar etwas suchte. Ginil hielt in einem Abstand, noch immer auf der Hut, während Kiron sich aufrichtete und den Stab quer über seinen Schoß legte und eine Hand zum Gruß hob. „Ich grüße euch Mütterchen. Ihr scheint etwas zu suchen – habt ihr etwas verloren?“ Sein weißer Reisemantel verschmolz fast mit dem reinen Fell des Einhornes. Mit dieser auffälligen Farbe war ein heranschleichen sowieso unmöglich.

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Beitragvon Acalanthis Clementia » So 29. Mär 2015, 17:37

Im Nieselregen versuchte Acalanthis Clementia verbissen irgendetwas essbares für ihren neune Freund das Waldkäuzchen zu suchen, doch bei diesem Wetter schienen die Zahl von Käfern, Zikaden, Grillen und Heuschrecken quasi auf null abgenommen zu haben, während die Anzahl der Regenwürmer und Frösche rasant anstieg.
Einst hatte sie in einem Buch gelesen, das läge an der Abiogenese, welche eine Generatio spontanea (Spontanzeugung) dieser Tiere aus Nässe und Matsch bewirke. Nach Acalanthis Auffassung eine interessante Theorie, die sich zu bestätigen schien, denn so viele Regenwürmer gab es bei Sonnenschein ja nicht, und es war ein Leichtes, sie vom Boden aufzulesen.
Merkwürdige Tiere waren das, vor allem schienen sie keinerlei Geschlechtsmerkmale zu haben.

Auch ein zwei Frösche hüpften herum.
Doch diese waren viel zu flink, um sich von Acalanthis fangen zu lassen. Ob diese auch durch Spontanzeugung auf diese Welt kamen?

Dass Läuse aus Schweiß entstanden, war einleuchtend. Diese widerliche Plage befiel unsaubere Gestalten und Kinder zuerst. Und dass Maden aus faulendem Fleisch und Käse entstanden, war auch klar.
Bei Mäusen welche aus weiterem Unrat entstehen sollten, war sich Acalanthis wiederum unsicher.

Sie hatte einst ein Mäusenest in einem alten Schuh entdeckt, und dabei gesehen, dass die Muttermaus die kleinen nackten Mäuschen säugte. Wie sie aus ihr herausgekommen waren, oder ob sie gar eine Hebamme gebraucht hatte, hatte sie nicht feststellen können.
Die Tatsache allein und ihr Wissen als Hebamme, ließ sie das Wissen aus dem Buch anzweifeln, jedenfalls für alle Lebewesen die vorher einen dicken Bauch hatten und dann ihre Jungen säugten und sich durch ihr Geschlecht klar unterscheiden ließen.

Als Hebamme wusste Aca natürlich, dass beim Menschen dem Gebären neuen Lebens Monate von heftigen Gefühlen vorangegangen waren, sei es nun Liebe oder Streit gewesen, und dass dann der Geist des Mannes den der Frau bezwang. Wie die Frau den Geist verschluckte, war nicht beschrieben. Doch sicherlich hatte es etwas damit zu tun, dass Männer gerne ihre Geschlechtsmerkmale in das hineinstreckten, wo die Kinder später herauskamen.
Ob es auch ohne ging?
Acalanthis war sich sicher, dass Männer etwas damit zu tun hatten, dass es Kinder gab, was man manchmal auch an den Kindern sah.
Es gab Babys, die sahen ihrem Vater sehr ähnlich.
Dann wiederum gab es Babys bei denen der Geist der Mutter stärker gewesen war. So dass man an dem Kinde ganz klar Merkmale feststellen konnte, die sie auch hatte.
In einigen wenigen Fällen, sah das Kind weder aus, wie der Vater, noch wie die Mutter. Es war von Feen gebracht worden, und handelte sich um ein Wechselbalg.

Als das Käuzchen sich nah an ihrem Herzen bewegte, trauerte sie ein wenig aufgrund ihrer eigenen Kinderlosigkeit. War es deswegen gewesen, dass sich nie ein Mann nah genug an sie herangetraut hatte, aus Angst sie würde ihn verhexen?

Sie hätte gerne jemanden gehabt, an den sie ihr Wissen weitergeben und mit dem sie strittige Theorien diskutieren konnte. Doch so etwas war ihr nie vergönnt gewesen, und wenn es ein Kind gewesen wäre, dass ihr die Feen überlassen hatten, weil es einen Makel hatte, das wäre ihr egal gewesen.
Wenn es nur bei Verstand wäre.

Nun war es zu spät, sie hatte von niemandem in ihrem Alter gehört, der noch ein Kind hatte. Wenn sie ehrlich war, hatte sie von niemandem gehört der überhaupt so alt geworden war, wie sie selbst.

Als wieder ein Frosch über ihren Schnürschuh hüpfte, versuchte sie ihn zu fangen, was allerdings misslang. Sie atmete kurz und heftig, aufgrund der ungewöhnlich schnellen Bewegung und bückte sich erneut nach dem Frosch, der ihr leider davon sprang.
Sie setzte ihm nach, packte schnell zu und erwischte jede Menge Gras. Doch da sie neugierig schauen wollte, OB sie ihn erwischt hatte, entwischte er ihr, als sie ihre Hände ein kleines Stückchen öffnete um hineinzusehen.

Der Frosch, die Gedanken um Kinder und der kleine Strix beschäftigten die alte Frau so sehr, dass sie vergaß die Umgebung nach Gefahren abzusuchen. So entdeckte sie die Kontur der weißen Gestalt und des weißen Pferdes erst, als sie vor ihr auftauchten.

Es gab viele Rittersleut die ihrem Pferd ein gar Prächtiges Zaumzeug anfertigen ließen, die ihre Silhouette wie ein Einhorn wirken ließen.
Doch als die beiden Geschöpfe näher kamen, erkannte die Kräutersammlerin, dass es sich bei diesem Wesen tatsächlich um ein Einhorn handelte.

Es war von solch überwältigendem Weiß, dass alle anderen Farben, die die Natur hervorbrachte dahinter zurückstehen mussten. Selbst frischgefallener Schnee in der Morgensonne leuchtete nicht so erhaben.

In ihrem langen Leben hatte sie noch nie eines der mächtigen Wesen aus solch einer Nähe gesehen.
Sie war wirklich beeindruckt bis der Mann anfing zu sprechen.
Ihr erst erstauntes und erfreutes Gesicht, wich einem Stirnrunzeln.

"Fluchen? Und was für Toren meint ihr? Was erlaubt ihr euch.."
haspelte sie, und schaute ihn verwirrt und ein wenig beleidigt an.

Er war jünger als sie, und doch konnte sie ihm die Erfahrung und Weisheit, die er ausstrahlte nicht absprechen.
Seine weichen Gesichtszüge sahen recht freundlich aus. Und er schien von positivem Gemüte zu sein, was man an den Lachfalten um seine stahlblauen Augen erkennen konnte.
Die ehrwürdige Haltung, die er an den Tag legte, zeugte davon, dass er wahrscheinlich von hohem Rang war, und die Leute zu ihm aufblickten. Doch warum unterhielt er sich dann mit ihr? Trotz des scheinbar hohen Ranges war er scheinbar doch kein aufgeblasener Adliger, welcher sich nur fürs Saufen und die Jagd interessierte.

Doch auch wenn Aca diese gesamten Vorzüge seiner Erscheinung durchaus bemerkte, war sie viel zu verwirrt um ein freundliches Gesicht zu machen.
Sie war sicherlich kein Tor, dieses Jüngelchen auf dem Einhorn dachte von sich wohl, er wäre der aller größte.
Die Ältere war ganz klar sie.
Ärger stieg in ihr auf. Ärger auf alle Männer, denn sie hatte in ihrem ganzen Leben nie einen freundlichen getroffen.
Ja gut, sie hatte es auch nicht wirklich darauf angelegt, einen freundlichen , höflichen Mann zu treffen.
Und besonders nett war sie auch zu keinem gewesen, auch wenn sie natürlich half, wenn jemand krank oder verletzt war, oder gebären sollte.
Männer waren besonders bei letzterem IMMER im Wege. Teilweise führten sie sich so auf, als würden sie das Kind bekommen.
Ihr verwirrter Gesichtsausdruck wich einem abschätzenden Blick und gewann ein wenig an Härte und Taffness.
Die ihr jedoch recht gut stand.

Obwohl seine Erscheinung auf dem mystischen Tier auf jeden Fall Ehrfurcht erbietend wirkte, würde sie sich von dem Mann nicht einschüchtern lassen. Sie hatte keine Furcht.
Niemals und auf keinen Fall würde sie sich von jemandem beleidigen lassen, auch nicht wenn er ein Einhorn an seiner Seite hatte.

Der kleine Strix steckte sein Köpfchen aus dem weichen Leder hervor und schaute aus Acalanthis Überwurf.
"U-wiee" gurrte das Tier. Der Ruf klang sehr weich und war nicht weitläufig zu hören. Es war fast so, als würde er die beiden ankommenden Wesen liebevoll begrüßen.

Acas Blick fiel nach unten zu dem Käuzchen an ihrer Brust. Ein Einhorn gab sich mit diesem Menschen ab, und der Waldkauz schien auch nicht gegen ihn zu haben.
Kurz musterte sie den Fremden, dann schlug sie ein wenig von ihrem Wildledermantel zur Seite, vorsichtig, so dass der Kauz nicht aus seinem Tuch purzelte.

Sie griff an die Seite nach ihrem Hörrohr, dessen Lederriemen sie vorsichtig am neugierigen Käuzchen vorbei von ihrem Hals nahm.
Dann setzte sie das Rohr an ihr rechtes Ohr und beugte sich ein wenig vor, um den Mann auf dem Einhorn etwas besser zu verstehen.
Er konnte sie doch nicht wirklich einen Toren geheißen haben? Nein?

"Mein Name ist Acalanthis Clementia. Mit wem beliebe ich zu sprechen?"

[Aca versucht Frösche zu fangen und trifft ein Einhorn und einen Mann, der sie scheinbar beleidigen möchte]
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Beitragvon Kiron » Di 7. Apr 2015, 16:25

Die Frau schien sichtlich beschäftigt und bemerkte die Sidhe erst als sie schon direkt vor Ginil stand. Doch mit ihrem Gehör war es auch schon einmal besser. Kiron sah der Alten das Gebrechen nach, das Alter forderte von allen seinen Tribut und auch er fing an die ersten schwachen Anzeichen zu merken. Gegen das Alter gab es keine Heilung auch wenn es immer wieder Gelehrte gab, die sich auf die verzweifelte Suche nach einem Heilmittel machten. Unsterblichkeit wie die der Elfen war ein Wunschdenken und selbst die stärkste Magie konnte das nicht bieten. Für manche Menschen galten die Sidhe schon als unsterblich, doch ein verlängertes Leben brachte noch lange keine Unsterblichkeit und fand auch sein Ende. Der Gedanke ewig im Leben zu verweilen grauste Kiron, was sollte man da mit seinem Leben anfangen? Es würde zäh werden und die Menschen die man liebte zogen vorbei, während man selber blieb. Kiron befand sich gerade auf dem Höhepunkt seines Lebens und wenn seine Gesundheit es noch zuließ, würde er knapp sechzig Jahre noch unter den Menschen weilen.

Gutmütig lächelte er die alte Frau an und wartete bis sie ihr Hörrohr angelegt hatte, denn sein vorheriger Gruß führte zu reichlich Missverständnis der Älteren Frau. Ginil schnaubte amüsiert, sie hatte noch nie einen Menschne mit solch merkwürdigen Werkzeug gesehen und wie die Frau sich das Horn an den Kopf setzte, wirkte sie ein wenig wie ein verlauster alter Raubock. Kiron bekam den Gedanken von Ginil mit und das Schmunzeln wurde etwas breiter.

„Ich Grüße Euch Acalanthis. Mein Name ist Krion Ghimne, ich bin Oberer des Sidhe-Ordens und dies ist meine Partnerin Ginil.“

Kiron hatte die Stimme etwas erhoben, damit die Gesprächspartnerin ihn besser verstand. Den Stab hatte der Obere immer noch locker über seinem Schoß gelegt und Griffbereit. Auch alte Menschne konnten eine Bedrohung sein und sein Geist tastete kurz den Gegenüber ab, konnte aber keinerlei Magiefähigkeit feststellen und entspannte etwas.

Die Sidhe waren bekannt in Thalia, doch das hieß nicht dass sie auch überall geschätzt wurden. Ginil hatte im Gegensatz keinerlei Bedenken bei der alten Frau und trat etwas näher, um erst an ihrem Haar und anschließend an dem kleinen Beutel an der Brust der Frau zu schnuppern.

„Auch ich grüße dich Mütterchen. Wer ist dein kleiner Gefährte, geht es euch gut? Ich rieche Blut.“

Die Stimme des Einhornes klang klar und rein wie ein frischer Quellbach und fast schien es, dass die Vögel und Tiere in der Umgebung auf die Worte lauschten, denn es war ungewöhnlich still geworden. Als Kiron Ginil kennenlernte, ließ er sich auch von der Aura des Einhorns beeinflussen. Doch in all den Jahren wo sie sich nun schon kennen, war es auch Teil seiner eigenen Persönlichkeit geworden, sie waren wie eine Person nur in getrennten Körpern. Doch diese Verbundenheit brauchte seine Zeit.

Kiron

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Beitragvon Acalanthis Clementia » Mi 8. Apr 2015, 12:01

Das gutmütige Lächeln des Mannes beruhigte die alte Kräuterfrau.
Nein, sicherlich hatte sie sich vertan, er hatte sie nicht beleidigt, oder doch? Manchmal machten Jüngere gar üble Scherze mit Alten, so wie ihr. Sie blickte ihn an. Nein, entschied sie, dieser hier hatte selbst schon grau im Haar.
Nur ein wenig, doch das hieß ja nicht, das damit die Weisheit mit eingezogen war.
Sie hatte schon alte Knaben erlebt, die es wilder trieben als ein dutzend Jünglinge. Besonders Zwerge.
Rohe kleine Geschöpfe, die viel zu sehr dem bösen Geist des Alkohols zugetan waren.
Aca verscheuchte den Gedanken und lauschte.

Oh weh. Ein Oberer der Sidhe stand vor ihr.
Sie hatte niemals mit Oberen von irgendetwas zu tun gehabt.
Und eigentlich hatte sie dies auch niemals vorgehabt. Hätte sie den Mann vorher bemerkt, wäre sie ihm wohl aus dem Wege gegangen.
Männer waren Wesen, mit denen Acalanthis ungern umging, es sei denn, sie brauchten ihre Hilfe als Heilerin.
Und Sidhe?

Am liebsten kümmerte Acalanthis Clementia sich um jene, die einen Bader oder einen Sidhe NICHT bezahlen konnten, oder keinem Sidhe begegnen wollten.
Acalanthis hatte sich schon gedacht, auf Sidhe zu stoßen, schließlich war sie auf der Straße von Gil'Leading nach Shirga gereist.
Meist beachteten die Herrschaften mit den großen Tieren sie gar nicht weiter.
Doch auch unter den Sidhe gab es ein paar, die sich durchaus an Botanischen Handelswaren erfreuten.
Weswegen die Kräuterfrau auch den Markt besuchen wollte.

Wie sprach man einen solchen oberen Sidhe samt mystischem Partner nun an?
Acalanthis zerbrach sich den Kopf, doch auf die Schnelle und überrascht wie sie vom Erscheinen der Beiden war, kam ihr kein zündender Gedanke.
Doch ein Gruß war nun wohl angebracht, schnell.
Seid gegrüßt, und dann wie weiter? Edler .. Durchlauchtigster.. Fürstliche Gnaden? Hochwohlgeboren? Die in ihrem Kopf auftauchenden Worte schienen durcheinanderzupurzeln und keinen Sinn zu ergeben. Ihr Kopf schwirrte.
Und erst das Einhorn. Wie war dieses anzureden, war es überhaupt anzureden?

Acalanthis war nicht erfahren mit hochgestellten Herrschaften und mystischen Wesen. Als Hebamme war sie männlichen hochgestellten Herrschaften selten begegnet, und wenn, dann lagen sie ohnmächtig aufgrund der bevorstehenden Niederkunft ihrer Gemahlin auf dem Fußboden. Waren die Herren bei Sinnen, ging Aca ihnen tunlichst aus dem Wege. Denn alte Damen wie sie wurden des Öfteren von den Herren der Schöpfung, für jedes im Dorfe auftretende Unglück verantwortlich gemacht.
So blieb die Kräuterfrau auch nie länger an einem Orte.

Hilflos schaute sie kurz in die Augen des Hochwohlgeborenen, dann entschied sie sich für einen stummen Knicks.
Ein Händedruck war vorgesehen für die Begegnungen auf dem Markt, und hier auch schwerlich durchführbar, denn die rechte Hand, die überdies dreckig war, vom Sammeln der Würmer, war für einen für einen Solchen Gruß, wohl nicht geeignet. Außerdem hielt sie damit das Hörrohr...
Eine Verbeugung bis zum Boden, falls dies die Sitte war, war mit dem Strix in ihrem Umhang und dem schweren Korb kaum möglich...
Der Knicks gelang. Wenn auch etwas ungelenk.
Doch viel Zeit zum Grübeln blieb nicht, denn das schimmernd weiße Einhorn trat auf die alte Frau zu.

Als das Einhorn sich näherte, verhielt sich Acalanthis so, wie sie es bei einem großen Hund tun würde. Sie stand still, rührte sich nicht und versuchte, keinerlei Angst oder sonstige Gefühle zu zeigen, die das Tier provozieren konnten.
Doch ließ sie es nicht aus den Augen. Es war unheimlich groß.
Schon vor Pferden hatte Acalanthis einen Heidenrespekt.
Ganz nah kam das Wesen, und sie spürte den Atem des Tieres warm in ihrem Gesicht, als es an ihrem Haar schnupperte.
Acalanthis zwang ihr Herz zur Ruhe. Nicht blinzeln, keine Angst zeigen, befahl sie sich selbst.
Ihr Herzschlag wurde ruhiger, als das Tier nun an ihrem Beutel mit den frisch gezupften Heilkräutern schnupperte, in dem sich inzwischen auch noch, eingeschlagen in mit Bienenwachs behandeltes Leinen, ein paar Regenwürmer aufhielten, die Aca für Strix gesammelt hatte.

Der kleine Kautz hatte dem Einhorn gegenüber keinerlei Vorurteile oder Ängste. Scheinbar wusste er instinktiv, dass Einhörner keine Ästlinge fraßen. Er sah es nur an, so wie man eine Goldene Statue oder einen schönen Sonnenaufgang anblickt.

Als das Einhorn dann zu dem Kräuterweiblein sprach, rann der alten Frau ein Schauer über den Rücken.
So klar und rein wie Diamanten war die Stimme. Doch angenehm, wie Sonnenstrahlen auf der Haut, und erfrischend wie Minze in einem Krug eiskaltem Quellwasser.
Die Vögel hörten auf zu singen und lauschten den Worten, die Frösche hüpften nicht mehr umher, sondern schienen ihre Glubschaugen auf das mächtige Tier gerichtet zu halten. Ihr Kehlsack blähte sich nicht mehr, das Quaken auf der Wiese verstummte.
Frieden und Ehrfurcht verbreiteten sich. Und selbst der Nebel, schien seinen Charakter geändert zu haben.
Tau in Spinnennetzen gefangen, schimmerte wie Perlen. Gras schien sich zu recken und zu atmen.
Die Blätter der Sträucher wiegten sich sanft, obwohl kaum ein Luftzug ging.
Selbst der Strix wurde ganz ruhig, und Acalanthis spürte sein kleines Herz pochen.

Es schien auf der ganzen Mutter Erde nur noch dieses strahlende Geschöpf zu geben, dass sein Wort an sie richtete.
An Acalanthis, das Kräuterweib.
Sie dachte nicht nach, als sie antwortete. Sie spürte nur wie die Worte aus ihrem Munde kamen.
Diese Schwingung, die Aura die das Einhorn umgab, war fast greifbar.
Das Tier selbst war so hell und rein, dass man fast die Augen zusammenkneifen musste, um nicht geblendet zu werden. Jedenfalls wenn man es richtig anschauen wollte.

„Ich bin nicht verletzt, Ginil, Monocerōtis circumlucens*. Es ist der kleine Strix aluco** hier, unter meinem Umhang. Ich habe ihn eben gefunden, und beschlossen ihn mit Kräutern und Salben zu behandeln. Es sei denn, ihr wollt euch ihm annehmen.
Mit eurer Heilkunst und Magie kann es ein Kräuterweib wie ich nicht aufnehmen.“

Sanft strich sie den Umhang ganz zur Seite und holte vorsichtig den verletzten Flügel des Tieres hervor, den sie zuvor mit Salbe behandelt und mit Leinen und Weide geschient hatte.
Der Strix mochte die Behandlung und zur Schau Stellung nicht wirklich, denn der Flügel schmerzte immer noch. So hackte der Kauz leicht mit dem Schnabel nach dem Finger der alten Dame.

"Shhhhhht. Strix. Ruhig, ich tu dir doch nichts."
Acalanthis Worte waren milde, so als würde sie zu einem neugeborenen Säugling sprechen, und auch ihre Art mit dem Tier umzugehen, verriet ihre mütterlichen Qualitäten.

(*ringsumher schimmerndes/ strahlendes Einhorn, **Waldkauz)

[Acalanthis begrüßt den Sidhe mit einem Knicks und zeigt Ginil den Kautz]
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Beitragvon Kiron » Mo 20. Apr 2015, 21:15

In all den Jahren wo er nun schon Oberer des Ordens ist, hat er regelmäßig mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. Seine Verpflichtungen halten ihn zwar den Großteil der Zeit in seinem Arbeitszimmer fest, doch in seltenen Fällen muss er selber Besorgungen erledigen und Gespräch führen. So wie auch heute, wo ihn seine Reise erneut nach Gil’Leading führt, um sich mit Inea auszutauschen.

Als die ältere Dame ihn scheinbar erkannte, beschlich sie die gewohnte Unsicherheit. Dieses Verhalten ist nicht unüblich und zu Beginn seiner Amtszeit, beschämte Kiron das Verhalten der Mitmenschen, wenn sie ihm mit Demut entgegentraten, unsicher wurden oder gar Angst hatten ihn anzusprechen. Nun, nach knapp zwanzig Jahren als Oberer, war es ihm nicht mehr so unangenehm und doch wünschte er sich, dass die Menschen mit ihm normal umgehen würden. Das seine Partnerin dabei auch noch ein Einhorn, mit einer sehr einnehmenden Ausstrahlung war, erschwerte es zusätzlich.

Aus Erfahrung wusste er, dass es am besten war nicht auf das Verhalten der Mitmenschen einzugehen. Wenn er sie anhielt normal mit ihm zureden, verkrampften viele Personen noch mehr, verunsichert durch den Umstand, dass er ihr Verhalten bemerkt hatte. Es war ein Teufelskreis, aus dem man nur ausbrechen konnte, wenn man sich den Menschen genauso offen präsentierte, wie man es selber erwartete.

Als Acalathis den verletzten Kauz hervorholte, wehrte sich dieser einen Moment, aus vielerlei Gründen: Angst, Unruhe und auch Schmerzen. Die weichen Lippen des Einhorns berührten kurz den Schnabel des Vogels, es sie etwas zurücktrat.
Kiron beugte sich neugierig vor. „Ihr habt gut getan mit der Behandlung. Wenn es euch recht ist, kann ich die Wunde heilen.“ Schwungvoll glitt er von dem Rücken des Einhornes. Er ritt ohne Sattel und Zaum, nur eine gefütterte Decke, an welche kleine Satteltaschen befestig waren, boten Tier und Reiter etwas Bequemlichkeit. Ein Zaum oder Sattel wäre auch gar nicht nötig gewesen, denn im Gegensatz zum einem vergleichsweise dummen Reittier, musste ein Sidhepartner nicht gelenkt werden. Sorgfältig schob er den Wanderstab durch eine Trageschlaufe der Tasche, damit er die Hände frei hatte.

Kiron war ein gutes Stück größer als die Frau und näherte sich mit langsamen, vielleicht auch zögerlich wirkenden Schritten, der älteren Person. Noch immer das freundliche Lächeln im Gesicht, kraulte er den kleinen Vogel unter dem Schnabel, worauf sich das Tier minimal beruhigte, während die andere Hand sacht auf dem verletzten Flügel lag. Mit seinem Geist versuchte er die Wunde zu spüren und stellte zum Glück keine gebrochenen Knochen, sondern nur eine Fleischwunde fest, die heilen nicht lange dauerte. Nur wenige Augenblicke später, trat der Obere zurück und neigte leicht das Haupt. „Die Wunde dürfte keine Schwierigkeiten mehr bereite. Dennoch wäre das Kerlchen alleine nicht überlebensfähig. Euren Bemühungen entnehme ich, dass ihr euch dem Findelkind annehmen wollt?“

Ginil hatte den Heilvorgang über Kirons Geist mitverfolgt, um im Notfall mit Erfahrung und Energie zu unterstützen, doch ihr Partner kam wunderbar ohne sie klar. Da es sich nun, aus ihrer Sicht, um unnötige Höflichkeitsfloskeln drehte, wandte sie sich etwas ab und beschloss das feuchte grüne Gras zu probieren.

[Das Einhorn beruhigt den kleinen Kauz und Kiron steigt ab, um die Wunde zu heilen]

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Beitragvon Acalanthis Clementia » Di 21. Apr 2015, 11:23

Als das Einhorn und der Sidhe sich um den verletzten Kauz kümmerten, war Acalanthis so, als hätte sie jahrelang falsch von ihnen gedacht. Denn scheinbar waren Sidhe gar nicht so unnahbar wie Patienten ihr immer wieder erzählten.
Warum einige Patienten wohl immer wieder lieber Kräuterweiber wie sie aufsuchten, wenn mit Magie Verletzungen und Schmerzen sofort und scheinbar ohne Nebenwirkungen und Komplikationen der Vergangenheit angehörten?
Ein kleines Stückchen Neid, trat in die Augen der alten Frau.

Sie hatte sich immer bemüht, Leben zu retten und Schmerzen zu lindern, und doch hatten die Götter ihr die Gabe der Magie verwehrt. Wie viel erfolgreicher wäre sie gewesen, wie viel weniger Schmerz hätte sie erleiden müssen, wenn sie diese Gabe gehabt hätte.
In ihrem langen Leben war vieles passiert, und die Gesichter der Menschen, Elfen und Zwerge die sie nicht hatte retten können, tauchten vor ihrem inneren Auge auf.
Viele waren es. Werdende Mütter, aus denen nach der Geburt einfach das Leben rann. Männer mit schweren Kriegsverletzungen. Und immer und immer wieder Kinder.
Kleine Wesen, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen waren, überfahren von Fuhrwerken, in Brunnen oder vom Pferd gefallen, oder ganz schlimm waren die Fälle, in denen sie von giftigen Pflanzen gegessen hatten, und man nicht aus ihnen herausbekam welche..
Auch Säuglinge gab es, die äußerlich unverletzt einfach nicht wieder aufwachten, und aussahen, als ob sie schliefen.

Aber nein, was brachte es, sich über dies ganze Leid den Kopf zu zerbrechen. Sie würde weiterhin jedem helfen, der ihrer Hilfe bedarf.
Ob er nun dafür zahlen konnte oder nicht.

Zahlen. Ja. Sie sollten etwas dafür bekommen, dem Käuzchen Schmerz und Leid erspart zu hatten.

"Ja, ich werde mich so lange um ihn kümmern, wie er mich braucht. Das mache ich mit jedem Patienten, der niemand anderen hat. Danach soll er frei sein, und seinerseits ein Nest bauen. Würdet ihr ihn kurz einmal halten? Ich habe wohlschmeckende Kräuter und Wurzeln gesammelt, die euch als Salat und auch eurem Einhorn bestimmt munden werden. Und zögert nicht mich zu fragen, solltet ihr etwas von meinen Vorräten gebrauchen können. Ich habe auch frische und getrocknete Pfefferminz, mit kochendem Wasser übergossen ergibt diese Pflanze einen sehr wohlschmeckenden Tee, der hervorragend dazu passt, Moment."

Die alte Frau, setzte voller Eifer ihren Korb ab, lehnte Regenschirm und Hörrohr an seine Seite und wühlte darin herum bis sie zwei drei etwas größere in Wachspapier eingeschlagene Päckchen herausbeförderte. Glücklich lächelnd, und mit strahlenden Augen, weil sie ein wenig von dem Guten was ihr und dem Kautz widerfahren war zurückgeben konnte. Ihr Herz wurde ein wenig leichter, weil sie erkannte, dass ihre Dienste nicht ganz nutzlos waren und dass man sich vor den Sidhe auf dem Markt Shirga keine Scheu haben brauchte.

[Die alte Frau bietet den beiden wohlschmeckende Vorräte als Wegzehrung an]
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Beitragvon Kiron » Sa 25. Apr 2015, 22:18

Die Heilung des kleinen Patienten hat Kiron nur wenig Energie gekostet. Da waren Knochenbrüche wesentlich komplizierter und auch anstrengender. Zum Glück war er in der Heilmagie recht gut bewandert, auch wenn er mit den großen Heilern in Shirga nicht mithalten konnte. Um dieses Feld der Magie besser beherrschen zu können, müsste er sich intensiver den Anatomiestudien widmen, doch andere Aufgaben erforderten seine Aufmerksamkeit und so vernachlässigte er seine Studien. Bei komplizierten Heilungen half ihm Ginil gelegentlich aus. Sie sprach gerne mit den Heilern in der Ausbildungsstätte und hatte noch dazu den feineren Instinkt bestimmte Blutbahnen und Muskeln zu erkennen.

Acalanthis überraschte den Oberen damit, in dem sie ihm den kleinen Vogel in die Hand drückte und ganz geschäftig in ihrer Tasche kramte. „Bitte macht euch keine Umstände. Genau wie euch, liegt mir nur das Wohl der Umwelt am Herzen.“ Sachte kraulte er der Eule wieder den Schnabel um ihn zu beruhigen. Ohne die schmerzende Wunde am Flügel, wurde der Kauz ungeduldig und fing an zu zappeln und nichts schien ihn mehr zu halten, außer der Umstände dass seine Schwungfedern noch nicht wirklich existent waren und ihn ein Mensch festhielt.

Als die Ältere glücklich verschiedene Päckchen aus den schier endlosen Tiefe ihres Korbes hervorholte, wurde der Obere doch neugierig. Die Heilung der Sidhe beruhte nicht nur auf Magie, auch das Grundwissen über bestimmte Kräuter und Heilpflanzen, war Pflichtprogramm.

Mit einer Hand klemmte er sich geübt den Vogel in die Armbeuge, so dass das Tier nicht verletzt, aber auch nicht entkommen konnte, während er eines der Päckchen entgegennahm und interessiert dran roch. Der intensive Geruch der Melisse erweckte das Gemüt. „Die Kräuter schauen wirklich gut aus. Ginil?“ Fragend wandte sich der Sidhe an seine Partnerin, welche nun doch neugierig näher kam und an den Kräutern roch und sich einfach ein wenig Melisse gönnte. Geschmacklich auch nicht zu verachten.

[Kiron kümmert sich um den kleinen Kautz und bewundert anschließend die ihm gereichtne Kräuter, während Ginil probiert]

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Beitragvon Acalanthis Clementia » So 26. Apr 2015, 10:39

Aca freute sich, dass ihre Kräuter bei den Fremden so gut ankam. Wenn schon Einhörner sie nicht verschmähten hatte sie große Chancen sie auf dem Markt von Shirga gewinnbringend an den Mann oder an die Frau zu bekommen.

Der Kautz jedoch schien, da er nun wieder putzmunter war kaum zu bändigen. Irgendwie fehlte ihm die Einsicht, dass es für ihn besser war, mitgenommen zu werden. Denn scheinbar gingen ihm die Leute, die sich da um ihn kümmern wollte ziemlich auf den Geist.
Schnell, packte Aca ihren Korb wieder ein und schnürte ihn richtig zu. Dazu gab sie alles verkäufliche, aus ihrem kleinen Lederbeutel. Die schmackhaften Regenwürmer jedoch holte sie hervor. Vielleicht ließ sich der Vogel damit bestechen, wenigstens ein bisschen ruhig zu halten.

"Ich freue mich, dass ich scheinbar den Geschmack eures Begleiters erraten habe." Sie lächelte und setzte den Ästling in den Korb.
"So. Das ist jetzt dein Nest. Ich weiß dass du Baumhöhlen bevorzugst, aber jetzt muss es erst mal der Korb sein."
Sie reichte dem Vogel einen von den fetten Würmern, die der Nieselregen aus der Erde getrieben hatte.
Langsam befreite Aca den Flügel aus den Lagen aus Leinen und Weide.

"Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das gutgeht." murmelte sie.
"Denn irgendwie fehlt dem Kleinen das Vertrauen, dass ich ihm nur Gutes will."

Die alte setzte, nachdem sie alle Würmer und einen dicken Käfer verfüttert hatte den Korb samt Kautz wieder auf. Dies schien dem Tier auch nicht zu gefallen, denn es pickte der alten Dame kurz auf ihre Kapuze.

"Ich denke das geht so, hoffe ich. Aber ich sollte auf dem schnellsten Weg nach Shirga. Mein Patient scheint von der ungeduldigen Sorte zu sein."

[Da "tragen" und "angefasst werden" dem Kautz nicht wirklich gefällt, quartiert Aca ihn in ihren Korb ein]
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Beitragvon Kiron » Do 7. Mai 2015, 22:21

Kiron bemerkte wie Ginils weiches Maul wieder nach den Kräutern packte und ein paar Blätter stibitzte. Lächelnd rieb er ihr über die weichen Nüstern während sie genüsslich kaute. Man konnte dem Einhorn nicht vorwerfen, keine Genießerin zu sein. Im Gegenteil: Kiron gab sich auch mit einer einfachen Brotkante zufrieden, wo schlecht gelagertes oder geschnittenes Heu Ginil zuwider war. Doch egal wie sich das Einhorn fühlen mochte, es strahlte immer diese unglaubliche Ruhe aus und schien nie hektisch.

So kam es auch dass Ginil zu dem Kauz trat und ihn an schnaubte. Als der Vogel sich lautstark beschwerte stupste sie das zerrupfte Kerlchen an.

„Friede Nachtjäger. Gebe Ruhe und erhole dich. Schon bald wirst du deinen Schwingen ausbreiten und den Lautlosen Tod bringen, wie es deine Natur ist. „

Der Ästling schwieg auf einmal und gluckte sich nur zusammen, sträubte das Gefieder und klackerte mit dem Schnabel. Kiron gluckste leise vor sich hin, denn der Vogel erinnerte ihn auf einmal an ein bockiges kleines Kind.

„Ich denke, er wird schon lernen, dass ihr ihm helfen wollt. Nach Shirga wollt ihr? Wenn ihr Zeit habt, schaut doch in der Ausbildungsstätte vorbei und erkundigt euch nach Griselna. Sie ist unsere beste Heilerin und immer interessiert an guten Heilkräutern. Wartet – ich notiere euch zwei Zeilen die ihr bei den Torwächtern vorzeigen könnt, sie können euch den Weg beschreiben.“

Kiron trat an Ginils abgewandte Seite und öffnete die Satteltasche. Sorgsam verstaute er die Kräuterpäckchen und suchte seine Pergamentrolle sowie Schreibzeug. Während Ginil wieder anfing zu grasen. Bist du sicher dass Griselna sie empfangen wird? Du weißt doch wie sie ist. Die Frage hallte nur in Kirons Gedanken wieder und schloss Acalanthis aus dem Gespräch aus. Kiron schmunzelte in sich hinein und trennte mit seinem Jagdmesser sorgfältig einen Pergamentstreifen von der Rolle. Er konnte sich denken was Ginil meinte. Griselna war etwas älter als Kiron und hatte einen Hippogreifen zum Partner. Doch im Gegensatz zu Kiron, war sie ziemlich verbissen in ihrer Meinungen und so ziemlich jeder andere Sidhe biss sich in Diskussionen mit ihr die Zähne aus. Doch das Kräuterweib schien aus demselben Holz wie Griselna geschnitzt. Eigentlich würde er gerne Mäuschen bei dem ersten Treffen spielen. Ich glaube die beiden werden sich nach den ersten Anlaufschwierigkeiten bestens verstehen. Ginil blieb skeptisch, doch Kiron hatte schon immer eine gute Menschenkenntnis bewiesen, doch sie glaubte dass er sich diesmal täuschen würde.

Der Obere schraubte vorsichtig ein kleines halb gefülltes Tintenfass auf, tunkte eine kleine Feder ein und schraubte das Glas gleich wieder zu, damit er nichts verschüttete. Als Schreibunterlage nutzte er einfach Ginils Rücken, diese ließ sich nicht davon stören, während ihr Partner zwei schlichte Zeilen aufschrieb. Mit der Resttinte auf seiner Feder bestrich er so gut es ging den Siegelring an seiner linken Hand und drückte ihn auf den Pergamentfetzen. Das Wappen der Sidhe, eine Stilisierte Blumenranke welche ein ‚S‘ umrahmte, war lückenhaft und etwas verwischt, aber erkennbar. Für die Zwecke würde es ausreichen. Er verstaute die Feder und das Fass wieder in der Satteltasche und reichte Acalanthis das zusammengerollte Pergamentstück.

Er wollte gerade mehr zu Griselna erzählen, als Ginil Ruckartig den Kopf hob, die Ohren spitze und das Waldstück vor ihnen fixierte. Alarmiert straffte sich auch Kiron und verschmolz seinen Geist mit dem von Ginil. Es war ein Schwarm Vögel der panisch aufflog und ihre Aufmerksamkeit erregte. Der Schwarm signalisierte Unruhe, Lärm und Gefahr, welche jenseits des Waldstückes die Tiere aufbrachte. Ginil versuchte aus dem Wirrwarr der Gefühle der Tiere schlau zu werden, was nicht einfach war. Vögel waren sehr einfach gestrickt in ihrem Denken, doch Ursprung der Panik waren keine Tiere sondern eine Gruppe Zweibeiner, soviel stand fest. Irgendwas ging da vor sich. Wir sollten nachsehen.
Kiron nickte nur und lächelte die Ältere vor sich entschuldigend an.
„Bitte verzeiht die Unterbrechung. Aber in der Nähe muss etwas geschehen sein, was uns ablenkte.“

[Ginil belehrt den Kauz, Kiron bietet Acalanthia an die Heilerin der Sidhe zu treffen und erstellt einen Schrieb welchen sie Vorzeigen sollte. Ginil entdeckt plötzlich aufsteigenen Vogelschwarm der alamiert aufflog]
Zuletzt geändert von Kiron am Fr 8. Mai 2015, 21:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Acalanthis Clementia » Fr 8. Mai 2015, 11:15

Die alte Dame betrachtete das Einhorn mit Wohlwollen. Irgendwie war es so schön, das Tier beim naschen von Kräutern zu beobachten.

Auch sie hoffte, der Vogel, der schließlich ein Wildtier war, würde sich bald an ihre Fürsorge gewöhnen. Nur nicht zu sehr, denn er sollte ja, wenn er groß genug war, leben wie seine Artgenossen, und keinesfalls zu einem besseren Haustier werden.
Auch wenn das vielen Menschen gefiel hielt Aca nichts von der Haltung von Haustieren.
Ihr gefielen die Tiere dort, wo die Natur sie vorgesehen hatte.

Als Kiron von der Ausbildungsstätte sprach, wurde sie neugierig. Sie horchte angestrengt um nicht ein Wort von dem zu verpassen, was er sagte.
Neue Dinge dazu zu lernen und andere Kräuterkundige zu treffen war dem alten Mütterchen schon immer eine Freude gewesen, ganz besonders, wenn sie selbst nicht nur lernte, sondern auch ihr eigenes Wissen weitergeben konnte. Und vielleicht aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung beim Sammeln von Kräutern ein oder zwei Dinge "besser" wusste als das Gegenüber.

Ein freudiges Lächeln breitete sich auf ihrem faltigen Gesicht aus. Ein Gesichtsausdruck, den man ihr so gar nicht zugetraut hatte, denn Aca schaute von Natur aus ein wenig mürrisch, insbesondere, wenn sie es mit Männern zu tun hatte, doch der Sidhe mit dem Einhorn schien eine willkommene Ausnahme des starken Geschlechtes darzustellen.
Als Aca ihm beim Schreiben über die Schulter sah, bewunderte sie seine gestochen scharfe und wunderschöne Handschrift. Ein seltenes Gut. Die meisten Leute gaben sich beim Schreiben wenig Mühe und schmierten und klecksten herum, ganz anders dieser Mann, obwohl er hier in der Wildnis kein Pult zum Schreiben hatte.
Sogar sein Sigel gab er her um ihr ihren Aufenthalt in Shirga angenehmer und vielleicht auch finanziell einträglich zu gestalten.

"Ich danke euch recht herzlich, ich freue mich sehr auf mein Gespräch mit der Kräuterkundigen eures Ordens, das ist eine Gelegenheit neue Dinge zu lernen."

Eine ruckartige Bewegung des Einhorns erschreckte die alte Frau, so dass sie beinahe den Brief fallengelassen hätte. Hatte das Tier bis jetzt Ruhe ausgestrahlt schien es nun die Ohren aufzustellen und zu lauschen.
Auch Acalanthis lauschte, ob sie etwas vernehmen konnte, doch ihr Hörrohr war einfach nicht fein genug um etwas auszumachen, so war sie auch von dem Schwarm Vögel überrascht, die in ihre Richtung flogen.

"Ich hoffe es ist nichts schlimmes passiert. Ich muss gestehen, ich bin, auch wenn ich alleine in der Wildnis herumwandere nicht an Begegnungen mit wilden Tieren, Wegelagerern und anderen Abenteuern interessiert, und würde nur mitkommen, wenn jemand dort meine Hilfe brauchen würde.
Haltet ihr es für sicher, zur Straße zurückzukehren und den Weg nach Shirga aufzunehmen? Oder ratet ihr mir, erst einmal abzuwarten?"

Die Unruhe des Sidhes und des Einhornbegleiters steckte an. Irgendwie wurmte die Frau die Tatsache dass die beiden anderen über viel feinere Sinne verfügten als sie selbst.
Sie selbst konnte nicht wirklich ausmachen, dass und ob eine Gefahr drohte.

Nicht nur, dass ihr Gehör langsam nachließ, beneidete sie das Tier ein wenig um seiner ausgeprägten Sinne und seiner magischen Begabung.
So wie sie manchmal auch Hunde aufgrund ihres Geruchssinnes beneidete, und Katzen um ihre Fähigkeit, hinzufallen und sich nicht alle Knochen zu brechen.

Wenn sie hinfiel, tat ihr tagelang alles weh, und sie konnte sich kaum rühren. Ihre Nase war zwar groß, aber nie besonders fein gewesen, und ihre anderen Sinne wurden durch ihr Alter auch immer schlechter. Eine Einsicht die sie immer wieder verdrängte, denn wenn sie erst einmal einsah, dass sie für das ganze hier zu alt war, würde sie wahrscheinlich irgendwo sitzen bleiben und nicht wieder aufstehen.
Eine wenig schöne Aussicht.
Nein, sie würde umherwandern und neue Dinge lernen, bis sie eines Tages sterben würde.
Schade dass sie nie eine Tochter gehabt hatte, denn wenn sie sich doch irgendwann zum sterben hinsetzen würde, wäre all das Wissen, das sie ihr Leben lang gesammelt hatte verloren.

Ob es eine Möglichkeit gäbe, diese Schwächen besser auszugleichen, als es das sperrige Hörrohr tat und sich ein wenig jünger zu fühlen? Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, die Ausbildungsstätte der Sidhe zu besuchen und vielleicht ein zwei ihrer Geheimnisse aus ihnen herauszukitzeln, wenn sie sie hineinließen.

[Aca lässt sich von der Unruhe des Einhorns anstecken und fragt nach Rat]
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Beitragvon Kiron » Fr 8. Mai 2015, 21:23

Die Unruhe jenseits den Waldstückes beschäftigte Ginil und die Ohren zuckten nervös vor und zurück, ehe sie wieder einen Punkt in weiter Ferne zu fixieren schienen. Es stiegen keine weiteren Vögel auf, doch wenn Ginil auf etwas vertraute (außer ihrem Partner) so war es ihr Instinkt und dieser vibrierte wie eine Saite einer Laute.

Kiron ließ sich unterdessen von Acalanthis aus den Grübeleien reißen und amüsierte sich über die sichtliche Freude der Alten, über sein Angebot und Empfehlungsschreiben. Doch auch der Frau war nicht entgangen, dass etwas vor sich ging. Ginils Verhalten sprach ganze Bände und nur ein Blinder würde nicht mitbekommen, dass etwas das Tier beunruhigte. Kiron blieb nur aufgrund seiner langjährigen Erfahrung ruhig und gefasst, doch auch ihn schüttelte eine innere Unruhe vor dem Ungewissen und dem Drang nachzusehen.

Unsicher fragte das Kräuterweib, ob es sicher sei weiter zu reisen oder ob sie lieber warten sollte, ehe ihr eine Entwarnung gegeben wurde. Kiron sah jedoch keine Bedrohung für die Frau. Das ungewöhnliche Geschehen war in der entgegengesetzten Richtung und da er und Ginil vorhatten es sich genauer anzusehen, war es sicherer möglichst in die andere Richtung zu laufen – also nach Shirga.

„Nein, ihr könnt beruhigt weiterreisen. Meine Partnerin und ich werden nachsehen, was diese Unruhe in die Natur gebracht hatte. Ich denke nicht, dass eine Gefahr für euch besteht. Da ihr nahe Shirga seid werdet ihr sicherlich am Abend die Stadt erreichen und dort in Sicherheit sein. Für die Rast, findet ihr in zwei Wegstunden eine Gastwirtschaft, dort könnt ihr etwas ruhen.“

Kiron nahm seinen Stab wieder in die Hand, welchen er unter eine Satteltasche geklemmt hatte. Mit dem Stab in der Linken schwang er sich elegant auf den Rücken des Einhornes. Angesicht seines steifen Beines vermochte man ihm solch eine dynamische Bewegung nicht zutrauen, vor allem nicht ohne Aufstieghilfe wie Sattel oder Hocker.

„Ich wünsche euch eine gute und sichere Reise. Passt gut auf euren Schützling auf und grüßt Griselna von mir, wenn ihr sie seht. Gehabt euch wohl.“

Kiron musste das Einhorn nicht antreiben wie ein gewöhnliches Pferd. Statt ihr also die Hacken in den Bauch zu drücken, musste er nur darauf achten auf ihrem Rücken zu bleiben. Er hielt sich allein mit den Beinen und seinem Gleichgewicht auf ihrem Rücken, während sie angaloppierte und zielstrebig das Waldstück anvisierte. Kiron bekam durch Ginil mit wie sie vorsichtig ihren Geist ausstreckte, um die Umgebung mit allen Sinnen zu erfassen und sich ein Bild zu machen.

[Kiron gibt Acalanthia den Rat nach Shirga zu reisen und vielleicht in dem Gasthof auf dem Weg Rast zu machen und folgt dann mit Ginil dem Pflichtbewusstsein, der Unruhe der Vögel nachzugehen]

[tbc Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga]

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Beitragvon Acalanthis Clementia » Mo 11. Mai 2015, 09:47

Acalanthis freute sich, ein Ziel zu haben. Sie wanderte nicht gerne ziellos durch die Gegend und fühlte sich nur wirklich wohl, wenn sie etwas nützliches zu tun hatte.
Und nun hatte sie nicht nur ein großes Ziel, sondern auch ein Zwischenziel, dass sie aufmunterte.
Eine Gastwirtschaft.

Als sie dem Mann auf dem Einhorn zuwinkte, und ihm eine gute Reise wünschte, war sie merkwürdigerweise nicht froh und erleichtert, ihn los zu sein.
Es war meistens unschön, wenn sie auf das andere Geschlecht traf.
Der Sidhe allerdings, hatte sich ihren Respekt verdient.
Selten gab es Leute, die sich mit ihr auf solch einer Ebene unterhalten hatten. So wohlwollend, freundlich und zuvorkommend. Er hatte sie behandelt, wie eine Dame. Und das gefiel der Acalanthis und machte ihr für den Rest des Weges gute Laune.

Der Sidhe saß auf dem Einhorn so, als wären die beiden Wesen eines geworden.
Es sah aus, wie die natürlichste Sache der Welt, nicht so, als würde das Einhorn eine Last "tragen" sondern so, als gehöre er auf den Rücken des Tieres.
Sie sahen aus wie ein Mischwesen aus Einhorn und Mensch, besonders als der Dunst, den ein paar durch die Wolken brechende Sonnenstrahlen der feuchten Wiese entlockte, sie einhüllte und sie schließlich aus dem Blickfeld entschwanden.

Aca schaute ihnen noch ein wenig hinterher, aber da der Vogel im Korb der Wanderin auf und nieder hopste und den Stillstand zu kommentieren schien, machte sie sich auf den Weg nach Shirga, in dem Dunst, in dem Einhorn und Mann verschwunden waren den Rücken kehrte und auf die Straße zulief, auf dessen Weg die Gastwirtschaft liegen sollte.

Vielleicht hatte die Wirtin oder der Wirt dort heißes Wasser, und sie konnte einige Kostproben ihres wohlschmeckenden Kräutertees reichen. Vielleicht ergab sich ein Tauschgeschäft, und vielleicht konnte sie auch etwas Geld verdienen.

Jede Berufsgruppe die lange Stehen musste, so wie Gardisten, oder auch Wirte hatten oftmals Probleme mit ihren müden Beinen, bei dem der Beinwell, denn sie gesammelt hatte phantastische Dienste leisten konnte.
Außerdem fanden sich in jeder Gastwirtschaft bedauernswerte Leute, die einen furchtbaren Kater hatten.
Die alte Frau machte sich jedes Mal einen Spaß daraus, solch armen Tropf, dessen Kopf sich drehte und dessen Magen Purzelbäume schlug mit Mariendistel Tees zu quälen, die wirklich scheußlich schmeckten, da die Kräuterfrau die Wurzel des scharfen Falkengebirgskrauts dazu rieb, obwohl die Heilung des Katers eigentlich von dem Wasser herrührte. Denn eigentlich war egal, was sie tranken, wenn es nur nicht wieder alkoholhaltig wäre.

Es dauerte nicht lange, da hatte die alte Frau die Straße erreicht, und wischte sich mit einem Tuch über die feuchten, mit matsch bespritzten spitzen Wanderschuhe, so dass sie, wenn sie trocknen würden nicht aussahen, als wäre sie damit durch einen Sumpf geschritten.

Sie mochte das Geräusch der kleinen Steinchen unter ihren Absätzen, und voller Vorfreude auf heißes Wasser für ihren Tee schritt sie in strammem Marsch, wie ein Gardist voran.
Immer einen Fuß vor den anderen setzend, im Gleichschritt, immer voran.

(Aca hat neue Energie und neuen Mut gesammelt, durch die Tatsache, dass auf sie die willkommene Abwechslung einer Wirtsstube wartet.)
(Tbc - Weg zum Gasthaus nahe Shirga)
Man sollte einfach danach streben,
zu allen gleich unfreundlich zu sein.
("Die Känguru-Offenbarung" von Marc-Uwe Kling)

Acalanthis Clementia

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Registriert: So 15. Mär 2015, 14:28


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