Südwald - Lichtung

Der Wald im Süd-Westen des Landes

Moderator: Taran

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Beitragvon Zoe » Sa 4. Apr 2015, 10:56

Als Noah nicht nur die Apfelhälfte nahm, die sie für ihn gedacht hatte. Zuckten ihre Mundwinkel leicht.
Sie hätte auch gerne Apfel gegessen. Er schwieg und grinste nur. Wie konnte man hinter diesen Augen erkennen, was er vorhatte, er verriet sich nie. Auch wenn sie ihn heimlich beobachtete. Selbst bei Rehwild gab es, bevor sie in den Wald liefen ein Muskelzucken, oder einen Blick, der sie verriet, bevor sie in rasendem Galopp in Sicherheit huschten.
Bei Katzen, die im Grase kleine Tiere belauerten, auch dort. Zoe konnte sie einschätzen, wusste vorher, wann sie angreifen, und das hilflose Tierchen packen würden. Doch Noah. Er war ihr ein Rätsel. Nie wusste sie, was er in der nächsten Sekunde vorhatte. Nie konnte sie "in ihn hineinsehen".
Ihre Augen betrachteten jede Bewegung genau, und sie beobachtete, wie er ihre Apfelhälfte mit einem Spieß durchbohrte.
Wie automatisch stemmte sie ihre Hände in die Hüften und hob verwundert eine Augenbraue.
Etwas verstimmt darüber, einfach so ihrer Hälfte des Apfels beraubt zu werden.
Doch diese Verstimmung dauerte nicht mehr als eine Sekunde. Wie immer hatte er darüber, was er vorhatte nicht geredet. Und wie so oft hatte sie ihm Unrecht getan, denn er wollte ihr den Apfel gar nicht wegnehmen.
So wie er immer das Beste für sie wollte. Und sie konnte es nicht sehen, und wurde immer zuerst ärgerlich, wenn er etwas nicht tat, oder wenn er ihr etwas aus der Hand nahm, entweder um es besser zu machen, so wie den Apfel, oder damit sie sich nicht daran verletzte.
Warum nur konnte sie ihn nicht durchschauen. Warum nur war er nicht wie eine Katze oder ein Reh.
Warum nur verrieten weder sein Mund, noch sein Körper was er als nächstes tat?
Als er den Apfel geworfen hatte.
Sie hatte es nicht kommen sehen.
Einen Angriff von einem Tier aber, sah sie jedes Mal voraus. Selbst, wenn er glücklicherweise in keinem der Fälle ihr selbst gegolten hatte.

Zoe schämte sich ein wenig für diesen kindlichen Trotz, als die beiden Apfelhälften im Feuer brieten und anfingen einen gar wunderbaren Duft zu verströmen.
Ihr Trotz und ihre negativen Gefühle, die sie für einen kurzen Moment gehabt hatte, wurden von dieser Wohltat an Aromen und Gerüchen fortgewischt.
Kurz schloss sie die Augen und erinnerte sich an Schneeflocken vor dem Fenster. Draußen bittere Kälte und sie selbst im Warmen. Familie, Zuhause, Bratäpfel.
Mit einer warmen Hand auf ihrer Schulter, geborgen, in eine Decke gekuschelt und beschützt von der Kälte draußen.

Zoe öffnete die Augen wieder. Und beobachtete den Distelfinken, der sein Köpfchen in sein Gefieder gesteckt hatte, so als würde ihn frieren.
Doch jetzt war es warm.
Die Sonne kitzelte auf ihrer Nasenspitze, die fallschirmartigen Samen des Löwenzahns flogen umher.
Nie wäre sie auf die Idee gekommen er würde jetzt zu dieser Zeit dieses köstliche Winterdessert für sie beide zubereiten.
Er war wirklich wunderbar. Und so lieb zu ihr.
Ein Lächeln flog über ihr Gesicht.

Wie ein kleines Kind eine Laterne zum Fest der Lichter trug, hielt Zoe stolz und selig ihren halben gebratenen Apfel am Stock.
Fast war ihr, als wäre dieser Apfel wertvoller, als der Reichsapfel des Königs, oder die Äpfel in Geschichten, die sich, von den Göttern berührt in Gold verwandelten.
Sie schüttelte den Gedanken ab.
Sie träumte schon wieder.

Auf jeden Fall war dies der Leckerste Apfel im ganzen Südwald, nein im ganzen Südwesten, wenn nicht in ganz Thalia.
Seine liebevollen Worte, ließen sie aufblicken.
Er sagte selten etwas. Doch wenn er etwas sagte, dann um sie zu beschützen.

Sie pustete auf ihren Apfel, und redete, während er ihr zuhörte.
Es tat gut, dass er da war. Und es tat gut, dass er zuhörte.

"Ist das die Waffe, die du wählst?" fragte er sie. Und Zoe hielt inne und überlegte.
Wie immer überlegte sie laut, und ließ ihn an ihren Gedanken teilhaben.

"Zuerst," sagte sie leise, und schaute ihn mit ihren großen blauen Augen an. "Zuerst hatte ich an einen Bogen gedacht, da ich gut zielen und treffen kann. Ich glaube ich will nichts jagen, das direkt vor mir steht, so wie mit einem Schwert oder einer Axt. Ich habe lieber noch etwas Platz zum weglaufen und verstecken, wenn etwas schiefgeht.
Selbst wenn ich Vögel jage, es gibt Tiere die auch Vögel jagen, und sie sind viel größer als ich. Wenn ich so einen aufscheuche..
Doch der Bogen ist nicht gut für mich, ich habe daran gedacht, dass er mir im Weg wäre, wenn ich in einem Baum klettere, dort sitze, und Tiere beobachte, oder einen Fels hinauf steige. So ein Bogen ist verdammt sperrig."

Das kleine blonde Mädchen atmete enttäuscht aus, und strich sich eine der honigfarbenen Strähnen aus dem Gesicht. Aber ihre Hände klebten noch ein wenig vom Bratapfel, so dass sich die Strähne an ihrem Finger fing.
Mit einer schnellen Bewegung, heimlich, wischte sie ihre klebrigen Finger an ihrem Kleidchen ab und sprach weiter.
"Dann dachte ich an etwas anderes, das man werfen kann. Ein Speer ist leider noch unhandlicher als ein Bogen. Also dachte ich an einen größeren Dolch, den ich werfen kann. Aber, wenn ich ihn einmal geworfen habe, bin ich hilflos. Eine Waffe zu werfen kommt mir dumm vor, wenn man nur eine hat. Dann hat man nämlich hinterher keine mehr, wenn man nicht trifft.."

Sie lächelte und bekam davon kleine Grübchen.
Doch ihr Gesicht wurde wieder ernst und ihre Phantasie machte wilde Sprünge.
Sie erinnerte sich an ein Buch über den Urwald und ihre Augen begannen zu leuchten.

"Man kann auch kleine giftige Pfeile mit einem Blasrohr verschießen, aber ich habe keine Ahnung von Gift, und wenn ich einen Vogel mit Giftpfeilen abschieße, möchte ich ihn danach nicht mehr essen. Das ist wirklich eklig."
Das kleine Blumenmädchen machte ein angeekeltes Gesicht, in dem sie auch demonstrativ die Zunge herausstreckte.
Über Waffen nachzudenken, war gar nicht so einfach, wenn sie sich vorstellte wie viele verschiedene es gab, bei denen man nicht unmittelbar vor seinem Gegner stand.

"Schließlich dachte ich an Steine. Im Steine werfen bin ich geübt. Steine gibt es überall, und ein Beutelchen davon kann man auch mit sich herumtragen, ohne dass es stört.
Aber sie haben nicht genug Wucht. Besonders nicht, wenn etwas größeres hinter mir her ist.
Also habe ich an die Steinschleuder gedacht. Die Steinschleuder selbst ist beim Klettern nicht im Weg. Ich kann mir nicht selbst damit weh tun.
Nur müsste ich sehr viel üben, damit die Steine auch gut treffen. In einer Geschichte in einem Buch ging es um einen Schafshirten, der im Krieg mit einer Steinschleuder einen Riesen getötet hat.
So etwas traue ich mir nicht zu. Es wäre wohl besser, noch einen Trumpf im Ärmel zu haben, wenn ich das Tier nicht treffe und es dann vor mir steht."

Lächelnd holte sie ihr Schnitzmesser hervor, mit dem sie auch Pilze sammelte. Dann steckte sie es wieder ein.

Mit beiden Händen zeigte sie nun auf ihr Kleidchen.
"Auch das Kleid ist im Weg, wenn ich klettere. Kann ich ein paar Hosen bekommen. Nur für den Wald.
Ich mag Kleider. Für hier."

Ihre blauen Augen beobachteten ihn. War sie zu weit gegangen. Was würde er zu den Hosen sagen? Er hatte immer gerne hübsche Dinge geschenkt. Eine Hose war nicht besonders hübsch. Aber praktisch. Noah war auch praktisch. Er würde es verstehen.
Ihre Augen blickten in seine. Wie eben wünschte sie, sie könnte in ihn hineinschauen, könnte in seinen Gedanken lesen. Könnte spüren, was er fühlte. Doch nie schaffte sie es vollständig in ihn hineinzublicken.

Zoe

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Beitragvon Noah » So 19. Apr 2015, 11:24

Noah bemerkte den starken Willen seiner Tochter. Sie hatte nicht einfach mal eben so eine Laune oder Lust auf Abenteuer, sondern sie sehnte sich richtig danach. Wer konnte es ihr verdenken? Ihr Vater schleppte sie in einen Wald, der nicht nur voller Gefahren war, sondern vor unendlich vielen Möglichkeiten sich zu verstecken, zu klettern, zu laufen und Tiere zu sehen. Ein Paradies für junge Mädchen, die nicht von Adel waren. Aber das schien noch nicht alles gewesen zu sein, was ihm den Eindruck vermittelte, weshalb sie unbedingt an der Waffe trainiert werden wollte.
So gingen bei ihm die Alarmglocken an, denn sein Beschützerinstinkt hatte nur zwei Personen auf dem Schirm. Seine Tochter ganz ganz oben und ihn am Ende. Doch war ihm bewusst geworden, dass er sie nur weiter beschützen konnte, wenn sie es selber konnte. Also entschloss er sich einen Stofffetzen aus einem Eimer mit Wasser zu holen und Zoe ins Gesicht zu werfen. Ihre schmierigen Hände am Kleid abzuwischen gehörte sich nicht. Anstand hätte Hannah gewollt, dass sie lernte.

"Wasch dir erstmal die Hände ab und verschmutz nicht dein Kleid. Was hätte deine Mutter dazu gesagt?"

Dann ging er kurz ins Haus um etwas aus seiner Truhe zu holen. Es dauerte einen Moment, bis er sie fand. Dann kam er heraus, mit etwas in einem Tuch gewickelt und setzte sich an den Tisch, wo er nochmal zum Brot griff und davon ein Stück nahm, was er sich in den Mund steckte. Er räumte ein wenig auf Seite, sodass auf dem Platz neben ihm auch eine Tischfläche frei wurde, wo er dann sein Gefundenes platz fand. Es war noch vom Tuch umhüllt, um den Effekt zu erhalten, dass man es mit Freuden auspackte.

"Komm und pack das mal aus."

Noah

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Beitragvon Zoe » So 19. Apr 2015, 14:47

Ein feuchter Leinenfetzen flog in ihr Gesicht und als der Nasse Stoff ihre Wange berührte klatschte es leicht. Zoe schüttelte sich angeekelt, wich ein paar Schritte zurück, zu spät...
Der Lappen rutschte wie in Zeitlupe von ihrem Gesicht.
Es war nass, und deswegen eklig, doch der Lappen war sauber, und roch auch gut.
Missmutig schauend säuberte das Mädchen sich ihre Finger, und betrachtete dann ihre Fingernägel, die, egal wie oft sie sich die Hände auch wusch oder abwischte ständig schmutzig zu sein schienen.

Wieder war sie nicht schnell genug gewesen, den Stofffetzen aufzufangen. Und das ärgerte sie. Und wie immer wenn sie sich ärgerte färbte sich ihr Gesicht eine Nuance dunkler und ihre hellen Augen schienen Funken zu sprühen.
Sie hatte sich erschreckt wie ein kleines Kätzchen, das man mit Wasser bespritzt.

Noah hatte es nicht gern wenn sie sich danebenbenahm. Aber sie hatte die Hände doch ganz heimlich abgewischt. Irgendwie entging ihm so ein Verhalten trotzdem nicht.
Es war nicht leid auf Dinge achtzugeben und sie pfleglich zu behandeln, wenn man sie doch nicht wirklich leiden konnte.
Solche Dinge wie dieses Kleid. Man hatte immer Angst, dass es irgendwo hängen blieb, oder schmutzig wurde, oder dass es riss, oder dass man darin beim laufen stolperte.

Aber Noah war unerbittlich.
Er konnte es nicht leiden, wenn sie sich so wenig damenhaft benahm.
Ob er einem Jungen dieses Verhalten durchgehen lassen würde?

Damenhaft. Lachhaft. Hier draußen.
Es war nicht damenhaft, es war dämlich. Das ganze hier.
Besonders der Umstand, Kleider zu tragen, nur weil man ein Mädchen war.
Mitten in der Wildnis, wo niemand sie sehen konnte.
Niemand außer Noah.

Zoes Gesichtsfarbe wurde noch um eine Nuance röter, so sauer war sie.
Vor allem auf sich selbst.
Sie bat um eine Waffe, und konnte nicht einmal ordentlich einen Apfel fangen, oder einen Lappen.
Und dann passierte ihr auch noch so ein Fauxpas, der Noah grimmig werden ließ.
Er hatte ihr einen Apfel gebraten und sie hatte ihre klebrigen Finger am Kleid abgewischt.
Naja, konnte ihm ja egal sein.
Sie würde den Fleck hinauswaschen.

Wütend rieb sie mit dem Lappen an dem Kleid herum und runzelte dabei ihre Stirn.

Würde es ein Junge besser haben?
Garantiert. Warum war sie nicht freier?
Und doch. Ihre Gedanken hielten an. Ihr Zorn verrauchte.
Sie war doch frei.

Viel freier als die wenigen anderen Mädchen, die sie kurz auf Ausflügen gesehen hatte. Entweder sie wurden zur Schau gestellt, wie kleine adelige, wohlerzogene Püppchen und waren gefangen in ihren goldenen Käfigen, mit ihren hübschen Kleidchen.
Oder sie dienten voller Selbstaufopferung auf die eine oder andere Art jemandem, oder einem höheren Ziel, mit leuchtenden Augen, bettelnd nach ein wenig Lob und Anerkennung. Welches sie nie erhielten.
Das blonde Mädchen wollte niemals eine von ihnen sein.
Sie wollte keine Schankmaid, die sich nicht wehren durfte, wenn ein Gast frech zu ihr war.
Zoe wollte keine Händlerin werden, mit einem kleinen Backwarenstand auf dem Marktplatz, die ihrem Mann all ihr verdientes Geld abliefern musste, und nie genug hatte um ihre eigenen Waren zu kosten.
Sie wollte vor allem keine der kleinen adeligen Fräulein werden, die zwar gebildet waren, aber nie schlauer sein durften, als die aufgeblasenen kleinen Adeligen, an die sie verheiratet wurden.
Auch wollte sie keine Sidhe werden, die mit ihren Tierpartnern dafür verantwortlich waren, das ganze Land vor Gefahren zu schützen, ohne je einen Gedanken über das eigene Leben zu verschwenden.

Warum nur. Und warum ging es den Jungen viel besser als den Mädchen?

Auch Noah behandelte Jungen anders als Mädchen.
Ihn hatte es nie gestört wenn Straßenjungen auf dem Marktplatz auf den Boden spuckten, sich wild auf dem Boden balgten, ihre Kleider zerrissen oder sich schmutzig machten.
Vielleicht war es aber auch so, weil sie nicht seine Kinder waren...

Zoe seufzte. Was hätte ihre Mutter dazu gesagt? Das traurige war, dass sie das nicht einmal wusste.
Sie ließ die Hände mit dem Lappen sinken.
Der Fleck hatte sich, da sie ihn direkt mit dem Lappen behandelt hatte sogar ohne teure Seife entfernen lassen.
Doch irgendwie fühlte sie sich immer noch nicht besser.

Das Mädchen schaute ein wenig betreten auf den Boden vor ihr.
Woher sollte sie denn wissen, was ihre Mutter dazu gesagt hätte.
Vielleicht wollte sie deswegen wie ihr Vater werden. Da sie nicht wusste, wie eine Mutter war. Was sie tat, was sie machte, und warum. Da sie nicht wusste was am "Frau und Mädchen sein" schön war.
Zoe fand nichts gutes daran. Sie sah nur, was Noah konnte, und sie nicht.
Und dass das meist Dinge waren, die "Mädchen nicht taten" oder für die sie "zu klein" war.
Angeblich.
Stoffe und Kleider weckten schmerzhafte Erinnerungen, und auch so etwas einfaches wie eine Haarnadel oder ein hübscher Gürtel erinnerte sie daran, dass sie niemanden hatte, der so war wie sie selbst.
Eine Frau, ein Mädchen.

Die Kinder in der Stadt hatten es gut. Sie hatten andere Mädchen um sich herum. Sie konnten sich gegenseitig Tipps geben, um nicht anzuecken, und sich beraten, sich streiten, zusammen reden und alberne Pläne machen. Gemeinsam Lieder singen oder sich mit Dingen bewerfen.

Wann hatte sie das letzte Mal gesehen, wie sich ein Mädchen verhalten sollte?
Wie lang war es her, seit sie mit Noah in der Stadt war?

Und Jungen? Sie wusste nichts über andere Jungen und Mädchen, wenn sie ehrlich war.
Ob die es nun besser oder noch schlechter hatten.
Wichtig war, sie wollte nicht tauschen.
Aber ob sich doch nicht noch ein Stückchen mehr Freiheit für sie herausschlagen ließ? Wenn sie jetzt ganz brav war?

Zoe sah durch das Fenster ins Haus, in das Noah gegangen war, um etwas zu holen.
Dann tauchte sie den Lappen in den Eimer und wischte die Krüge, Messer, Löffel und Brettchen vom Frühstück sauber. Auch den Tisch und die Stühle wischte sie sauber.
Eine Biene flog heran. Schnell verschloss Zoe das kleine steinerne Gefäß, in dem sie den Honig aufbewahrten. Die Biene hatte das Nachsehen. Zu spät, Biene.

Zoe lächelte schadenfroh, doch zu früh.

Die Biene summte verärgert um ihren Kopf, und Zoe schloss Augen und Mund, damit sie nicht hineinfliegen und stechen konnte.
Seit Zoe ein Mal von einer Biene in den nackten Fuß gestochen worden war, machte sie einen Bogen um diese Tiere. So ein Stich kann ganz schön weh tun, besonders wenn dabei der Stachel in der Wunde blieb.

Wild fuchtelte Zoe mit den Händen, als das Tier ganz nah an ihrem Ohr summte.
"Verschwinde!" flehte fast panisch sie in Gedanken. Und das Summen der Biene entfernte sich. Im Haus rumpelte etwas, Zoe schlug die Augen wieder auf und sah, wie Noah gerade zurückkam.
Noah nahm sich noch etwas Brot und räumte die abgespülten Dinge ein wenig zur Seite.

Was hatte er da mitgebracht?
"Für mich?" fragte Zoe mit leiser Stimme.
Eben schien er noch so verärgert über sie zu sein, und hatte sie mit einem nassen Tuch beworfen und nun schenkte er ihr etwas.

"Komm und pack das mal aus." sagte er.
Langsam hob sie die eine Ecke des Tuches an. Sie schaute, konnte aber noch nichts erkennen..

Zoe

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Beitragvon Noah » So 3. Mai 2015, 14:31

Zoe wirkte auf ihn verstört. Das war auch nicht verwunderlich. Das Gefühl unzulänglich zu sein war nicht schön. Es ist wohl eines der schlimmsten Befinden für ein Kind, wenn die größten Eigenleistungen nicht ausreichen vermögen, den Eltern gerecht zu werden. Für Noah war das nicht schwer zu erkennen. Seine gardistische Disziplin und Perfektion war für ein Kind schwer zu verstehen, wenn es das Gefühl bekam, dass es niemals eine Genugtuung gab und alles was mit Freiheit zu tun hatten, ihr verwehrt blieben. Dabei waren das immer nur die Dinge, die mit der Gefährdung ihrer Sicherheit zu tun hatte. Auf dem Markt musste er vorsichtig sein, denn man durfte ihn nicht als den erkennen, der er war. Dort kannten sie ihn immer nur unter "Der Holzfäller" Nicht mal der Name Noah war den Leuten bekannt. Er wusste wie man den Fragen des Namens ausweichen konnte und wies auch Zoe oft genug darauf hin niemandem zu sagen, wie ihr Vater hieß. Warum das so ist, hatte er selbst ihr immer verschwiegen. Sie wusste was er war, was er konnte, aber nicht wer er früher war. Ihre Mutter war eine Schneiderin und er war eben der Holzfäller, der einst in der Armee diente. Doch, dass gerade er ein hohes Amt in der königlichen Garde bestritt und ein enger Freund des Königs und der Königin war und mit ihr aufwuchs, das wusste Zoe bisher nicht.
Doch lange konnte er ihr das bestimmt nicht mehr geheim halten.
Allerdings musste sie auf all das vorbereiten. Denn eines war klar. Sobald sie es wüsste, würde sich alles ändern und sie müsse bereit sein sich verteidigen zu können. Auch ohne ihn.

All das war auch nicht einfach für ihn, weil er sie so sehr liebte, dass sein Leben ihm nichts bedeuten würde, wenn es nicht von Nöten wäre sie zu beschützen. Nur dafür lebte er noch. Für Zoe. Jeder Herzschlag schlug nur noch für sie.
Nun ging es um ein Paket, was er ihr gebracht hatte.

Würde sie es öffnen, dann würde sich darin eine Steinschleuder befinden. Sie war geschmirgelt, wie ein Holzgriff eines Stabes und mit einer besonderen Gravur. Es war die Schrift der Elben, mit einer bestimmten Bedeutung. Das Leder der Schleuder war sehr straff, aber dehnbar. Straff um damit eine hohe Distanz bzw auch viel Schusskraft damit rauszuholen. Das kleine Lederkörbchen, worin der Stein gelegt werden sollte war groß genug, um eine Walnuss darin zu verstecken. Ja, er hatte eine Steinschleuder. Sie war nicht einfach nur eine Schleuder, die er zufällig in der Kiste hatte, sie hatte eine besondere Bedeutung für ihn.

"Die Zeit ist gekommen."

Das war sie und mit einem sanften Blick, der sie und ihre Reaktion beobachtete, wollte er ihre Freude mit jeder Sekunde auffangen.

Noah

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Beitragvon Zoe » So 3. Mai 2015, 17:05

Die Zeit ist gekommen sagte er, und es lag so viel in seiner Stimme, dass sie begann zu begreifen, dass dies ein besonderer Augenblick war. Ein Augenblick an den sie sich ihr ganzes Leben lang erinnern würde.
Vor allem die Zartheit seiner Stimme und sein Blick, wie er sie betrachtete brachten sie dazu ihn noch einmal zu umarmen, bevor sie fortfuhr das noch eingewickelte Geschenk weiter zu betrachten.
Sie wagte es, sich an ihm festzuhalten und in scheuer Zartheit über seinen Rücken zu streicheln. Er roch nach Holz und einfach nach Noah. Es war ein Geruch, der Geborgenheit vermittelte. So geborgen, dass sie für einen kurzen Moment die Augen schloss und ihr sommersprossiges Gesicht gegen sein Hemd drückte.
Viel zu schnell, löste sie sich wieder, schob ihn so weit fort von sich, dass sie ihm in die Augen sehen konnte.

"Danke, ich bin schon so gespannt zu sehen, was da drin ist.."

Sie schlug das Tuch vorsichtig zur Seite, und versuchte dann das Lederband aufzuknoten, mit dem es verschnürt war. Der Knoten saß so fest, dass sie die Zähne zur Hilfe nahm, um ihm Herr zu werden.
Das erste was ihr ins Auge fiel waren Schriftzeichen, die sie nicht deuten konnte.

Er hatte sie öfter überrascht, aber dass er eine Schleuder im Haus hatte, hätte sie niemals für möglich gehalten. Diese Waffe war nichts mit dem sie ihn je gesehen hatte, auch nicht wenn sie ihn heimlich beobachtete, wenn er Übungen durchführte, mitten in der Nacht, während der Mond auf sein Gesicht schien und sie längst schlafen sollte.
Sie hob die Schleuder näher an ihr Gesicht, fuhr mit den Fingern staunend mit offenem Mund über die Schriftzeichen und als sie merkte wie perfekt die Steinschleuder war, konnte sie es gar nicht erst fassen.
Ihre hellen Augen leuchteten vor Freude als sie die Steinschleuder hielt und probeweise drehte, und von allen Seiten betrachtete.

Der Geruch des Waldes, und die Freude war nicht nur auf ihrem kleinen Gesicht zu lesen, sie erfüllte auch das Innere. Sie drang tief in das Herz des Kindes und ihres Vaters ein und verscheuchte dort die Gefühle der Angst und Leere. Zoe spürte Freiheit, Freude und Abenteuermut in sich aufwallen.
Es war fast so als umgäbe sie eine wundervolle Melodie, die zwar schon immer dagewesen war, die sie aber erst jetzt bemerkte. Während dieses innere Wohlgefühl verzauberte, blickte sie hoch in die Tannen und drehte sich vor Glück um sich selbst, während sie die Steinschleuder an sich drückte. Kurz blitzte der Himmel auf dann drehten sich wieder die Tannen um sie, zwischen ihnen sah Zoe den Vogel, der sie heute morgen geweckt hatte.

Nun verstand sie, sie war frei wie ein Vogel. Diese Erkenntnis beglückte sie so sehr, dass ihr Körper sich augenblicklich veränderte. Ihre Schultern, die eben noch mutlos heruntergehangen hatten, voller Ärger auf sich selbst und ihre Unfähigkeit strafften sich. Ihr Rücken wurde nun aufrecht und gerade. Ihr ganzer Körper schien von einer schweren Last befreit, die auf seine Schultern gedrückt hatte. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und ihre Augen leuchteten vor Freude. Sie breitete die Arme aus, als wollte sie die ganze Welt umarmen.
Sie hörte auf sich zu drehen und begann zu tanzen. Der Rhythmus ergriff die Füße des Mädchens, und ließ sie leichtfüßig wie eine Gazelle über die Wiese springen.
Sanft nahm sie ihren Vater bei den Händen und tanzte mit ihm über die Lichtung, zu einer Musik, die nur in ihrem Herzen spielte.

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Beitragvon Noah » Mo 18. Mai 2015, 01:57

Welch Fastination sie getrieben,
einen Tanz zu verüben,
nach einem Geschenk wie diesem?

War eine Frage, die Noah durch den Kopf ging, als er sein Leben vor sich tanzen und vor Glückseligkeit drehen und strahlen sah. Es bereitete ihm große Freude sie so zu sehen, was ein breites Grinsen bei ihm verursachte. Er, für einen Moment fernab voller Kummer und Sorge, die ihn Tag ein und Tag aus beschäftigte, seit vielen vielen Jahren. Immer alles mit Vorsicht bedacht, durch Perfektion getrieben, durch hartes und heimliches Training immer und immer wieder jedes Szenario durchlaufen, jeden möglichen Winkel des Waldes durchforstet, den Boden überprüft, wie ein paranoider Mann verfolgt von der Garde oder irgend jemandem der ihm seine Tochter wegnehmen will, hatte nur den Blick auf seine kleine Zoe. Ein Kind was den Anschein erweckte in einer heilen Welt zu leben, wo sie immer noch an kleine süße Tiere denkt, durch Blumenfelder läuft und sich am Tag erfreut, aber sich dann entpuppte, als ein kleveres Mädchen, was sich an der Schönheit des Tages erfreut, den Wald ihr zu Hause nennt, jedes Tier seinen Freund nennt und dennoch fest entschlossen sich rüsten will und trainieren will um den Gefahren zu trotzen will, die tatsächlich da draußen auf jeden lauern. Waren es seine Paranoia, die sie so reif werden ließen oder konnte sie sich tatsächlich an den Verlust ihrer Mutter erinnern, was ihre Tapferkeit und Mut verursacht hatte, sich den Gefahren der Welt zu stellen?

Was auch immer es war, er musste sie unterstützen. Denn mit der Schleuder viel der Startschuss zum täglichen Training und ihr Kinder Dasein hatte von nun an ein Ende. Sie wollte keine Lady mehr sein? Sie wollte den Wald durchforsten? Dann soll sie das haben. Aber erst wird sie zum Selbstschutz gedrillt. Viel laufen, Kondition ohne Ende. Stockkampf, denn Stöcke gibt es Unmengen im Wald, Präzision mit Bogen und Schleuder, denn man weiß nie was man in die finger bekommt. Einhand und Zweihand-klingen, denn wenn einem der Gegner nahe entgegen steht, kann man ja schlecht mit der Schleuder erschlagen. Dolchkampf, weil sie lernen muss ein Geist zu sein, dann muss man auch nah an jemanden heran kommen und ihn lautlos töten. Schleichen muss sitzen, sodass man sie trotz dickem Geäst niemals hören kann, geschweige dennoch sehen. Klettern, wird sie lernen. Egal ob Äste zum Hochziehen da sind oder nicht. Sie hat Dolche, damit sticht sie sich hoch, sie muss nutzen was sie hat und dafür soll sie alles lernen. Der Wald ist ihr zu Hause, der Wald schützt sie vor Gefahren, der Wald ist ihr Spielplatz, der Wald ist ihr Baumhaus, der Wald ist ihre Burg und diese Burg beschützt man mit allem was man hat.

Aber er musste ihr auch andere Dinge beibringen. Je mehr Macht man um jemand anderem hat, sei es durch Einschüchterung durch Charme, den sie definitiv hatte oder durch List, den sie auch hatte oder durch Waffen, den sie bald hatte, umso mehr Verantwortung und Achtung hat man auch vor seinem Gegenüber zu haben. Denn Töten ist nur eine Option zum Schutz und nicht um jemanden aus Gier oder Rache zu töten. Der Teil mit der Rache war eine Emotion die Noah gelernt hat mit umzugehen. Es war hart, aber er hat es unterdrückt. Das war wohl der Grund für seine Paranoia.
Doch nun musste er seiner Tochter erstmal alles zeigen.

Er ließ sich von seiner Tochter treiben und sie tanzten über den Platz. Als würde er die Musik hören, die ihr Herz durchtrieb, bewegte er sich in ihrem Rythmus, zu ihren Klängen, die er nicht zu hören vermochte, aber dennoch spürte. So hielt er seine Hand über ihrem Kopf, damit sie sich drehte unter seinem Arm immer wieder drehen konnte.
Ein Moment des Friedens, den er auskosten wollte. Dann nach einigen Einheiten nahm er sie in den Arm und drückte sie liebevoll, aber fest an sich. Er erdrückte sie nicht, aber es war zu spüren, dass er sie anders drückte als sonst. Es war wie ein Drücken, als würde er sich verabschieden und eine Träne huschte auch aus seinem Auge, auf sie hinab. Für ihn war es auch ein Abschied. Ein Abschied von der alten unschuldigen und unscheinbaren Zoe. Denn in Zukunft würde eine geheimnisvolle Zoe aus ihr werden und er wusste noch nicht, ob ihm das gefallen würde. So verabschiedete er sich im inneren würdevoll von ihr und weinte, mit ihr in den Armen.

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Beitragvon Zoe » Mo 18. Mai 2015, 20:13

Irgendwie war sie immer noch Noahs kleines Mädchen. Und egal welche Patzer sie sich erlaubte, er würde es ihr verzeihen. So wie es jeder Vater tat. Sie würde genau aufpassen und ihn weiter heimlich abends bei "seinen Übungen" beobachten, und diese dann im Wald nachahmen.
Auch wenn es am Anfang noch ausgesehen hatte, wie bei einem ungeschickten Tanzbären, fand sie, dass "ihre Übungen" gegen Luftgegner nun nach mehreren Monaten schon eleganter aussahen.
Nur ein Manko hatten Luftgegner, Bäume und Tannenzapfen als Ziele. Sie schlugen nicht zurück.
Und das Zurückschlagen war wichtig, denn man konnte nicht besser werden, wenn man nicht auch mal an einem Gegner scheiterte, ohne dass es gleich gefährlich wurde.

Da draußen gab es Dinge, die Fehler nicht verziehen.
Feuer zum Beispiel. Banditen, wilde Tiere.
Sie musste langsam lernen erwachsen zu werden.
Wie schnell es passieren konnte, dass ein geliebter Mensch auf einmal nicht mehr da war, wusste sie.
Sie wollte nicht hilflos sein. Sie wollte nicht die behütete Prinzessin sein, die nichts alleine konnte.

Sie löste sich von den Händen ihres Vaters und drehte sich tanzend im Kreis.
Bis sie fast über den Stock gefallen war, auf denen Noah den Bratapfel aufgespießt hatte.
Sie hob ihn auf und betrachtete den Spieß. Seine Rinde und Unreinheiten waren mit dem Schnitzmesser entfernt worden, so dass er sich zum Zubereiten von Nahrung perfekt eignete.
Aber nicht nur dass, auch sein Gewicht war ausbalanciert, weswegen er sich gut halten ließ, und man nicht so schnell ermüdete, wenn man ihn längere Zeit ins Feuer hielt.
Wenn Noah etwas machte, so unscheinbar es auch war, machte er es richtig.
Bei ihm gab es keine halben Sachen.
Dort wo der Apfel gewesen war, war noch immer etwas Saft, den sie abschleckte.

Dann schwang sie den Stock zum Spaß wie einen langen Degen. Es war eigentlich nur ein Spiel, da der Stock so gut in der Hand lag, dass man ihn nicht nur zur Zubereitung von Essen verwenden konnte.
Es war eine der Ausfallschrittübungen, die sie sich des Nachts bei ihrem Vater abgeguckt hatte. Und dann so oft heimlich trainiert hatte, bis dieser Schritt und der Schwung ganz wie von selbst kam.
Wenn man etwas immer und immer wieder tat, ging es irgendwann ins Unterbewusstsein über, so dass man es nicht willentlich abrufen musste.

Sie kannte auch die folgenden Schritte, die Noah nachts heimlich ausführte. Aber da sie nicht wollte, dass er wusste, dass sie ihn aus ihrem Zimmerfenster beobachtete, beließ sie es bei dem einen.
Was sie, wenn sie darüber nachgedacht hätte, vielleicht auch besser hätte lassen sollen.

"En garde!*" rief sie spielerisch und fuchtelte nun eher ungestüm mit dem Stock herum. Dann grinste sie.


(*En garde! - französisch für ‚Vorsicht‘ - Ein Kommando aus dem Bereich des Fechtens, das die Fechter auffordert, sich zum Kampf aufzustellen)

Zoe

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Beitragvon Noah » Mo 25. Mai 2015, 23:12

Also wenn jemand mit Spaßkämpfen keine guten Erfahrungen gemacht hat, dann Noah. Aber er war ein Ex-Gardist und da muss er sich beherrschen können. So ließ er sich auf das Engard ein. "Dann komm mal her" sagte Noah, der sich einen Holzklotz nahm, der für das Lagerfeuer war. Er war gefällt und gehackt, sodass er breit wie ein muskulöser Oberarm, wie der von Noah, war und lang wie ein Kurzschwert war. Nur hielt er es mit zwei Händen an den Enden.
Dieses Stück galt ihm eher wie ein Schild, denn Aber war das Wichtigste.

Solange er immer was hatte wohinter er sich decken konnte, brauchte er auch nicht mehr. Mit einem Schwert konnte er blocken, mit zwei Dolchen, konnte er blocken, selbst mit der Schleuder konnte er ausweichen und die Waffe aus der Hand schlagen, weil Leder und Gummi gut zwiebelte auf der Haut. Noah lächelte, aber unterschätzte mal nicht seine Tochter. In ihr schlummerte ein sehr intensives und sehr ausgeprägtes Talent, was sich in der späteren Reife ihrer Entwicklungen zu einer Waffe entwickeln wird. Davor hatte der Holzfäller großen Respekt und er wartete nur darauf, dass endlich dieses Kind zu dem wird, wozu sie bestimmt war. Klar, war er nicht erfreut, wenn es dann soweit wurde, aber er wusste, dass es kommen würde und da würde ihm die Entwicklung sehr freuen und er wäre gespannt, was es ergeben würde.

"Zeig mir mal was du kannst."

Noah

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Südwald - Lichtung

Beitragvon Zoe » Di 26. Mai 2015, 07:33

Zoe hatte es nicht wirklich allzu ernst gemeint, und wenn sie nun sämtliche Übungen die sie beobachtet und wiederholt hatte, abrief, dann wusste Noah, dass sie ihn beobachtet hatte.
Das wollte sie um jeden Preis vermeiden.
Er sollte nicht wissen, dass sie schön geübt hatte. Das würde ihr hoffentlich einen Vorteil verschaffen.

Sie musste ihre eigene Taktik anwenden, so dass er nicht merkte, dass sie hier eigentlich seine eigenen Schläge gegen ihn führte.
Übte sie sonst feststehend an einem Platz, wollte sie nun die meisten Schritte tun, um Distanz zwischen ihr und Noah zu halten.

Außerdem wusste sie nicht, ob sie auch jede Bewegung richtig ausführte, oder ob sich durch die ständigen Wiederholungen Fehler eingeschliffen hatten. Sie hatte ja immer alleine geübt.
So wie er, jedoch hatte er jemanden gehabt, der ihm diese Schritte, Schläge und Bewegungsabläufe gelehrt hatte. Sie hatte sie nur durch Beobachtung erlernt.

Wenn man etwas übte, hatte man am besten jemanden bei sich, der sich damit auskannte, und der notfalls korrigieren konnte.
Jemanden, der ihr sagen konnte, "falsch." und "halt das so". Das hatte sie sich immer gewünscht.
Nun hatte sie die Chance dazu.
Wenn er sie nur nicht als untalentiert ansah, und es aufgab ihr Dinge beizubringen, die man sonst Söhnen beibrachte.

Aber wie sollte sie nun angreifen? Sollte sie überhaupt angreifen? Er war schließlich im Vorteil. Er war viel größer und stärker als sie. Aber sie.. Sie war wendig und schnell. Zumindest bildete sie sich das ein.
Es wäre doch gelacht, wenn sie ihm nicht entwischen würde.

Sie würde es wagen. Angriff. Jetzt.

Zuerst machte Zoe den Schritt, den sich auch immer bei Noah beobachtet, hatte.
Diesen Schritt machte Noah, wenn er seine Übungen begann. Schritt nach vorn, leicht federnd in den Knien.
Der Schritt war nicht allzu groß, um festend Stand zu garantieren. Und im selben Moment, wie sie den Fuß setzte hieb sie den Stock mit beiden Händen gepackt im Halbmondschwung nach vorn.
"Ha!" rief sie beim Schlag, um in mit ihrer Stimme noch mehr an Wucht mitzugeben.

"Klack." machte es und im selben Moment wich sie blitzschnell zurück, um nicht ihrerseits getroffen zu werden.

Zoe hatte nicht erwartet, Noah direkt beim ersten Schlag an einer ungeschützten Stelle zu treffen.
Wichtiger war es, selbst nicht getroffen zu werden.
Sie tänzelte geschickt zurück, versuchte seine Reaktion vorherzuahnen, wie bei dem Hirsch, bei der sie in den Augen sah, wann er sie entdeckt hatte, und ins Unterholz weghuschen würde.

Sie behielt sowohl Noah, als auch seine Waffe im Auge und umkreiste ihn langsam in der Distanz einer Stocklänge.
Wenn er angreifen wollte, dann würde er einen Schritt auf sie zumachen müssen, also behielt sie seine Beine im Auge.
Wenn er nicht angreifen wollte, dann würde sie einen weiteren Schlag wagen.

Zoe merkte, dass sie zu viel nachdachte, schaltete ihren Kopf aus, und ließ ihren Körper und ihre Intuition reagieren.

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Beitragvon Noah » Sa 30. Mai 2015, 11:13

Somit begann die erste Trainingsstunde und Noah musste nun erstmal herausfinden, was die kleine Süße alles drauf hatte. Wie stark war sie? Wie wendig war sie? Wie schnell war sie? Hatte sie Hemmungen? Griff sie immer an der selben Stelle an? Blickte sie immer erst dorthin, wo sie hinschlagen wollte? Konnte man ihre Bewegungen lesen? Benutzte sie erst die Schulter, dann die Waffe, beim Schlagen? Nutzte sie ihre Vorteile? Ließ sie Stellen an ihrem Körper ungedeckt? Griff sie blitzschnell an und löste sich gleich wieder? War sie unsicher? Schwitzte sie? Das waren alles so typische Fragen, womit man den Gegner lesen konnte wie ein Buch. Binnen Sekunden erschienen in den meisten Fällen auch die Antworten. Bei ihr war es natürlich aktuell noch Vorsicht, die ihre Angriffe bestimmten. Sie war schließlich Anfängerin.

Aber der erste Angriff von ihr war nicht der erste in ihrem Leben. Sie hatte sich damit schon mal auseinander gesetzt. Das war klar. Der Schritt, den sie machte, war ihm bekannt. Das Schlitzohr. Entsprechend folgte ein Schlag, der von oben auf ihn zu kam. So ging sein Unterarm, der von dem Holzblock geschützt war zum Block nach oben, auf Stirnhöhe. So konnte er unter ihm hindurch zu ihr schauen und sehen, was ihre nächsten Bewegungen waren. Hinter dem Schlag war auf jeden Fall schon mal ein guter Wumms hinter. Für ihn natürlich keine Schwierigkeit, weil er um einiges schwerer war, als sie. Aber sie könnte damit schon jemanden verletzen, bei der richtigen Attacke. Das war schon reine Physik.

Doch um sie nicht lange pausieren zu lassen und ihr zu zeigen was die größte Angst bei einem Angriff war, ginge er gleich zügigen Schrittes mit dem Block weiter auf der Höhe und dann senkend auf ihre Augenhöhe, um ihre Sicht zu versperren, auf sie zu. Es war wie ein schneller Angriff, wo man auf die Angriffsbewegung wartete, die aber bei dem Angriff gar nicht vorgesehen war. Es war eher sowas wie ein Rammbock, der ein Stadttor aufbrechen sollte. So konnte er sie bedrängen und ihr die Orientierung, die Stabilität und Sicherheit nehmen, weil sie sich schließlich in der Rückwärtsbewegung befinden musste oder eben stehen bleiben und sich rammen lassen. Alternativ gäbe es da natürlich noch, wenn sie nicht überrascht wäre von dem Angriff schnelle Positionswechsel in die seitliche Richtung, immer um ihn herum. Insofern man nicht überrascht wäre.

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Beitragvon Zoe » Mo 1. Jun 2015, 06:49

Mit einem Gegenangriff hatte Zoe gerechnet, deswegen hatte sie ja sofort nach dem Angriff eine Stocklänge mehr Abstand gehalten, was ihr allerdings nur einen minimalen Vorteil verschaffte. Denn er überraschte sie mit seiner Schnelligkeit und Wucht.
Das hier war etwas ganz anderes, als alleine im Wald zu stehen und auf Bäume einzuschlagen, die sich nicht wehrten, und sie begriff: Es war kein Spiel mehr.
So hatte sie ihn nicht eingeschätzt, und auch in den von ihr beobachteten Übungen, kam ein solcher Zug nicht vor.

Sie versuchte panisch, seitlich auszuweichen, verlor aber dabei das Gleichgewicht und bevor sie fiel nutzte sie den Schwung um sich auf dem Boden abzurollen, damit sie sich nicht weh tat.
Dies sah keinesfalls grazil aus, war aber effektiv, dem Schlag war sie entkommen, und "gestürzt" war sie auch nicht. Aber was war mit dem nächsten Schlag? Sie war keinesfalls aus der Gefahrenzone.

Wenn Zoe an der Position wäre, würde sie jetzt blitzschnell nachsetzen, den Stock an die Kehle des Gegners halten und ihm keine Chance lassen, wieder aufzustehen.
Eine denkbar ungünstige Position, in der man nicht verharren durfte. Blitzschnell war sie wieder auf den Beinen.
Hatte es genügt?
Noch hatte sie keinen Schmerz gespürt.
Wütend über sich selbst, und dass sie den Angriff nicht so hatte kommen sehen, wirbelte sie herum.
Den Stock wie zum Schutz und zur Abwehr gehoben, um den nun folgenden nachsetzenden Schlag zu vermeiden, denn Zeit zum Angriff hatte sie nicht mehr.

Für einen Sekundenbruchteil, war sie versucht, die Augen vor dem zu verschließen, was da auf sie zukam, doch ohne zu sehen, konnte man Schläge nicht abwehren oder erahnen woher sie kamen.
So beobachtete das Mädchen ihren Vater genau, welcher Muskel würde sich regen, welcher der Übungen die sie bereits beobachtet hatte würde nun folgen. Wie reagierte man am besten darauf? War ihre Abwehrhaltung stark genug den Schlag zu parieren?

Sie verstärkte ihren Griff. Die Muskeln ihres Armes waren gespannt.

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Beitragvon Noah » Sa 13. Jun 2015, 15:56

"Wo willst du hin?"

sagte der Ex-Gardist zu seiner kleinen Tochter und gleichzeitig neuen Schülerin. Ein typischer Anfängerfehler sich nach hinten oder zur Seite abzurollen. Denn mit einer solchen Richtung gab man seinem Gegenüber mehr Raum. Was der Gegner aber nie bekommen durfte war mehr Raum. Er brauchte ja immer nur seine Richtung zu korrigieren und war dann weiterhin noch in der Vorwärtsbewegung und konnte sich immer wieder aussuchen was für einen Schlag er wo platzierte. So rannte er noch schneller auf sie zu, sodass er über ihr stand und brüllte wie ein Löwe auf sie zu. Dann löste er seine Schildhaltung und machte zwei Schritte wieder zurück.

"Wenn du angegriffen wirst, musst du schauen, dass dein Gegner dich nicht erschlagen kann. Das heißt, wenn er eine lange Waffe hatte, dann musst du innerhalb seines Radius sein. Wenn er ein Schild hat, musst du innerhalb seines Schildes sein. Grundsätzlich gehen Verteidiger immer aus dem Schwertradius raus, um von der Klinge nicht getroffen werden. Sie weichen auch immer so aus und greifen eine Person immer da an, wo keine Klinge ist.
Aber du bist schnell und wendig und hast den Weg des flinken Wiesels gewählt. Du hast den Weg des Unerwarteten gewählt. Ein Geist verschwindet und taucht woanders immer wieder auf. So renne nicht zurück und gib mir Raum schneller auf dich zuzurennen, sondern gehe ich vorwärts gehst?"

So erwartete er nun die passende Antwort. Sie war kein Frontalgegner, denn dafür war sie zu klein und schwach. Sie war ein Listgegner, denn sie war klein und schnell. Kleine und schwache Gegner hatten den Vorteil, dass sie von ihren Kontrahenten immer unterschätzt wurden bzw haben die großen Gegner sich meist überschätzt.

Schließlich hielt Noah sein Holzstück wie ein Schild. Das heißt er verteidigte. Wenn er also unerwartet offensiv angriff, dann musste die kleine, zierliche Zoe auch entsprechend unerwartet handeln und auch offensiv reagieren. Wer ahnt schon, dass jemand sich in greifbare Nähe begab?

Darin lag aber eben der Trick. Noah war eher derjenige, der im Nahkampf seinen Gegner mit vielen kräftigen Schlägen zusetzte, bis die Kondition des Anderen nachließ und er ihm den Kopf abschlagen konnte. Zoe war anders.

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Beitragvon Zoe » Sa 13. Jun 2015, 18:04

Schlägen auszuweichen war gar nicht mal so einfach, selbst wenn man so flink und wendig war wie sie.
Hmm, ja, wo wollte sie hin. Sie wollte so weit fort, dass sie ihn noch treffen konnte, aber er sie nicht.
Das ihre Arme so kurz waren und seine so lang war ein nicht zu unterschätzendes Problem. Sie wollte in keinem Fall in die Reichweite seiner Schläge kommen, denn wo sie aufgrund ihrer geringen Kraft und Körpergröße unzählige, schnelle Hiebe brauchte, um jemanden zu besiegen, musste er nur einmal kurz und heftig treffen und es war vorüber.

Die einzige Position, in der sie im Vorteil war, war wenn sie sich hinter ihm befand. Am besten mit dem Schwert an seinem Hals.
Aber wie gelangte man in den Rücken eines Gegners, noch dazu eines ausgebildeten, körperlich überlegenen Gegners? Sie beobachtete ihn. Seinen Kopf zu treffen war quasi unmöglich, sie müsste den Stock über ihrem Kopf schwingen, hatte dann kaum noch Wucht und was noch schlimmer war, war ihr ganzer Körper ungedeckt.
Auch Hals oder Herz waren schwierig zu erreichen, wenn ein größerer Gegner noch auf den Füßen stand.
Sie musste ihn zu Fall bringen, um eine Chance zu haben.
Er war kein Baum, der sich nicht rührte.
So ein verdammter Fehler sollte ihr nicht noch einmal passieren. Doch wie konnte sie ihre Schnelligkeit geschickt ausspielen?

"Auf dich zu, nach vorn." Sagte sie, und versuchte mit dem Stock, den sie blitzschnell führte gegen sein rechtes Schienbein zu schlagen, das gerade ungedeckt war.
"Ha!"
Schaffte er es schnell genug den Schlag zu parieren?

Blitzschnell versuchte sie hinter ihn zu kommen, jedenfalls so weit um ihn nun von hinten in die Kniekehle zu schlagen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.

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Beitragvon Noah » Sa 13. Jun 2015, 22:27

Wenn man Zoe was ansehen konnte, dann die Begeisterung und Konzentration, wenn sie unbedingt was wollte. Beispielsweise wenn sie ein Kleid nähte, dann sah man ihr die Konzentration und Präzision genau an.
Auch wenn sie was total faszinierte, hatte sie ein Funkeln in den Augen, so wie eine Fokusierung, dass um sie herum hätte alles passieren können. Sie wäre auf nichts mehr abzulenken gewesen. Wie ein Adler, hätte sie den Blick nur auf diese Sache gehabt.
Und genau diesen Blick hatte sie auch in diesem Trainingskampf. Es ging ein gezielter Schlag von ihr gegen sein Schienbein, was gut gezwiebelt hat, aber ihn nicht sonderlich physisch beeindruckte. Er war lediglich von ihrem Enthusiasmus beeindruckt, gleich immer wieder in den Angriff zu gehen. Blitzattacken waren ihr Ding, wie man erkennen konnte. Allerdings waren sie zu offensichtlich. War eine Aktion gerade mal ausgeklungen, war sie bereits wieder in der Vorwärtsbewegung und das war zuviel des Guten. Das lief alles auf Kosten ihrer Kondition und das musste man sich immer bis zum Schluss bewahren, weil das sonst der Tod bedeuten könnte.

"Nenne mir die Schwachstellen eines Menschen. Greif mich nicht immer gleich an, sonst brauche ich nur warten bis du erschöpft bist und dann mach ich kurzen Prozess. Keine Kondition, bedeutet keine Konzentration und das sorgt für Fehler. Also, geh auch mal in eine Abwehrhaltung Schatz!"

So ging er zurück und wieder in eine Abwehrhaltung. Doch diesmal schmiss er den Stock weg und kämpfte Waffenlos.

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Beitragvon Zoe » So 14. Jun 2015, 09:18

Abwehrhaltung, das hatte sie gegen ihre Phantasiegegner nie gebraucht, deshalb war sie unsicher. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie Schläge parieren müssen. Und alles was sie wusste, wusste sie aus den beobachteten Raufereien von Gassenjungen und den beobachteten Übungen ihres Vaters.

Die Jungen hatten den Kopf geneigt und mit ihren Fäusten ihr Gesicht geschützt, außerdem hatten sie sich einen sicheren Stand gesucht, um nicht beim Angriff umzufallen.
Dies tat sie, aber die Abwehr mit einem Stock war doch etwas anderes als die Abwehr mit Fäusten.

Sie hielt den Stock vor ihr Gesicht.

"Zeig mir wie man abwehrt. Wie halte ich den Stock am besten? Ist unterschiedlich, je nach dem was man schützen möchte, nicht wahr?"

"So?" Sie hielt unsicher den Stock vor sich.

Die Schwachstellen des Menschen. Sie überlegte. "Bei sandigem Boden könnte ich versuchen, etwas Staub aufzuheben und den Gegner damit zu blenden. Die Augen sind eine Schwachstelle.
Wenn man nicht mehr sehen kann, stolpert man herum."
Wenn sie schon nicht mit dem Schwert in die Reichweite der Augen kam. Werfen konnte sie gut.
Aber mit einem Stock konnte man diesen Angriff auf die Augen nicht blocken. Sie zu schließen war in dem Moment das klügste was man tun konnte, doch auch dadurch war man im Nachteil. Wenn sie nicht an den Kopf kam, ihr Gegner auf jeden Fall. Hier war ihre geringe Größe von Nachteil und sie war sich unsicher, wie und ob sie einen Schlag gegen den Kopf parieren konnte.

"Wenn man jemanden gegen das Schienbein tritt tut es auch sehr weh. Du hast jetzt deinen Oberkörper mit dem Dings geschützt. Da muss es also auch noch Stellen geben, die man treffen kann. Nur weiß ich nicht genau, wo."

Die einzige Möglichkeit zu lernen, war, sich einzugestehen, was sie nicht wusste. Auch wenn das ein Schritt war, der erst einmal ein wenig peinlich erschien. Aber besser sie offenbarte ihre Schwächen, als dass sie ihr später zum Verhängnis werden würden. Ihr Schienbein mit den Stock zu schützen gelang nur schwer, sie hatte lange gerade Beine.

Noch eines hatte sie sich von den Buben abgeguckt. Meist war bei ihnen der Kampf nach einem gezielten Tritt beendet und der getroffene krümmte sich vor Schmerz in der Ecke. Sie selbst war auch schon einmal auf einem Baum ausgerutscht und mit ebenjener Stelle auf einen Ast geknallt, ihr hatte es nicht "so" sehr weh getan. Folglich funktionierte das nur bei männlichen Gegnern.

"Bei Männern kann man noch ein wenig höher treten. In die Mitte zwischen die Beine."

Sie grinste.

"Würde ich natürlich zur Übung nicht machen, es scheint unheimlich weh zu tun.. es sei denn jemand packt mich von hinten."

Sie tänzelte um ihn herum, um ihn von hinten zu betrachten und dort Schwachstellen auszumachen.

"Wenn ich hinter jemandem stehe, dann würde ich nie Knie anvisieren."

Leicht berührte sie seine Kniekehle. Logisch war das wohl schlüssig, nur hatte sie es nicht so wie geplant ausführen können, dass er fiel und seine Größe keinen Vorteil mehr dar stellte.

"Damit der Gegner stolpert, dann würde ich nachsetzen, denn wenn er stolpert komme ich an seinen Hals. Wenn ich da die Klinge habe, ergibt er sich, oder er ist tot."

Ob das alle Schwachstellen waren, die man schützen musste? Ob es richtig war, was sie gesagt hatte?

"Ich glaube von Verteidigung weiß ich nicht so viel, ich bin immer weggelaufen, wenn mich jemand verhauen wollte."

Sie kam hinter seinem Rücken hervor mit roten Wangen und hängenden Schultern.

"Und jemanden der so groß ist wie du, den würde ich eh nicht angreifen. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass ich gewinne."

Sie ließ den Stock sinken.
"Ich gebe auf, für heute. Du hast gewonnen. Es ist dumm einen Kampf anzufangen, wenn man nicht mal Schwachstellen und Verteidigung beherrscht."

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