An einer alten Wasserstelle

Das karge weite Land von Torlamun

Moderator: Taran

An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Lamaria » Fr 17. Jun 2016, 23:58

"Haaaaaaaaalt!" Beloff hob den Arm und der Trupp kam mit gelangweilt wirkender Gemächlichkeit zum Stehen. Die meisten wussten ja, welch prächtiger Anblick sich vor ihren Augen in Glanz und Glorie präsentieren würde: Rotes Geröll, einige harte Dornengewächse, die kaum kniehoch wurden, scharfkantige Steine, ein paar rissige krumme Balken, über denen sich zerschlissene Lederhäute als Bedachung spannten und darunter ein Loch, das sich "Brunnen" schimpfte und aus dem nur wirklich Verdurstende noch eine braune Brühe ziehen und trinken würden.
Zum Glück hatten sie ihr eigenes Wasser mit und um diese Jahreszeit war es selbst bei - mal wieder - wolkenlosem Himmel noch nicht unerträglich heiß. Trotzdem hatte niemand etwas dagegen, dass sie hier auf die Quima warten sollten, die sie zur Küste begleiten würden, statt sofort weiter durch die spätere Mittagszeit hindurch zu reisen.

Beloff sah sich auf den Sattelknauf gestützt um, als würde er den Ort zum ersten Mal sehen und nickte gemächlich. "Absitzen, die Planen aufbauen, absatteln", befahl er und ließ die Worte einen Moment wirken. In dieser Reihenfolge also. Lamaria vermutete, dass er in Betracht zog, dass die Steppenstrolche schon sehr bald zu ihnen stoßen könnten und dass man sich dann nicht die Mühe machen würde, die Pferde noch erst wieder zu satteln. "Oder will er die Möglichkeit zur Flucht lassen, falls wir reingelegt und überfallen werden?", dachte sie halb sarkastisch. Wohlweislich rührte sie sich zunächst nicht, während langsam wieder Bewegung in den Haufen kam und die ersten absaßen.
"Überfallen? Wenn hier ein größerer Haufen als erwartet käme, hättet ihr doch selbst bei abgesattelten Pferden noch Zeit, wieder aufzusitzen und zurück zu reiten", erwiderte Grava, während sie das Maul zu einem herzhaften Gähnen aufriss und sich danach einmal über die rechte Vorderpfote leckte. Zwei Klauen hatte sie komplett dort eingebüßt, eine war so übel gerissen, dass sie unbrauchbar war und das Nagelbett auf diesen kantigen Steinen beim Laufen schmerzte. Die junge Frau sah mit scheinbar regloser Miene, doch innerlich besorgt zu ihr herunter. "Geht es?"
"Hör auf. Ich frag dich schließlich nicht das Gleiche, oder?"
Lamaria zog die Luft ein und wandte den Blick ab, ließ ihn über die trostlose Ebene gleiten. Erwischt. Die frische Haut über den fünf Peitschenhieben, zu denen man sie verurteilt hatte, zog und juckte noch bei fast jeder Bewegung des Rückens - was gerade während eines Ritts zu Pferde also zu einem Dauerzustand wurde.
Grava hatte sie nach der Tortur in ungewohnter Fürsorge gefragt, ob sie die Wunden nicht heilen wolle, aber Lamaria hatte es abgelehnt. Nein, die Narben waren eine weitere schmerzende Erinnerung an eine Lektion, die sie nie vergessen wollte: eine Lektion darüber, was es bedeutete, einen Offizier der Zar'Dras zu töten, auch wenn sein Rang noch niedrig gewesen war. Eine Lektion darin, was es hieß, betrogen zu werden. Eine Lektion, was es mit sich brachte, wenn man nicht ständig in alle Richtungen aufmerksam war. Vor allem aber die Lektion, zu was diese Dreckskerle, die sich Männer schimpften, imstande waren, wenn sie sich von dem widerlichen Ding zwischen ihren Beinen lenken ließen. Ihre Faust ließ das Leder der Zügel leise knirschen und Grava sah aus schmal gewordenen Pupillen zu ihr hoch, als sie fühlte, wie ihre Partnerin wieder von Zorn, nein Hass, durchflutet wurde.

"Umgebung sichern!", rief Beloff und Lamarias "Zu Befehl!" klang so routiniert prompt, wie es ihr beigebracht worden war, aber eine deutliche Spur zu scharf, so dass der nicht besonders große, aber stämmige Leiter der Truppe ihr ebenfalls aus schmalen Augen nachsah.
"Du musst mehr aufpassen!", mahnte Grava sie und ein leises Fauchen begleitete ihre zurechtweisende Sorge. "Ich passe doch auf", knurrte Lamaria in Gedanken zurück und suchte den Horizont nach verräterischen Staubwolken oder gar sich bewegenden Schatten ab. "Ich meine, auf dich", belehrte die Katze sie ungerührt weiter und erregte für einen Moment damit direktere Aufmerksamkeit. "Sie haben dich im Auge und werden dir regelrecht unterstellen, dass du weiteren Mist bauen wirst, wenn du dich nicht im Griff behälst."
"Ich! Mist bauen?! Dieser verdammte Hurensohn hat..."
"ICH weiß es! Jeder weiß es. Der Unterschied ist: die anderen interessiert es nicht! Verstehst du das?!"
Lamaria entließ den Atem durch die Nase.
"Ja...", flüsterte sie leise. Gravas Ohren zuckten, während sie neben Lamarias Pferd hertrabte.
"Ich habe einige Gespräche mitgehört. Es macht die Runde. Und es geht nicht darum, DASS du ihn getötet hast, sondern es geht darum, WIE.
Und es ist ja auch nicht so, dass Doran keine Freunde gehabt hätte..."

Wieder ein längeres Durchatmen der Menschenfrau, während ihr Blick kurz sehr müde wurde.
"Ja doch. Ich verstehe, wirklich. Ich versuche, mich besser im Griff zu behalten."
Es gab einiges, was Lamaria im Moment nicht verstand. Oder kaum. Es war äußerst ungewohnt für sie, dass Grava sich seit dem Zwischenfall kaum von ihrer Seite fort bewegte und mehrfach sogar an sie geschmiegt hatte, körperliche Nähe duldete. Es hatte unglaublich gut getan, und das war eine der Sachen, die sie kaum verstand - oder nicht verstehen wollte. Sie verstand nicht dieses seltsame Gemisch aus Ehrfurcht, Angst, Zorn, Strenge, Nachsicht, johlendem Beifall, sadistischer Schadenfreude und leisem Mitgefühl oder Verständnis, was sie nach der "Zombienacht" umgeben hatte. Sie verstand nicht, was man jetzt eigentlich genau von ihr erwartete. Dass sie selber Offizierin würde, konnte sie sich die nächste Zeit abschminken, das war so klar wie der Himmel über ihnen. Sie verstand, dass diese Reise hier trotz der Peitschenhiebe ebenfalls noch Teil der Disziplinarstrafe war, aber sie verstand nicht, warum es ausgerechnet ein solcher Auftrag geworden war. Er war öde. Zur Küste reisen, Waren von den Schmugglern holen und zurück nach Dras'Loran bringen. Er konnte sicher genauso gefährlich werden, wie er langweilig war, schließlich würden sie es mit verfluchten Quima zu tun bekommen, aber...
was wollte man jetzt von ihr?

Sicher keine schlampige Absicherung der Umgebung, also ritt sie einen gründlichen großen Bogen um den vereinbarten Treffpunkt, der sich ungefähr eine Tagesreise südlich von Dras'Loran befand und schaute sich sorgfältig um, ob es Plätze für mögliche Hinterhalte gab, oder irgendwelche Hinweise darauf, dass sie schon bald den erwarteten Besuch bekämen.
Nichts.
Bis jetzt jedenfalls noch nicht. Es gab einige leichte Gefälle im Boden, aber das Land war insgesamt so platt, dass man sogar noch exzellent den Berg sah, in dem sich die immer größer werdende Festung der Zar'Dras befand. Eine Tagesreise, und die Stadt wirkt so nah... Sie musste kurz an Vigo denken. Daran, wie er auf Steinen wie diesen gestorben war, für ein Kind, mit dem er eigentlich nichts zu tun gehabt hatte. Das schien schon so lange her, aber sie würde diese geröchelten Worte nie aus dem Kopf bekommen: "Du musst Sand... an... - Sand!"
Was für Sand?! Mit gefurchter Stirn sah sie auf den Boden und verfluchte dieses dreckig rote Geröll, das sie immer an sein Blut erinnern würde, und wessen Blut auch immer hier noch alles vergossen worden war.
"Was für Sand?", fragte Grava irritiert und Lamaria sah leicht überrascht zu ihr. Hatte sie gerade laut gedacht? Hatte sie doch gar nicht gewollt. "Keine Ahnung", sagte sie einfach schlicht und erntete ein verwirrtes Fauchen.
Sie kehrten zu dem Brunnen zurück und Lamaria machte ordnungsgemäß Meldung:
"Keine Feinde gesichtet, keine Gefahren in unserer Umgebung, Kommandant!"
Inzwischen waren einige Planen aufgestellt, die Schatten spenden sollten und die ersten machten sich nun auch daran, die Pferde abzusatteln und ihnen nochmal zu trinken zu geben. Ein Lastkarren, der von zwei kräftigeren Pferden gezogen wurde, war Teil des Trupps, der insgesamt aus neun Personen bestand. Beloff nickte: "Gut. Hoffen wir also, dass sich unsere Freunde nicht nennenswert verspäten... Ihr könnt absitzen. Macht Euch nützlich."
"Freunde...", dachte Lamaria abfällig. Wenn es nach ihr ging, konnten diese staubigen Banditen auf ihren flohverseuchten Ponies bleiben, wo der Seetang wuchs. "Zu Befehl." Wenigstens schien sie nun ruhiger. Nur Gravas Ohren zuckten noch immer nervös hin und her, nahmen die Geräusche der Umgebung auf.




16.Kiriat, Vormittag
Lamaria mit Grava, mehrere NPCs (Anführer: Beloff)
Ein Trupp aus neun Zar'Dras kommt zu einem alten Brunnen eine Tagesreise südlich vor Dras'Loran und richtet einen provisorischen Rastplatz ein, um auf eine Gruppe Quima zu warten. Lamaria übernimmt als Späherin die Aufgabe, die Umgebung zu sichern, entdeckt nichts nennenswertes.

Lamaria

Benutzeravatar
 
Beiträge: 14
Registriert: Mi 15. Jun 2016, 22:02


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Tenebrae » So 19. Jun 2016, 03:22

Das Pferd stolperte abermals. Nicht das erste Mal und wohl auch nicht das letzte Mal für die nächste Zeit. Der Graue war erschöpft. Nicht, dass man es ihm ansah, oder seinem Reiter, doch beide umgab diese stoische Aura und das sture Geradeheraus-Fokussieren, als hätten sie keinen Nerv und keine Kraft mehr für etwas anderes als einen Schritt nach dem anderen zu tätigen. Im Falle des Pferdes war das auch durchaus so. Der Reiter dagegen hatte einfach eine Leere im Kopf, ausgelöst durch zu viele Ereignisse und zu wenig Reaktionszeit und Erfahrung auf einmal. Grimmigkeit. Grimmigkeit umgab das Duo. Denn es waren nur diese Zwei, die sich einen Weg durch die Geröllwüste suchten und nicht einmal mehr die Muse entwickelten sich Tagträumen hinzugeben. Dass sie dabei geradewegs auf Schwarzburg zu ritten förderte auch nicht die Laune des Reiters, der mit Vehemenz auf den Schemen am Horizont starrte, der die Sicht verpestete. Mittlerweile teilte sie den Groll vieler ihrer Brüder. Mittlerweile teilte sie ihn nicht einmal mehr wegen abergläubischen Vorbehalten, sondern weil sie eine der Wenigen war, die das größere Bild kannten unter den Quima. Und dieses Bild war unschön. Und beängstigend, wenn der Reiter ab und an sich Zeit ließ über den Groll hinaus zudenken und NACHzudenken. Nichtsdestotrotz entschied sie sich jedes einzige Mal den brüchigen Frieden zu wahren. Und das schürte noch mehr Hass sich dieser Notwendigkeit zu beugen, statt ihren Instinkten freien Lauf zu lassen. Schwarzburg war ein Segen und ein Fluch. Und für die Quima auf Dauer Letzteres. Ein Fluch des Höchsten Wesens – so nannte man die Zar'Dras bei der Schamanin. Einen Fluch und eine Herausforderung. Und genau diese beide Sachen erwarteten den Botenreiter, der sich langsam, aber stetig dem Treffpunkt näherte. Ein ganzes Stück vor besagtem Platz gönnte sie sich und ihrem Pferd eine Pause, stopfte eine Frucht der Wasserwurzel in den Mund und fütterte ihr Pferd mit ihrem restlichen Dörrfleisch. Es sah nicht gut aus, jedoch auch nicht bahnbrechend schlecht. Für ihre Verfassungen jedenfalls. Ironie der jetzigen Situation: Tenebrae hätte durchaus ihr Gepäck zusammensuchen können und in Ruhe ihre Abreise vorbereiten, wie es eigentlich geplant gewesen war und hätte nicht überstürzt davon reiten müssen, wie sie es dann getan hatte. Und ihre Gründe waren durchaus gut gewesen und durchdacht, egal wie eilig sie sich aus dem Staub gemacht hatte. Dumm war nur, wie schwer ihr diese Entscheidung auf den Gedärmen lag und wie schal der Beigeschmack nach Verrat schrie, obgleich sie, wenn auch nicht aus Loyalität ihrer Brüder, so doch zur Schamanin, gehandelt hatte. Und all diese Gedanken, all diese versteckten Ängste zwischen den Zeilen und das wirre Hin und Her ihres Gemütes waren Zeichen dafür, das es sie mehr mitnahm, als sie es sich einstehen wollte. Aber die Entscheidung war gefällt, das Urteil gesprochen. Es war unsinnig dem Vergangenen nachzutrauern. Immerhin würde man ihr nichts tun. Was die Sache auch nicht besser machte. So absolut gar nichts. Es schrie nur noch mehr nach Verräter.

Späher entdeckten sie. Natürlich hatten sie Späher dabei. Was hatte sie auch erwartet? Jedenfalls sah die Truppe nicht sonderlich alarmiert aus, als der einzelne Reiter sich seinen Weg über eine kleine Anhöhe nach unten suchte in das seichte Becken in dessen Mitte der alte Brunnen hockte. Verhärmte Gesichter schauten sie an, Verhärmt und ausdruckslos mit dem Beigeschmack von Abneigung, Langeweile und Angespanntheit. Von dem Botenreiter und Pferd war nichts dergleichen zu lesen. Ihr Rücken gerade, jedoch entspannt, die Hände in ihrem Schoss, das Pferd mit minimalsten Zeichen lenkend. Wo zuvor verwirrte Zweifel und noch zusammenhangslose Gedankenfetzen ihren leeren Kopf durchfegten, fügte sich der Reiter jetzt in seine Rolle, denn hier war sie der Repräsentant ihrer Kultur und ihrer Leute, auch wenn sie just vor zwei Tagen beschlossen hatte einen kompletten Quim auszuliefern. Das Pferd, immer noch in stoischer Ruhe, ließ sie eine Speerlänge vor dem Anführer halten. Sie hatte sich nie die Mühe gemacht sich seinen Namen zu merken, was übrigens auf Gegenseitigkeit beruhte, doch es war eine Vertrautheit zwischen den Beiden, den es war nicht die erste Tour, die sie zusammen ritten. „Die Rhim kommen nicht. Wir nehmen die Route durch das Vorgebirge.“, ließ sie ohne Gruß ihren Gegenüber wissen mit deutlich weniger Akzent, als sie üblicherweise in ihre Sprechweise hinzufügte. Beloff wusste, dass sie der thalianischen Sprache weit mächtiger war, als sie gerne zugab und Tenebrae wusste, dass der Zar'Dras das ebenso wusste und gerade hier und heute hatte sie keine Quima zu beeindrucken und auch keine Zugehörigkeit durch so ein Detail verstärkt darzustellen. Im Gegenteil könnte erschwerte Kommunikation sie alle doch noch in ein früheres Grab bringen, als eh schon über all ihrer Köpfe hing. Das Nicken, was man ihr gab, zeigte ihr auch, weswegen sie widerwilligen Respekt vor dem stämmigen Mann hatte, der weder ihrer Kultur, noch ihrem Land angehörte. Er hatte begriffen und führte sie zu einem der provisorischen Unterstände, nachdem er das Aufsatteln und Abbrechen des Lagers befohlen hatte. Auch hier zeigte der, unter seinen Männern nicht sonderlich beliebt und auch nicht sonderlich kluge geltende, Anführer, warum er für diese Aufgabe so geeignet war: Er verschwendete nicht ihrer beider Zeit in dem er Drohungen, oder Schmeichelungen oder Kurzweil von sich gab oder andere sozialen Interaktionen. Intuitiv und später durch Erfahrung hatte der Zar'Dras gelernt gehabt, wie er mit einem Steppenreiter umzugehen hatte und auch mit ihrer ruppigen, teils unhöflichen Art. Er reichte ihr seinen Wasserschlauch, nachdem sie absaß, mit dem sie wiederum ihr Pferd tränkte und selbst trank und wartete bis der Botenreiter in ruhigem, ausdruckslosen Ton ihre wie Befehle-klingende Fakten darlegte. „Es gab einen Wechsel der Dashi, die Rhim sehen sich nicht mehr an den alten Pakt interessiert und verweigern eine sichere Durchreise durch ihr Land.“. Was, in Anbetracht, dass Dras'Loran keine Tagesreise entfernt war, reinster Selbstmord war. „Vorgestern übernahmen sie ihren Nachbarclan. Er stimmte ihren Ansichten nicht zu. Ihr habt zu wenig Dämonen mit. Wir nehmen die Bergstrecke, rationiert euer Wasser und eure Nahrung. Im Tal der tanzenden Steine werden wir auf die Srel treffen, ihre Waren entgegen nehmen und unsere Vorräte aufstocken können. Die Windgeister in unserem Rücken.“, beendete sie ihre Rede. Das darauffolgende Mimikspiel in dem Soldaten war dagegen absolut nicht nach Quima-Art. Man sah ihm die offenen Fragen an, man sah ihm die Empörung an, wie er mit so vielen Aufforderungen und so wenig Informationen abfertigt worden war und man sah noch deutlicher die tiefe Abneigung ihr gegenüber an. Ach ja. Respekt, sie hegte Respekt ihm gegenüber – leiden konnte sie ihn trotzdem nicht – was ebenfalls auf Gegenseitigkeit beruhte. „Solltet Ihr Angst haben, dass eure Wilden uns gefährlich werden könnten, nur weil wir zu wenig Dämonen bei uns haben, lasst euch gesagt sein, dass wir IHNEN das Fürchten lehren werden, wie auch ihrem alten Dashi.“, grollte er unter bemüht gleichsam ruhiger Stimme. „Und die Sonne über unseren Häuptern“, entsann er sich dann doch noch der korrekten Antwort. Tenebrae blieb ihm eine Antwort schuldig. Einerseits weil sie es einfach müde war und andererseits, weil sie nicht sagen würde, was die wahren Gründe waren. Und da der Zar'Dras absolut unmagisch war, würde er ihr auch nicht die Antworten aus ihrer Seele stehlen können. Weil die Rhim bereits den Kreis zugezogen haben und zu erst unser Blut sich mit dem Sand mischen wird, weil ich wirklich hoffe ihr habt einen geflügelten Dämonen mit euch, am besten mehrere, die einfach nur auf Spährunde sind, weil eure schöne, starke Burg NUR eine Tagesreise entfernt ist und doch so unnahbar fern um auf rechtzeitige Verstärkung hoffen zu können, weil ihr trotz besseren Wissens uns immer noch unterschätzt und glaubt eure alleinige Anwesenheit verwandle uns in abergläubische Narren. Tenebrae sprach diese Dinge nicht aus, sondern starrte ruhig, sachlich, wartend in das Gesicht ihres Gegenübers, innerlich ihren Herzschlag zählend und wirklich und simpel erschöpft. Mit diesen paar Worten hatte sie das Schicksal einer ganzen Herde besiegelt. Einfach so. So nah an der Schwarzburg würden, sollte auch nur eine feindliche Konfrontation stattfinden, die Zar'Dras ein Exempel statuieren, was zwar nicht den Kampfeswillen der Quima ersticken würde, jedoch einen noch höheren Respekt lehren. Und das schlimme: Tenebrae gab den Rhim Recht und sie gab auch ihrem neuen Dashi recht. Seit die fremden Magier in ihr Land eingedrungen waren und „Fortschritt und Kultur“ brachten, siechte das Reitervolk dahin und wurde von Uneinigkeit und Zwietracht und schlimmer: Verrat und Blasphemie heimgesucht. In früheren Zeiten und in den Geschichten hätte die Schamanin einen Kreuzzug der Läuterung ausgerufen und sämtliche Dashi hätten sich zu einer riesigen Herde vereint um ihre Ebenen von den fremden Einflüssen zu reinigen. Aber dies hier war keine Legende und auch keine vergangenen Zeiten. Die bittere Wahrheit lautete, dass beim Ruf der Schamanin geschätzt ein Drittel offen zur Waffe greifen würde, ein Drittel sich enthalten und ein Drittel sich offen gegen den Ruf entgegensetzen würde. Nur bei einer deutlichen Mehrheit hätte das Nomadenvolk eine Chance die schleichend angelegten und noch nicht allzu festen Fesseln wieder abschütteln zu können. Und hier war das Dilemma: In Tenebrae schrie jede Faser ihres Seins diese Pest aus ihrem Heim auszuräuchern, doch ihr Schwur, der ihr ihre Autonomie verlieh, besagte den Waffenstillstand mit allen Mitteln zu wahren. Mit ALLEN. Und für einen Quima beinhaltete das auch die Opferung des Geschwisterpferdes, was schlimmer war als das eigene Leben hinzugeben.

Jetzt war es vorerst vorbei mit den Sorgen und der Schwäche in den Knien, die nicht sein sollte und nicht existent. Die Entscheidung war getroffen und sie war in die Wege geleitet und noch, NOCH konnte sie etwas tun, dass nicht das Blut eines kompletten Quims an ihren Händen kleben würde. Wenn sie jeglicher Konfrontation aus dem Weg gingen, wenn der neue Dashi der Rhim sich einsichtig zeigen und bestechlich, wenn die Sonne nicht jeden Tag untergehen würde – dann hätten sie die Chance, dass ein neuer Vertrag ausgehandelt werden würde und kein Völkermord in die Wege geleitet werden wird, der vielleicht genau der Kieselstein sein könnte um die Waage zu kippen und den Zar'Dras die Möglichkeit zu geben die Quima zu brechen und zu übernehmen. Denn das hatte die Schwarzburg gleich in den ersten Jahren gelernt: Man konnte einen Steppenreiter nicht im offenen Kampf besiegen, und hatten sie noch so viele feuerspeiende und wildäugigen Dämonen. Aber man konnte sie von Innen zerrütten und sie mit Macht und Gier vergiften. Diese düsteren Gedanken konnte sie nun wegsperren, denn nun waren sie hinderlich. Jetzt konnte sie sich ausruhen. Ausruhen beim Auffinden eines gangbaren Weges und den alltäglichen und bekannten Gefahren, welche die Steppe zu bieten hatte. Lustigerweise kannte der Botenreiter nämlich keine Route durch das Vorgebirge. Weil es keinen effizienten Weg gab. Es gab Pfade, es gab größere Geröllebenen. Aber ihr war nicht eine Wasserstelle bekannt und sie hatten wenig Chance auf einen der hier heimischen Hirtenvölker zu treffen, der ihr die Quellen verraten könnten. Nun, wurde auch Zeit, dass die Zauberer ihr Können unter Beweis stellen, nicht? Und die Botenreiterin die ihren. Einen Vorteil hatte sie immerhin: Sie WAR am Rande des Falkengebirges aufgewachsen. Dummerweise gab es eine gewisse, klitzekleine Begebenheit vor nicht allzu langer Zeit, die sie seitdem immer mit dem Gesicht Richtung Gebirge schlafen ließ, um der Gefahr ins Angesicht blicken zu können. Leider war die Kunst des mit offenen Augen schlafens nicht sehr ergiebig was Nachtruhe betraf. Und daneben musste sie ihren Begleitern vertrauen. Es gab niemanden der auf ihren Rücken achten konnte und sie hatte, um ihres Seelenwillens, vor sich bis zur Erschöpfung anzutreiben um sämtliche Gedanken, Träume und Eingebungen zu umgehen, auch wenn das eben bedeutete diesem Gesindel ihr Leben anzuvertrauen. „Nun kannst du dich ausruhen. Ihre Pferde sind nicht so schnell, ihre Hufe schwer und unsicher und ihre Köpfe Sonnenanfällig. Wir werden langsam sein und du kannst derweilen ruhen.“, flüsterte sie ihrem Pferd in der kehligen Sprache ihrer Heimat zu, ehe sie wieder aufsaß. Beloff war bereits an ihr vorbeigestampft gewesen, um Befehle zu geben und seinen Unmut anderweitig kund zutun. Als letztlich der komplette Trupp in bemerkenswert schneller Zeit und organisiert zur Abreise bereit war, streifte ihr Blick zurück in die Richtung aus der sie gekommen war. Und weiter darüber hinaus, an den Quim, wo sie vor zwei Tagen in der Mitte des Hauptzeltes gesessen hatte und als Unbeteiligte den Argumentationen und Beschlüssen mehrerer Dashi gelauscht hatte. Tenebrae hatte nicht nur einen Quim verraten. Sie hatte womöglich ihre einzige Chance auf eine Befreiung und restlose Vernichtung der verführerischen Eindringlinge vereitelt. Wenn die Zar'Dras die Rhim aushoben, wenn ihre Bündnispartner zu den Waffen griffen, wenn andere Quim aus Familienrache sich einmischten, wenn die Steppe dadurch in Flammen stand – dann war der Auslöser ein kleiner, unscheinbarer Quimabastard gewesen, der jetzt mit aller Macht versuchte den kleinen Strohhalm zu greifen, der vielleicht dieses Szenarien vereitelte. Sollte dieses Aufbegehren durch jemandes anderen Hand niedergeschlagen werden – sie würde diese Verantwortung nicht schultern! Gingen sie hierbei drauf – das war unwichtig. Ein Trupp Zar'Dras und ein Botenreiter der Schamanin, die aus waghalsigen, tollen Gründen durch das Vorgebirge zogen, statt die einfache Route zu nehmen und dabei ihr Leben ließen. Das würde die Waagschale nicht zum kippen bringen, sollten sie von Greifen, Drachen, Suavi, der Sonne oder dem Wetter dahingerafft werden. „Ich brauch die Späher. Stein ist starr und fest, aber es ändert sein Gesicht ebenso häufig wie die Steppe.“, gab sie Beloff noch zu verstehen, während die Gruppe nun zügig und diszipliniert Richtung Ausläufe machte.

Und ja, Tenebrae neigte zur Dramatik.




16.Kiriat, Vormittag
Lamaria mit Grava, mehrere NPCs (Anführer: Beloff), Tenebrae

Tenebrae erreicht als Einzige die Zar'Dras-Gruppe und ordnet eine neue Route durch das Gebirge an.
Zirp, Anuka , Marijke mit Riketz, Krähenwolf, Bursche

Tenebrae
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 397
Registriert: Di 29. Mai 2012, 09:13


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Lamaria » Do 30. Jun 2016, 21:30

"Ein einzelner Reiter nähert sich!"
"Alleine?"
Beloffs Verwunderung war nicht überraschend, sie war schließlich selber etwas irritiert, aber Lamaria mochte diese Sorte Fragen nicht. "Was denn sonst für ein 'alleine'? Sollst du einen Reiter melden und 500 Fußgänger verheimlichen, oder was?"
"Pscht, Grava."
"Ich hab doch gar nichts gesagt."
"Nein, aber ich will ihn nicht angrinsen."
Lamaria zwang die Mundwinkel nach unten. "Ja, alleine, Kommandant."
Man entschloss sich, zu warten und vermutete zunächst eine Falle. Lamaria hielt sich vorerst in einiger Entfernung und umrundete noch einmal die Wasserstelle, während die erschöpfte Botenreiterin auf den verkrüppelten Brunnen zuhielt. Grava blieb etwas näher an der Truppe, um mit ihren feinen Ohren das Gespräch aufzufangen und an ihre Partnerin weiterzuleiten. „Die Rhim kommen nicht. Wir nehmen die Route durch das Vorgebirge.“ Die Nordsuavis legte die Ohren an. "Was?!" Auch Lamarias Augen verengten sich.
Beloff befahl das Aufsatteln und Abbrechen des Lagers. Die Späherin kehrte langsam zurück, immernoch möglichst wachsam, ob das nicht doch ein Trick war, während Grava auf fast lautlosen Pfoten dem Kommandanten und der Quima zum Unterstand folgte. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie lauschte, aber Beloff schien das auch nicht zu interessieren - im Gegenteil, es war ihm wohl ganz recht. So hörte die zu groß geratene Katze auch mit, wie die Erklärungen für diese ungewöhnliche Planänderung lauteten und Lamaria fröstelte es ein mal. Feindlich gesinnte Quima in der Nähe von Dras'Loran... wieder einmal.
"Das wird die Patrouillen nicht freuen", steuerte sie ihre eigene erste Meinung bei und begab sich zurück in die Senke mit dem Brunnen. Es waren keine verdächtigen Zeichen auszumachen und die Erklärung klang schlüssig genug, dass die Späherin Tenebrae abkaufte, warum sie alleine gekommen war. "Aber warum hat SIE sich dem widersetzt? Zu wem gehört sie denn?" Die Position der Botenreiterin war ihr noch nicht klar. Was ihr ebenso nicht klar war, war der Umstand, dass nicht Gravas, aber zumindest ihre Gedanken in diesem Moment auch von der neu hinzu gekommenen Fremden aufgefangen werden mochten.

Beloff grollte Tenebrae entgegen, dass die Quima sie nicht unterschätzen sollten und Lamaria schüttelte kaum merklich den Kopf, während sie ihr Pferd anband und etwas abgelenkt wirkend mithalf, eine Plane auf einem der Reitpferde festzubinden. "Idiot. Mit 'Dämonen' meint die also wirklich uns, ja? Aber wenn Beloff glaubt, dass wir mit neun Leuten gegen eine Horde dieser Wilden ankämen, muss er zu heiß gebadet haben."
"Baden? Beloff? Hast du heute schon mal seinen Geruch in die Nase bekommen?"
"Grava... Hör lieber zu. Bitte."
Die Katze fauchte leise und ließ sich nieder, legte die Vorderpfoten übereinander. Sie mochte diese Art von Aufgabe nicht, hatte in Dras'Loran aber doch nach einer Weile ihren Nutzen eingesehen. Fast egal, wie auffällig sie waren, es war manchmal erstaunlich, wie oft Menschen ihre Anwesenheit trotzdem ignorierten - oder zumindest deutlich leichter hinnahmen, als hätte ihre menschliche Schülerin hier gestanden.
"Die beiden mögen sich nicht sonderlich."
"Kann ich verstehen. Ich sie ja auch nicht."
"Du hast sie doch noch gar nicht gerochen."
"Sie ist eine Quima, das reicht."
"Ihr Menschen seid seltsam."
"Was würdest du denn sagen, wenn plötzlich mehrere Bergpuma daherkämen und dir sagen, was du in 'ihrem' Revier zu tun hast?"

Grava fauchte.
"Na siehst du... Achso, ja: und vorher bringt er dein Elterntier um und droht dann, dich...!" - sie sprach es nicht aus, nicht einmal in Gedanken, aber ihre Partnerin spürte, wie Lamarias Wut zunahm.
"Ist ja schon gut! Warum lasst ihr euch von sowas dann überhaupt etwas sagen?"
"Weil wir sie brauchen."

Die Katze bleckte die Zähne. "Ihr. seid. seltsam", musste sie noch einmal feststellen und widmete sich wieder gänzlich den Geschehnissen unter der Plane, die nun als letztes vom Lager stand. Als die beiden hervortraten und auch dieser Unterstand abgebaut wurde, erhob sich das graue Katzentier mit den Pinselohren und verfolgte scheinbar gelangweilten Schrittes noch ein wenig die kleine Frau mit der sonnengebräunten Haut, einen gebührenden Abstand wahrend, um ihr nicht auf die Pelle zu rücken, aber immernoch leicht erkennbar sie beobachtend.

"Sie spricht mit ihrem Pferd. Ich versteh aber nicht, was sie sagt. Sie... tröstet es oder beruhigt es, glaub ich." Lamaria atmete einmal tiefer durch und hörte Beloff zu, der letzte Befehle durch die Gegend brüllte. Ihre Stirn furchte sich. Er machte keinen Anschein, Leute von der Gruppe trennen zu wollen, also wandte sie sich an ihn:
"Kommandant?"
"Was ist?"
"Bitte, den Vorschlag unterbreiten zu dürfen, dass wir einen, besser zwei Mann zurück nach Dras'Loran schicken, um über die veränderten Verhältnisse zu berichten. Es dürfte die Patrouillen sehr interessieren, dass der Waffenfrieden mit den Rhim und einer weiteren Horde nicht mehr gilt. Zudem dürfte sich unsere Reisezeit verlängern, es könnte für Dras'Loran auch gut sein, zu wissen, was es damit auf sich hat."
"Warum zwei?"
Lamaria hob die Brauen und schien einmal tiefer einzuatmen. "Weil zwei hier draußen immer besser sind als einer. Weil unsere Rationen dann länger reichen. Und weil wir das Verladen auch zu siebt schaffen."
"Unsere... 'Reise-Begleitungs-GRUPPE'... müssen wir mit zahlenmäßiger Überlegenheit ja nun nicht mehr beeindrucken, das schaffen wir auch zu zweit." Sie hörte Grava in ihren Gedanken lachen.
Nur Beloff schien sich das Für und Wider noch zu überlegen und sah abwägend über ihren Haufen, eventuell schon zwei Leute raus sortierend, als Tenebrae sich wieder näherte und zu verstehen gab, dass sie die Späher brauchte. Lamaria wandte sich der erstaunlich groß gewachsenen Quima zu und bemühte sich, ein möglichst freundliches - also nichtssagendes - Gesicht aufzusetzen. "Ich bin einer der Späher." Die viel zu hellen Augen waren genauso unangenehm wie die Stimme an einen scharfkantigen Stein unter der Fußsohle erinnerte.
"Mein Name ist Lamaria, und das ist Grava." Sie deutete knapp auf die weiß-graue Nordsuavis, die schon vorher immer irgendwie in der Nähe herumgelungert hatte. "Der zweite Späher ist Rikon." Damit deutete sie auf einen braunhaarigen Reiter, der gerade einen missmutigen Blick Richtung Sonne riskierte.
"Was braucht Ihr?"
Auch diese Zar'Dras schien sich nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten.
"Ein schönes langes Nickerchen im Schatten", riet Grava mit freundlichem Sarkasmus. Etwas in Lamarias Mimik verzog sich leicht, aber die Augen blieben kritisch abwartend verengt.



16.Kiriat, Vormittag
Lamaria mit Grava, mehrere NPCs (Anführer: Beloff), Tenebrae

Lamaria lässt das Gespräch durch Grava belauschen und sie kommentieren gedanklich alles fleißig. Lamaria schlägt Beloff vor, zwei Leute ihrer Truppe zurück nach Dras'Loran zu schicken, um über die veränderten Verhältnisse zu berichten. Danach stellt sie Tenebrae sich, Grava und den zweiten Späher Rikon vor und fragt, was sie will.

Lamaria

Benutzeravatar
 
Beiträge: 14
Registriert: Mi 15. Jun 2016, 22:02


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Tenebrae » So 3. Jul 2016, 01:08

Kopfschmerzen. Die Kopfschmerzen wurden immer deutlicher. Ein Umstand, der sie Stimmen halluzinieren ließ, ...hoffte sie. Aber hier waren keine Greife. Richtig? Keinerlei Spuren von Greifen, keine bekannten Nester und die Umgebung war auch nicht so typisch für die Vögel..Und die Zar'Dras hatten auch keinen mit? Richtig? Das Quima-Äquivalent zu „Hektisch Herumschauen“, war ein etwas hölzern wirkendes Drehen des Kopfes und Taxieren ihrer Umgebung. Die Miene war dabei ausdruckslos, wenn nicht sogar ZU ausdruckslos. Aber nein, hier waren keine Greife, ergo keine Stimmen, ergo kein Grund zur Besorgnis, ergo Kopfschmerzen und Ruhebedürfnis. Was hier war: Ein Suavi und das Biest machte auch keinen Hehl daraus, dass es der Quima folgte und begutachtete. Hier wiederum war merkbar, wie sie ihrerseits ab und an einen schnellen Seitenblick zu dem Raubtier herüberwarf und verärgert über dessen Anwesenheit zu reagieren schien. Zuerst war der Quima die Katze nicht einmal aufgefallen. Erst, als sie beruhigend mit ihrem Pferd sprach war ihr Blick auf die Kreatur gefallen gewesen. Dass Tenebrae nicht zusammengezuckt war, lag alleine daran, dass sie mental ihr Waffenarsenal durchging und was sie von torlamunischen Suavi wusste und wie man sie tötete. Vorsicht war immer besser wie Nachsicht. Auch jetzt konnte sie das Unbehangen damit verschleiern, indem sie versuchte dem seltsamen Tier seine Eigenschaften anzusehen und ab-zubeobachten. Zum einen war die Katze deutlich hochbeiniger und gleichzeitig mit kürzeren Rücken und dadurch kompakter, als Tenebrae es durch diesige Suavi kannte. Und trotz, dass die Dämonen der Zar'Dras immer größer waren als natürliche Vertreter, war diese Katze recht klein im Vergleich zu hiesigen Exemplaren, die auch Tenebrae bereits gesehen hatte. Der Kopf war runder, Ohren mit seltsamen langen Fell und Backenbart, Fang deutlich kleiner. Und die Musterung erst! Das Tier war ein Rätsel. Natürlich war just dieses Tier zugehörig zu den Spähern und natürlich war ausgerechnet der Späher der einzige Zar'Dras mit Dämonenanhang. Und warum wollte die Quima noch einmal die Späher haben?! Immerhin kam die fremde Frau gleich auf den Punkt. Mit höflicheren Tonfall als sie es von Zar'Dras kannte, aber trotzdem sachlich und schnell bei dem Eigentlichen. Das war etwas womit sie arbeiten konnte und auch musste. Doch der erste Eindruck blieb positiver, als erwartet. Eine direkte Antwort gab es nicht, Tenebrae gab ihrem Pferd ein Zeichen und das Tier zog an der Sidhe vorbei ein Stück weiter weg. Es waren nur ein paar Längen und nur demonstrative Privatsspähre, die man den zwei Reitern durchaus gewährte. Für einen Moment lag der Blick des Botenreiter abermals auf der Katze und dieses Mal sah man deutlich ihre Skepsis und auch einen Hauch Neugier. Es war in dem Moment auch weniger Aberglaube, als vielmehr das Abschätzen eines Hirtens gegenüber eines neuen Konkurrenten, der der eigenen Herde gefährlich werden konnte. Denn im Grunde waren die Quima Hirten und auch Tenebrae war den größten Teil ihres Lebens ein Hirte gewesen. (Was man einem Quima übrigens nie sagen sollte, wenn man seinen Körperteilen Wertschätzung schenkte). Zwar war sie ein deutlich wehrhafter Hirte, als die Bergvölker und auch ihre „Herden“ waren um Welten wehrhafter gewesen, als so manch Raubtier von sich behaupten konnte, doch die innere Einstellung und die Motivation Dinge zu tun und die Welt zu sehen – die blieb nun einmal das Weltbild eines Hirten und Nomaden. Ein deutliches Nicken war nach einigen Sekunden zu sehen.

„Ihr seid Einzelgänger.“, kommentierte Tenebrae und meinte damit eigentlich eine Frage, ob dem so wäre. Gleichzeitig fragte sie damit, warum der andere Kundschafter nicht ihre Wertschätzung hatte, ob aus dem schlichten Grund die Fähigkeiten des Anderen nicht zu kennen, oder eben WEIL sie dessen Fähigkeiten kannte und nicht für gut genug befand. Hier wiederum war eine dieser Situationen, wo ein Quima als brüsk, frech und übergriffig wahrgenommen wurde, obwohl er eigentlich anhand seines Gegenübers entschieden hatte. In einem Quim wusste jeder, wer jeder war und wessen Stellung und wessen Rechte er hatte. Kamen Fremde hinzu wurden die wichtigsten Personen vorgestellt oder bei Nachfrage. Trotzallem wusste jeder Quima in jedem Quim (meistens), wie er den Gegenüber aufzunehmen hatte und sich zu verhalten. Ob man Ehrerbietung zu geben hatte oder der Andere. Und diese Einsicht kam einzig daher, dass der Gegenüber sich diverse Sachen heraus nahm, weil sie sein Recht waren. Wie er eben den Blick erwiderte, oder eben nicht. Wie er seine Körperhaltung veränderte, wie er angezogen war, wie seine Stimme war und welche Worte er verwendete – wenn er welche verwendete. Und auch das war nun hier geschehen. Tenebrae hatte nicht mitbekommen in welchem Tonfall Lamaria mit Beloff gesprochen hatte oder überhaupt. Sie kannte die Stellung der Zar'Dras nicht innerhalb der Gruppe. Was sie jedoch mitbekam: Die Späherin war näher gewesen als alle anderen, hatte sich selbst eingebracht und das Erforderte angesprochen. Ihre Wortwahl bezüglich des zweiten Spähers war indifferenziert gewesen und kurz. Weder hatte sie ihn herangerufen, noch auf sich aufmerksam gemacht. Sie war selbstbewusst. Und das reichte Tenebrae. Mehr musste sie nicht wissen. Das mochte dem zweiten Späher unfair gegenüber sein, aber das Leben war zu kurz und zu wertvoll – gerade hier draußen – um sich über solche Sachen wie Gleichberechtigungen Gedanken zu machen. Dann musste er sich halt anstrengen und beweisen, er konnte sich genauso einbringen, wie es die junge Frau getan hatte – dann würde auch ihr vorläufiges Bild über ihn sich ändern. „Das Gebiet ist unbekannt, es muss effizient ausgespäht werden, ohne Verzögerung für die Gruppe. Wir brauchen einen Lagerplatz, der uns für die Nacht versteckt. Wir brauchen Wasser. Wir werden Zeit zum Jagen brauchen. Wir brauchen viele Meilen zwischen hier und uns.“, erklärte Tenebrae weiter. Sie sprach, unbewusst, sowohl von Wir, wie auch von Neutrum. Denn DAS Gebiet war unbekannt, nicht „Ich kenne das Gebiet nicht.“ - das war ein Unterschied. Es waren alles Forderungen, die nichts von den Gedanken zeigten, was Tenebrae da unmögliches verlangte, auch gerade WEIL sie es aus der Gruppe am besten abschätzen konnte wie utopisch dies alles war. Tenebrae war Hirte und Quima und hatte die letzten Jahre damit verbracht oft alleine von einem Quim zum anderen zu reiten. Die Quima mochten einem Reiter der Schamanin nichts tun – das galt jedoch nicht für das Wetter, dem Hunger und Durst und den Rest der Gefahren, welche die Steppe barg. Das größte Problem bei Ihresgleichen war auch noch: Sie redeten in Fakten, und die Empathie, das Mitdenken und das Gruppenkollektiv blieben nach Außen verbogen. Es mochte klingen, als hätte sie nun angeordnet, dass Lamaria das alles herbeizauberte und meinte eigentlich damit wirklich „Wir“. Tenebrae sah sich da nicht außen vor. Sie würde definitiv versuchen genau diese Dinge irgendwie aufzutreiben, die sie angesprochen hatte und sie würde definitiv bei der Späharbeit mitarbeiten – wenn auch nicht für die heutige erste Etappe. „Für heute wirst du einen frühen Lagerplatz suchen, der uns die Zeit zu gibt voraus zuspähen und zu jagen, solange wir den Kraftüberschuss haben. Morgen werden wir durchreiten. Findest du zu erst Wasser, führe uns dort hin“, ordnete sie dann direkt an. „Welche Fährte hinterlässt du?“, folgte prompt und nach einen Blick zum zweiten Späher kam noch ein „Er bildet die Nachhut, löscht unsere Spuren und hält nach Verfolgern Ausschau.“ hinzu. Die ausdruckslose Miene war etwas aufgeweicht worden, während sie sprach. Jetzt war ihr Gesicht mit Ernsthaftigkeit und so etwas wie sorgenvoll angestrengtes Nachdenken durchzogen. Und ja, auch direkt Sorge. Gleich heute noch Jagen zu wollen war ein Glücksspiel. Tenebrae glaubte zwar nicht an eine direkte Verfolgung bereits jetzt – aber dennoch gab es die Möglichkeit. Sie kannte ihre Leute und diese sähen ein Ausweichen ins Gebirge als feige Tat an, wobei sie hingegen die Zar'Dras Truppe an guten Plätzen ausspähen würden und einem Hinterhalt legen an einem strategisch günstigen Punkt der auf der normalen Route lag. Tenebrae war sich auch sicher, dass ein bestimmter Engpass mit Sicherheit zufälligerweise bereits unpassierbar war und noch zufälligerweise einen super Aussicht für jeden bot, der wissen wollte wie viele und welche Leute dieses Hindernis beseitigen würden. Nein, sie ging nicht davon aus, dass man ihnen bereits folgte oder auf die Schliche gekommen war, was die Planänderungen betraf. Die Quima war sich nicht einmal sicher, ob die Truppe als wichtig genug erachtet wurde. Immerhin zogen sie von der Schwarzburg fort - nicht darauf zu. Es war die Unsicherheit und das Abwägen, was der Reiterin zu schaffen machte. Die Konsequenzen und zweiten und dritten Gedanken, die sich mit einem Mal machen musste, obwohl das sonst nicht ihre Aufgabe war.

Unterbrochen wurde das Gespräch davon, dass Beloff sein Pferd zu ihnen lenkte und den Botenreiter ansprach. „Direkte Nachrichten, die mit nach Dras'Loran sollen?“, fragte er schroff. Zwei Reiter warteten am Rande der restlichen Truppe, wahrscheinlich die armen Idioten, die Schwarzburg versuchen sollten zu erreichen. „Ich brauchte zwei Tage bis hier her.“, antwortete Tenebrae und meinte damit: „Die Rhim hatten zwei Tage, um einen Kreis um uns zu ziehen und die Wege zur Burg zu sichern.“. Ja, Tenebrae sollte deutlich an ihrer Kommunikation arbeiten, wobei ihr kein Problem bewusst war. „Sie werden nicht durchkommen.“, gab sie deswegen noch hinzu. Was der Anführer noch weniger hören wollte und auch nicht seine Frage beantwortete. Es war auch der Moment als der schneidende Schrei eines Greifvogels ertönte und bei Beloff zu einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck führte und bei Tenebrae zum ruckartige Greifen ihres am Sattel befestigten Langspeer (Nein, die lange Stange mit Fähnchen war keine Signalflagge, sie war tatsächlich ihr Äquivalent zu einer Lanze, die gerne gegen Greife eingesetzt wurde, neben den Wurfspießen, die sie ebenfalls in einem Köcher hinter sich am Sattel befestigt hatte). Zu erst landete mit einem dumpfen Platschen der Kadaver einer mageren Wildziege auf den Boden, dann landete das absonderlichste Wesen, was Tenebrae je zu Gesicht bekommen hatte. Es war ein Greif? Das Tier war Größer als diesige Greife und hagere, schmaler und der hintere Part war der eines Pferdes und auch die Flügelspannweite war deutlich größer. „Was beim Höchsten Wesen ist DAS?“, krächzte Tenebrae, die unbeweglich auf ihrem sich aufregenden Pony hockte und nicht einmal wahrzunehmen schien, wie es tänzelte, den Kopf unruhig Hin und Her warf und herausfordernd und wütend wieherte und der fremdartigen Kreatur mit seinem Gebaren drohte. Beloff war sofort abgestiegen, hatte Lamaria die Zügel seines Pferdes zugeworfen und war mit einem „Dann schicken wir halt Ihn!“, zum Reiter und Vogel getreten, die umständlich und mit deutlich mehr Dramatik als nötig gelandet waren mitten in der Gruppe. Später würde Tenebrae sich zusammenreimen können, dass sie hier dem Erben eines hochangesehenen Adelzweiges gegenüberstand und natürlich nicht er aus Sensibilität von den Pferden davon zu weichen hatte, sondern die Gruppe hatte IHM Platz zu machen. Sollte es ihr einer erklären, würde sie wohl irgendwann im Laufe der Reise erfahren, wie Trago Ashurdan kurz davor stand seine offizielle Beförderung als Offizier entgegenzunehmen und man im allgemeinen davon ausging, dass der junge Mann definitiv sich weit hocharbeiten würde. Hoffentlich würde ihr auch irgendjemand erklären, dass es einen banalen Grund hatte, warum es, trotz einer geflügelten Kreatur, die nun einmal einen unschlagbaren Bonus beim Ausspähen mit sich brachte, trotzdem zwei weitere Späher gab. Außer dem offensichtlichen Grund, dass die albinoartige Kreatur denkbar ungeeignet für heimliches Vorstoßen war, besah das Zar'Dras-Duo es weit unter seiner Würde und Fähigkeiten sich mit so etwas wie Auskundschaften abzugeben. Und viel wichtiger: Tenebrae sah nur die kräftige Kreatur und einen Bezwinger diesiger. Was, außer einer geflügelten Echse, sollte ihnen mehr Schutz vor den Greifen geben können, wenn nicht dieses Wesen? Ja und auch dieses Unwissen würde man ihr noch austreiben müssen, denn sie rechnetem dem Tier nun Fähigkeiten an, die es nicht hatte. Wenn, dann war der Hippogreif sogar weit mehr ein Magnet für Greife, die sich bei diesem Artverwandten weit schneller angegriffen und verletzt fühlen würden in ihren Terretorien, als es bei der kleinen Gruppe Menschen der Fall gewesen wäre. Es dauerte auch eine ganze Weile, ehe die Quima sich wieder im Griff hatte. Ihr Kiefer klappte wieder zu, der erstaunte, gaffende Gesichtsausdruck verflog – Tenebrae runzelte die Stirn. Reiter und Anführer waren mittlerweile in einem hitzigen Gespräch verwickelt, was ihr verdeutlichte, dass zwar Beloff der Anführer war und der andere Zauberer mit ihnen zog – aber sich nicht der Gruppe zugehörig fühlte und schon gar nicht in irgendeiner Bringschuld. Es war zum Lachen, wie sich Trago gegen diesen Unsinn sperrte, den Beloff von ihn wollte. „Sie ist keine Botentaube!“, war das Einzige, was für Tenebrae aus dem Gespräch herüber schwabte und was so gar keinen Sinn für sie ergab. Ironischerweise würde sie die Argumentation der beiden Männer auch absolut nicht lustig finden. Nur um nicht abermals mit der Zar'Dras Gruppe zur Küste geschickt zu werden – wo Trago annahm, dass es nur diente damit er dem dort erwarteten ersten Befehlshaber auffiel und somit seiner Karriere dienlich wäre – würde er sich definitiv nicht wegschicken lassen. Nicht aufgrund irgendwelcher Worte eines Wilden und schon gar nicht mit so wenig Informationen, wie sie bekommen hatten. „Es muss mitkommen“, murmelte Tenebrae erstaunt und schüttelte fassungslos den Kopf.



16. Kiriat, Vormittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC

Tenebrae weiht Lamaria in ihre Pläne ein, ein Hippogreif landet und bringt Tenebrae aus der Fassung.

Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
weiterer magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame
Zirp, Anuka , Marijke mit Riketz, Krähenwolf, Bursche

Tenebrae
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 397
Registriert: Di 29. Mai 2012, 09:13


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Lamaria » Di 12. Jul 2016, 21:32

Auf ihre Frage hin gab die Quima ihrem Pferd ein Zeichen und setzte sich ein wenig von der Gruppe ab. Lamaria folgte ihr gelassen, warf aber einen kurzen prüfenden Blick über die Schulter zurück zu der Suavis, die sich nicht beeilte, direkt Anschluß an die beiden zu halten. Die Späherin schien das nicht zu stören.
Tenebrae würde bei ihrer Musterung der Katze aufgefallen sein, dass das Tier eine leichte Beeinträchtigung beim Laufen aufzuweisen schien: sie mied auffällig kantige Steine und schien die rechte Vorderpfote zu schonen - unauffällig, aber sie tat es. Grava ließ die Musterung scheinbar unbeteiligt über sich ergehen, nur ein mal hielt sie den Blick der Botenreiterin für einen längeren Moment. Man konnte das "Was ist?" aus der Miene des Tieres glatt ablesen, ohne Gedanken hören können zu müssen.

"Ihr seid Einzelgänger", eröffnete die Frau dann das Gespräch und Lamaria drehte den Kopf zu ihr - und schien auf mehr zu warten, ohne das Gesagte sicht- oder gar hörbar zu kommentieren. Wäre Lamaria bewusst gewesen, wie hervorragend die Quima subtile Zeichen und Gegebenheiten korrekt deuten konnte, hätte sie sich sicher unwohler gefühlt, aber dergleichen selber zu registrieren, war eines der Mankos, die sie in diversen sozialen Bereichen "blind auf beiden Ohren" machte. In der Tat hatte die junge Zar'dras es nicht für nötig befunden, Rikon näher heran zu rufen. Er war zwar ein paar Jahre älter als sie, trotzdem war sie - auch wegen ihrer magischen Begabung - informell im "Rang" deutlich über ihm, und sie mochte ihn nicht sonderlich, weil sie ihn für zu bequem hielt. Zudem konnte sie es nicht leiden, wenn sich mehrere Personen in ein Gespräch mischten. Ja, Tenebrae ritt wohl gerade an der Seite einer Einzelgängerin. Einer Einzelgängerin mit einer einzelgängerischen Tierpartnerin, die es auch noch für müßig hielt, eine schlichte Feststellung großartig zu kommentieren, solange sie nicht eklatant einer Korrektur bedurfte.
Aber Grava kommentierte dergleichen unheimlich gerne, vor allem, wenn sie glaubte, es sich ansonsten unbelauscht leisten zu können: "Meint sie nur dich oder uns beide?"
"Klingt irgendwie ein bisschen paradox, hm?"
Ein exellenter Menschenkenner konnte argwöhnen, dass sich in der Augenpartie der blonden Frau dezente Belustigung zeigte. Hätte Lamaria geahnt, dass Tenebrae ihre Gedanken auch noch problemlos auffangen konnte, solange sich die Späherin in wenigen Schritt Entfernung befand, wäre ihr sicher noch viel unwohler gewesen und sie hätte derlei Gespräche mit Grava vermieden. So aber wartete sie nur und lauschte der Aufzählung an Aufgaben, die etwas später folgte:

Gebiet erkunden. Versteckten Lagerplatz finden. Zeit zum Jagen. Und dabei möglichst über die unwirtliche Gegend fliegen. Mit dem Wagen. Im Rahmen einer normaleren Umgebung waren das alles absolut nachvollziehbare Anforderungen... aber das hier war Torlamun. Und sie wollten nicht über die Steppe, sondern durch ein Vorgebirge. Mit Wagen. So sah man bei der jungen Frau, wie die Augenbrauen verräterisch ein Stückchen nach oben ruckten und ein nüchternes "Sonst noch etwas?" kommentierte sarkastisch die Liste. "Wir brauchen bitte auch noch eine kuschelige Wiese mit Katzenminze und Baldrian, ein paar Kaninchen ohne Bau zum spielen, einen Teich mit springenden Fischen und eine Quelle, aus der Milch fließt."
"Wenn sie weiß, wo so eine Wiese da ist, bin ich ganz bei dir!"
Trotzdem war die letztliche Reaktion von Lamaria tatsächlich ein bedächtiges Nicken. Es waren und blieben nachvollziehbare Anforderungen, also würde sie zusehen, alles was davon möglich war, zu organisieren. Wobei sie im Gegensatz zur Quima durchaus dazu neigte, dieses "Wir brauchen.." als ein "Ich muss finden.." aufzufassen. Das Tempo war in ihren Augen das größte Problem. Aber die Quima wusste selber, dass sie den Wagen dabei hatten und wozu er gedacht war, also...
„Für heute wirst du einen frühen Lagerplatz suchen, der uns die Zeit zu gibt voraus zuspähen und zu jagen, solange wir den Kraftüberschuss haben. Morgen werden wir durchreiten. Findest du zu erst Wasser, führe uns dort hin.“
Bei der Späherin furchte sich prompt die Stirn. "Warum heute einen frühen Lagerplatz, wenn wir zügig weg sollen?" Die Begleitargumente machten in ihren Augen nur eingeschränkt Sinn, aber noch war die Quima nicht fertig und stellte eine Frage, die nichts als Verwirrung auslöste. "Welche Fährte??"
"Kann ich ihr sagen, aber was will sie damit? Hat sie so eine gute Nase?"
"Achso... ich soll ja weit voraus spähen. Ich glaube, sie will wissen, was für Signale ich hinterlasse."
"Mir gefällt das irgendwie nicht."
"Mir auch nicht. Woher wissen wir, ob sie wirklich auf unserer Seite ist und uns nicht bloß in eine Falle locken soll?"
Hätten Lamarias Ohren zucken können, sie hätten es getan, während die nächsten Anweisungen Rikon betrafen. Gravas taten es; das Katzentier hatte inzwischen zu den beiden aufgeschlossen und lief schräg hinter Lamarias Pferd auf der der Quima abgewandten Seite - schließlich wusste sie nicht, wie das fremde Pferd auf sie reagieren mochte und hatte keine Lust, ausschlagenden Hufen ausweichen zu müssen. Die unterschwellige Ablehnung in der Mimik der Menschenfrau schien zu bleiben und sich gar zu verstärken. Sie mochte es nicht, wie die Quima das Kommando zu übernehmen schien, obwohl sie scheinbar von der Strecke vor ihnen ähnlich wenig einen Plan oder Kenntnis zu haben schien wie die Zar'Dras. Beloff hätte in diesem Moment vermitteln können, aber er war noch woanders beschäftigt.
Wenn die Quima berechtigt war, hier einfach so in diesen Anliegen das Kommando zu übernehmen, würde Lamaria sich bei zu brüsken Widerworten unbeliebt machen. Tat sie wie ein braves Hündchen einfach, was die Fremde ihr sagte, machte sie sich womöglich sogar lächerlich oder gefährdete die Gruppe.

Ihre Augen wurden schmal, als sie zu einer Erwiderung ansetzte. Menschen, die auf solche Blicke und die Stimme empfindlich reagierten, hätten Lamaria nun pauschal unterstellt, eine Morddrohung auszusprechen, selbst wenn sie nur vorgeschlagen hätte, einen Schluck Wasser zu trinken. Unvoreingenommen betrachtet sprach die Wortwahl jedoch eigentlich nicht dafür, sondern war noch bemüht diplomatisch:
"Wenn wir wegen der Gefahr von Verfolgung möglichst schnell hier weg kommen sollten, halte ich es - mit Verlaub - für unnötig, heute früh Halt zu machen. Wenn wir einen idealen Rastplatz finden... sicher. Aber nicht, wenn es bloß um die Jagd geht. Ich war bei den Patrouillen und kenne die nähere Umgebung hier noch so grob. Unsere Vorräte sind frisch und großzügig bemessen. Wenn zwei noch wegfallen, werden die Rationen eine Weile hinreichen.
Der Wagen macht uns langsam genug, egal was wir anstellen. Wir können uns durch einen Tagesritt kaum so sehr verausgaben, dass es abends nicht noch für eine Jagd reicht."
"Sag ihr mal, dass sie mich mit sowas beleidigt!"
"Sag's ihr doch selber. Außerdem bist du verletzt."
"Vielleicht lass ich ja doch noch zu, dass du mir hilfst." Lamarias Brauen ruckten flüchtig hoch, für einen Außenstehenden scheinbar grundlos. Grava schien das Erstaunen nur recht, denn sie setzte gleich nach: "Aber nur, wenn du auch deinen Rücken behandelst!"
"Meinem! Rücken! geht es! gut! - Ausreichend. gut", wurden die Augen prompt wieder enger und die Wut in ihrer gedanklichen Stimme ließ die Suavis sofort in Abwehrhaltung gehen und ihre Partnerin deutlich an fauchen. Nein, die Zähne wollte man trotzdem nicht im Unterarm haben, das wusste Tenebrae nun auch.
"Schon gut. Tut mir leid." So nachdrücklich, wie sie es sagte/dachte, klang es ehrlich, aber immer noch knurrig.
"Du bist SO dumm! Und stur! Wieso biete ich dir überhaupt noch Hilfe an?!", schimpfte die Suavis und es war längst mehr als offensichtlich, dass die Späherin in Gedanken und abgelenkt war. Lamaria schloss kurz die Augen, presste die Kiefer zusammen und atmete tief durch.
"Wir haben darüber schon geredet", setzte sie ruhiger, beschwichtigender fort.
"Verhunger doch!", grollte das Bergluchsweibchen und unterstrich ihren Ärger durch ein weiteres Fauchen, was die Pferde langsam nervös machte - Lamarias zumindest. Die Späherin verzog das Gesicht, als das Tier zu steigen drohte und sie unvermittelt ihren Rücken weit deutlicher anspannen musste, um nicht herunter zu fallen und das Pferd nach unten zu bringen.

Es wurde kaum besser, denn Beloff stieß zu ihnen, noch bevor Lamaria damit fertig war, die Absichten der Quima weiter auseinander zu nehmen. „Direkte Nachrichten, die mit nach Dras'Loran sollen?“, fragte er schroff. Die Späherin sah kurz zu den beiden armen Idioten. Kein nennenswerter Verlust an Fähigkeiten für die Gruppe, allerdings ein Kämpfer weniger. Nun ja. Wieder dieser unangenehme flüchtige Gedanke an Vigo... Direkte Nachrichten? "Sie sollen darauf achten, Haldwar Fenrian direkt zu informieren. Er führt übermorgen die nächste Patrouille in das Gebiet."
"Ich brauchte zwei Tage bis hierher", meldete sich in dem Moment Tenebrae zu Wort und schon wieder furchte die Späherin die Stirn. "Ja und?
Heißt das, die Rhim kommen zwei Tage hinter ihr, oder...?"

„Sie werden nicht durchkommen.“ Lamaria rollte die Augen Richtung Himmel. "Na wundervoll. Ich werd die beiden nicht in den Tod schicken..." - also begann sie in Gedanken bereits, eine Ausweichroute für die beiden zu planen, davon ausgehend, dass sie sie zu einem der festen Wach- und Botenposten schicken wollte, die regelmäßig auch von den geflügelt reisenden Zar'Dras besucht wurden. Aber was brachte das, wenn die Rhim schon zwischen ihnen und der Festung waren?
'Die Rhim haben den Waffenfrieden aufgekündigt! - Ja danke, das merken wir seit zwei Tagen schon...' Lamaria pustete leicht frustriert klingend aus. Nun ja... man würde immerhin wissen, dass der Nachschubtrupp zu den Schmugglern eine andere - fremde - Strecke nahm... na Wahnsinn.
"Wenn sie uns sogar warnt, dass zwei Leute von uns sonst in den Tod laufen würden, ist sie wohl doch auf unserer Seite, hm?", mischte sich Grava in Lamarias Grübeleien ein und brachte die Späherin kurz zum Innehalten.
"Jaaa...", erwiderte sie gedehnt, "wobei ich immer noch nicht weiß, zu wem sie denn dann eigentlich gehört?" Der schneidende Schrei eines Greifvogels ertönte und Lamaria verzog das Gesicht. "Och nö, nicht der schon wieder..."

Mit einem dumpfen Platschen landete der Kadaver einer mageren Wildziege auf dem Boden und Lamarias Mimik hätte in einem Lexikon neben der Definition von 'unbegeistert' stehen können, während Grava die Zähne bleckte. Ihr Instinkt sagte der Suavis, dass sie sich davon etwas schnappen und es in ein Versteck ziehen sollte, aber das wäre unklug gewesen. Sie mochte dieses Verhalten der Hippogreifdame ebensowenig, wie ihre Menschenpartnerin den arroganten Ashurdan ausstehen konnte.
„Was beim Höchsten Wesen ist DAS?“, krächzte Tenebrae, während Lamaria die Zügel von Beloffs Pferd aufzufangen hatte und die Szenerie aus schmalen Augen beobachtete.
"Die überflüssigste Begleitung zwischen hier und Gil'Leading", war sie geneigt zu antworten, verkniff es sich aber - zumindest verbal. "Gil'Leading ist doch gar nicht so weit?", antwortete Grava amüsiert und erntete ein weiteres Mal von Lamaria Verwunderung. "Ich hab das doch gar nicht an dich gerichtet.. gedacht?"
Die Suavis richtete die fahlgelben Augen nun direkt auf Lamaria. "Kleines, ist alles in Ordnung mit dir? Ich scheine öfters Dinge mitzubekommen, die du mir gar nicht sagen wolltest."
"Ich weiß nicht...", zögerte die Späherin und verpasste einen Teil der Auseinandersetzung zwischen Beloff und Trago, "Höre ich mich für dich denn irgendwie anders als sonst an?"
Die Suavis leckte sich - wohl in einer Art Übergangshandlung - die Schnauze, "Nein, du hörst dich ein bisschen hohl an, das ist alles. Und das eben war durchaus leiser, als wenn du... normal etwas sagst, ja. Aber ich dachte, du meinst mich."
"Hm." Mit nachdenklich gefurchter Stirn sah Lamaria vage in die Richtung der gerade disputierenden, ohne jemanden direkt anzusehen. Irgend etwas war komisch seit dieser verdammten Sache, aber sie wusste nicht wirklich, was.

Es war zum Lachen, wie sich Trago gegen diesen Unsinn sperrte, den Beloff von ihn wollte. „Sie ist keine Botentaube!“, schwappte zu ihnen herüber. Die blonde Zar'Dras schloss, sich ein weiteres Mal um ihre Contenance bemühend, die Augen. "Meine Fresse, wir waren mit dem Wagen auf diesem furchtbaren Gelände doch so langsam, der bräuchte doch bestimmt nur ein paar Stunden, bis er auf die erste Flugpatrouille träfe, der er die Lage übermitteln kann. Der könnte uns ZWEI Mal wieder einholen! Aber stattdessen dürfen wegen dem feinen Herrn zwei unserer Leute tagelang Katz und Maus mit den Rhim spielen, oder wir dürfen unsere Vorräte doch streng rationieren und unsere Patrouillen laufen nichtsahnend in die Falle!"
Je länger sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie mit jedem Satz. Ja, Lamaria war ein Einzelgänger. Aber ein Einzelgänger, der umso mehr Wert auf Zusammenarbeit und Disziplin in der Gruppe legte. Ein Einzelgänger, der sich auf jene, die er bei sich duldete, wenigstens verlassen können wollte. Grava hatte keinerlei Probleme, die Gedanken Lamarias aufzufangen, auch wenn diese sie schon wieder nicht hatte 'senden' wollen. Auch Tenebrae hörte sie: sie hallten regelrecht unangenehm und laut. Die Zar'Dras hätte genausogut lauthals schimpfen können.
Nun ja, Beloff allerdings hörte sie so natürlich nicht, was vermutlich auch besser so war...

„Es muss mitkommen“, murmelte Tenebrae erstaunt und schüttelte fassungslos den Kopf. "Er soll zur Hölle fahren...", fauchte Lamaria leise und hatte damit bessere Chancen, dass Trago das nicht gehört hatte.



16. Kiriat, Vormittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC

Lamaria beginnt, in Teilen Einwände gegen Tenebraes Anweisungen zu formulieren, als sie von Beloff und dem Problem des Nachrichten nach Dras'Loran bringens unterbrochen wird. Sie stolpert erneut darüber, dass Grava von ihr Gedanken hört, die Lamaria nicht senden wollte.
Tragos Weigerung, nach Dras'Loran zu fliegen, obwohl es nach Lamarias Meinung sonst Leute das Leben kosten könnte, macht sie (zunächst nur gedanklich) ziemlich wütend.

Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
weiterer magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame

Lamaria

Benutzeravatar
 
Beiträge: 14
Registriert: Mi 15. Jun 2016, 22:02


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Tenebrae » Fr 15. Jul 2016, 01:44

Das Rauschen wurde lauter. Mittlerweile beeinträchtigte es auch ihr Sichtfeld, leise zerfasernde Schwärze an den Rändern ihrer Wahrnehmung. Es war nicht immer da, aber beunruhigend oft, vorallem, seit sie mit der Zar'Dras sprach. Für Momente sprang die Lautstärke ihrer Gedanken höher, schien diese zu verdoppeln, an anderen Stellen hinterließ es eine Art falscher Farbe und mitschwingendem falschen Geschmack. Ein Echo, was stärker wurde, als wäre der Raum, in dem ihre Gedanken hausten, mit einem Mal größer. Tenebrae kannte nichts von dem Selbstschutz, dem ein jedes Wesen innewohnte und was den Geist schützte. Sie wusste durchaus, dass Zar'Dras mit Kreaturen kommunizierten und auch ihre Stimme anderen aufzwingen mochten. Und noch weniger wusste sie, wie ihre verkümmerte eigene Magie versuchte sich bemerkbar zu machen, den körpereigenen Schutz zu umgehen, um aufzusaugen, was man ihr vor die Füße kippte. Seit sie ihr Geburtsquim verlassen hatte, waren die Gegebenheiten, wo sie Stimmen gehört hatte, an einer Hand abzuzählen und das war nun einige Jahre her. Jetzt im Moment versuchte dieses innere, unsichtbare Organ namens Magie sich wieder einzustellen, wieder lebendig zu werden, wo es nun unbewusst genutzt wurde, da die Quima keinerlei Kontrolle darüber hatte. Das äußerte sich in Kopfschmerzen, starken Kopfschmerzen, Rauschen in den Ohren und Schwindelgefühl und es beeinträchtigte minimal ihre Sichtweise. Alles Dinge, die die Reiterin der Schwäche und Ausgelaugtheit zusprach und den Strapazen der letzten Zeit.

Momentan war auch nicht die Zeit und schon gar nicht der Willen vorhanden sich damit auseinanderzusetzen. Es waren nicht nur diese unerkannten Rückkopplung, sondern gegensätzliche Emotionen, die schwabbten und durchaus für Verwirrung sorgten. Für einen Moment schien sie Wut und Schmerz bei der Zar'Dras zu spüren, wie auch Abneigung, als das geflügelte Geschöpf landete. Nicht nur das. Mit einem Schlag wurde der Quima schlecht, wie ein Schlag in den Magen. Der Schall und Druck wurde lauter, teilweise hörte sie Fetzen, was sich wie Wörter anhören könnte. Mit zuckendem Kopfschütteln versuchte der Botenreiter seine Sicht zu klären und den Druck zu vertreiben. Das waren nicht ihre Gedanken, nicht ihre Emotionen. Ihr Pferd bäumte sich mittlerweile immer wieder auf, von seinem Reiter nicht zur Räson gebracht. „Er soll zur Hölle fahren...", zischte die Zar'Dras und damit verflog dieser fremdartige Anfall. Verwirrt lag der Blick des Quima auf die Späherin, überfordert mit einer Situation, die sie nicht einmal einzugrenzen vermochte. Auch der Greifenreiter war still geworden, und beide: Reiter und Kreatur schauten intensiv in die Richtung von Quima und Zar'Dras. „Vielleicht solltet ihr SIE schicken, wo sie doch so eine fähige Späherin ist.“, kommentierte Trago mit einem Schlag und das Paar hob wieder ab, umständlich – denn das Wesen war nicht wirklich für elegantes Fliegen gebaut. Als dieses Mal irgendetwas auf ihre Gedanken einprasselte, konnte die Reiterin ein Ächzen nicht unterdrücken, genauso wenig wie ein sichtbares Absacken der Schultern und einen verklärten Blick. Auch hier war es wohl besser, dass Tenebrae nicht wusste was der Auslöser war, denn es hätte ihre Meinung den Zar'Dras gegenüber eine drastische Paniknote verliehen. Es war bekannt, wenn auch nicht unter Quima, die im Vorfeld nicht zu erfahren bekamen, dass es so etwas wie einen Kodex gab, das Zar'Dras nicht viel auf Verbote und Gebote hielten. Das allgemeine Verbot die Gedanken und Bewusstseine Anderer in Ruhe zu lassen war demnach gar nicht vorhanden. Es wurde nur von den meisten Zar'Dras deswegen nicht verwendet, weil es ein enormer Kraftakt war und sehr gefährlich, da jeder mit einer starken Barriere gesichert war, die man weniger mit roher Gewalt und mehr mit Manipulation umging. Desweiteren war das Innere eines fremden Bewusstsein eine Falle für sich, in der sich der Hineinschleichende verirren und verloren gehen konnte. Für das schnelle Überprüfen oder Gedankenlesen war das wenig zu nutzen. Aber es gab Alternativen. Schnelle Alternativen um Dinge herauszufinden. Zum Beispiel wie stark die Barriere des Gegenübers war. Und genau das tat Trago Ashurdan in dem seine Partnerin und er das Grüppchen um die Suavi, Quima und Zar'Dras gedanklich stark bedrängte. „Halt deine Emotionen im Zaum, sie interessieren keinen.“, kam nach wenigen Sekunde bei Grava und Lamaria an. Bevor sich irgendjemand fangen konnte, war der Hippogreif zu hoch und sowohl außer physischen wie mentaler Reichweite. Was auch immer das gewesen war – es war jetzt weg und hinterließ bei der Quima Angstschweiß und innere Angespanntheit. Von der Nützlichkeit des Flugwesens war sie mehr überzeugt denn je, gerade nach dessen Abgang. Ob sie wiederkommen? Die Quima hoffte es. Das Wesen musste ihr nicht freundlich gesinnt sein, um seinen Nutzen zu erfüllen. Die wenigsten Dinge waren einem freundlich gesinnt. Es hieß einfach sich anzupassen und zu nehmen was man bekam, egal wie widrig die Umstände und Gefahren, die es barg.



16. Kiriat, Vormittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC

Der gedankliche Ausbruch zeigt Wirkung auf die Quima, Trago wagt einen kurzen, mentalen Angriff auf die Drei.



Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
weiterer magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame
Zirp, Anuka , Marijke mit Riketz, Krähenwolf, Bursche

Tenebrae
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 397
Registriert: Di 29. Mai 2012, 09:13


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Lamaria » Do 15. Sep 2016, 21:56

„Er soll zur Hölle fahren...", zischte Lamaria.
Trago und die Hippogreifin hatten die Köpfe gedreht und schauten nun intensiv in die Richtung der Quima und der mürrischen Zar'Dras. „Vielleicht solltet ihr SIE schicken, wo sie doch so eine fähige Späherin ist.“, kommentierte Trago mit einem Schlag und das Paar hob wieder ab, umständlich – denn das Wesen war nicht wirklich für elegantes Fliegen gebaut.

Dass neben ihr gleich darauf Tenebrae ächzte, bekam Lamaria schon nicht mehr mit. Trago und seine Begleiterin starteten testeshalber einen mentalen Angriff auf das Dreiergrüppchen, und bei der Patrouillenreiterin fiel er damit ohne Umschweife glatt mit der Tür ins Haus. Oder, wollte man bei dem Bild bleiben, den Geist eines Menschen mit einem im Inneren labyrinthartigen Gebäude zu vergleichen: bei Lamaria fehlte nicht nur die Tür, sondern ein Gutteil der Frontwand war gleich mit heraus gerissen. Ein trauriges Bild, sofern man ein mitleidendes Wesen wäre. Die schienen hier aber gerade Mangelware, also blieb festzustellen, dass die äußere Struktur des Geistes der jungen Frau ein Trümmerfeld war, die vorderen Bereiche der Gedanken ungeschützt offen liegend - und damit für jeden Kundigen die Erklärung auf der Hand lag, warum Lamaria so unverblümt sendete, was ihr akut gerade durch den Sinn ging oder was sie auf emotionaler Ebene fühlte.
Ein verlockender Anblick für ruchlose Geister, allerdings blieben die hinteren Bereiche das gewohnte Durcheinander eines vernunftbegabten, erinnernden Wesens. Außerdem - wenn man weiterhin bei architektonischen Begriffen blieb - mochte sich durchaus auch die Frage stellen, wie weit dieses Gebilde denn tatsächlich "einsturzgefährdet" wäre?
Apropos "Sturz": mental komplett überlagert und mit stumpfer Gewalt blockiert, konnte sie auf das nervöse Pferd natürlich nicht mehr einwirken und fiel schon beim nächsten Tänzelschritt zur Seite wie ein nasser Sack Mehl. Es war ein Glück, dass sie zuvor die Zügel von Beloffs Pferd übernommen hatte, denn die Stute stand gerade dicht genug, dass Lamarias Fall von dem Tier zum Teil abgebremst wurde, weil die Späherin unkontrolliert an deren Flanke längsrutschte.

Grava war die Einzige, deren Begabung hoch genug und deren Verstand heil genug war, um bei dieser Attacke nicht einfach ebenso völlig in sich zusammen zu sinken; aber ohne Unterstützung ihrer Partnerin kam auch sie nicht besonders gut dagegen an. Im Gegenteil, Lamaria stellte ihren Schwachpunkt dar und die Attacke gegen ihre menschliche Gefährtin rührte auch bei der Großkatze an einem frischen Trauma.
Die Pupillen der Suavis weiteten sich, bis von der Iris fast nichts mehr zu sehen war und das Tier gab einen tiefen, grollend gejaulten Ton von sich, den niemand gerne zwei mal hören wollte. Sie zuckte zusammen, als Lamarias Körper auf den Boden fiel, und merkte gar nicht, wie sie die restlich vorhandenen Krallen ausfuhr.
Mühsam, ohne jede Eleganz, aber zielstrebig zog sie sich in geduckter Haltung über den Körper ihres Schützlings und legte die Ohren komplett nach hinten an den Kopf, bleckte die Zähne bis zu einer grotesken gruselig anmutenden Maske und gab ein unartikuliertes Knurren von sich, dass klar wurde, dass es einen (ungleichen) Kampf gegeben hätte, wären Trago und die geflügelte Greifin noch am Boden gewesen.

Was Lamaria betraf, hätte sie sich gerne gewehrt, als da eine dumpfe Flutwelle unangekündigt in ihr Haus rollte, aber sie wurde förmlich erstickt und weggerissen, einzig Panik brandete noch flüchtig von ihrer Seite aus gegen die Kraft, der sie nichts entgegenzusetzen wusste. Da blieb nur Flucht - Flucht in einen der hinteren Räume, bis das, was sich da über sie ergoss, vielleicht weg wäre...
Die irrationale Angst, dass ihr Körper derweil ja womöglich wieder missbraucht werden würde, nahm sie mit.

„Halt deine Emotionen im Zaum, sie interessieren keinen.“
Eine blöde Bemerkung, das musste selbst Trago Ashurdan klar sein, aber angesichts dieses ungewohnten Trümmerhaufens fiel ihm vielleicht gerade nichts besseres ein. Sie würde ihre Emotionen nicht im Zaum halten können, weil sie unter diesen Umständen dazu einfach nicht in der Lage wäre.
Bevor sich irgendjemand fangen konnte, war der Hippogreif zu hoch und sowohl außer physischer wie mentaler Reichweite. Was auch immer das gewesen war – es war jetzt weg und hinterließ bei der Quima Angstschweiß und innere Angespanntheit, eine leichenblasse Flunder, deren blonde Haare wirr verteilt lagen und die hoffentlich bald wieder zur Besinnung kommen würde und eine Suavis, die drauf und dran schien, dem nächsten, der sich der Frau unter ihr nähern würde, mit Krallen und Zähnen voran an die Gurgel zu springen.




16. Kiriat, Vormittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC

Trago wagt einen kurzen, mentalen Angriff auf die Drei. Bei Lamarias Gedankengebäude findet er einen Trümmerhaufen im Frontbereich vor, sie wird bewusstlos und kippt vom Pferd. Grava schiebt sich über sie, instinktgesteuert bereit, sie bis zum Letzten zu verteidigen.



Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
weiterer magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame

Lamaria

Benutzeravatar
 
Beiträge: 14
Registriert: Mi 15. Jun 2016, 22:02


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Tenebrae » So 9. Okt 2016, 23:35

Es blieb keine Zeit um sich abergläubischen Tagträumen hinzugeben. Die Späherin sackte in sich zusammen, plötzlich weggetreten und ohne Spannung. Zwar war der Fall langsam und unspektakulär, aber in Anbetracht, dass sie vorher keinerlei Anzeichen gezeigt hatte, war es umso erschreckender. Die Quima spannte sich ihrerseits an und ihr Pony reagierte prompt, indem es einen Satz nach hinten machte und somit Abstand herstellte. Was gut war- denn die Suavi war im nächsten Moment über der Bewusstlosen und stieß Fauchen und Knurren aus, neben einem schmerzgepackten Jaulen, dass sich Tenebrae nicht sicher war, ob sie nicht angegriffen hätte, wären sie noch direkt daneben gewesen. Die Zar'Draspferde hielt jedoch nichts. Das Pferd des Kommandanten nahm es als Anlass und sprintete davon. Lamarias Pferd dagegen folgte einige Galoppsprünge, ehe es verlangsamte und in einem langsamen Kreis zurück kam. Sich von einer scheinbaren Attacke zu entfernen und von einem Artgenossen anstecken zu lassen war das Eine, aber das Tier war viel zu gut abgerichtet und an die Raubkatze gewohnt, als das es wirklich in Fluchtmodus dadurch gelangt wäre, ob nun nervös wegen des Greifen oder nicht. Dadurch blieb nur noch die Quima und eine durchdrehende Katze, sowie eine zu Boden gegangene Späherin. Das Tier vor ihr war ihr unbekannt. Seine Eigenheiten waren ihr unbekannt, ihre Instinkte waren ihr unbekannt, aber es gab gewisse universelle Zeichen. Das Tier hatte vor Schmerz gejault und gab nun alle Anzeichen, dass es Lamaria wie ein Muttertier ihr Junges verteidigen würde. Wäre es ein Hund wäre der Quima auch klar, wie sie mit der Situation umzugehen hatte. Doch so? Die Gedanken waren noch gar nicht durch ihren Kopf, da hatte sie bereits einer ihrer Wurfspieße auf die Katze gerichtet, die Zügel losgelassen und Reiter und Pferd nur einen Impuls davon entfernt sich dem kranken Tier anzunehmen, um an den verletzten Menschen zu kommen. Das war der Vorteil an ihrer eigenen Ausbildung: Ob nun ihre Gedanken angeschlagen waren oder nicht, sie benommen noch mit tanzender Schwärze vor den Augen zu kämpfen hatte, oder nicht – ihre Instinkte und Muskelerinnerung waren genauso gut intakt, wie die der Suavi vor ihr. Es kam jedoch zu keinem Blutvergießen. Einer der Zar'dras machte sich daran das fliehende Pferd einzufangen und Beloff war mit wenigen Schritten bei der Gruppe. „Speer runter!“, blaffte er Tenebrae an und wandte sich an das Raubtier. „Grava, Bericht!“, kommandierte er furchtlos die Suavi (und stieg damit einige Respektränge höher was Tenebrae anbelangte. Immerhin stand er dem Tier unangenehm nahe, sollte sie der Meinung sein um sich zu schlagen.). Und somit hätte die Situation souverän gemeistert werden können und ruhig und gesittet von der Bühne gebracht werden können. Tenebrae sah zu erst, wie Rikon näher kam. Sie sah auch, wie er seine Fracht vorsichtig ausbalancierte, und sie sah, nicht begreifend, was das bitte sollte, wie er seine Beute mit einem Male warf und Katze, Kommandant und Späher in einen Schwall Wasser tauchte – der nun leere Eimer davon kullernd. Es hatte etwas von einer schrägen Parodie, wie nun Suavi und Mensch beinahe synchron mit einem Sprung Abstand suchten um den plötzlichen Nass zu entgehen. Sehr gute Reaktionszeit, musste man mal gesagt haben. Wirklich hilfreich war es nicht. Aber immerhin wurde Lamaria dadurch wach, während der andere Späher plötzlich von seinem Anführer niedergestarrt wurde, sich versuchte mit einem „Sonnenkrank...kommt häufiger vor und hilft immer.“, zu retten und zur Seite gewunken wurde.

Eine Gruppe Zar'Dras war für die Quima tatsächlich ein Buch mit sieben Siegeln – wenn sie den lesen könnte und überhaupt wüsste, warum man Bücher mit Siegeln versehen sollte. Die Irren und Wirren in solch einer Gruppe waren ihr wirklich zu hoch, wogegen ein Quimaclan nicht einmal wirklich anders wäre oder weniger kompliziert; es war ihr nur vertraut. Dementsprechend erschienen in ihrem Kopf nur noch mehr Fragen, als sich eine ältere Frau nun Lamaria und Grava näherten mit schnellen, ruhigen Schritten, die Zügel ihres Pferdes in der Hand, jedoch keinerlei Anzeichen von sich gab, um irgendjemanden anzufassen. „Guter Rat: Steig auf und mach deine Arbeit. Du bist einsatzfähig, dann zeige das auch.“, begann sie in ruhigem Ton und fügte hinzu, nachdem sie die Zügel Lamarias Pferdes einfach hochband, das Tier stehen ließ und sich dann zum Gehen wandte. "Bilde dir nicht ein, dass Rikon eine Hilfe wäre. Es hat ein Augen klimpern bedurft, dass er dir 'zur Hilfe eilte'." Nein, Tenebrae wurde daraus nicht schlau. Die reifere Soldatin hatte sie zwar schon mehrfach gesehen, glaubte sie jedenfalls, aber Kontakt hatte sie mit ihr nicht gepflegt gehabt. Sie war einer dieser Krieger, die ruhig auf ihren Einsatz warteten, resolut und zuverlässig ihre Arbeit verrichteten und einfach wahrscheinlich deswegen sehr lange in ihrer Rolle überleben würden – alleine weil sie nicht auf sich aufmerksam machten und somit gar nicht in gefährlichere Positionen kamen. Wie viel diese Frau richtig oder überhaupt interpretiert hatte war ihr absolut schleierhaft – was aber zu großen Teilen auch daran lag, weil Tenebrae die Situation selbst gar nicht begriff. Umso erstaunlicher, dass die Späherin tatsächlich aufstand, sich aufs Pferd setzte und in schnellem Trab ihren Dienst aufnahm. Zu einem Teil war die Quima davon angetan. Es zeugte von viel Willen, sich in so kurzer Zeit wieder zusammenzunehmen, aus welchen Gründen man auch immer überhaupt gestrauchelt war. Zum anderen Teil war sie nur durchweg verwirrt. Was war hier gerade abgelaufen? Aus ihrer Starre kam sie erst wieder, als die Soldatin wieder neben ihr erschien, dieses Mal beritten und scheinbar nun ihr Reitpartner war, da die Gruppe in Zweierreihen ritt. Etwas, was Tenebrae ebenfalls verwirrte. Es war so absoluter Nonsense sich so fortzubewegen, wenn das Gelände es zuließ das man ausfächern konnte. Auch Beloff kam nicht noch einmal, oder würdigte sie eines Blickes. Er sah deutlich angepisst aus, als er sein eingefangenes Pferd wieder in Empfang nahm, die Boten instruierte und davon schickte und das Zeichen gab, dass die Gruppe sich in Bewegung zu setzen hatte. Die Botenreiterin war selbst angefressen von ihrem „Gruppenplatz“ und ihre neue Begleitung nahm sie nun als das wahr, was sie wirklich war: Ein Aufpasser. Nicht nur war sie in der Mitte der Karawane platziert worden, ihre Begleitung war ein deutlich besserer Reiter als die meisten anderen Anwesenden, das Pferd deutlich kleiner als die restlichen Zar'Dras-Gäule und die Frau sehr viel ruhiger und versierter in ihren minimalen Bewegungen, die sie tätigte. An und für sich gefiel ihr der Platz auch nur deswegen nicht, weil sie sich in dieser fremden Gruppe eingeschlossen fühlte. Das Tempo war bahnbrechend langsam mit dem Karren, die leisen Gespräche zu gepresst und hastig, um sie als kameradschaftlich oder ablenkend zu empfinden. Darüber hinaus juckte es der Quima in den Fingern sich selbst ein Bild über die Lage zu machen, die Gegend zu erkunden und voraus zuspähen. Das war der Nachteil eines Botenreiters und der Vorteil: Hier unter der glühenden Sonne und dem beständigen Wind war sie ihr eigener Herr. Sie entschied in welche Richtung es ging, welche Wege sie einschlug. Dabei erkundete sie auch das Land und lernte seine Eigenheiten kennen, machte sich vertraut. Hier musste sie der Weisung anderer vertrauen und sich diesen beugen, wobei sie sich nicht einmal klar war, wie fähig diese Leute überhaupt waren. Und das Gebiet würde immer gefährlicher werden. Höchstwahrscheinlich würden Anzeichen übersehen werden, welche die Quima zu lesen fähig wäre. Ja, ihr Vertrauen in die Fähigkeiten der Zar'Dras war enorm und noch mehr: Sie wollte nicht blind in diese Sache laufen. Dennoch besaß sie genügend Taktgefühl um zu wissen, dass man auch ihr nicht vertraute und ein Abstecher in die Umlande übel nehmen würde. So gesehen, war es auch besser, dass sie sich dem langsameren Tempo anpassen musste – Ihr Pferd dankte es ihr definitiv. Nach dem Gewaltritt der letzten Tage war das nicht die Erholung die es brauchte, aber definitiv genügend um Viel daraus zu ziehen. Ihre Begleitung nagelte ihr zum Glück auch kein Gespräch ans Bein, sondern ritt gemächlich und entspannt neben ihr her, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Ob sie ein Quimabastard war? Ihr Pferd war es definitiv und sie zeigte deutlich weniger Gefühlsregung als Tenebrae. Dennoch unwahrscheinlich. Viel zu blass, wenn auch gebräunt und Wettergegerbt. Viel zu groß und feingliedrig im Vergleich zu einem Quima.

Nach mehreren Stunden Ritt hatten sie es immerhin zu einer Vorstellung gebracht. „Rhyta.“, hatte sie sich vorgestellt., „Rhyta Werbruch“. Es dauerte zwar einige Momente, ehe die Quima begriff, dass es eine Vorstellung war, nickte jedoch und antwortete ihrerseits mit einem „Tenebrae.“. „Der Ritt zum...ich glaube ihr nennt es Ahnenstein. Die Übergabe der Geiseln. Du hast uns begleitet und übersetzt. Das erste Mal, dass ich ein Quimapferd im Nahen und im Einsatz sah. Hab danach sichergestellt so nah wie möglich an eines zu kommen. Gar nicht einfach.“. Wieder ein Nicken Tenebraes. Sie erinnerte sich daran. War todlangweilig gewesen. Langweilig genug, dass sie damals versucht hatte in vollem Galopp herausfliehende Echsen im Vorbeireiten mit Wurfspießen zu treffen. Ihre Trefferquote war bahnbrechend erniedrigend gewesen – ihre Haltung auf ihrem Pferd dagegen natürlich nicht. „Sie sind...rein.“, fing Tenebrae mit einer Erklärung an. „Sie sind Geschwister, Familie. Kein Fremder kann sich richtig mit ihnen verbinden. Es ist...“ „...verboten? Ein Sakrileg? Ja, das hatte man mir gesagt. Was jedoch nicht auf Mischlinge zutrifft. Ich hab mir jedoch sagen lassen, dass sie genauso stur und unberechenbar sind, wie ihre verehrten Gegenstücke“, fiel Rhyta ein. „Sie sind unrein, Sklaven. Nur Fleisch ohne Seele.“, bestätigte Tenebrae ihrerseits. So ganz überzeugt war sie davon nicht. Bzw. nicht so gläubig in dieser Erklärung. Fakt war definitiv: Mischlinge waren schwächer, Krankheitsanfälliger und weniger durchhaltevermögend. Jedenfalls laut ihren Begriffen. Zum Glück dachten nicht alle Quima so, denn es gab durchaus die ein oder andere erfolgreiche Zucht, die bewusst ihre Tiere mit Fremden einkreuzte und dadurch neue Vielfalt erzeugte. Unter Quima war der Hauptselektör nach wie vor die Natur. Die Schwächsten wurden dahingerafft und wer überlebte hatte sich auch verdient sich zu vermehren. Und das galt auch für Mischlinge. So nah die Quima mit ihren Tieren lebten, es gab genügend riesige Herden, die sich alleine um ihr Überleben kümmern mussten und die viel Zeit alleine miteinander verbrachten, ohne Einfluss des Menschen. Genaugenommen waren die meisten Herden der Quima wenigstens Zeitweise auf sich gestellt, denn die nomadischen Stämme hatten gar nicht die Ressourcen ihre Herden lange an einen Ort zu halten und zu ernähren. Dennoch war auch von keinem Fall bekannt, dass ein offensichtlicher Bastard als Geschwistertier erwählt wurde. Somit waren sie so oder so niedere Tiere. Dummerweise gab es immer mehr Quimapferde unter den Zar'Dras. Meist als Beutestücke oder sogar als Bestechungsversuche, bis hin zu Abgaben. Nicht genug, um sie wirklich als allzeitig präsent wahrzunehmen, aber es gab sie. Und damit starb auch dieses Gespräch wieder ab. Immerhin hatte es die Neugier der Quima geweckt und sie musterte unauffällig das dreckig-braun gefärbte Pferd. Doch auch das half nicht über die Langeweile, die bald darauf über sie hineinbrach. Etwas, was sie so gar nicht gewohnt war. Wie unbeholfen und schwer sie sich vorkam, hier inmitten dieser langsamen Gruppe. Wie deplatziert. Ihr Pferd mochte die Ruhe brauchen, und sie eigentlich auch, doch sie hätte jedwede andere Tätigkeit diesem langsamen Trott vorgezogen. Nun, Nicht nur ihre Pferde waren stur, nicht wahr? Auch die Quima selbst. Somit ritt sie mit stoisch, ausdrucksloser Miene, auch wenn sie sich wünsche lieber woanders zu sein.



16. Kiriat, Vormittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC

Lamaria wird von Wassereimer geweckt, bekommt von Rhyta den Rat ihren Tätigkeiten nachzugehen und tut dies, Gruppe setzt sich in Bewegung, Tenebrae zählt Grashalme vor Langeweile (Nein, tut sie nicht, aber würde sie sicher tun, wenn es ihr Stolz nicht verbieten würde)



Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
Zar'Dras: Rhyta Werbruch, ältere Soldatin, Mischlingspferd, ruhig und versiert
magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame
Zirp, Anuka , Marijke mit Riketz, Krähenwolf, Bursche

Tenebrae
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 397
Registriert: Di 29. Mai 2012, 09:13


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Lamaria » Do 20. Okt 2016, 21:25

Beloff war mit wenigen Schritten bei der Gruppe. „Speer runter!“, blaffte er Tenebrae an und wandte sich an das Raubtier. „Grava, Bericht!“
Der Bergluchs hatte weiterhin die Zähne gebleckt und starrte Beloff mit riesigen schwarzen Pupillen an. Im ersten Moment entkam ihr nur ein Grollen, ehe ein seltsam verzerrt klingendes
"Geeeedankensperre" zu hören war und die Katze selber das Maul bewegen musste, um überhaupt artikulieren zu können. Dass sie wütend war, war unüberhörbar. Ihre Pupillen setzten gerade an, etwas kleiner zu werden, als sie das Wasser fliegen kommen sah und einen widerwilligen Satz beiseite machte.
Der andere Späher, Rikon, wurde plötzlich nicht nur von seinem Anführer niedergestarrt, sondern Grava sprang und landete mit ihrem doch nicht ganz kleinem Körper so dicht an ihm dran, dass er das Gleichgewicht verlor und selber schmerzhaft auf dem Hosenboden landete. Er genoss die einwandfreie Aussicht auf einen aufgerissenen Raubtierrachen direkt vor seiner Nase und auch das erneute "Grava!" von Beloff hätte seine Nase sicher nicht gerettet, hätte die Katze sich entschlossen, zuzubeißen.
"Mach! das nicht... nochmaaaal...", grollte die Tierpartnerin und wendete sich bestimmt nicht unabsichtlich so auf Rikons Brust um, dass ihre Krallen sein Wams leicht einrissen.
Es war ein herzliches Miteinander hier.

Rhyta näherte sich der nach Luft schnappenden und damit zumindest aus der Ohnmacht erwachten Lamaria und vermittelte der zurückkehrenden Grava zum Glück allein schon mit ihrer bestimmten, aber nicht aggressiven Körpersprache, dass sie ihrem Menschenschützling nicht auch noch ans Leder wollte. Die Luchsdame hätte sicher sonst endgültig die Geduld verloren.
„Guter Rat: Steig auf und mach deine Arbeit. Du bist einsatzfähig, dann zeige das auch.“
"Ich bin - was? Was bei Morshans Reißzähnen ist passiert?", dachte Lamaria und näherte sich dennoch taumelig ihrem Pferd. Sie brauchte nur einen halben Blick an sich runter zu werfen, um in ihrer Neigung bestärkt zu sein, dass sie hier weg wollte. Sie zog sich auf den Pferderücken.
"Grava, hilf mir."
"Was brauchst du?"
"Nicht in die falsche Richtung reiten."

Ein Brummen erklang, das bei einem Menschen glatt ähnlich geklungen hätte und die Katze trabte voran, gab damit die Richtung vor. Lamaria schien einen kurzen Blick zurück werfen zu wollen, beließ es aber bei dem Ansatz der Bewegung und schüttelte dann nur leicht den Kopf und straffte fassadenhaft die Haltung.

Erst, als sie weiter weg waren, deutlich außerhalb jeglicher Hörweiten und für die Gruppe schon nur noch ein undifferenzierter dunkler Fleck auf der felsigen Ebene und auch Trago oben nirgends zu entdecken war, erlaubte sich Lamaria, die Haltung sacken zu lassen und wieder Kontakt zu Grava aufzunehmen - verbal:
"Was zum Donner war das? Bist du verletzt?"
"Nein. Du? Es war eine Gedankensperre."
Lamaria ließ diese Information erst einmal sacken. Die Lektionen in Mentalmagie waren nicht gerade umfangreich gewesen, aber sie kannte den Prozess, bei dem man den Gegner mit blanker Gedankenkraft versuchte, zu 'belagern', um seine gedankliche Kommunikation zu unterbinden oder ihn gar körperlich zu lähmen.
"Das war ein durchschlagender Erfolg", stellte Lamaria mit vor Schreck düsterer Stimme fest.
"Was nicht an Ashurdans gloriosem Können liegt, wage ich zu vermuten", erwiderte Grava nüchtern und noch hörbar nachtragend. Die Menschenfrau ächzte.
"Wenn er das nochmal macht..."
"Tja, was dann? Du kannst dich offensichtlich nicht schützen." Es gefiel Grava merklich nicht, aber dass sie bei solchen Belangen emotional scheinbar ziemlich kühl blieb, war Lamaria schon gewohnt - es war ihr vertrauter als die deutlich gesteigerte Anhänglichkeit, die die Suavis seit dem Vorfall an den Tag legte und die ihr fast mehr Angst machte.
"Wir sollten ihm so weit aus dem Weg gehen, wie es möglich ist", analysierte die Katze dann selber weiter, "und du solltest schauen, ob du deine Gedanken nicht tatsächlich irgendwie besser abgelenkt bekommst, wenn er sie mitbekommen könnte."
"Und wie soll ich das machen?"
"Denk halt an was anderes als deine eigentliche Meinung", fauchte die Luchsin.
Das schien für Lamaria nicht gerade einfach zu sein. Selbst unter Zar'Dras konnte man sich im Normalfall eben aufgrund seines natürlichen Schutzes auf eine gewisse Privatheit der Gedanken verlassen. "Soll ich Ziegen zählen oder was?", murrte sie.
"Meinetwegen?", entgegnete Grava gereizt, weil sie wieder über einen scharfkantigen Stein getreten war. Lamaria sah zu ihr runter.
"Lass mich das endlich heilen, bitte...", sagte sie leiser und sanfter.
"Ja. Aber nicht hier", lenkte die Katze brüsk ein, "Wenn wir einen Lagerplatz gefunden haben. Dort vermutlich" - mit einem Kopfruck deutete sie auf eine Kette diverser aufragender Felsen, die sich zu dem anvisierten Ausläufer des Gebirges formten, wo sie hin wollten. Sie würden einen vor allem für den Wagen passierbaren Weg suchen müssen.

Der Trupp folgte der Späherin und ihrem Tierpartner bereits seit einigen Stunden, als die Reiter vorne den Arm hoben und damit Halt geboten. Es war, als hätte Beloff auf derartiges gewartet, denn er ritt an der Reihe nach vorne und verschaffte sich selber einen Überblick.
"Wir warten hier", wies er an, "stellt zwei Planen auf und macht Rast!"
Hier?
Wenn Tenebrae den Blick schweifen ließ, gab es rein landschaftlich betrachtet keinen Grund dafür. Gut, kaum einen - sie hatten die ersten größeren Geröllhaufen passiert und hätten theoretisch wohl etwas Sichtschutz, was Verfolger von hinten anging, aber es war kein Rastplatz, der irgendwelche Annehmlichkeiten bot. Es ging wohl eher ums Warten auf... die Späherin?
Und tatsächlich, es dauerte fast eine Stunde, aber dann wieherten zuerst ein paar der Zar'Dras-Pferde unruhig, bevor die Nordsuavis ohne jede Rücksicht auf Tarnung wieder zur Gruppe stieß - allein. Und ohne jedes Anzeichen, noch zu humpeln.
"Da vorne halb rechts, am zweifarbigen Felsen vorbei. Lamaria holt noch Wasser", meldete sie Beloff. Eine merkwürdige Formulierung, aber Beloff schien daran keinen Anstoß zu nehmen, nickte nur und befahl wieder den Aufbruch.

Es gab keine saftige Weide, aber mehrere Flecken dürrer Gräser, die für die Pferde knapp als Beschäftigung ausreichten. Es war ein recht gut wind- und sichtgeschützter Plateauabschnitt und sobald sie dort eintrafen, kam Lamaria näher. "Hier ist Wasser, aber wir brauchen die Spitzhacke."
Ein kräftigeres Mitglied der Truppe ging zum Wagen und holte das entsprechende Werkzeug.
"Tief?", brummte der Mann, dessen Arme wohl mal die Beine für jemand anderes werden sollten.
"Nein, nicht mehr", meinte Lamaria knapp und begleitete ihn - mit für etwaige Beobachter auffällig viel Abstand. "Ich zeig dir, wo, und locke es dann nach oben."




16. Kiriat, Nachmittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC

Rikon wird von Grava angesprungen und unfreundlich verwarnt, Lamaria rappelt sich nach Rhytas Rat auf ihr Pferd und sucht mit Grava einen Rastplatz. Sie deuten grob das, was Trago mit ihnen gemacht hat, wissen aber noch keine gute Lösung für das Problem.
Der Trupp gelangt letztlich auf einen windgeschützten Abschnitt eines Plateaus im angestrebten Ausläufer des Falkengebirges südlich von Dras'Loran. Lamaria lässt jemanden mit einer Spitzhacke dabei helfen, Wasser freizulegen.

Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
Zar'Dras: Rhyta Werbruch, ältere Soldatin, Mischlingspferd, ruhig und versiert
magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame

Lamaria

Benutzeravatar
 
Beiträge: 14
Registriert: Mi 15. Jun 2016, 22:02


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Tenebrae » Fr 4. Nov 2016, 03:10

Der Stopp war unerwartet und gleichzeitig half er sich zu fokussieren. Ungeduld kam nun auf, wo sie nun scheinbar abgestellt zu warten hatten ohne ersichtlichen Grund. Der Quima selbst sah man die Unruhe nicht an – ihrem Pony dagegen schon. Quimaponys hielten generell nicht viel davon dumm in der Gegend herumzustehen, waren sie doch noch mehr darauf geeigt sich beständig zu bewegen zur Futtersuche – und hier gab es nichts. Der Boden eignete sich nicht einmal wirklich zum ungeduldigen Scharren.

„Einer der Späher hat ein Zeichen hinterlassen, sonst würde Beloff nicht warten.“, antwortete die Zar'Dras an ihrer Seite auf die nicht gestellte Frage. Statt selbst darauf irgendetwas zu erwidern, war die Quima nun ihrerseits damit beschäftigt, wenn sie nun bitte mit „Einer der Späher“ meinte. Sie hatten doch nur einen vor geschickt? Hatte sie die Gruppe falsch betrachtet gehabt? Gab es noch einen Späher? Das Aufstellen zweier Planen befreite sie wenigstens aus der Starrheit der Formation und Tenebrae konnte sich nun selbst ein Bild um das Gelände machen. Als ob sie Zelte aufbauen würde. Der Platz war, bis auf Sichtschutz, wirklich nicht für irgendetwas geeignet. Ebenso empfand sie es befremdlich, wie Pferde und Menschen sich unter den Planen sammelten, wie Ameisen um ein Klecks Süßbrei. Ein prüfender Blick in die Luft bestätigte ihr, dass es wirklich nicht so heiß war, wie es sein könnte und auch die kurzzeitige Intensivierung der Nachmittagshitze bereits am Nachlassen war. Perfekte Jagdzeit. Nur leider interessierte sich keiner dafür. So schön brav sich die Meisten zwar umeinander scharrten – leise und ruhig war die Gruppe dabei nicht. Selbst hätten hier kurzohrige Hasen im Schatten der Steine Schatten gesucht – jetzt gab es sie mit Sicherheit nicht mehr. Nicht einmal Echsen konnte sie entdecken, auch wenn sie mit ihrem Wurfspieß eine Schlange aufscheuchen konnte. Und immer hintendran, wie ein penetrantes, unwillkommenes Anhängsel: Rhyta. Zu Tenebraes Schande, hatte sie zu Anfang nicht mitbekommen, wie die Zar'Dras immer zufällig ihr näher war, als der Gruppe. Aber nun, wo sie die Steinformation umrundet hatte, war es wirklich offensichtlich, dass die Soldatin dem Pferdemenschen folgte. Tenebraes angespannter Kiefer verriet, was sie davon hielt, aber auch hier brauchte sie nicht zu fragen. Anscheinend mochte die Zar'Dras ihre Stimme gerne hören. „Beloff vertraut dir nicht.“, antwortete sie gelassen, nachdem die Botenreiterin ihr einen trotzigen Blick zu geworfen hatte und etwas heftiger in dem Loch stocherte, aus dem sie die Schlange gescheucht hatte, als unbedingt nötig gewesen wäre. „Das Bastardblut. Deswegen sollst du aufpassen.“, stellte Tenebrae fest und meinte es eigentlich als Frage. Sie sah das leichte Grinsen nicht, was Rhyta ihr darauf hin gab – es hätte die Quima nur noch mehr verstimmt. Ein Quima zu Pferd war ein ernstzunehmender Gegner. Ein Quima alleine, ohne Pferd, war immer noch nicht zu verachten. Aber diese Gebirslatscher waren allesamt großgewachsen, weitaus kräftiger als ein Quima und mit ihren Waffen deutlich versierter. Es ging nicht wirklich darum wer Tenebraes Aufpasser war – es ging darum, dass dessen Pferd das ihrige einholen konnte , oder wenigstens dran bleiben. Und da hatten sie, soweit die Quima gesehen hatte, wirklich nur diesen einen Kandidaten. Ihr war noch eine dürre Fuchsstute ins Auge gefallen, die einen zähen Eindruck machte und ein schneller Läufer zu sein schien, doch gleichzeitig schien das Tier stärker unter den Anforderungen des Alltagsgepäcks plus Reiter zu ächzten, als seine größeren Brüder. Etwas, was Tenebraes Tier absolut nicht tat. So hässlich und kantig das Pony war, was die Schnelligkeit betraf gab es scheinbar wirklich nur Rhytas Braunen, der es schaffen könnte. Mit einem Schnaufen schnalzte sie ihrem Pony zu und lief zurück zu der Gruppe, Rhyta im Schlepptau und verbrachte die restliche Zeit damit, sich stoisch auf einen Stein zu setzen und die Gruppe wirklich zu analysieren.

Gut, das war gelogen. Also, Nein, war es nicht. Sie sollte und wollte die Gruppe analysieren, ihre Schwächen und Stärken herauslesen. Letztlich tat sie das nur am Rande und starrte Pferde nieder. Viele der Tiere waren abgewetzte, erfahrene Veterane. Längst nicht die schönen, schimmernden Tiere mehr, die sie oder ihre Eltern, aus Thalia mal gewesen waren. Auch hier sah sie eigentlich nur die Spitze an Überlebenden. Diejenigen, die hart genug gewesen waren entweder unter dem Berg, über dem Berg oder zu Schiff hier her zu gelangen UND dann zusätzlich Jahrelang das ungewohnte , raue und karge Klima zu vertragen. Nicht, dass die Quima das wüsste. Ihr war nicht bewusst, dass diese Zöglinge bereits angepasste Vertreter ihrer Gattung war. Nein, Tenebrae sah stattdessen, dass die Pferde...hübsch waren. Symmetrisch, feingliedriger, mit trockeneren, feineren Köpfen und wohlproportioniert. Sie konnte Schönheit durchaus schätzen und bewundern – sie sah nur nicht viel Sinn darinnen. Wäre dies hier ein Dorf, was es zu überfallen gab, und sie könnte eines der Tiere als Beute mitnehmen. Ja, das hätte sie getan. Auch wenn sie selbst dann nicht das Hübscheste, sondern das Gesündeste oder Biestborstigste gewählt hätte. Nie und nimmer hätte sie eines dieser Tiere gegen ihren Begleiter ausgetauscht gehabt – egal wie grobknochig und schief er im Gegenzug aussah. Denn das war der Knackpunkt – Aussehen gegenüber Leistung. Aber man durfte ja Träumen, nicht wahr? Für ihre Verständnisse waren sie..wirklich hübsch. Vorallem besagte Fuchsstute, bei der es ihr unter den Fingern brannte Reiter und Sattel abzuwerfen und sie zu hetzen um zu sehen, wie schnell das kleine Tier wirklich war. Oder der eine Wallach mit fehlendem Ohr und den offensichtlichen Krallennarben quer über Hals und Kruppe. Bei ihm hatte sie regelrecht einen Schauer über den Rücken gespürt, als sie versuchte zu vergleichen gegen WAS dieses Tier gewonnen und überlebt hatte. Schien auch sehr übelgelaunter Vertreter zu sein. In der halben Stunde, in der sie Pferde und Reiter beobachtete, hatte besagter Wallach seinen Reiter zweimal gebissen, nach ihm ausgeschlagen und einem zu nah gekommenen Menschen unsanft weg geschubbt. (Was war das für ein Idiot, der sich auf ein Tier setzte, dass ihn nicht respektierte?). Was ebenso bemerkenswert war und wirklich morbide Faszination in Tenebrae hervorrief: Sie waren alle so...ruhig. Nicht, dass ihr Pferd laut wäre. Aber die Tiere standen dort, wo man sie festgebunden hatte und..warteten. Ruhig, entspannt, langweilig. Ihr Pony dagegen war nun des öfteren um einige Felsen verschwunden, seinerseits auf Nahrungssuche und scharrte an verschiedenen Stellen am Boden, den Kopf häufig aufmerksam erhoben, Ohren drehend und aufpassend. Tenebrae machte sich auch nicht die Mühe ihn festzubinden. Wozu? Ein Zar'Dras kam ein Stück näher, scheinbar um ihr Pferd einzufangen. Für einen Moment hoffte der Botenreiter auch, dass er das tun würde. Wäre nicht der Erste, der das versucht hätte. Wobei man ihr wirklich übel genommen hatte, dass der Vorletzte sich eine Rippe gebrochen hatte, als er unglücklich gestürzt war. Wer zu blöd war ein Pferd einzufangen UND so blöd ein Quimapony in die Enge zu treiben..selbst schuld? Selbst sie musste an Tagen, an denen ihr Bruder schlecht gelaunt war, sämtliche Tricks und Können aufwenden um ihn einzufangen. Rhyta verdarb ihr jedoch den Spaß. Sie warnte ihren Kollegen und erntete wieder ein gefrustetes Schnauben der Botenreiterin.

Immerhin wurden sie kurz darauf erlöst. Die Katze kam zurück. Und es gab das Aufbruchzeichen. Der neue Lagerplatz war nun wirklich als solcher zu bezeichnen und es kam auch keine Warterei und Langeweile auf. Dies würde wohl ihr Nachtlager sein und Tenebrae war durchaus beeindruckt. Es war wie eine Oase im Nichts und nicht wirklich als solche erkennbar. Jedenfalls nicht, wenn man nicht direkt hier stand. Während um sie herum ein Lager entstand, Lamaria sich um Wasser kümmerte, Beloff unsinnige Befehle bellte, die sowieso ausgeführt wurden – vertrieb sich Tenebrae die Zeit damit bestmöglich im Weg zu stehen. Und dadurch natürlich auch ihr Aufpasser. Nun, SIE blaffte man nicht an – Rhyta dagegen schon. Man musste sich an den kleinen Dingen erfreuen. „Ich werde jagen gehen. Guter Grund für Kaninchen“, vermittelte sie der Soldatin. „Ich glaube kaum, dass man dir erlaubt dich zu entfernen.“, kam die zaghafte Antwort. Der Blick, den Tenebrae Rhyta zuwarf, verdeutlichte, dass das die falsche Aussage gewesen war. Es lag Herausforderung darinnen und genügend Ignoranz um ein Zelt mit auszufüllen. Es schrie förmlich ein „Und das interessiert mich weshalb noch einmal?“ und „Versuch mich doch daran zu hindern.“. Und weil Tenebrae durchaus ein netter Zeitgenosse sein konnte ging sie auch zu ihrem besten Freund, namentlich Beloff, dummerweise Anführer dieses Haufens und wie immer schlecht gelaunt. „Ich gehe jagen und SIE kommt nicht mit.“, gab sie auch ihm zu verstehen. Nett wie sie war, hatte sie ihn seitlich von hinten angesprochen und er musste erst selbst den Kopf drehen, dann sein Pferd wenden – um dann eine sich wegbewegende Quima zu sehen, die ihr Pferd heranpfiff. Anführer und Soldatin tauschten einen Blick aus. Der Eine angepisst, die andere etwas ratlos. Rhyta war es nicht klar, Beloff schon. Sollte er jetzt die Soldatin schicken, hätten sie ein Katz und Maus Spiel, bis man einsehen musste, dass die Wilde zwar vielleicht doch nicht das schnellste Pferd hätte – aber definitiv mehr Ausdauer und man sich ihrem Willen, wenigstens in dieser Sache, beugen musste. Nur hatte er keine Leute, die auf diesen Barbaren aufpassen konnten ohne sich selbst bloss zustellen. Und ihre Hände wurden allesamt für die mundanen Dinge des Alltags gebraucht. „Grava!“, rief er stattdessen, ohne wirklich zu sehen, wo die Suavis eigentlich steckte. „Geh ihr nach und sieh zu dass sie vor Nachteinbruch wiederkommt.“, bellte er. Und was bitte tat die Späherin überhaupt? Mit ihr hatte er ebenso ein Hühnchen zu rupfen, nach ihrem Abgang.



16. Kiriat, später Nachmittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC

Tenebrae langweilt sich, mag ihren Babysitter nicht und dampft ab, sobald sie die Gelegenheit dazu hat.

Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
Zar'Dras: Rhyta Werbruch, ältere Soldatin, Mischlingspferd, ruhig und versiert
magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame
Zirp, Anuka , Marijke mit Riketz, Krähenwolf, Bursche

Tenebrae
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 397
Registriert: Di 29. Mai 2012, 09:13


An einer alten Wasserstelle

Beitragvon Lamaria » Sa 5. Nov 2016, 17:15

„Grava!“, rief Beloff, ohne wirklich zu sehen, wo die Suavis eigentlich steckte. „Geh ihr nach und sieh zu dass sie vor Nachteinbruch wiederkommt.“
Die Ohren der Bergluchsin zuckten und ihre Lefze zog sich missmutig hoch. Sie mochte es nicht, direkte Befehle entgegen zu nehmen, schon gar nicht, wenn dasjenige Wesen nicht mal Lamaria hieß. Und jetzt dieser komischen Nicht-ganz-Quima zu irgendwelchen Ausflügen zu folgen, während ihre Schülerin schutzlos hier blieb, schmeckte ihr noch weniger.
Aber ihrer beider Position innerhalb der Truppe war gerade nicht die beste, und so vermied sie es, weiteren Ärger heraus zu fordern. Vielleicht bekam sie die Botin dazu, ihren Ausflug abzukürzen.
Die Bestätigung für Beloff äußerte sich lediglich darin, dass Grava bewusst einige Steine von dem höher gelegenen Felsen, auf dem sie die Vorgänge im Lager überblickt hatte, herab kullern ließ, kurz ein schwer deutbares Knurren von sich gab und sich für ihn sichtbar in die Richtung bewegte, in die die Quima zu verschwinden trachtete.
Noch in ausreichender Reichweite zu Lamaria sagte sie ihr bescheid:
"Stell keine Dummheiten an, Kleines. Beloff hat schlechte Laune", ihr wehte ein vages
"Hat er die mal nicht?" entgegen, wovon sie sich kaum unterbrechen ließ:
"Unser Kuckuckskind macht einen Ausflug, ich seh zu, dass ich schnell zurück bin."

Bald darauf war sie aus der Reichweite verschwunden, was sie in der letzten Zeit eigentlich so gut es ging, mied. Grava machte sich wenig Sorgen, dass sie die Quima so ohne Weiteres verlieren könnte: sie hatten die Gegend grob vorerkundet, und wenn das struppige Pferd nicht gerade auch noch Hufe wie eine Eidechse hatte, waren die gangbaren Strecken überschaubar. Zur Not hatte sie immernoch die Fährte - dieses Pferd roch unverwechselbar anders als die anderen aus der Gruppe.
Die Luchsin wählte zunächst also Begleitstrecken, die ihr in erster Priorität Überblick gewährten, einigermaßen zuverlässig die Verfolgung der Quima erlauben mussten und am besten bitte auch noch Schutz vor Entdeckung gewährten: sie legte keinen Wert darauf, mit der fremden Frau Seite an Seite zu bleiben oder sie gar dazu zu provozieren, mit IHR ein Katz-und-Quima-Spiel zu beginnen.
Wollte die Fremde tatsächlich jagen? Kaninchen, hatte sie das richtig gehört? Das käme ihr durchaus entgegen, sie hatte Hunger und Frischfleisch war dem blöden Proviant stets vorzuziehen, was ihre Meinung betraf. Und womöglich ließ sich dieser Ausflug sogar mit gutem Grund abkürzen, wenn sie der Botin subtil als "Treiber" zuarbeitete. Ein oder zwei Kaninchen würden dann sicher auch für sie selber abfallen. Irgendwo hatte sie auch bei der Vorerkundung Ziege gerochen, allerdings eine ältere Fährte, der es in dem Moment nicht nachzugehen gelohnt hätte...
Sie zog aber auch in Betracht, dass die Fremde Kontakt zu feindlichen Verbündeten aufnehmen könnte, um sie alle subtiler verschwinden zu lassen, als es beim alten Brunnen gegangen wäre.
Die schwarzen Pupillen schlitzten sich bei dem Gedanken und die Schritte über den Fels wurden leiser. Es war gut, dass Lamaria ihre Pfoten geheilt, sprich: die letzten Risse in der Haut verschlossen und die schmerzenden Stellen gekühlt hatte. Es gefiel Grava nicht, dass diese vorbeugende Maßnahme nun schon strapaziert wurde, aber was sollte man machen.
Mh, Kaninchen... Hoffentlich ging die Frau jagen!

Lamaria presste die Lippen zusammen, als sie spürte, wie Grava aus ihrer Kontaktreichweite verschwand. Unwillkürlich wanderte der Blick wieder einmal über den Himmel, um zu prüfen, ob Ashurdan da irgendwo herum gammelte. Dann sah sie aber lieber wieder zu Dalen, der gelangweilt die Spitzhacke auf seiner Schulter wippen ließ.
"Wo?"
"Hier. Eine gute halbe Armlänge tief." Sie sah zu seinen Armen und korrigierte nüchtern: "Eine knappe halbe Armlänge. Der Boden ist spröde." Als Dalen zu hacken begann, ging Lamaria, ihn beobachtend, in die Hocke und legte ihre rechte Hand flach auf den Boden, konzentrierte sich erneut auf das Wasser. Sie hatte schon, während Grava die anderen holen ging, der hier vorhandenen dünnen Wasserader nachgespürt, die wenige Schritt weiter hangaufwärts die dürren Gräser speiste. Es fühlte sich einfach seltsam an. 'Hallend', als stünde sie bei allem, was sie täte, in einem großen leeren Raum. Sie konnte noch nicht abschätzen, wie viel es mit dem Zusammenbruch ihrer geistigen Barriere zu tun hatte und vor allem nicht, was mittel- oder langfristig die Konsequenzen sein würden.
Sie bildete sich ein, dem Wasser weiter nachspüren zu können als sonst, aber sämtliche Eindrücke zerfaserten leichter, was die Konzentration erschwerte und schneller ermüdete, bis hin zu dem Umstand, dass sie eigentlich schon jetzt Kopfschmerzen hatte - viel zu früh.
Die Sidhe hatte an einer Stelle, an der das Wasser zuvor noch nicht so weit gewesen war, den Druck leicht verstärkt und damit sandartigen Boden unterirdisch verschoben. Die veränderte Flussrichtung und der sich neu entwickelnde Staudruck sorgten dafür, dass das Wasser jetzt hier dichter an die Oberfläche kam als zuvor. Eben auf eine mehr oder weniger halbe Armlänge.
Lamaria überprüfte diesen Umstand nochmal und ob die Erschütterungen der Spitzhacke daran etwas änderten, als sich ihre Nackenhaare aufstellten: jemand näherte sich und sie fühlte sich unangenehm beobachtet. Ashurdan?

Sie drehte, gezwungen die Augen wieder öffnend, den Kopf. Nein, Beloff. Es stellte sich der ungute Eindruck ein, dass das gerade auch nicht allzu viel besser war, aber was sollte sie machen? Der Truppführer stank drei Meilen gegen den Wind nach schlechter Laune.
Lamaria wappnete sich gedanklich dagegen, gleich mehr oder weniger die Ohren durchgepustet zu bekommen - vor Delan, na toll, warum nicht gleich vor der ganzen Mannschaft? Wenigstens mochte der Lärm der Spitzhacke vielleicht das ein oder andere übertönen - stand auf, ging ihm entgegen, zog ihr Wams zurecht und legte die Hände ordnungsgemäß auf den Rücken. Die Miene schien nichtssagend, als der Anführer dicht genug war. Dienstfresse eben, das immerhin konnte sie gut.
Sie hatte einen guten Lagerplatz gefunden. Sogar für Wasser gesorgt, wo vorher keines gewesen wäre. Aber ob das jetzt von Belang war...
"Truppführer", sprach sie ihn an, wie es sich gehörte.



16. Kiriat, später Nachmittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC

Grava folgt Tene unauffällig, will ihr beim Jagen evt. als Treiber in die Hände spielen um sie zu einer schnelleren Rückkehr zu animieren. Lamaria weist Delan ein, wo er zu hacken hat und stellt sich Beloff, in der Erwartung, geföhnt zu werden.

Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
Zar'Dras: Rhyta Werbruch, ältere Soldatin, Mischlingspferd, ruhig und versiert; Delan, Muskelprotz vom Dienst
magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame

Lamaria

Benutzeravatar
 
Beiträge: 14
Registriert: Mi 15. Jun 2016, 22:02



Zurück zu Die Steppe

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast