von Zoe » Mo 31. Aug 2015, 18:29
Die Feder des riesenhaften Vogeltiers löste sich vom Fenster und schwebte hinunter, geradewegs zwischen Noah und Zoe, dort blieb sie unbeachtet liegen, denn Zoe hatte sich weinend über ihren Vater gebeugt und hoffte mit all ihrer Kraft, dass alles was geschehen war irendwie rückgängig zu machen war, wenn man nur fest genug daran glaubte.
Da hörte Zoe ein Rascheln das aus einem nahegelegenen Gebüsch zu kommen schien.
Hatte sie sich das eingebildet, ihr schien als wäre sie nicht alleine sondern als ruhten die Augen von Menschen und Tieren auf ihr. Sie hatte das Gefühl, angestarrt zu werden. Und da niemand zu sehen war, beunruhigte sie das noch mehr. Sie begann Angst zu bekommen und weinte nur noch heftiger. Niemand mochte es, beobachtet zu werden, ganz besonders nicht bei etwas so schrecklichem. Es war ein Gefühl wie in einem ihrer Alpträume in der sie riesige Vogelaugen anstierten, und sie nicht ergründen konnte, ob sie gleich das nächste Mittagessen dieses Wesens sein würde...
Ein leises Wispern schien in der Luft zu liegen. Wie das Raunen eines Bächleins. Etwas stapfte auf sie zu, doch Zoe hörte durch ihr Schluchzen die Schritte nicht und bemerkte das Wesen erst, als es direkt vor ihr stand. Das Wesen entpuppte sich als ein Mädchen, in etwa so alt wie sie selbst, etwas zerzaust, die eine Wange dreckig und sie hatte etwas in der Hand. Wäre die Fremde nicht so klein gewesen, hätte die junge Schneiderin sie mit ihrem tränenverschleierten Blick für eine Waldfee oder ein anderes mystisches Wesen gehalten, vor allem weil sie ohne Ankündigung auf dem Nichts aufzutauchen schien.
Zoe blinzelte eine Träne fort um besser sehen zu können. Das Mädchen hatte langes dunkles Haar das in zwei Zöpfen wie dunkles Holz glänzten. Die Sommersprossen, die auch Zoe hatte, gaben dem Mädchen etwas vertrautes, es war fast so als würde Zoe in einen Wassereimer sehen und dort auf der anderen Seite ein dunkleres, geheimnisvolleres Abbild ihrer selbst sehen.
Zoe hatte blondes Haar, und ihre Haut war eher hell, doch die wachen, klugen Augen schienen ihren zu ähneln.
Und irgendwie war da so etwas wie eine Verbundenheit zwischen ihnen.
Ob sie wohl noch mehr gemeinsam hatten, so wie die Sommersprossen?
Doch auch jetzt, wo Zoe wusste, dass sie ihr Gefühl, dass sie beobachtet wurde nicht getrogen hatte, wich das sonderbare Gefühl nicht von ihr.
Es war so surreal. Die Kräuter, die ihr aus kleinen zierlichen Händen entgegengestreckt wurden.
Sie war zu geschockt um irgendwie auf sie zu reagieren, da nahm das Mädchen ihre Hand und drückte ihr die Kräuter in ihre Hand zusammen mit hilfreichen Anweisungen.
Zoe hatte kaum Zeit zu begreifen, was passiert war, da war sie schon wieder verschwunden und nur die Kräuter in ihrer Hand bewiesen, dass sie dagewesen war.
Es war vielleicht besser, sie zu vergessen und nicht mehr an sie zu denken, sie schien keine Bedrohung darzustellen. Es sei denn sie verriet bösen Geschöpfen, wo die Lichtung zu finden war.
"Danke..!" rief Zoe in den Wald, der nun so verlassen wie immer vor ihr lag und kam sich dabei unheimlich blöd vor.
Sie stand in der Schuld dieses Mädchens, und das bedeutete, dass sie ihren Wunsch respektieren musste.
Sie würde ihre Existenz geheimhalten.
Zoe hatte gewusst (oder zumindest geahnt) dass sich viele verschiedene auch magisch begabte Wesen in den Tiefen des Südwaldes aufhielten.
Manchmal schien der Wind einzelne unausgesprochene Wortfetzen hinüberzutragen. Gedankenworte.
Doch sie hatte nie gedacht, dass die Wesen sich bis auf ihre Lichtung wagen würden, und auch nicht, dass zweibeinige Mädchen darunter waren.
Zoes Blick fiel auf die Feder, und hob sie auf. Ob sie von dem großen Greif stammte, von dem sie geträumt hatte? Die Feder schimmerte in genau denselben Farben. Nun hielt sie zwei Beweise in der Hand, dass Wesen auf die Lichtung kamen. Doch waren ihr beide Wesen freundlich gesinnt? Gehörten der Vogel und das Mädchen gar zusammen?
Der Saft der Pflanze tropfte auf Noahs Stirn. Es schien ihm gut zu tun denn er schien davon aufzuwachen.
Er schien total fassungslos und erschreckt zu sein, als er sich so heftig aufsetzte das Zoe erneut um seine Gesundheit fürchtete.
Irgend etwas hatte er gemerkt, denn sein Blick heftete sich auf den Punkt wo die Kleine Helferin verschwunden war.
Als er keine Gefahr feststellen konnte nahm er Zoe in seine Arme. Es war ein gutes Gefühl in seinen Armen zu sein. Sicher und beschützt wie ein Baby im Tragetuch auf dem Rücken seiner Mutter. Wie ein junges Adlerküken im Horst. Die Lichtung war der jungen Zoe immer wie der sicherste Platz der Welt vorgekommen.
Und das dieser Ort doch nicht von unsichtbarer magischer Hand geschützt war, verunsicherte das Kind.
Die Tatsache dass vorher noch niemals jemand hier her gekommen war, bedeutete also nicht, dass es nicht passieren konnte.
Dieser Besuch war ein merkwürdiger aber freundlicher gewesen. Doch was war, wenn der nächste Besuch tödlich endete.
Das Tier, das die Feder verloren hatte, was hatte es gewollt?
Zoe befühlte gedankenverloren die Feder mir ihren von Pflanzensaft beschmierten Fingern und wischte ihre Tränen an Noahs Hemd ab.
Es war in Ordnung, die Existenz des Mädchens zu verschweigen, aber der Vogel war vielleicht nicht so nett.
"Ich hatte Besuch." sagte Zoe und hob die große Feder in die Höhe, so das Noah sie sehen konnte.
"Etwas weiss jetzt, das wir hier sind."
Zoe überlegte, wenn der Vogel zu dem Mädchen gehörte, war es ihr vielleicht gar nicht recht, wenn sie über ihn sprach. Aber nun war es zu spät, sie hatte es bereits getan..
Sie war nun fort, sie konnte sie nicht mehr fragen und sie hatte Zoe nur gebeten nichts von IHR zu sagen...
Sie würde sie suchen gehen, würde es herausbekommen.. Und sie, Zoe würde einen Korb mit Essen mitnehmen, das Mädchen hatte erschreckend mager ausgesehen...
15. Kiriat
Zoe begegnet kurz einem fremden hilfreichen Mädchen, sie sagt Noah, als er aufwacht nichts von ihr, zeigt ihm aber die Feder
Zoe, Noah