von Neva » So 12. Aug 2012, 17:49
[Erstpost]
Tropfnass stieg Neva aus dem Wasser, rieb sich mit dem Handtuch trocken, dass sie neben sich gelegt hatte, und kleidete sich wieder an. Sie würde noch einmal zu ihrer Kammer zurück müssen, um sich die langen, kastanienbraunen Haare trockenzureiben, hatte sie doch vergessen, dafür ein weiteres Handtuch mitzunehmen. So warf sie sich das eine, das sie bei sich hatte, über die Schultern. Das würde ihren Mantel davor schützen, ebenfalls nass zu werden. Dann verließ sie das schwülwarme Badehaus und trat aufatmend in die klare Frühjahrsluft. Das Mädchen liebte den Frühling. Überall entstand neues Leben und man konnte die Energie förmlich spüren, wenn alles zu wachsen und zu grünen begann.
Eilig begab sich Neva auf den Weg in ihr Schlafgemach, welches sie mit ihrer Partnerin teilte. Dort angekommen, trocknete und bürstete sie sich gründlich die Haare, was wegen ihrer langen Locken einige Zeit in Anspruch nahm. Dann steckte sie ihr Messer in den Gürtel und machte sich auf den Weg zum See, wo sie sich mit der Greifin treffen wollte. Unterwegs kam sie an dem Quartier von Lux vorbei, der ein Jahr älteren Schülerin des jungen Abrax, die dafür bekannt war, stets irgendwelchen Unfug auszuhecken. Sie fragte sich flüchtig, wo sie und ihr Partner wohl stecken mochten. Ihr ging durch den Sinn, dass sie keinen der beiden heute schon einmal gesehen hatte (was äußerst ungewöhnlich war, denn Lux tauchte meist zu den unmöglichsten Zeiten an den unmöglichsten Orten auf). Doch im Grunde konnte es ihr auch egal sein. Sie konnte Lux ohnehin nicht besonders gut leiden. Sie war das Chaos in Person und hatte in ihrer Freizeit meist nichts Besseres zu tun, als Abrax oder den armen Cian zur Verzweiflung zu bringen - Weshalb sie den Wolf auch aufrichtig bemitleidete. Er hatte mit ihr wahrhaft kein leichtes Los. Nun, wie dem auch war, sie sollte zusehen, dass sie zum See kam.
Nach wenigen weiteren Metern blieb sie jedoch erneut stehen. Sie hatte ein Stück weiter den Weg hinauf, in der Nähe der Mentorenhäuser einen schwarzen und einen hellen Fleck ausgemacht, von denen ihr letzterer sehr nach ihrer Partnerin aussah. Im Näherkommen erkannte sie, dass sie Recht gehabt hatte. Und der zerzauste schwarze Fellhaufen neben ihr war unverkennbar Cian, der noch besorgter wirkte als sonst. Neva blickte sich um, doch Lux konnte sie nirgends ausmachen. Innerlich seufzte sie und fragte sich, wo das Mädchen jetzt wieder steckte. Dann trat sie an die Beiden auf dem Weg heran und machte sie mit leiser Stimme auf sich aufmerksam.
"Saphira? Ich dachte, du wärst längst am See. Hallo Cian! Ist Lux gar nicht bei dir?"
Es war mehr eine rhetorische Frage, denn Lux zu übersehen war in etwa so wahrscheinlich wie einen zehn Meter großen rosa Elefanten zu übersehen, und daraus folgte, dass sie tatsächlich nicht in der Nähe war. So wartete sie die Antwort gar nicht ab, sondern redete gleich weiter, denn was sie beim Näherkommen von dem großen Wolf aufgeschnappt hatte, verwirrte sie denn doch ein wenig.
"Worüber redet ihr? Und wo bricht die Erde auf? Hab ich schon wieder was vergessen, den Termin für den Weltuntergang oder so?"
Fragend blickte sie von einem zum anderen.