von Lianna » Mi 8. Jul 2015, 16:53
Klackediklack, machte Liannas Blindenstab auf dem Weg. Es war schön, die Straßen der Stadt hinter sich zu lassen. Je weiter sie von dem Tor wegkamen, desto lehmiger wurde der Weg. Sehr angenehm war es, darauf zu laufen.
Es hatte in der letzten Zeit nicht viel geregnet, trotzdem schien sich die Straße wie ein Freund an Liannas nackte Fußsohlen zu schmiegen.
Sie war zwar staubig aber nicht trocken und rissig, es war ja noch nicht Sommer.
Barthis Wasser aus dem Schlauch war kühl und erfrischend. Scheinbar hatte jemand vor dem Wasser einen Kräuterschnaps darin aufbewahrt.
Das gab dem Wasser einen angenehmen frischen Hauch von wilden Bergkräutern aus dem Falkengebirge.
Dieser Umstand würde das Wasser lange wohlschmeckend halten.
Dass sie ihrem Ziehvater zugetraut hatte, ohne genügend Wasservorräte aufzubrechen, beschämte die junge Bardin.
Er war zwar spontan, aber planen konnte er durchaus ziemlich gut, musste sie zugeben.
"Ich mache mir nicht viel aus zwergischen Getränken. Sie steigen mir zu Kopf, und eh ich es versehe, tanze ich auf dem Tisch, oder liege darunter. An Wandern ist dann nicht mehr zu denken."
lachte sie, als er ihr von Sahnebier vorschwärmte.
Mit Sahne konnte man viele Dinge machen, die die grasgrünen Augen des Mädchens zum leuchten bringen würden - sie zum Beispiel zu Pflaumenkuchen reichen.. Sahnebier gehörte sicherlich nicht zu diesen Dingen, auch wenn die Kleine das noch nicht probiert hatte und sich, wenn sie musste, eines besseren belehren ließ.
Vielleicht reichte es, wenn sie, wenn es soweit war, nur ein wenig am Schaum nippte, um ihn nicht zu beleidigen.
Die Begeisterung des Zwerges riss sie mit, obwohl sie hundemüde war.
Das helle Licht allerdings machte Liannas empfindlichen Augen zu schaffen. Das Mädchen musste ständig blinzeln, auch wenn sie nichts sah. Nicht lange und ihre Augen würden zu tränen beginnen, vor allem, weil die Sonne direkt in ihr Gesicht strahlte.
Lianna hoffte, der Weg würde bald eine Biegung machen, oder es würden dichte Bäume auftauchen, die das Licht ein wenig abschirmten, doch vergebens.
Als sie alleine unterwegs gewesen war, war sie am liebsten in der Morgen und Abenddämmerung gelaufen, oder nachts, wenn es kühl und dunkel war. Von den Lichtverhältnissen so, wie sie es von den Zwergenstollen gewohnt war.
Tagsüber hatte sie im Sonnenlicht geschlafen, oder musiziert um sich ein Auskommen zu verdienen.
Doch jetzt war sie nicht mehr alleine, es war schön jemanden bei sich zu haben. Und dieser jemand wollte scheinbar schnell vorankommen.
Barthis Schritte waren riesig für einen Zwerg und Lianna hatte Mühe mitzuhalten.
Auch ihr eigenes Tempo konnte sie jetzt nicht bestimmen, sie durfte sich nicht dem Gezwitscher dutzender Vogelarten hingeben, stehenbleiben und lauschen. Immer war sie bemüht sich dem Rhythmus seiner Schritte anzupassen.
Dank seiner groben Stiefel waren diese recht gut zu hören.
Die Angewohnheit der sehenden Leute, Schuhe zu tragen konnte Lianna immer noch nicht verstehen.
So konnte man weder den Boden, oder das Gras unter seinen Füßen spüren. Man wusste nicht, ob Tau gefallen war, ob der Boden nass war, oder trocken genug, sich darauf niederzulassen.
So viel was man mit Stock oder Hand nicht ertasten konnte verrieten die Füße.
Lianna begann Rauch zu riechen. Jemand hatte ein Feuer gemacht, sicherlich um Fleisch darauf zu rösten.
Eine Lieblingsbeschäftigung der Menschen, sobald sich die ersten Sonnenstrahlen zeigten.
Es ging scheinbar nicht ohne.
Manche Männer schaufelten Holzkohlen auf und legten eine Pfanne darauf, andere Menschen drehten bei dieser Freizeitbeschäftigung ganze Schweine auf Spießen, während wieder andere nur Stöcke mit Wurststücken in ein improvisiertes Lagerfeuer hielten.
Die Frauen reichten kalte Speisen dazu, meist Salate, aber auch Gebackenes war nicht selten.
Doch diese Feuer waren nicht ganz so professionell und sicherlich von letzterer Sorte.
Lianna roch, dass die Wanderer, nachdem das Feuer durch trockenen Zunder in Gang gekommen war, nasses Holz genommen hatten, was mit großen Rauchschwanden verbunden war.
Bevor sich darauf etwas zubereiten ließ, würde einige Zeit ins Land gehen. Nagut, es war ja nicht einmal Vormittag..
Städter..
sie hatten keine Ahnung davon, wie man ein Lagerfeuer machte.
Man konnte froh sein, wenn sie nicht die ganze Wiese abfackelten..
Ein Plumpsen im Gras neben ihr, ließ sie zusammenschrecken.
Scheinbar war Barthi gestolpert.
Merkwürdig, die Straße war doch so glatt gewesen. Mit ihrem Stock hatte sie, da wo sie selbst gegangen war, kein Schlagloch spüren können.
Was ein Glück, dass sie ihren Stock hatte, so bemerkte man jede kleinste Unebenheit sofort.
Aber da sie auch schon oft böse gestolpert war, konnte sie ihm den Schmerz nachfühlen.
"Ohweh, lass mal sehen.. vielleicht können wir es mit Wasser kühlen.."
Sie ließ sich auf ihre Knie fallen und tastete nach seinem Bein.
"Nicht dass wir den besagten Heiler für dich brauchen, und nicht für meine kleine Schramme.."
Das Mädchen mit dem hellbraunen Haar ignorierte den penetranten Geruch nach verfaultem Käse, der ihr aus den Schuhen des Zwerges entgegenschlug so gut sie konnte, und begann den Knöchel abzutasten.
"Ich spüre nichts, aber ich kann auch nichts sehen, ist es rot?"
fragte sie besorgt.
17. Kiriat, später Morgen
Städter bereiten ihr Mittagessen vor, Lianna und Barthi setzen sich - um "seinen Knöchel zu behandeln"
Barthibub, Lianna, dämliche Städter
Charaktere:
Lianna mit Kleidermotte Kheled, Acalanthis mit Waldkauz Strix, Zoe, Laily,
NPC:
Wirtin Rosalind mit Katze, Heganbor der Zwerg