von Livianna » Sa 23. Jan 2016, 11:03
[tbc Port Amun - Nordtor]
Es dauerte nicht lange, bis der fremde Mann ihr weitere Anweisungen – oder auch Rat – zu kommen ließ. Zu erst irritierte dies die junge Frau. Vieles an diesem Mann war unstimmig. Wenn sie es so in ihren Gedanken überschlug und es hin und her wand gab es lediglich Kontraste und Unstimmigkeiten. Das komplette Auftreten war nicht das, was die Erscheinung aussagte. Die Art wie er sprach, mit seiner tiefen Stimme. Das Gesicht und die Bewegungen hinter der Kleidung, seine Gebärden sowie Haltung. Es war ein Rätsel. Für einen kurzen Moment versteifte sie sich, bevor sie mit dem nächsten Atemzug ausatmete und die Sorgen über das Land wandern ließ. Sie von sich stieß um nicht in den falschen Gedankengängen zu landen. Mit einem leichten Nicken, gab sie zu verstehen, dass sie Humen gehört hatte und gab dessen Anweisungen nach. Dieser Zar'Dras kannte sich also mit Huftieren aus. Dies bedeutete lediglich, dass er als Sidhe wohl viel geritten war. Nicht gerade verwunderlich. Dennoch empfand etwas in ihr dieses Wissen als... Besorgnis erregend. Ohne weitere Umschweife trieb sie das Tier vorsichtig, doch bestimmt an. Der Suavis folgte ohne größere Probleme.
Die Aufregung der Drachin hatte sich nicht gelegt. Missmutig schloss sie die Iriden und somit jeglichen Lichteinfall aus. Ein tiefes Brummen bildete sich in ihrer Kehle, vibrierte den Hals hinauf und entglitt in einem leisen, bedrohlichem Ton aus ihrem Schnabel. Die Gefühlseindrücke von der Menschenfrau waren nicht verhallt. Sie zupften an den Muskeln der Drachendame wie eine Spielerin auf den Seiten der Harfe. Zwischen Anspannung und nicht eintreten wollender Entspannung sprangen sie hin und her, machten den blauen Riesen unruhig. Sie wollte nicht warten. Sie konnte nicht warten! Genervt von ihrer eigenen Dummheit – ihrem Gehorsam gegenüber der Sidhe – wollte sie etwas oder jemanden in der Luft zerfetzen. Die eigene Wut war so groß, dass sich Moony gar nicht bändigen wollte. Noch einmal vergegenwärtigte sie sich ihre derzeitige Situation und den Ort. Bäume säumten sie in allen Himmelsrichtung. Direkt neben ihr, gen Norden, befanden sich sogar einige Steine. Auf sie wirkten sie wie sinnlos zusammen gefallene Bruchstücke von einem ehemaligen Anwesen, für einen Menschen hingegen war es eine Steinerne Ansammlung von einer Erhöhung die eventuell auf einst vergangene Anstiegen aus Stein hin deuteten. Die nächsten Lebewesen hatten sich tief in den Boden versteckt oder an die äußeren Bezirke der Baumwipfelkolonie verzogen. Niemand konnte einer geschuppten Echse diesen Ausmaßes vertrauen. Sich ohne weitere Bedenken in ihre bedrohliche Nähe bringen. Und so hatte die Drachin auch keine Möglichkeit ihren hinein gefressenen Frust nach außen zu kehren.
An sich war die Zeit gut vergangen. Sie hatte hier geschlummert und ihre Aufmerksamkeit auf die Gefühle von Livianna gerichtet. Schwach und doch stark. Als dann dieses lodernde Feuer auftauchte... Sie konnte sehen wie es in Livi brannte, die Flammen züngelten und von der Aufregung begünstigt wurden. In jenem Moment war Moony aufgeschreckt – ruhig aber bestimmt mit dem tiefen Grollen. Ihre dünnen Membranen an den starken Muskeln ausgebreitet und sich schon in einer Hab-Acht Stellung aufgesetzt. Fragend tastete sie und wurde ausgeschlossen. Diese Haltung hatte sie noch mehr beunruhigt und ihre Geduld aufs äußerste Strapaziert. In jenem Moment, wo sie die Muskeln anspannte und sich gen Himmel erhob, hatte sie die Aufmerksamkeit zurück erlangt. Und wofür?`Nur um wieder nach einer längeren Diskussion zu landen. Zu warten. Zurück in Stein gefroren.
Deutlich spürte das Urgestein wie sich der Blondschopf näherte. Es ging ihr jedoch nicht schnell genug. Sie wollte den oder die Verantwortlichen sehen – sich ihnen entgegen stellen und Rechenschaft einziehen. Ungeduldig klackten die Krallen auf den Boden unter ihr und hinterließen tiefe Furchen.
Kein weiteres Wort verließen die vollen Lippen der Frau. Stumm blickte sie auf den kleinen Wald vor ihnen, beobachtete wie er sich vergrößerte. Lediglich hin und wieder blickte sie sich um, sah zu den Seiten und für wenige Sekunden nach ihrer Begleitung. Die regelmäßigen, ruhigen Hufschläge des Wallachs vermochten nicht an ihr Ohr zu dringen. Livianna hatte die Unruhe ihres Partners stets vor den Augen. Diese Ungeduld, welche Moony in sich trug um die Menschenfrau sicher und wohlbehalten wieder zu sehen. Allerdings konnte das Huftier nicht noch schneller laufen. Und gegen ein Entgegenkommen der Geschuppten sprach so einiges.
So zog die Landschaft ohne große Worte vorbei, bis das Tempo endlich gedrosselt wurde. Die mächtigen Wipfel des Laubwaldes ragten empor. Reckten ihre knorrigen Finger gen Himmelszelt und standen den Hausbauten der Menschen im nichts nach. Leicht zog sie an den Zügeln des Tieres, forderte es zum Schritt und schlussendlich zum Stand auf. „Den Rest müssen wir laufen.“, gab sie ruhig zu verstehen. Ihre Stimme klang etwas dunkler als zuvor. Es war ihre eigene innere Anspannung, die sie so dunkel werden ließ. Sie kannte die Drachin gut, konnte ihr aber genau so wenig in den Kopf schauen wie einem anderen. So blieb ihr lediglich die dunkle Vorahnung was alles passieren konnte. Und dies trug nicht gerade zur Entspannung bei.
Mit einem Schwung glitt sie vom Fuchs herunter, führte ihn an den ersten Bäumen vorbei, eine etwas dichtere Stelle ausmachend. Es war nicht ihr Wunsch ihrer Begleitung später erklären zu dürfen, dass das Huftier 'verschwunden' war. Wer wusste auch schon welche Zwielichtigen Gestalten sich hier herum trieben? Abgesehen von dem Duo bei ihr.
Sorgfältig band sie das Reittier an einem dickeren Ast fest, überprüfte noch einmal den Knoten und wandte sich zu Humen herum. Einen Moment sah sie ihn an, bevor die Mundwinkel zuckten – zu einem Versuch des Lächelns – und Livianna an dem Baum vorbei ging. Langsam setzte sie die Füße vor einander, darauf wartend dass die männlichen Vertreter zu ihr aufholten. In ihrem Kopf legte sie Sätze zurecht.. Warnungen, Freundlichkeiten. Alles warf sie wieder um, während sie sich den Weg tiefer hinein bahnte. Dann und wann drückte sie Pflanzen zur Seite, die ihren Weg behinderten. Nicht lang und der dichte Wald lichtete sich langsam. Die helle Nachmittagssonne ließ die warmen Strahlen immer öfter durch das Blätterdach dringen. Zwischen den unterschiedlichsten Grüntönen mischt sich das Gelb, Braun und langsam auch ein tiefes Blau. Unwirklich ragte es ihnen entgegen, zunächst starr. Doch dann schien es sich zu bewegen.
Mit jedem näher kommenden Schritt hatte sich die Bindung wieder gekräftigt. Es schien, als würde ein Ruhepol zurückkehren – etwas längst verloren geglaubtes wie von selbst auf sie zu wandeln. Sie hatte dieses Gefühl schon oft erlebt. Doch dieses mal, war der Ruhepol nicht vollends beruhigend. Die leichte Anspannung bemerkte auch sie. Moony konnte nicht gerade sagen, dass es sie nicht befriedigen würde zu sehen, dass Livianna wegen ihr angespannt war. Es tat oft gut zu wissen, dass die Menschenfrau nicht vergaß mit wem sie es zu tun hatte.
Die Drachin erhob sich langsam, suchte sich eine angenehmere Person um die... Gäste in Empfang zu nehmen. Ihre riesigen Krallen setzte sie auf die verräterischen Spuren ihrer Unruhe, während die Hinterläufe sich gemächlich setzten. Die Schwingen schmiegten sich eng an ihren kräftigen Leib bevor sie still verharrte. Tief sog sie die Luft ein, ließ die Nüstern sich etwas weiten. Deutlich drang der Geruch Liviannas an die Drachin heran. Und mit ihr zwei Fremdartige. Sie hörte wie die letzten Schritte nahten und so reckte sie stolz ihren Kopf empor – jene Bewegung war es die die drei gesehen hatten. Mit einer leichten Neigung im Hals blickten die eisigen Iriden nieder auf das Volk der Erde. Wartend.
Die erste, die hervor trat war Livianna selbst. Mit sicheren Schritten und unbeeindruckt – sie hatte ja nicht einmal einen Blick an sie verschwendet – kam die Sidhe auf sie zu. Das entrüstete die Drachin so sehr, dass ihr tiefes Grollen ungehalten hervor drang. So ziellos und fest, dass man es auch als Drohung oder Ausdruck des Ungehaltenseins gegenüber den beiden Fremdkörpern deuten konnte. Zu kurz hatten die Katzenaugen das eigentliche Objekt des Zornes verfolgt, bevor sie wieder zurück sprangen. Und diese Menschin ging einfach weiter. Weiter auf sie zu um ihre zierliche Hand auf den Unterschenkel ihrer vorderen Krallen zu legen. Das leichte Lächeln, welche ihr nach oben hin entgegen gebracht wurde konnte sie spüren. Wie überaus grotesk!, fauchte sie ihre Partnerin an. „Wie du meinst.“ Eine gemurmelte Antwort die nur leise an die Drachin heran drang. Noch einmal wurde sie getätschelt. Verachtung wanderte in ihren Blick, mit dem sie die Herren begünstigte. Kalte, distanzierte Verachtung.
Ihre Partnerin drehte sich herum zu dem Duo bestehend aus Lumpen und einer Katze. Moony war sich für die Sekunde nicht sicher ob ihr nicht eventuell doch ein missmutiges Lachen entgleiten sollte. Wegen den beiden hatte sich also Livi so aufgeführt. Einem Lumpensack und einem Schleicher. Es verließ allerdings kein weiterer Laut die große Echse. Sie wusste eines besseren – dass das äußere trügerisch war und eine Katze ein hinterlistiger Jäger.
Ohne Unterlass fixierte sie die Fremden, wohl wissend dass immer eine Gefahr von jemanden ausgehen konnte. Vor allem von etwas, was Livianna zuvor so aus dem Konzept gebracht hatte. Ihre Muskeln spannten sich leicht an, während der Schnabel sich in einer Art kräuseln verzog und einen Blick auf die scharfen Fänge gewährte.
Die noch immer bestehende Anspannung nahm die junge Frau kurz mit einem seufzen hin. „Es ist gut, Moony. Du musst sie nicht jetzt gleich verspeisen, nur weil sie so freundlich waren dir entgegen zu kommen.“ Ohne sich um zu schauen ließ sie sich auf den Boden nieder, drückte am Knauf des Schwertes jenes leicht hinunter um sich eine gemütliche Position zu nehmen. Leichte Belustigung mischte sich mit Ernst bei den Worten. Ein kurzer Blick zu der blau Geschuppten. „Jetzt kannst du dir selbst ein Bild machen, ohne Chaos zu stiften.“, sprach sie ruhiger aus. Schweigen war die Antwort, welche Livi erntete.
Mittlerweile war die Sidhe sichtlich entspannter. Ob es an ihrem Partner lag, oder von der simplen Überzeugung, dass von dem Mann und seinem Suavis keine weitere Bedrohung ausgehen würde stand im Raume. Ihre Hände legte sie aufeinander und begegnete nun den beiden wieder mit ihrem munteren Blick. Die Situation von zuvor bereits vergessen. Was vergangen war, war vergangen. Und gerade jenes lediglich eine Lapalie. „Ich darf euch meine Partnerin Moony vorstellen.“ Sie neigte den Kopf zur Drachin. Es war jener Moment in dem die Blaue die Augen kurz schloss – als eine Art Gruß. Mehr konnte niemand von ihr erwarten. „Mich könnt ihr Livi nennen.“, sprach sie unverwandt weiter. „Oder Livianna.“ Sie schwieg einen Moment. Nun hatten die Fremden Namen erhalten. Namen mit denen sie wohl weit aus mehr beginnen konnten als nur mit dem Äußeren. Doch hier draußen – wo die Ohren stumme Münder besaßen – war es auch weitaus unbedenklicher als in Port Amun. In einer Situation die ihr nicht vollends behagte.
Einen Platz bot sie den beiden nicht an. Weder war es ihr Wald noch ihre Aufgabe. Entweder sie fassten das Vertrauen sich zu Entspannen oder nicht. Es war nicht ihre Aufgabe über jenes zu richten – schon gar nicht bei Lebewesen zu denen sie gehören wollte.
Und von diesen hast du dich aufregen lassen? Ein Vorwurf. Die Himmelsblauen Augen blickten zu den eisigen Iriden welche die Fremden nicht los ließen. Was genau haben sie getan? Etwas bedrohliches lag in diesem Klang und erfüllte ihren Körper. Zur Antwort erhob die Menschenfrau lediglich eine Augenbraue in die Höhe. Wirst du es mir so offen sagen wie du unsere Namen preis gabst, oder soll ich es aus ihnen heraus drücken? Es könnte das schöne Grün in eine neue Farbe tränken. Nun folgte doch eine Regung in ihrem Angesicht. Abweisung gepaart mit Entrüstung und einer Art Wut mischte sich in ihren Blick mit dem sie die Drachin bedachte. Außenstehende konnten nur erahnen, dass dort ein Gespräch statt fand. Doch die Überraschung kam erst, als die Diskussion seitens der Menschenfrau offen ausgesprochen wurde: „Es war eine simple Provokation. Es ist jetzt nicht so, als hätte man mir ein Haar gerupft.“ Leicht schüttelte die Sidhe ihren Kopf. Haarspitzen tanzten leicht und schimmerten golden. Livianna wandte sich wieder zu den beiden, ihrer grotesken Situation bewusst. „Entschuldigt bitte. Sie ist noch... verstimmt.“ Eine Pause von einem kurzen Gedankengang zwischen dem gesuchten Wort und ihrem Satz. Sie wollte gar nicht wissen was dieses Duo nun dachte. Für Außenstehende konnte es glatt so wirken, als würde die junge Frau Selbstgespräche führen. Und würde die imposante Drachendame nicht neben ihr sitzen wäre dies durchaus der Fall. Doch warum Livi so offen sprach blieb noch ungewiss. Dafür war der blaue Riese umso stummer – für Fremde. Verstimmt..., spöttelte es in der Frau. Doch letztere beschloss vorerst nicht weiter darauf einzugehen.
Zeit 17. Kiriat, Nachmittags
Führt Humen und Gimle zum Wald. Bindet den Fuchs an und geht zu einer Lichtung auf der Moony wartet. Letztere ist schon ungeduldig und kratzte am Boden herum. Sie will nicht nur die Verursacher kennen lernen sondern am liebsten auffressen. Als Livianna ohne weitere Beachtung auf die Drachin zu stapft ist letztere erst recht ungehalten. Sie grollt ihren Zorn heraus und fixiert die Fremden mit ihrem Blick. Nachdem Livi sie beide vorstellt, entbricht eine Art Streitgespräch.
Beteiligte Spieler: Livianna && Humen