von Aleister » Fr 29. Dez 2017, 21:44
Eifrig nickend hing Thethys an Lillianas Lippen, als diese rezitierte was die Greifin ihr als Geschichte ausgelegt hatte. „Ja, Novizin, richtig....gut...ja, genau das sagen wir...perfekt.“, streute sie immer wieder kleine, versichernde Worthäppchen ein.
"Meinst du, du kannst ihm das glaubhaft verkaufen? Es wäre gut, wenn du das Reden erstmal übernimmst, ich bin nicht sicher ob...ehm...meine Stimme mich nicht verraten würde. Und Kyan....du kennst ihn ja.", sagte Lilliana zuletzt und zog ihren Mantel wie eine schützende, zweite Haut enger um ihren kleinen Körper.
Der Kater erwiderte zu Thethys Überraschen nichts. Wenn er sich die nächste Zeit weiter so beherrschte, würde es schon klappen. Das wollte sie aber lieber nicht erwähnen.
„Das wird es schon. Am besten sagt ihr so wenig wie möglich über das Thema. Verhaltet euch einfach wie...naja, ein paar junge Novizen sich eben verhalten würden. Und entschuldige dich, er ist da empfindlich, gibt Pluspunkte. Falls...“
Thethys stockte und ihr Blick wurde glasig. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn der Plan nicht aufging. Darüber hinaus konnte sie nichts versprechen. Das wussten die beiden hoffentlich.
Ein Rascheln irgendwo über der Gruppe ließ die Weiße aufschrecken. Sie reckte den Hals nach oben, aber da waren nur die Gipfel der Dächer, die im Lampenschein wie lange, schwarze Finger im Nachthimmel lauerten. Eine einsame Katze schaute zu den Dreien hinunter, verschwand dann aber sogleich.
Merkwürdig...hätte schwören können, da war was.
Lilliana und Kyan hatten sich bereits vorbeigedrängt und marschierten in Richtung Markt. Zur Erleichterung von Thethys blieben sie aber davor stehen und schauten erwartungsvoll in ihre Richtung. Die ersten Menschen hatten sie bereits entdeckten und warfen neugierige Blicke in die Gasse. Manche zeigten mit dem Finger und das Trappeln ihrer Füße wurde leiser. „Noch mehr Sidhe?“, kommentierte eine Frau. „Ist der Feind in der Nähe?“ „Unsinn, so weit hinten wie hier? Ist bestimmt nur eine Patrouille.“, erklärte ihr männlicher Begleiter ihr besserwisserisch, bedachte die Drei aber ebenfalls mit einem Blick, der bloße Neugier überstieg. Bevor jemand auf die Idee kam, das Mädchen in ein Gespräch zu verwickeln, gab Thethys beiden zu verstehen, wieder zu ihr zurückzukommen.
„Wir wollen kein Aufheben machen. Ich rufe ihn her.“, kommunizierte sie in Gedankensprache. Lust, in einer Menschenmenge zu stehen, falls es brenzlig wurde, hatte sie keine.
Einige Meter vom Dreiergespann entfernt schossen lachende Kinder in alle Richtungen vor einer jungen Frau davon, die fast etwas gehört hatte, was sie nicht hätte hören sollen. „Da bin ich!“, exklamierte Emma vor Aleister, dessen Gesprächspartner sofort verstummten und den Neuankömmling begutachteten. „Oh, Ihr seid in Begleitung?“ Der Pferdehändler rieb sich schon die Hände. Wenn das mal nicht DIE Chance war.
„Ihr...seid da.“, erwiderte der Sidhe, zugegebenermaßen verblüfft. Er hatte zwar nicht damit gerechnet, dass Emma nach der Strecke kehrt machen und nach Hause reiten würde, aber dass sie ihn so schnell ausfindig machte und nicht mies gelaunt war, damit hatte er nicht gerechnet. Ob sie schon im Gasthaus gewesen war? Vielleicht hatte der Wirt ihr den Tipp gegeben. Dafür sprach, dass sie den Vogel los war und das Pferd.
Fragen über Fragen. Und so viele Eindrücke, dass der geistige Einfluss auf die Umgebung dem Magier entglitt. Verdammt...
Aber es war auch eine Chance. Eine Emma, die ihm stille Gesellschaft leistete, wäre weitaus weniger störend als der Typ mit seinen Pferden.
„Ihr kommt wie gerufen. Ich wollte mir gerade den Stand da hinten ansehen, wenn es Euch nichts ausmacht...Entschuldigt mich bitte. Ich möchte die Dame ungern warten lassen.“ Die letzten Sätze galten seinen drei Alibis. Die muntere Frau vom Backwarenstand und der Alte winkten, während dem Pferdehändler die Enttäuschung geradezu ins Gesicht geschrieben stand. „Kommt doch mal vorbei und schaut sie euch an.“, grinste er hilflos.
Auf keinen Fall...
Aleister führte seine Begleiterin ein paar Schritte fort und murmelte dann:“Ihr kommt wie gerufen. Im Gasthaus wart ihr ja augenscheinlich. Hat der Wirt Euch...wartet.“
Thethys. Es war ihre Stimme, unmissverständlich, die in seine Gedanken drang, und sie war nahe:Orte mich mal und komm rüber. Ich hab ihn, deinen Dieb. Ist übrigens eine Sie. Und tatsächlich eine von uns. Ist schwer zu erklären mit dem Stimmgewirr, komm einfach her.
...Verstanden.
Was für eine merkwürdige Nachricht. Eine andere Sidhe, hier? Wer mochte das sein und was hatte sie in seinem Zimmer zu suchen gehabt? War es möglich, dass der Orden...nein. Das konnte nicht sein. Er war vorsichtig gewesen.
Aleister zog die Stirn kraus und scannte nach Thethys Präsenz, die sich deutlich unter den Menschenkörpern herausschälte. Sie war nicht weit entfernt, aber klugerweise nicht am Markt. Jetzt spürte er auch deutlich die anderen Zwei um sie herum. Die Sidhe also und ihr Partner. Sehr merkwürdig...
„Die Suche ist beendet. Thethys hat sie.“, informierte Aleister Emma knapp und beobachtete ihre Reaktion. Das sie keine Freundin des Ordens war, hatte sie in Gil`Leading nicht geheimgehalten. „Scheint eine Sidhe zu sein. Ich schaue mir die junge Dame mal genauer an. Ihr könnte im Gasthaus warten, wenn Euch das langweilt.“
Aleister schloss zu Thethys auf. Er ließ sich Zeit, adoptierte den stolzen, erhabenen Schritt eines langjährigen Mitglieds und klemmte sich eine unbändige, silberne Haarsträhne hinters Ohr. Kurz ließ er seine Hände in die Taschen seiner Robe gleiten, spürte die zahlreichen Flakons und Gläser, die leise darunter klirrten. Nur eine davon im richtigen Moment...
Er traute Thethys, keine Frage, aber nicht unbedingt einer Kollegin. Schon gar nicht einer, die in sein Zimmer eingebrochen war und ihm einen Wasserball ins Gesicht geschleudert hatte.
Seine Partnerin ließ so etwas wie ein Lachen erklingen, als sie in Aleisters Blickfeld rutschte. „Du glaubst es nicht, eine Novizin vom alten Frederik! Der Typ hat wieder lauter Seemannsgarn gesponnen!“
Es stank erbärmlich nach Körpersekreten aller Art. Kribbeln und Krabbeln von Ratten- und Hundepfoten. Thethys mit ihrer glänzenden Rüstung passte so gar nicht in dieses düstere Loch, in dem sich im Schutze der Nacht Gesindel aller Art herumtreiben musste. Im Gegensatz zu dem rothaarigen Mädchen neben ihr, dass sich Lumpen - sauber, aber dennoch Lumpen - um den Leib hielt, als wäre es der Rock ihrer Mutter. Er kannte sie nicht, da war er sicher.
Es war schwierig, ihr Alter zu erraten. Wie alt waren Novizen im Schnitt, wenn sie ihren Partner fanden? Vierzehn, Fünfzehn? Objektiv gesehen ein hübsches Ding, aber mit ihrem puppenhaften Gesicht und dem zarten Leib sah sie aus wie keine Zwölf.
Der Suavis unweit von ihr war besser genährt. Etwas wild, schien die Vorliebe seiner Partnerin durch Orte wie diese zu streichen, zu teilen. Aber ohne Frage ein prachtvolles Tier, mit dieser Fellzeichnung eher südliches Exemplar, wenn der Magier sich nicht täuschte. Kräftig und robust. Und mit einem gesunden Misstrauen in den Augen. Was war diesen beiden passiert, dass sie so mitgenommen aussahen? Die einfachste Antwort war, dass Frederik ihnen einen dämlichen Auftrag gegeben hatte, aber was war schon einfach an dieser Situation?
Von Frederik Langdon selbst auch keine Spur.
Aleister setzte sein strenges Gesicht ab und lächelte. Das waren wirklich die kuriosesten Sidhe, die er je gesehen hatte, aber das musste er sie ja nicht spüren lassen. Wenn sie Thethys jedoch angelogen hatten, wenn sie irgendetwas zu verbergen hatten...dann würde er es schon herausfinden. Zur Not auch mit Magie.
„Seid gegrüßt, junge Kollegin. Ich glaube nicht, dass wir uns kennen...Ihr könnt mich Aleister nennen.
Ihr seid dann also die mysteriöse „Diebin“, die sich in mein Zimmer verirrt hat. Frederik, ist er da? Ich würde gerne bezüglich dieses Vorfalls ein Wörtchen mit ihm wechseln.“
„Oh, der ist nicht da. Hat Lilli ganz allein hierhergeschickt.“, antwortete Thethys schnell für das Mädchen. „Hat die Arme hier völlig vergessen. Ein Glück, dass ich sie gefunden habe.“
Die Sache wurde immer kurioser. Das war ja geradezu, als würden die Drei sich bereits kennen.
20. Kiriat, abends
Thethys bedeutet Lilliana und Kyan, in der Gasse zu warten, damit sie nicht zu sehr ins Gedränge geraten. Dann signalisiert sie Aleister, zu ihr zu kommen, wobei sie ihm erklärt, dass der Dieb, den sie gesucht hatten, niemand anderes ist als eine andere Sidhe.
Der wird derweil von Emma überrascht, die ihn in der Menge aufgespürt hat. Der Magier nutzt ihr Auftauchen, um sich von den Menschen zu befreien und bietet ihr an, im Gasthaus zu warten, falls der Austausch zwischen Sidhe sie nicht interessiert. Misstrauisch ob der zwei Sidhe, die Thethys ihm präsentiert, fühlt er ihnen etwas genauer auf den Zahn.
Spieler: Emma, Lilliana mit Kyan, Aleister mit Thethys
NPCs: /
火の無い所に煙は立たぬ