von Lamaria » Di 12. Jul 2016, 21:32
Auf ihre Frage hin gab die Quima ihrem Pferd ein Zeichen und setzte sich ein wenig von der Gruppe ab. Lamaria folgte ihr gelassen, warf aber einen kurzen prüfenden Blick über die Schulter zurück zu der Suavis, die sich nicht beeilte, direkt Anschluß an die beiden zu halten. Die Späherin schien das nicht zu stören.
Tenebrae würde bei ihrer Musterung der Katze aufgefallen sein, dass das Tier eine leichte Beeinträchtigung beim Laufen aufzuweisen schien: sie mied auffällig kantige Steine und schien die rechte Vorderpfote zu schonen - unauffällig, aber sie tat es. Grava ließ die Musterung scheinbar unbeteiligt über sich ergehen, nur ein mal hielt sie den Blick der Botenreiterin für einen längeren Moment. Man konnte das "Was ist?" aus der Miene des Tieres glatt ablesen, ohne Gedanken hören können zu müssen.
"Ihr seid Einzelgänger", eröffnete die Frau dann das Gespräch und Lamaria drehte den Kopf zu ihr - und schien auf mehr zu warten, ohne das Gesagte sicht- oder gar hörbar zu kommentieren. Wäre Lamaria bewusst gewesen, wie hervorragend die Quima subtile Zeichen und Gegebenheiten korrekt deuten konnte, hätte sie sich sicher unwohler gefühlt, aber dergleichen selber zu registrieren, war eines der Mankos, die sie in diversen sozialen Bereichen "blind auf beiden Ohren" machte. In der Tat hatte die junge Zar'dras es nicht für nötig befunden, Rikon näher heran zu rufen. Er war zwar ein paar Jahre älter als sie, trotzdem war sie - auch wegen ihrer magischen Begabung - informell im "Rang" deutlich über ihm, und sie mochte ihn nicht sonderlich, weil sie ihn für zu bequem hielt. Zudem konnte sie es nicht leiden, wenn sich mehrere Personen in ein Gespräch mischten. Ja, Tenebrae ritt wohl gerade an der Seite einer Einzelgängerin. Einer Einzelgängerin mit einer einzelgängerischen Tierpartnerin, die es auch noch für müßig hielt, eine schlichte Feststellung großartig zu kommentieren, solange sie nicht eklatant einer Korrektur bedurfte.
Aber Grava kommentierte dergleichen unheimlich gerne, vor allem, wenn sie glaubte, es sich ansonsten unbelauscht leisten zu können: "Meint sie nur dich oder uns beide?"
"Klingt irgendwie ein bisschen paradox, hm?"
Ein exellenter Menschenkenner konnte argwöhnen, dass sich in der Augenpartie der blonden Frau dezente Belustigung zeigte. Hätte Lamaria geahnt, dass Tenebrae ihre Gedanken auch noch problemlos auffangen konnte, solange sich die Späherin in wenigen Schritt Entfernung befand, wäre ihr sicher noch viel unwohler gewesen und sie hätte derlei Gespräche mit Grava vermieden. So aber wartete sie nur und lauschte der Aufzählung an Aufgaben, die etwas später folgte:
Gebiet erkunden. Versteckten Lagerplatz finden. Zeit zum Jagen. Und dabei möglichst über die unwirtliche Gegend fliegen. Mit dem Wagen. Im Rahmen einer normaleren Umgebung waren das alles absolut nachvollziehbare Anforderungen... aber das hier war Torlamun. Und sie wollten nicht über die Steppe, sondern durch ein Vorgebirge. Mit Wagen. So sah man bei der jungen Frau, wie die Augenbrauen verräterisch ein Stückchen nach oben ruckten und ein nüchternes "Sonst noch etwas?" kommentierte sarkastisch die Liste. "Wir brauchen bitte auch noch eine kuschelige Wiese mit Katzenminze und Baldrian, ein paar Kaninchen ohne Bau zum spielen, einen Teich mit springenden Fischen und eine Quelle, aus der Milch fließt."
"Wenn sie weiß, wo so eine Wiese da ist, bin ich ganz bei dir!"
Trotzdem war die letztliche Reaktion von Lamaria tatsächlich ein bedächtiges Nicken. Es waren und blieben nachvollziehbare Anforderungen, also würde sie zusehen, alles was davon möglich war, zu organisieren. Wobei sie im Gegensatz zur Quima durchaus dazu neigte, dieses "Wir brauchen.." als ein "Ich muss finden.." aufzufassen. Das Tempo war in ihren Augen das größte Problem. Aber die Quima wusste selber, dass sie den Wagen dabei hatten und wozu er gedacht war, also...
„Für heute wirst du einen frühen Lagerplatz suchen, der uns die Zeit zu gibt voraus zuspähen und zu jagen, solange wir den Kraftüberschuss haben. Morgen werden wir durchreiten. Findest du zu erst Wasser, führe uns dort hin.“
Bei der Späherin furchte sich prompt die Stirn. "Warum heute einen frühen Lagerplatz, wenn wir zügig weg sollen?" Die Begleitargumente machten in ihren Augen nur eingeschränkt Sinn, aber noch war die Quima nicht fertig und stellte eine Frage, die nichts als Verwirrung auslöste. "Welche Fährte??"
"Kann ich ihr sagen, aber was will sie damit? Hat sie so eine gute Nase?"
"Achso... ich soll ja weit voraus spähen. Ich glaube, sie will wissen, was für Signale ich hinterlasse."
"Mir gefällt das irgendwie nicht."
"Mir auch nicht. Woher wissen wir, ob sie wirklich auf unserer Seite ist und uns nicht bloß in eine Falle locken soll?"
Hätten Lamarias Ohren zucken können, sie hätten es getan, während die nächsten Anweisungen Rikon betrafen. Gravas taten es; das Katzentier hatte inzwischen zu den beiden aufgeschlossen und lief schräg hinter Lamarias Pferd auf der der Quima abgewandten Seite - schließlich wusste sie nicht, wie das fremde Pferd auf sie reagieren mochte und hatte keine Lust, ausschlagenden Hufen ausweichen zu müssen. Die unterschwellige Ablehnung in der Mimik der Menschenfrau schien zu bleiben und sich gar zu verstärken. Sie mochte es nicht, wie die Quima das Kommando zu übernehmen schien, obwohl sie scheinbar von der Strecke vor ihnen ähnlich wenig einen Plan oder Kenntnis zu haben schien wie die Zar'Dras. Beloff hätte in diesem Moment vermitteln können, aber er war noch woanders beschäftigt.
Wenn die Quima berechtigt war, hier einfach so in diesen Anliegen das Kommando zu übernehmen, würde Lamaria sich bei zu brüsken Widerworten unbeliebt machen. Tat sie wie ein braves Hündchen einfach, was die Fremde ihr sagte, machte sie sich womöglich sogar lächerlich oder gefährdete die Gruppe.
Ihre Augen wurden schmal, als sie zu einer Erwiderung ansetzte. Menschen, die auf solche Blicke und die Stimme empfindlich reagierten, hätten Lamaria nun pauschal unterstellt, eine Morddrohung auszusprechen, selbst wenn sie nur vorgeschlagen hätte, einen Schluck Wasser zu trinken. Unvoreingenommen betrachtet sprach die Wortwahl jedoch eigentlich nicht dafür, sondern war noch bemüht diplomatisch:
"Wenn wir wegen der Gefahr von Verfolgung möglichst schnell hier weg kommen sollten, halte ich es - mit Verlaub - für unnötig, heute früh Halt zu machen. Wenn wir einen idealen Rastplatz finden... sicher. Aber nicht, wenn es bloß um die Jagd geht. Ich war bei den Patrouillen und kenne die nähere Umgebung hier noch so grob. Unsere Vorräte sind frisch und großzügig bemessen. Wenn zwei noch wegfallen, werden die Rationen eine Weile hinreichen.
Der Wagen macht uns langsam genug, egal was wir anstellen. Wir können uns durch einen Tagesritt kaum so sehr verausgaben, dass es abends nicht noch für eine Jagd reicht."
"Sag ihr mal, dass sie mich mit sowas beleidigt!"
"Sag's ihr doch selber. Außerdem bist du verletzt."
"Vielleicht lass ich ja doch noch zu, dass du mir hilfst." Lamarias Brauen ruckten flüchtig hoch, für einen Außenstehenden scheinbar grundlos. Grava schien das Erstaunen nur recht, denn sie setzte gleich nach: "Aber nur, wenn du auch deinen Rücken behandelst!"
"Meinem! Rücken! geht es! gut! - Ausreichend. gut", wurden die Augen prompt wieder enger und die Wut in ihrer gedanklichen Stimme ließ die Suavis sofort in Abwehrhaltung gehen und ihre Partnerin deutlich an fauchen. Nein, die Zähne wollte man trotzdem nicht im Unterarm haben, das wusste Tenebrae nun auch.
"Schon gut. Tut mir leid." So nachdrücklich, wie sie es sagte/dachte, klang es ehrlich, aber immer noch knurrig.
"Du bist SO dumm! Und stur! Wieso biete ich dir überhaupt noch Hilfe an?!", schimpfte die Suavis und es war längst mehr als offensichtlich, dass die Späherin in Gedanken und abgelenkt war. Lamaria schloss kurz die Augen, presste die Kiefer zusammen und atmete tief durch.
"Wir haben darüber schon geredet", setzte sie ruhiger, beschwichtigender fort.
"Verhunger doch!", grollte das Bergluchsweibchen und unterstrich ihren Ärger durch ein weiteres Fauchen, was die Pferde langsam nervös machte - Lamarias zumindest. Die Späherin verzog das Gesicht, als das Tier zu steigen drohte und sie unvermittelt ihren Rücken weit deutlicher anspannen musste, um nicht herunter zu fallen und das Pferd nach unten zu bringen.
Es wurde kaum besser, denn Beloff stieß zu ihnen, noch bevor Lamaria damit fertig war, die Absichten der Quima weiter auseinander zu nehmen. „Direkte Nachrichten, die mit nach Dras'Loran sollen?“, fragte er schroff. Die Späherin sah kurz zu den beiden armen Idioten. Kein nennenswerter Verlust an Fähigkeiten für die Gruppe, allerdings ein Kämpfer weniger. Nun ja. Wieder dieser unangenehme flüchtige Gedanke an Vigo... Direkte Nachrichten? "Sie sollen darauf achten, Haldwar Fenrian direkt zu informieren. Er führt übermorgen die nächste Patrouille in das Gebiet."
"Ich brauchte zwei Tage bis hierher", meldete sich in dem Moment Tenebrae zu Wort und schon wieder furchte die Späherin die Stirn. "Ja und?
Heißt das, die Rhim kommen zwei Tage hinter ihr, oder...?"
„Sie werden nicht durchkommen.“ Lamaria rollte die Augen Richtung Himmel. "Na wundervoll. Ich werd die beiden nicht in den Tod schicken..." - also begann sie in Gedanken bereits, eine Ausweichroute für die beiden zu planen, davon ausgehend, dass sie sie zu einem der festen Wach- und Botenposten schicken wollte, die regelmäßig auch von den geflügelt reisenden Zar'Dras besucht wurden. Aber was brachte das, wenn die Rhim schon zwischen ihnen und der Festung waren?
'Die Rhim haben den Waffenfrieden aufgekündigt! - Ja danke, das merken wir seit zwei Tagen schon...' Lamaria pustete leicht frustriert klingend aus. Nun ja... man würde immerhin wissen, dass der Nachschubtrupp zu den Schmugglern eine andere - fremde - Strecke nahm... na Wahnsinn.
"Wenn sie uns sogar warnt, dass zwei Leute von uns sonst in den Tod laufen würden, ist sie wohl doch auf unserer Seite, hm?", mischte sich Grava in Lamarias Grübeleien ein und brachte die Späherin kurz zum Innehalten.
"Jaaa...", erwiderte sie gedehnt, "wobei ich immer noch nicht weiß, zu wem sie denn dann eigentlich gehört?" Der schneidende Schrei eines Greifvogels ertönte und Lamaria verzog das Gesicht. "Och nö, nicht der schon wieder..."
Mit einem dumpfen Platschen landete der Kadaver einer mageren Wildziege auf dem Boden und Lamarias Mimik hätte in einem Lexikon neben der Definition von 'unbegeistert' stehen können, während Grava die Zähne bleckte. Ihr Instinkt sagte der Suavis, dass sie sich davon etwas schnappen und es in ein Versteck ziehen sollte, aber das wäre unklug gewesen. Sie mochte dieses Verhalten der Hippogreifdame ebensowenig, wie ihre Menschenpartnerin den arroganten Ashurdan ausstehen konnte.
„Was beim Höchsten Wesen ist DAS?“, krächzte Tenebrae, während Lamaria die Zügel von Beloffs Pferd aufzufangen hatte und die Szenerie aus schmalen Augen beobachtete.
"Die überflüssigste Begleitung zwischen hier und Gil'Leading", war sie geneigt zu antworten, verkniff es sich aber - zumindest verbal. "Gil'Leading ist doch gar nicht so weit?", antwortete Grava amüsiert und erntete ein weiteres Mal von Lamaria Verwunderung. "Ich hab das doch gar nicht an dich gerichtet.. gedacht?"
Die Suavis richtete die fahlgelben Augen nun direkt auf Lamaria. "Kleines, ist alles in Ordnung mit dir? Ich scheine öfters Dinge mitzubekommen, die du mir gar nicht sagen wolltest."
"Ich weiß nicht...", zögerte die Späherin und verpasste einen Teil der Auseinandersetzung zwischen Beloff und Trago, "Höre ich mich für dich denn irgendwie anders als sonst an?"
Die Suavis leckte sich - wohl in einer Art Übergangshandlung - die Schnauze, "Nein, du hörst dich ein bisschen hohl an, das ist alles. Und das eben war durchaus leiser, als wenn du... normal etwas sagst, ja. Aber ich dachte, du meinst mich."
"Hm." Mit nachdenklich gefurchter Stirn sah Lamaria vage in die Richtung der gerade disputierenden, ohne jemanden direkt anzusehen. Irgend etwas war komisch seit dieser verdammten Sache, aber sie wusste nicht wirklich, was.
Es war zum Lachen, wie sich Trago gegen diesen Unsinn sperrte, den Beloff von ihn wollte. „Sie ist keine Botentaube!“, schwappte zu ihnen herüber. Die blonde Zar'Dras schloss, sich ein weiteres Mal um ihre Contenance bemühend, die Augen. "Meine Fresse, wir waren mit dem Wagen auf diesem furchtbaren Gelände doch so langsam, der bräuchte doch bestimmt nur ein paar Stunden, bis er auf die erste Flugpatrouille träfe, der er die Lage übermitteln kann. Der könnte uns ZWEI Mal wieder einholen! Aber stattdessen dürfen wegen dem feinen Herrn zwei unserer Leute tagelang Katz und Maus mit den Rhim spielen, oder wir dürfen unsere Vorräte doch streng rationieren und unsere Patrouillen laufen nichtsahnend in die Falle!"
Je länger sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie mit jedem Satz. Ja, Lamaria war ein Einzelgänger. Aber ein Einzelgänger, der umso mehr Wert auf Zusammenarbeit und Disziplin in der Gruppe legte. Ein Einzelgänger, der sich auf jene, die er bei sich duldete, wenigstens verlassen können wollte. Grava hatte keinerlei Probleme, die Gedanken Lamarias aufzufangen, auch wenn diese sie schon wieder nicht hatte 'senden' wollen. Auch Tenebrae hörte sie: sie hallten regelrecht unangenehm und laut. Die Zar'Dras hätte genausogut lauthals schimpfen können.
Nun ja, Beloff allerdings hörte sie so natürlich nicht, was vermutlich auch besser so war...
„Es muss mitkommen“, murmelte Tenebrae erstaunt und schüttelte fassungslos den Kopf. "Er soll zur Hölle fahren...", fauchte Lamaria leise und hatte damit bessere Chancen, dass Trago das nicht gehört hatte.
16. Kiriat, Vormittag
Lamaria/Grava - Tenebrae, 10 NPC
Lamaria beginnt, in Teilen Einwände gegen Tenebraes Anweisungen zu formulieren, als sie von Beloff und dem Problem des Nachrichten nach Dras'Loran bringens unterbrochen wird. Sie stolpert erneut darüber, dass Grava von ihr Gedanken hört, die Lamaria nicht senden wollte.
Tragos Weigerung, nach Dras'Loran zu fliegen, obwohl es nach Lamarias Meinung sonst Leute das Leben kosten könnte, macht sie (zunächst nur gedanklich) ziemlich wütend.
Anführer: Beloff, nichtmagisch
2. Späher: Rikon
weiterer magischer Zar'Dras: Trago Ashurdan, adlig, soll Eindruck bei Humen schinden; Partner Albino-Hippogreifdame