Handelsstraße von Gil'Leading nach Shirga

Östlich vom Dramaru: von Baganun bis nach Shirga

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Beitragvon Marijke » So 20. Sep 2015, 09:30

Die Sidhe stand starr. Viel zu starr, den Rücken so durchgedrückt, dass es nicht erkennbar war, ob sie wegen ihrer Körperhaltung so angespannt war, oder wegen der Rüge, die sie erhielt und in ihrem Inneren winzig kleine stechende Bröckchen herunterrieseln lies. Es war eines der wenigen Momente, wo ihre Herkunft sie davor rettete die Haltung zu verlieren und nicht knallrot anzulaufen. Denn es schmerzte. Ganz einfach und simpel. Marijke war stolz; sehr stolz und teilweise sogar arrogant und ihre Ideale bargen noch eine Menge Naivität und Utopie. Und egal, wie selbstbewusst sie sich gab und auf ihre Eigenständigkeit beharrte – Marijke wandte sich innerlich unter der Zurechtweisung und zweifelte erheblich an ihrem eigenen Urteilsvermögen. Gleichzeitig brachte ihr Stolz und ihre Herkunft und eben jene Ideale sie dazu, dass sie sich weder in „Aber!“s verlor, noch wie ein geprügelter Hund den Schwanz einzog oder den Blick senkte. Sie schluckte die Kritik im Ganzen und würde zweifelsfrei später darüber sinnieren. Es war das erste Mal, dass sie bewusst die Bitterkeit der Enttäuschung schmeckte. Nein, das war gelogen. Die erste wirkliche bittere Erfahrung war als deutlich wurde, wie wenig Magiepotenzial sie eigentlich hatte. Aber nie in ihrem Leben hatte die adlige Sidhe bisher davon gekostet, wie es sich anfühlte in etwas versagt zu haben. Und es war nur eine Kleinigkeit, kein riesiges Drama oder irgendetwas bahnbrechend Wichtiges. Nur das es für Mari wichtig war. Gerade jetzt, wo sie immer noch nicht wirklich entschieden hatte, in welche Richtung ihr Leben verlaufen sollte und so früh in ihrem Amt als vollständiger Sidhe. Neben diesem leisen Schock gesellte sich Ärger. Ärger über die Situation, über sich selbst und über die Zurechtweisung. Marijke war zu stur um noch einmal darauf hinzuweisen, dass sie nur einen Bericht abgegeben hatte und nicht die Absolution des Oberen erwartet hatte -nein, Mari konnte sich selbst im Moment nicht zugeben, dass sie sich natürlich danach gesehnt hat, dass ihre vorgeschlagene Vorgehensweise kommentiert und entweder abgenickt oder negiert wurde und bei letzterem dann andere Order gegeben werden würden. Ganz schwach nahm sie die geistige Stützung Riketz war, der auf ihre innere Aufruhr reagierte und ihr aufflackerndes Temperament mit seiner Ruhe zu kühlen versuchte.

„Ich entschuldige mich für das Missachten der Etikette.“, vermittelte Marijke mit Ernsthaftigkeit. “Nach den Aussagen, die Ishara tätigte und ihren Handlung, sowie die Verhaltensweise Riketz, scheint sie unbedarft und unausgebildet.“, begann sie und hielt gleichzeitig wieder inne. Es missfiel ihr, dass Oberer Kiron andeutete Riketz' Lehrversuche wären unangebracht, auch ohne, dass Kiron wissen konnte, wie bewusst Mari und Riketz wirklich versucht hatten Ishara Grundlagen näher zu bringen. Aber auch hier war sie zu tief in ihrer Erziehung, als dass sie nur aufgrund eigenem kindlichen Trotz Wiederworte geformt hätte. An sich war Mari durchaus auf Logik und Vernunft zu sprechen und plädierte dafür, aber sie sprach hier von einem Einhorn. Und wenn Riketz begann halbwilde Kinder aufzunehmen und ihnen das Fliegen beizubringen würde Mari ihn dabei unterstützen, egal wie verrückt es war. Und dazu kam noch, dass sie niemals ihren Partner blossstellen würde und sich aus der Situation winden mit einem „Aber das Einhorn hat doch aber...!“. Nie, ihr Lebtag nicht. Wobei sie diesen Grundsatz schon sehr häufig überdacht hatte, vorallem wenn Riketz mal wieder fremden Personen unmögliche Fragen stellte, die nicht nur stellenweise peinlich, sondern diplomatische Mienen darstellten. Nein, dann haben sie sich halt als Sidhe unglaublich unerfahren und katastrohpal verhalten, zu ändern war es nicht mehr. Einzig was sie nun noch sagen sollte. Sollte sie sich rechtfertigen? Ihre Gründe darlegen, warum sie es besser befunden hatte Ishara nahe zu legen, warum sie nicht in der Gegend herumrennen sollte und fremde Leute als Mörder zu brandmarken? Natürlich hatte der Obere recht. Ishara gehörte nicht in die Habhaftigkeit der Sidhe, wenn sie ein Halbblut war. Aber lag es nicht im Sinne der Sidhe solche Verwirrungen vorzubeugen? Auch wenn es nicht um Ishara ging, nicht um ein Individuum, konnte es kaum klug sein andere Magieträger nur aufgrund ihrer anderartigen Erziehung durch ihr Land ziehen zu lassen und die eigene Bevölkerung Verbrechen beschuldigen zu lassen, die nicht einmal von einem Sidhe stichfest bewiesen werden könnten. War es wirklich so abwegig die Konsequenzen zu sehen? Ob die besagte Anklage wahr oder falsch war, war in vielen Fällen egal – betroffene Personen und ihre Angehörigen waren gebrandmarkt. Das waren die logischen Argumente, die sich in ihrem Kopf bildeten. Die persönlicheren waren anderer Natur und lagen an den verschiedenen Moralauffassungen, die Ishara und Marijke hatten. Es sprach direkt Marijkes Naturell an zu Diskutieren und zu Argumentieren und Streitgespräche zu suchen. Wahrscheinlich ging es ihr auch darum ihre Meinung anderen überzustülpen. Es half alles nichts. Sie hatten immerhin eine direkte Schelte ihres Oberen bekommen. Wer, wenn nicht er konnte ihr also aufzeigen wo ihre Gedanken in die falsche Richtung gegangen waren, die sie in die scheinbar falsche Entscheidung getrieben hatte.

Ich hielt es für besser Ishara darauf aufmerksam zu machen, wie eine Anklage hier in Thalia gehandhabt wird und ob sie eine erheben möchte. Halbblut oder nicht, entschied ich mich dafür, dass es unbedacht ist, wenn Anklagen erhoben werden, wo selbst wir nicht nachprüfen könnten ob und inwieweit der Wahrheitsgehalt stimmt und wo für mich nicht ersichtlich ist, aus welcher Motivation die Beschuldigung ausgesprochen wurde., formulierte sie weiter und nahm somit doch komplett Stellungnahme zu ihrem Handeln und erwartete tatsächlich, dass ihre Argumentation auseinandergenommen werden würde. Im Inneren zitterte sie immer noch leicht und glaubte wirklich sie hätte die Situation vollkommen falsch gehandhabt und beurteilt und erwartete ein vernichtendes Urteil Kirons. „ Neben Unruhen unter dem Volk fürchtete ich genauso einen Vertrauensverlust, der so ein deutliches Unvermögen darstellt. Auf diplomatischer Basis mag es nicht klug sein einem Elf in diesem Fall Ratschläge zu erteilen, erachtete jedoch einen diplomatischen Faux Pax als geringfügiger, zumal Ishara eben nur ein Halbelf zu sein scheint, als besagte Zweifel und Unruhe, die ansonsten entstehen könnten.“ beendete sie ihre Antwort und wartete damit auf die Reaktion.

Riketz indessen suchte Trost in der Dreisamkeit. Es war ein schönes Gefühl in dieser Halbschwebe zu sitzen mit zwei Individuen, die ebenso in die halbflüssigen Gedankenkommunikation abtauchen konnten, wie er. Es war die Wohltat seine Muttersprache zu sprechen und obgleich man sie nur selten oder seit langer Zeit nicht mehr verwendet hatte barg es eine vertraute Einfachkeit. “Ja, genau so!“, strahlte das graue Einhorn in Gedanken das Waldkind an. Dass seine alte Lehrmeisterin tatsächlich anfing Ishara behutsam zu leiten, erfüllte Riketz mit Genugtuung. Wohingegen die Erklärungen Isharas ihm Unbehagen bereiteten. Er verstand sie. Er verstand sie wirklich. So philosophisch Einhörner veranlagt waren; sie waren Tiere. Magisch, aber Tiere und es gab nichts urnatürlicheres als das Reißen von Beute. Es waren erst die Zweibeiner, die das Töten in Kategorien einteilten. Ob man einen Hasen in einer Schlinge fing, ob man Seinesgleichen vor Feinden verteidigte oder aus Perversion und Freude seinen Gegenüber aufschlitzte – es war alles Töten und es war alles Mord und alles eine Seite der Gewalttätigkeit, die jedes Wesen in sich hütete – selbst Einhörner. Und obgleich es etwas so natürliches war, waren Menschen manchmal so schwer von Begriff und stellten sich mit ihren Worten Verständnisfallen. Riketz wusste eindeutig, dass beispielsweise Marijke es nicht verstehen konnte und würde und wahrscheinlich auch nicht wollen würde. Oder eher: Sie würde die Argumente nicht gelten lassen wollen. Das Einhorn war sich sicher, dass er seine Partnerin zu einem späteren Zeitpunkt durchaus darauf aufmerksam machen konnte, dass Ishara helfen wollte, und zwar Mari und Riketz und nicht etwa aus kleingeistigen Gründen einem anderen Wesen Ungemach bereiten.

Riketz nahm teil an Marijkes Gedanken und ihrem Ringen um Fassung. Er nahm teil und spendete Kraft. Natürlich war dadurch deutlich zu spüren in dem kleinen Dreierkreis, wie sich Riketz halb abkapselte und anderweitig „beschäftigt“ war. Das jüngere Einhorn mischte sich auch aus höflichen Gründen nicht tiefer in das Gespräch zwischen Ginil und dem Waldkind ein. Er war nicht „weg“, verbalisierte sich jedoch nicht, sondern blieb eine Präsenz die Aufmerksamkeit zeigte und sich von dem Gesagten und Gezeigten mitnehmen lies. Auf die entgültige Frage, ob sie wüssten wo Elfen seien, antwortete er jedoch mit einem Bild seinerseits. Riketz hatte tatsächlich das langlebige Volk gesehen in seiner Heimat. Es war jedoch schon Jahre her und er selbst ein Jährling an der Seite seiner Mutter gewesen. Er teilte also die Emotionen und Gerüche, die er damals empfunden hatte. Der dumpfe, dichte Wald, leicht düster ohne dunkel zu sein. Hohe, neblige Luftfeuchtigkeit und Stille, die nicht still war. Elania war ein weitläufiger Wald und Riketz hatte tief in seinem Herzen gelebt wo die Realität nicht wirklich real war im Wirken der Magie um sie herum und auch Elfen waren nicht unbedingt bekannt in diesen inneren Kreisen. Riketz zeigte von den wenigen Begegnungen, wo Hörner und langlebiges Volk sich aus der Ferne lange Zeit ansahen und stumm betrachteten, oder in seltenen Gelegenheiten eine Lichtung zum Ruhen teilten oder einen Bachlauf zum Trinken. Direkten Kontakt hatte er nie, was aber bei seiner Rasse nicht verwunderlich war. Nebelhörner waren quasi das Äquivalent zum eigenbrötlerischen Dorfbewohner, der von Fremden nicht unbedingt angetan war. Da gab es andere Linien unter ihnen, die deutlich neugieriger und aufgeschlossener waren.

Zum Schluss dachten Mari und Riketz gleichermaßen daran, wie Riketz Volk sich weit zurückgezogen hatte aus den diesigen Gefilden und das man das Gleiche auch von den Elfen allgemein dachte, so selten, wie man einen sah. Soweit Marijke bewusst war, gab es seit Jahren keine offiziellen diplomatischen Austausch mehr zwischen den Rassen, obwohl einzelne Wanderer ab und an gesichtet wurden. Den gemeinsamen Gedanken um das halbe Verschwinden der Elfen blieb jedoch zwischen Marijke und Riketz. Hier besann sie sich wieder auf die Etikette, in der natürlich Kiron deutlich machen sollte, was dazu gesagt werden sollte und von wem. Das Interesse und Gespräch, was Kiron an Emma richtete verfolgte sie schweigend und unkommentiert. Mari war der Scharade müde und Emmas Worte bereiteten ihr Kopfschmerzen. Vom rationalem Standpunkt war ihr Verhalten durchaus verständlich und Mari verbot sich jede entgültige Schuldzuweisung, ob Emma nun wirklich ein Mörder war oder nicht. DAS sie einer sein könnte gab etwaiger Symphatiepunkte jedoch einen erheblichen Dämpfer und die Sidhe versteckte sich lieber hinter der versuchten Professionalität ihres Berufes, statt zuzulassen, wie sie sich eine Meinung zu dem Menschen bildete – oder das gar zu verbalisieren.



16. Kiriat, Morgens
Marijke/Riketz – Kiron/Ginil – Ishara – Emma

Marijke gibt ein Statement zu ihren Verhaltensgründen; Riketz lässt sich von Ginil und Ishara berieseln
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Beitragvon Kiron » Mo 26. Okt 2015, 14:11

Die junge Wagenlenkerin schien sich sichtlich unwohl in Gegenwart des Oberen zu fühlen und nicht nur das: sie misstraute scheinbar jedem an diesem Ort. Es war ein auffälliges Verhalten und der Vorwand wegen Ishara weiter zu ziehen, schien mehr als vorgehoben. Ongar war also ihr Auftraggeber, bei dem Namen klingelte was in Kiron. Er war kein ungeschriebenes Blatt in Gil’Leading und hatte viele Kontakte. Rückte aber auch immer oft in das Visier der Stadtwache und Sidhe, doch bisher konnte dem Händler nichts nachgewiesen werden. “Dieser Ongar scheint mir ziemlich verantwortungslos, eine junge Frau wie euch alleine ziehen zu lassen. Doch ihr scheint zu wissen wie ihr euch verteidigen könnt.” Kirons Blick wandert hinab zu ihrem Degen und folgte dann Emmas Blick in Richtung Ishara. “Ach, wenn die Welt so einfach zu verstehen wäre, würden wir alle ohne Zwist leben können. Auch harte Behauptungen können einen Hauch Wahrheit mit sich tragen. Reist vorsichtig und nicht mit Eile, euer Fuhrwerk könnte größeren Schaden mit sich getragen haben. Macht es gut.”
Mit diesen Worten entließ er Emma aus seiner Unterhaltung und auch der Gesellschaft. Wenn sie zu Ongar gehörte, könnte Isharas Behauptung nicht vollkommen ins Leere gegriffen sein. Doch der Händler hatte einen großen Einfluss auf die Gesellschaft und einem seiner Mitarbeiter solch ein Vergehen anzurechnen, hieße ihn direkt zu beschuldigen. Dies bedarf mehr Geschickt und Planung, als eine einfache Anschuldigung.

Während er noch mit Emma am Reden war, wandte sich Marijke wieder an ihn und entschuldigte sich für ihr Fehlverhalten. Kiron ging darauf nicht mehr näher ein, sie war sich ihrem Fehltritt bewusst und das genügte.Doch damit war Marijike noch lange nicht fertig und sie fasste ihre Entscheidungen erneut zusammen. Ein schon fast verzweifelter Aufschrei nach Bestätigung. Was möchtest du nun von mir hören Marijke? Du bist keine Schülerin mehr und auch werde ich dich nicht wie eine behandeln. Stehe zu deinen Handlungen und trage ihre Früchte - ob faul oder reif. Es schwang kein wirklicher Vorwurf in seinen Worten mit. Er hatte Verständnis für die junge Sidhe, ihre Ausbildung hat gerade erst geendet und mangelnde Erfahrung ließ sie den winzigen Halm der Stütze greifen, welche seine Anwesenheit mit sich brachte. Doch Kiron vermied eine direkte Beurteilung - vorerst jedenfalls. Auch sie war eine seiner Früchte, die jedoch noch Hege und Pflege bedurfte. Kiron war ihr Mentor gewesen und nun war er ihr immer noch übergestellt. Doch wie sollte sie aus Situationen lernen, wenn er sich schützend vor sie stellte, ihr die eigentlichen Entscheidungen abnahm? Ich werde dir nicht sagen ob du richtig oder falsch gehandelt hast. Du hast gehandelt wie es in deiner Situation richtig erschien und dies ist immer die beste Option. Eine Entscheidung hast du schon gefällt und wir werden schon bald sehen welche Frucht daraus wachsen wird. Wenn du möchtest, dass ich direkt eingreifen soll, dann nenne mir deine Bitte und versuche nicht dein eigenes Handeln in Frage zu stellen. Sprich klar und direkt.
Kiron gesellte sich nun, wo er das Gespräch mit Emma beendet hatte, zu den anderen und legte stützend die Hand auf Ginils Schulter. Seine Gedanken kreisten kurz um die Gesamtsituation und plante bereits das weitere Vorgehen. Ginil schloss sich seinen Grübeleien nur halbherzig an und konzentrierte sich mehr auf die Unterhaltung mit Ishara. Dem Oberen war es in solchen Situationen lieber, erst die Lage selbstständig zu analysieren, ehe er Ginils Rat einholte.

Ginil ließ die junge Halbelfin ihre Gedanken und Gefühle ordnen und sandte ihr aufmunternde Gedanken. Es stimmt, zu Beginn mag es irritierend sein, in Gedanken zu reden. Doch du machst es schon sehr gut. Es ist eine Sache der Übung und vorallem der Gewöhnung.
Doch das Mächen war ziemlich aufgewühlt durch die Erinnerungsfetzen, welche sie von der Ratte aufgenommen hatte und fühlte sich missverstanden. Es war die Unwissenheit und Ungeduld der Jugend die aus dem Mädchen sprach. Alle diese Empfindungen wirbelten in einem schier endlosen Strudel umher und ließen sich kaum erfassen. Es war nur verständlich, dass sie sich nicht ernst genommen fühlt, da sie die ganzen Zusammenhänge nicht erkennen konnte und vielleicht auch nicht verstand, wo die Problematik lag. Wir glauben dir, Ishara. Doch wie Marijke dir sicher schon erzählte, kann man leider nicht so leichtfertig Urteile sprechen. So klar die Erinnerung der Ratte auch sein mochte, sie haben leider keinen Bestand vor einem Richtspruch. Wir nehme deine Warnung ernst und wir werden es nachverfolgen. Doch überlasse die Sprechung eines Urteils denen die dafür Verantwortung tragen können. Du musst dieses Gewicht nicht tragen, darum lasse nun wieder Friede in deinen Herzen und wisse, dass du richtig gehandelt hast. Doch da war noch mehr, was das Elfenkind beschäftigte, Erinnerungen und Gefühle überwältigten die Scheu und Ginil folgte aufmerksam den Bildern ihrer Erinnerungen. Doch sie drängte nicht, ließ Ishara die Zeit zum Denken und um den Entschluss zu fassen ihnen zu vertrauen.

Nur beiläufig bekam Kiron die Unterhaltung der Einhörner mit dem Elfenmädchen mit, doch was er letztlich hört riss ihn aus seinen Grübeleien. Konnte es sein, dass sie gar nicht bei den Elfen aufgewachsen war und gar nichts von ihrer Erziehung genossen hatte? Ihre Abstammung war deutlich, vielleicht nicht unbedingt vom Äußerem, aber ihre Aura strahlte es aus. Durch Ginil nahm er aber noch mehr wahr, eine Unsicherheit und Trauer, gleichzeitig aber auch etwas wie Hoffnung und Erleichterung. Kirons Blick gewann wieder seine gewohnte Weichheit, als er sich entspannte und er massierte gedankenversunken Ginils Widerriss, während er Marijke wieder ansprach. Wie es scheint haben wir uns umsonst Gedanken um die Etikette des Elfenvolkes gemacht. Dies Kind scheint nicht eingeweiht und dies erklärt auch ihre Unwissenheit in der Magie. Sein Blick ruhte auf Ishara und lächelte sie sanft, aber auch wissend an. Da er sich der Anwesenheit Emmas noch bewusst war, zog er es vor sich in die gedankliche Gesprächsrunde einzumischen und ihre Fragen zu beantworten. Sein Geist streifte dabei Isharas Gedanken so sanft, wie die von Ginil.
Jedes Lebewesen hat eine besondere Aura die es umgibt. Bei den Menschen sind nur selten Feinheiten zu erkennen, anders jedoch ist es mit den Elfen. Ihre starke Verbundenheit mit der Natur verändert auch ihren Geist. Geübte Magier und insbesondere Tierwesen, sind empfänglich für diese andere Art der Schwingung. Ginil und ich haben einige Zeit bei den Elfen des Elania-Waldes gelebt und erkennen in dir die besondere Aura der Elfen, welche wie eine Melodie im Verborgenen wirkt. Nur zögerlich sprach Kiron weiter. Die Heimat der Elfen war kein Geheimnis, jeder Mensch in Thalia wusste um ihre Anwesenheit im Elania Wald. Angrenzende Orte handelte sogar hin und wieder mit dem wilden Volk. Doch ihre Städte, hatten nur wenige Menschen bisher erblickt. Die Elfen leben in Elania, doch es gibt auch einige Wanderer unter ihnen, welche im Land umherreisen. Hast du keinerlei Anhaltspunkt wo dein Vater sein könnte oder Kontakt zu anderen Elfen?


16. Kiriat, Morgens
Marijke/Riketz – Kiron/Ginil – Ishara – Emma

Kiron verabschiedet sich von Emma und erklärt Marijke das sie sich für ihr Handeln nicht zu rechtfertigen braucht, da sie so gehandelt hatte wie es am besten war und langsam etwas selbstständiger werden soll. Mischt sich dann in die Gespräche der Einhörner mit Ishara ein und erklärt wo die Elfen leben.

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Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Di 19. Jan 2016, 14:07

Nur mit halbem Ohr bemerkte Ishara Emmas Worte. Sie galten ohnedies Kiron und nicht ihr und sie bedeuteten wenig. An harsche Worte war das Mädchen gewöhnt und allenfalls fütterten sie ihren Trotz. Doch wenn die Mörderin das Weite suchte, dann konnte das Ishara nur Recht sein. Letztlich erreichte sie damit genau das, was ihr eigentliches Ziel gewesen war. Sie von Riketz und zwangsläufig auch Mari fernzuhalten.
Und weil sich ihr Gemüt, abgelenkt von den anderen Themen allmählich ein wenig beruhigte, war es umso leichter, die Meuchlerin mit zunehmender Gleichgültigkeit zu betrachten. Lediglich blieb zu hoffen, dass die Ratte keinen Schaden davontrug. Deren Band zu diesem Menschen schien durchaus gefestigt, aber war mochte das Geschehene für die Mörderin bedeuten? Würde ihr klar sein, dass ein Tier wie dieses kein Verständnis von den willkürlichen Regeln menschlichen Zusammenlebens und etwaigen Konsequenzen haben konnte? Dass Töten für die Ratte etwas Natürliches war und es keinen Grund gab diese Erfahrungen nicht zu teilen, wenn sich die Gelegenheit ergab? Denn für das Tier wirkten sie vordergründig.
Nun, Lileth konnte auch nichts tun, sollte dem nicht so sein und es musste ihr Gewissen auch nur wenig belasten. Ratten waren klug und im Rahmen ihrer Fähigkeiten wehrhaft. Überlebenskünstler, die sich an das Zusammenleben mit den Menschen angepasst hatten und diese Wesen und ihr Verhalten gut kannten. Gut möglich, dass der Nager etwaige negative Absichten rechtzeitig erahnen und sich ihnen entsprechend entziehen würde.
Für Lil... Gab es in diesem Augenblick bedeutsameres als das Schicksal der Ratte, wenn sie ihr auch nichts schlechtes wünschte. Das Tier unterschied sich im Grunde nicht von nur einem von ihnen. Entsprechend kehrte ihre Aufmerksamkeit zu den beiden Einhörnern zurück, zu den angesprochenen Fragen und nur am Rande dachte sie unsicher daran, wieviel ihrer Gedankengänge den Fabeltieren zugänglich sein mochte. Es war ungewohnt auf solch eine Art zu „Sprechen“. Doch da war nichts, für das sie sich hätte schämen müssen.
Und bald dachte sie ohnehin an nichts anderes mehr, als das, was ihr zunächst von Riketz gezeigt wurde. Abgesehen davon, wie faszinierend die Eindrücke aus dem Leben eines Einhorns waren war es doch das erste Mal, dass Ishara tatsächlich leibhaftige Elfen sah und war es auch nur in den Erinnerungen des kleinen Hengstes.
Sie hatte jede Geschichte über das Waldvolk, die sich finden ließ in sich aufgesogen und versuchte nun zu entscheiden, wieviel davon wahr war. Doch dazu schienen die Eindrücke zu flüchtig. Umso mehr konzentrierte sie sich darauf sich jenen Ort genau einzuprägen, vielleicht ein neues Ziel ihrer Suche. Und auch Rastplätze und Wasserstellen waren dabei von großer Relevanz. Lileth war mehr oder minder mit der Wildnis großgeworden und sie wusste allzu gut, wie sehr es sich rächen konnte, den Weg aus den Augen zu verlieren, egal wie sehr das Ziel auch lockte. Sie würde ihren vater nicht finden, wenn sie unterwegs umkam und wäre sie auch noch so nahe.
Die Dankbarkeit, mit der sie den Erhalt jener Erinnerungen quittierte bedurfte indes keine Worte. Es war nicht viel anders als die eines Ertrinkenden, der an rettendes Land gezogen wurde. Die Bilder halfen den winzigen Hoffnungsfunken, an den sie sich schon lange genug klammerte ein wenig mehr zu entfachen.
Sie waren da. Auch wenn es dem Mädchen zwischenzeitlich erschienen war, als wären Elfen in dieser Welt auch nicht viel gegenwärtiger als Einhörner. Andererseits war es dann vielleicht ein gutes zeichen hier mit zweien zu stehen und spätestens jetzt galt Emmas Tun und Lassen kein einziger Gedanke mehr. Und so gab es auch keinen grund etwas auf Ginils Trostversuch zu erwidern. Zumidnest nichts anderes als Dankbarkeit für eben diesen versuch auch wenn es nicht das war, worum es ging, noch immer nicht. Denn die Halbelbe kümmerte sich herzlich wenig um die Urteile irgendwelcher anderen. Und sie würden das, was wahr war nicht beeinflussen. Indes, Ginil hatte nicht Unrecht. Das Mädchen musste es nicht kümmern und einzig sollte sie Emma jemals in einem tatsächlichen Kampf gegenüberstehen oder als Bedrohung von etwas, das Lileth am herzen lag, würde sie sich nochmals mit dieser Frau befassen müssen. Und wahrscheinlich entweder töten oder aber getötet werden.
S der männliche Sidhe herantrat und eine Hand behutsam auf das Fell seines Einhorns legte wich Lil unwillkürlich ein kleines Stück zurück, mehr in Riketz Richtung und tiefempfundenes Misstrauen glomm in den blauen Augen der Halbwüchsigen auf, während sie sich zu wappnen versuchte. Für das, was auch immer nun folgen mochte und das erfahrungsgemäß unangenehm sein würde.
Doch zunächst... Waren da nur Worte. Nein nicht einmal das. Gedanken. Und mit einem Menschen auf diese Weise zu sprechen war eine wirklich, wirklich merkwürdige Angelegenheit. Und in der Regel fiel e sihr auch so schwer genug, mit Menschen zu sprechen. So zog sich die Halbelbe instinktiv auch geistig ein Stück zurück. Es war eine Sache diesen Raum mit den Einhörnern zu teilen, oder mit Tieren. Aber das?
Dich immerhin, sie lauschte, antwortete zumindest mit einem knappen Nicken auf die Erklärung und fühlte sich allmählich hin- und hergerissen zwischen em, was ihrer Erfahrung nach eine sinnvolle Reaktion war und dem, wozu die Andeutungen des Mannes verlockten.
Wenn er tatsächlich unter Elben gelebt hatte... Aber er konnte ebenso gut lügen, aus welchem Grund auch immer. Und selbst wenn nicht... Dies konnte eine einmalige Chance sein, mehr über das Volk irhes Vaters zu erfahren, wenn auch aus einer verzerrten Perspektive. Die Frage war nur... Zu welchem Preis?
Ein kaum hörbares Winseln stieg aus der Kehle ihres Hundes empor und Cyron achtete nicht auf Menschen oder Einhörner, als er zu seiner Herrin trottete sacht mit der Schnauze gegen Lils Hand stieß. Aber er konnte ihr auch keinen Rat geben.
„Nein“, gestand sie jedoch schließlich mit einem Kopfschütteln. Brach erneut aus der geistigen Konversation, weil sie sich diesem Geist einfach nicht nähern wollte. Die halbwüchsige fühlte sich sichtlich unwohl, biss leicht auf ihre Unterlippe. „Ich... Kenne nicht einmal seinen Namen. Und ich bin bislang auch noch nie einem Elfen begegnet. Aber sie zu finden wird gewiss ein Anfang sein, deshalb... Nun... Danke.“

16. Kiriat, Morgens
Ishara – Emma – Marijke/Riketz – Kiron/Ginil

Ishara wendet sich neuen Themen zu
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

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Beitragvon Emma » Mi 20. Jan 2016, 10:17

Hier herschte fast ein Treiben, wie auf dem Marktplatz von Gil`Leading.
Für Emma, die die Stille und Einsamkeit der Dächer der Nacht bevorzugte, war diese Zusammenkunft hier auf dem Weg schon fast eine Folter.

Die EInhörner waren ihr sehr suspekt. Ihre Klarheit und Tiefe mochte sie nicht. Die junge Frau konnte diese Wesen nicht einschätzen und das ängstigte sie.
Wie weit konnten sie in ihr hineinsehen? Auch die Sidhe mit ihrer komischen Art zu reden behagte ihr gar nicht. Wer weiß was sie hinter ihren schönen Gesichtern verbergten.
Haben sie vielleicht schon nach Soldaten geschickt um sie festzunehmen?

Sie schimpfte innerlich mit sich selbst. Diese zermürbenden Gedanken brachten sie nicht weiter und schon gar nicht nach Hause.
Also schüttelte sie jeden unguten Gedanken ab und machte sich daran wieder ihren Wagen zu packen und festzuschnüren.
Nachdem das alles zu ihrer Zufriedenheit beendet hatte, sah sie sie noch einmal die kleine Gemeinde hier an.
Ishara war ihr völlig gleichgültig, trotzdem streckte sie ihr ihre Hand entgegen und sagte:" Man trifft sich immer zweimal im Leben, Waldkind..." Nach diesem Satz blickte sie ihr eine kurze Zeit kalt in die Augen. Ihr Gegenüber machte keinerlei Anstalten die gereichte Hand zu greifen. So ein kleines Biest, dachte Emma. Doch ihre Sturheit imponierte ihr doch irgendwie.
Also ballte sie kurz ihre Hand zur Faust streckte sie dann aber ganz schnell hoch und winkte freundlich. Sie setzte dabei ein freundliches Lächeln auf, und sagte:
"... Ich hoffe wir können uns beim nächsten mal dann zu einer Tasse Tee treffen und alles aus der Welt schaffen."

Ohne sich nochmal umzudrehen, raffte sie ihre Röcke, (hoffentlich konnte sie diesen unmöglichen und völlig unpraktischen Haufen Stoff endlich gegen ihre Hose umtauschen) und ging noch einmal beherzt auf Mari zu. Sie gab ihr die Hand und bedankte sich noch einmal recht höflich. Auch diesen Obersten reichte sie die Hand und mit leiser Stimme und auf den Boden gesenkten Blick lud sie beide, auf eine Tasse Tee in das Haus Ongar ein, wenn sie mal in Gil´Leading waren.
Bevor sie losfuhr drehte sie sich noch einmal zum Obersten um.
"Ongar ist nicht verantwortungslos. Er ist ein toller Mann und alles was er plant hat einen tiefen Sinn."
Ihre Unterlippe zitterte leicht.


Doch bevor sie diesem beiden nichtsahnenden Menschen mehr von ihrem unerschütterlichen Glauben an Ongar berichten konnte, zerschnitt ein heiserer Schrei die feuchte Luft.
Emma starrte in den Himmel. Als sie erkannte was da über ihnen flog klatschte sie vor Freude in ihre Hände.
Aufgeregt zeigte sie auf den Habicht der über ihnen kreiste.
"Ay, seht das ist Hubert! Ongar schickt ihn um nach mir zu suchen!"
Schnell kletterte sie in ihren Wagen um den Lederhandschuh zu suchen. Schliesslich hatte sie ihn gefunden, zog ihn über so das er ihren kompletten Unterarm bedeckte und riss ihren Arm hoch in die Luft.
Freudig klopfte sie auf den Handschuh und rief nach dem Vogel.
Es dauerte auch nicht lange und der Vogel stieß von oben hinab um dann mehr oder weniger elegant bei Emma auf dem Handschuh zu landen. Ihre Ratte verschwand sofort unter ihren Kleidern, was sie den armen Tier auch nicht verübeln konnte.

Sie freute sich sichtlich und streichelte dem Vogel vorsichtig über den Kopf.
Eine kleine Metallkanüle an seinem Bein ließ sie den Vogel auf den Wagen absetzen, damit sie beide Hände frei hatte. Sie öffnete diese und hervor kam ein kleiner aufgerollter Zettel.
Mit gerunzeltem Blick lass sie das Geschriebene.
"Hier in der Nähe soll ein Gasthaus sein? Könnte mir bitte jemand den Weg erklären?"




16. Kiriat, Morgens
Ishara – Emma – Marijke/Riketz – Kiron/Ginil

Emma freut sich endlich weiterfahren zu können, als ihr ein Habicht eine Botschaft bringt. Emma fragt nach dem Weg ins Gasthaus.
Zuletzt geändert von Emma am Do 21. Jan 2016, 06:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Marijke » So 31. Jan 2016, 22:04

Das Herzklopfen nahm nicht ab und die Sidhe stand unter innerlichen Strom. Sie hatte ihre Denkweise dargelegt und ihre Handlungshintergründe, hatte sich gerechtfertigt und erwartete ein Urteil. Wie Kiron sagte, sie wollte eine Beurteilung der Situation. Sie wollte Bestätigung oder Ablehnung. Aber sie bekam beides nicht. Und es bedurfte ihre ganze Willenskraft das kleine empörte Wüten in ihrem Kopf zu unterdrücken. Denn sie fühlte sich heftig vor den Kopf geschlagen und gescholten wie ein kleines Kind. Rational betrachtet hatte der Obere natürlich vollkommen recht und es war die Mischung aus dieser Wahrheit und dem Eingestehen, dass sie die Verantwortung von sich weisen wollte aufgrund von Überforderung und Bequemlichkeit. Zum anderen Teil war sie jedoch auch verwirrt. Es war nicht so, dass Sidhe schalten und walten konnten wie sie wollten. Gerade frisch gebackene Sidhe hatten sogar eine Meldepflicht ihrer Tätigkeiten abzugeben. Was auch die Älteren betraf – nur war der Zeitraum ein anderer. Marijke hatte sich zeitnah zu bestimmten Kontakten zu melden, die ihren groben Ort und ihre Tätigkeit nach Shirga weiterleiten würden, damit bei Bedarf einzelne Sidhe koordiniert werden konnten. Zu einem Teil war dies für Mari Teil ihres Reportes gewesen, denn sie so oder so hätte abgeben müssen. Aber das war der kleinste Teil, vordergründig war sie empört über den ersteren Grund. Aber sie wahrte ihr Gesicht. So sehr sie im Inneren zitterte, sie ließ ihren Kopf frei davon bleiben und auch ihre Mimik beherrscht. Es war eine Schelte und es bedurfte nicht noch kleinkindlichem Getrotze.
„Ich danke euch für euren Rat Oberer Kiron.“, bedankte sie sich deswegen artig und vergrub ihre Niedergeschlagenheit und ihren Groll, der im Moment hier nichts zu suchen hatte.
Damit war ihr Gespräch mit dem Oberen vorerst beendet und die Thematik kreiste sich nun direkt um Ishara und ihre Problematik. Trotz allem blieb die Sidhe erst einmal „am Rand“. Sie kannte die tiefere Sprech- und Austauschweise unter Einhörnern und es gab Zeiten, wo sie gerne auf diese Weise mit ihrem Partner unterhielt, doch anders als die Hörner und die Halbelbe, zog Mari ihre Privatsphäre vor, wo sie sich der Etikette wegen auch in diesem Moment nicht zugehörig fühlte. Es war nicht einmal, dass sie ihre Eindrücke mit Lil würde austauschen. Es ging viel mehr darum, dass sie ihre Wut und Enttäuschung nicht würde verbergen können und das wiederum würde in Schamgefühl enden und ihr ein Gefühl der Bloßstellung suggerieren. Riketz nahm die Distanz seiner Partnerin mit ruhiger Gelassenheit auf und akzeptierte ihren Wunsch nach Diskretion. „Sie würde dich nicht verurteilen, aber sie wäre in der Lage dich zu verstehen.“, gab ihr das Einhorn zu verstehen und obwohl er ihre Skepsis bei diesen Worten fühlte, spürte er genauso, wie Mari seine Aussage ebenso akzeptierte. Es war etwas, was man sich merken konnte, im Hinterkopf behalten. Dahingehend war auch bis zum Schluss zu viel Adel in der Sidhe – denn so offen sie war, so sehr sträubte es sie ihre innersten Erkenntnisse und Eindrücke mit jedem zu teilen – selbst mit einem fremden Einhorn. Denn anders als der Halbelbe war Mari durchaus bekannt wie leicht Einhörner durch die Eindrücke und Gedanken ihrer Gesprächsteilnehmer wandern konnten. Es war kein Boswillen ihrerseits – die meisten Magieträger waren nur einfach nicht so bewandert, um diese Offenheit auch an den Einhörnern ausüben zu können; weswegen im Umkehrschluss ein Einhorn immer weitaus mehr aus solch einem „Gespräch“ zog, als die anderen Teilnehmer. Und somit nahm sie nur wahr, was Riketz ihr mitteilte, quasi den Schall des Ganzen. Und das war gerade einmal der Bodensatz. Es hatte lange gedauert bis das Einhorn das Konzept der Privatsphäre begriffen hatte und bis heute vergass er es zuweilen, oder konnte und wollte es nicht damit verknüpfen. Aber er war kein Klatschmaul und Mari bekam seine Gefühle vermittelt und mehr nicht. Als Kiron sich wieder an die Sidhe wandte und ihr seine Erkenntnis erklärte, dass die Halbelbe womöglich keine elbische Erziehung genossen hatte, platze das Einhorn jedoch prompt in die Gedanken. „Natürlich wurde sie nicht unterwiesen! Sonst hätte ich sie nicht eingesammelt!“, begann das Einhorn. „Mari bewies einmal mehr einen exzellenten Instinkt, als sie dem Waldkind Werte und Grundlagen vermittelte.“, verteidigte er seine Partnerin. Man spürte die gedankliche Kopfnuss, die daraufhin die Sidhe dem Einhorn verpasste, sowohl für seine Dreistigkeit einfach einzumischen, so wie für sie zu sprechen! Das machte die ganze Situation nicht besser! Das war der Moment wo sie sich wünschte, der Boden möge sich öffnen und alle verschlingen, die an dieser ganzen Farce beteiligt waren. „Nun hör auf Schwester! Es gibt keinen Grund es herunter zu schlucken. Wir taten nichts falsches., diese Gedanken waren privater Natur und nicht für den Rest zu hören. Ein klein wenig machte ihr die Gemütsruhe und Seelenruhe ihres Partners Mut. Mit einem Einhorn als Partner waren gesellschaftliche Patzer an der Tagesordnung. Genau genommen nahm Riketz sich dem Oberen gegenüber einen anderen Ton heraus, als seiner Lehrmeisterin. Er war nicht respektlos, aber der alten Stute gegenüber war das Einhorn sehr zurückhaltend und voller Verehrung. Und der kleine Hengst hatte so etwas wie Beschützerinstinkt, der für einen Moment von Marijke zu Ishara überwechselte, als diese zurückwich. Er konnte nicht entziffern woher die plötzliche Scheu des Waldkindes kam, aber wenn es Halt bedurfte – den konnte er geben; sowohl physischen, wie seelischen. Seine Gedanken strichen also etwas näher an die des Waldkindes und überlagerte ihre Emotionen mit seinen. Er teilte ihre Gefühle nicht, genauso wenig wie sie die seinen. Es war wie das übereinander legen zweier farbiger Linsen. Das Horn spürte ihre Schwierigkeit, als Kiron das Gespräch der Einhörner betrat. Dabei waren es nicht ihre Sprechfähigkeit, die ihr zu schaffen machten. Wobei, eventuell schon. Wenn er sich genau darauf konzentrierte, konnte er den Unterschied ausmachen. Es war nichts anderes, als wenn er mit Marijke auf diese Art redete. Menschen schienen einfach nicht in der Lage sich so natürlich für diese Kommunikation zu öffnen, wie Einhörner und Elben. Im Grunde wurde Lil nun mit ihrem ersten „Ausländer“, mit zwar tadelloser Grammatik aber ungewohnter Betonung und Akzent, konfrontiert.Und Kiron beherrschte diese Sprache weit besser, als es bei Mari oder generell den meisten anderen Sidhe der Fall war. Aber da war mehr. Da war Misstrauen und negative Erwartungshaltung. Riketz Instinkt riet ihm Ishara abzuschirmen, eine körperliche Wand zwischen ihr und dem Oberen zu bilden, oder auch ihren Rücken mehr zu stärken – doch das hieße, er nehme ihr eine Entscheidung ab, oder mehr noch, er hielt sie fest, wo sie sich bewegen könnte – gedanklich, stofflich. Also blieb er bei dem was er bereits tat und lies es dabei. Dann funkelte die leise Hoffnung innerhalb Isharas Aura, genauso wie Interesse. Sie fiel zwar heraus aus dem Kreis und auch Cyron erschien, die Unsicherheit seiner Herrin versuchend zu lindern, doch das Misstrauen bröckelte.

Mari unterdessen horchte erst wieder auf, als Lil richtig zu sprechen begann. Nach einem fragendem Gefühl ihrerseits, erklärte ihr Riketz auch, dass das Waldkind auf der Suche nach ihren Verwandten war, jedoch keinerlei Ansatzpunkte hätte, die ihr hier in der menschlichen Welt hätten helfen können. Mari verstand die Erklärung. Unter Einhörnern und Elben war es üblich, dass sie sich auch auf andere Art und Weise erkannten, die über die normalen Erkennungsmerkmale wie Name, Zugehörigkeit, Ort und Aussehen, hinausgingen. Es war wie das Heraushören einer bestimmten Stimme aus einem Chor. Für einen Ungebildeten mochte es Krach sein, für Einhörner und Elben die Klangfarben jedoch fein nuanciert. Und scheinbar war Riketz guten Mutes, dass Ishara die Auren und inneren Stimmen ihrer Verwandten nur streifen bräuchte um Zugehörigkeit zu sehen. Dahingehend war es natürlich eine glückliche Fügung, dass die Halbelbe auf Kiron traf. Deswegen richtete sich Maris Blick auch auf den Oberen, nachdem sie nun die Worte Isharas zuordnen konnte. Während alle anderen scheinbar reglos in der Gegend herumstanden, war Emma nicht untätig gewesen und hatte ihren Wagen wieder beladen. Anders als dem Oberen klingelte bei Mari keine Glocken bei den Namen Ognar. Sie nahm die dargebotene Hand an und lächelte leicht und nahm die Einladung zum Tee mit einem Nicken zur Kenntnis, ehe sie die Abschiedsworte erwiderte. Das Auftauchen des Greifvogels war unerwartet, ebenso sehr, wie Emma mühelos sich um das Tier kümmerte und vorallem die Nachricht laß. Beizjagd war nichts, was das einfache Volk ausübte. Da gab es bessere Methoden und die Haltung eines Greifvogels war nicht unbedingt einfach und preiswert. Und auch Lesen und Schreiben war nicht so verbreitet unter dem einfachen Volk, wie vermutet. Aber das war etwas, was nur noch mehr dafür sprach, dass Emma nicht die einfache Person war, die sie zu spielen versuchte. Trotzallem verbot sich die Sidhe über ein Urteil. Es ging sie nichts an. Die nächsten Schritte bezüglich der jungen Frau waren geplant, und damit war die Sache vorerst erledigt. Weswegen Marijke auch mit selbstsicheren Auftreten zu Emma trat und ihr den Weg erklärte. Es war ein guter fünf stündiger Fußmarsch auf ebener Straße, doch zu Kutsche sollte es schneller gehen. „Oberer Kiron hat recht, beansprucht den Wagen nicht zu sehr, wenn ihr unterwegs nicht liegen bleiben wollt mit dem Achsenschaden.“, schloss sie ihre Erklärung und trat dann zur Seite. In dieser Position hatte sie das edle Tier besser begutachten können, jedoch nicht die Marken lesen können, die um den Ring an den Krallen befestigt waren im Normalfall. So oder so hätte sie mit der Nummer oder dem Namen mit Sicherheit eh nichts anfangen können und es lag nahe, dass dies ein Tier Ognars war.

„Du möchtest ihr helfen.“, sprach Mari ihren in Gedanken ruhenden Partner an. „Wir haben eine Aufgabe zu erledigen und die führt uns nicht nach Elania. Aber wenn sie möchte, kann sie uns begleiten.“, überraschte sie Riketz dann doch. Natürlich kannte das Einhorn ihre Aufgabe und die Verantwortung, aber das hieß nicht, dass er im Moment anderes wünschte. Dass seine Partnerin scheinbar mit einer Moralpredigt anfangen wollte hatte ihn leicht verstimmt und schlug direkt in Zuneigung um. Denn auch wenn die Sidhe das Waldkind nicht fassen konnte, der Ausbruch an Emotionen und die ganze Situation um Emma hatten ihr gezeigt, dass auch das eine Aufgabe war. Und es wäre feige diese nur deswegen zur Seite zu schieben, weil man sich mit der Herausforderung nicht befassen wollte. Diesen Entschluss teilte sie jedoch vorerst noch nicht mit. „Nein, Riketz, lass sie selbst entscheiden“, hielt sie ihren Partner an, der bereits seinen Kopf an den Rücken Lils schubberte und zu sprechen anfangen wollte. „Es ist ihre Entscheidung. Wenn es die Situation ergibt, wenn sie deinen Rat sucht, dann biete es ihr an, aber schmälere ihren freien Willen nicht damit, dass du ihr womöglich mit deinem Einschreiten die Entscheidung abnimmst. Denn DU willst, dass sie mitkommt, nicht wahr, Bruder?“. Und Marijke hatte recht, befand das Einhorn. Es wäre egoistisch gedacht. Und es ging hier nicht darum was er wollte, sondern wie man Ishara helfen könnte. Damit lagen nun beider Aufmerksamkeiten bei dem Waldkind und erwarteten ihre Entscheidung.



16. Kiriat, Morgens
Mari/Riketz -Kiron/Ginil -Ishara - Emma

Mari hält sich aus dem Gespräch der Hörner, Kiron und Lil heraus, sie erklärt Emma den Weg und wartet dann zusammen mit Riketz auf Lileths Reaktion
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Beitragvon Kiron » Mi 4. Mai 2016, 23:18

So unscheinbar die Reaktionen des Mädchens auf andere auch wirken mochten, dem Oberen und seiner Partnerin entgingen sie nicht. Kiron zog sich behutsam wieder zurück und selbst von Ginils Seite wich er ein wenig, passte kaum merklich seine Körperhaltung die von Ishara an, wollte ihr mehr Vertrauen und Offenheit entgegenbringen, dabei aber auch ihre gewünschte Distanz lassen. Es waren minimalistische Änderungen in seiner Haltung, fast einem Spiegel gleich der in Minutenverzögerung das Bild erst wiedergab. Kiron wusste nicht was das Mädchen in der Vergangenheit durchmachen musste, doch eines stand fest, sie fand besser Anschluss zu den Tieren, als zu den Menschen. Eine Tatsache die Kiron respektierte und ihr auch die Gelegenheit gab, sich mehr Ginil zu öffnen, als ihm selbst. Es war ein unbedachter Fehler von ihm gewesen, sich Ginils Gespräch anzuschließen. Das Vertrauen der Halbelfin war in ihm erschüttert und daher griff wieder Ginil in das Gespräch ein, während sich Kiron scheinbar Interessiert zu Emma und Marijke umwandte.
Ohne Anhaltspunkte wird es schwer sein Hinweise zu deinem Vater zu finden. Doch ich denke, es wird nicht zu schwer sein einen Elfen zu treffen. Wie Kiron schon erwähnte, gibt es einige Wanderer unter ihnen, die es vorziehen in den Ländern umher zu streifen und ihre Lieder und Gedichte an das Volk zu geben. Doch dann schwieg das Einhorn und überlegte, tauschte sich im Geheimen mit Kiron aus, wie dem Kind geholfen werden konnte. Es wäre unverantwortlich sie alleine durch das Land streifen zu lassen, doch konnten sie ihr nicht eine Handlung aufzwängen, nur Alternativen anbieten.
Bis auf Elania, gab es jedoch keine konkreten Hinweise auf Elfen. Natürlich könnte ihr vorgeschlagen werden, einfach in jeder großen Stadt nach zu fragen. Doch wirklich sicher wirkte sie nicht, ohne Leitung wäre das Kind sichtlich überfordert in den Städten. Leider können wir dir keine eindeutigen Hinweise zu anderen Elfen geben. Doch vielleicht gibt es andere Möglichkeiten, den Verbleib deines Vaters zu ermitteln. Ich wünschte wir könnten mehr für dich tun, mein Kind.

Das Auftauchen des Habichts ließ Kiron indes aufhorchen, während der nebenbei mit Ginil Lösungen für Isharas Problem suchte. Emmas Geschehen folgte er dennoch nur halbherzig, aber interessiert. Ongar nutzte also Greifvögel zur Kommunikation. Es war ein ungewöhnliches Nachrichtensystem und passte nicht so ganz in Kirons Bild von dem Bandenführer. Für prekäre Nachrichten wäre ein Habicht viel zu auffällig, warum sollte er gezielt die Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder fühlte er sich so sicher in seinem Handeln? Da gab es etwas, was Kiron nicht erkannte, nicht verstand und es störte ihn. Dieses Gefühl der Unwissenheit war ihm langsam unvertraut geworden und reizte ihn. Doch er konnte sich nicht um das Mädchen kümmern, seine Aufgaben waren anderer Art. Kiron würde diese Aufgabe einen anderem Sidhe anvertrauen, am besten jemanden der regelmäßig in Gil’Leading ist und die Bande besser im Auge behalten könnte.

Ginil zog ihn aus seinen Gedanken um Emma, da sie seinen Rat brauchte, wie sie dem Waldkind helfen könnten. Es gab nicht viele Wahlmöglichkeiten und egal welche sie durchsprachen, keine war wirklich Zielführend und befriedigend. Also musste eine Lösung gefunden werden, die allen Parteien ein Optimum bot und da blieb nur noch eine Option übrig. Bist du sicher, dass sie dort Hilfe erfahren könnte? Nein, sicher können wir uns nicht sein. Doch sie hat dort eine gute Chance und hilft dabei wahrscheinlich auch unserer Sache. Mehr als den Vorschlag unterbreiten können wir nicht. Ich habe noch so meine Zweifel ob sie uns bei der Mission helfen kann - aber gut ich werde es vorschlagen. Ginils Zweifel waren durchaus berechtigt, doch Kiron hatte keine bessere Option zur Auswahl und das Einhorn ebenfalls nicht. Ginil wandte sich wieder direkt an Riketz und Ishara, nachdem sie sich mit der kurzen Unterredung mit Kiron zurückgezogen hatte. Wir hätten da eine Möglichkeit zu bieten, dir etwas bei deiner Suche zu helfen. Es ist vielleicht nicht so effektiv wie die direkte Reise nach Elania, doch durchaus sicherer. Warum begleitest du nicht Riketz und Marijke?
Insgeheim hoffte Kiron, dass Ishara das Angebot annehmen würde. Denn somit wüsste er sich in sicherer Hand und musste sich keine Sorgen mehr um sie machen. Doch sie konnte das Kind nicht dazu zwingen. Noch im Gespräch vertieft, hob Ginil plötzlich ruckartig den Kopf und spitze die Ohren. Durch diese Reaktion wurde auch Kiron aufmerksam und lauschte, während Ginil ankündigte das sich ihnen eine Gruppe Reiter näherte. “Ah, wie es scheint haben meine Kindermädchen mich doch noch eingeholt.” der Obere zwinkerte Ishara schelmisch zu, ehe er sich von den Personen abwandte und zum Scheuneneingang trat - den Reitern entgegen.
Es war eine kleine Gruppe von sechs Gardemitgliedern in leichter Rüstung, begleitet von einem Sidhe auf einem braunen Suavis. Die Wachen kamen zügig auf die Scheune zugeritten, angeführt von einem kräftigen Gardehauptmann der einen prächtigen Helm mit einem schwarzen Pferdehaarzopf trug und sich somit von den anderen Mitgliedern unterschied, die keinen solchen Helmschmuck trugen.
“Wie ich sehe, haben Sie es doch geschafft mich einzuholen, Hauptmann.”
Der Hauptmann neigte grüßend den Kopf und stieg von seinem Pferd, um dem Oberen entgegen zu treten und eine leichte Verbeugung anzudeuten. “Oberer, ich muss euch bitten nicht alleine umher zu reisen. Königin Inea hat uns aufgetragen euch auf euren Reisen zu begleiten.”
Kiron Laune sank bei diesem Wort ein wenig. Es war ihm durchaus bewusst, dass Inea ihn diese Männer regelrecht aufgezwungen hatte, alle Widerreden hatten nichts genützt und so hatte sich eine Art Spiel entwickelt, wie lange die Wachen brauchten, Kiron wieder einzuholen, wenn er sich dazu entschloss auf Reisen zugehen.
“Es ist mir durchaus bewusst. Bittet wartet auf mich. Ich habe noch etwas zu besprechen, ehe wir weiterziehen.”
Mit diesen Worten wandte sich Kiron von den Gardemitgliedern ab und trat zurück zu den anderen.



16. Kiriat, Morgens
Marijke/Riketz – Kiron/Ginil – Ishara – Emma

Kiron und Ginil machen sich Gedanken darum, wie sie Ishara helfen könnten. Während Kiron sich aus dem Gespräch zurückzieht, nachdem Ishara scheinbar Angst vor ihm hat, redet Ginil weiter mit ihr und unterbreiten den direkten Vorschlag, dass sie Marijke begleiten sollte. Als die Leibgarde von Kiron eintrifft, spricht dieser kurz mit ihnen und kehrt zur Gruppe zurück.

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Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Mi 29. Jun 2016, 17:04

"Man trifft sich immer zweimal im Leben, Waldkind..." Der kalte Blick verriet so viel mehr als die Worte und Lil zwang sich, ihm Stand zu halten. Sie würde es eindeutig vorziehen Emma niemals wieder zu treffen und falls doch allenfalls aus sicherer Entfernung mit einem Pfeil. Wieder drängte sich unwillkürlich das Bild einer Giftschlange auf, gekreuzt mit menschlicher Boshaftigkeit. Ihre einzige Reaktion bestand demnach in einem sturen Starren, bis die andere sich abwandte. Es war keine Frage, dass keiner von ihnen Wert auf eine Tasse Tee mit dem jeweils anderen legte.
Sie war weiterhin dankbar für Riketz Gegenwart und das flüchtige Beben ihrer Finger, die federleicht auf dem warmen, seidigen Fell des Einhorns ruhten verriet weit mehr über ihr befinden als die abweisende Miene, hinter dem das Mädchen die eigene Unsicherheit zu verstecken versuchte. Das hier war eine andere Situation als jede zuvor, doch die, denen sie am ehesten glich reihten sich eher in eine lange Folge unerfreulicher Erinnerungen.
Sie ahnte mehr, als zu wissen, dass dort mehr war, als sie wahrnehmen konnte, Gespräche sicherlich, die auch ihr galten, Absichten, denen sie sich alles andere als sicher sein konnte. Und einen Augenblick lang stand selbst das intuitive Vertrauen im zweifel, dass sie zu den Einhörnern gefasst hatte. Wer wusste denn eigentlich, wieviel Macht darin lag, wie diese Wesen ihren Geist berührten?
Ein tiefer Atemzug, der ihr ein wenig mehr Fassung schenkte. obgleich innere Gespräche nur einen Herzschlag währen mochten ergab sich doch ein eigentlich nur nachdenkliches Schweigen, das für Ishara schwer zu ertragen war. Was würde folgen? Emma ging und plötzlich war da der Wunsch zu folgen. Nicht der Mörderin wegen sondern allein um einer Situation zu entkommen die einfach... Zu viel zu sein schien. Und zu fremd. Und doch war da zugleich die Verlockung. Ein Hinweis auf die Familie, nach der sie sich so verzweifelt sehnte, nach Heimat, die sie zu finden hoffte. Vielleicht rührte gerade daher die Furcht. Es schien... Zu gut, um wahr zu sein, zu gut erst recht, um ohne Preis zu sein. Nichts im Leben war ohne Preis, ob man ihn nun begriff oder nicht.
So begegnete sie dem Angebot des Oberen erneut von Misstrauen erfüllt. Furcht. Sehnsucht auf Hoffnung. Lileth runzelte die Stirn noch immer bemüht das Chaos in ihrem Inneren zu bändigen und zu verbergen. Schwäche zu zeigen in einer Welt, in der stets der Stärkere überlebte war tödlich. Sie wusste nicht, ob sie Feinde vor sich sah, doch auch wenn nicht, konnte sie sicher nicht erwarten, dass es Freunde wären.
"Wie soll mir das denn helfen?", erkundigte sich das Halbblut nach einem Augenblick und ihr Blick flackerte zu dem kleinen grauen Hengst und etwas länger zu seiner Begleitung. Es schien für sie wenig Sinn zu ergeben. Wenn ihre Hoffnung in der Elbenstadt ruhte, die beiden jedoch nicht dorthin zu reisen gedachten, wo lag dann der Zusammenhang?
Und... Wieso sollten sie ihre Begleitung wollen? Was wollten sie von ihr?
Nein, was wollte er? Sie konnte sich schwerlich vorstellen, dass es im Sinne der jungen Frau wäre, deren Verhalten war eindeutig genug gewesen, auch wenn sie jetzt in der ruhigen Miene wenig lesen konnte, Mari war darin offensichtlich besser als Lil deren Blick angespannt und unruhig von einer Partei zur nächsten glitt, versucht, niemanden lange genug aus den Augen zu lassen, dass ein unverhoffter Angriff erfolgen könnte. Das war nicht mehr vernünftig, Ergebnis irher aufgepeitschten Emotionen, die sich mehr und mehr auf Cyron übertrugen, beinahe greifbar in der Luft lagen. Fast von selbst weitete sich ihr Bewusstsein, tastete nach dem, was um sie lebte, suchte nach Unterstützung die sich vielleicht herbeirufen ließ. Dumm.
Beruhige dich. Ein tiefer Atemzug. "Und warum solltet ihr mir überhaupt helfen wollen?", die Frage erklang leise, dieses Mal mit abgewandtem Blick, einer Haltung so gespannt, wie eine Feder, die losschnellen wollte. Die Stimme gleichsam von Unsicherheit und Bitternis erfüllt. Sie hasste den fragenden, flehenden Klang darin, die Hoffnung darauf irgendeine wirkliche Antwort zu hören. Etwas, das sich glauben ließ. Die dumme Sehnsucht eines Kindes. Aufgewühlt schüttelte die Blonde den Kopf und zwang sich den Blick zu heben, trotzig ihr Empfinden hinter einer nur unzulänglichen Maske einzusperren, während ihr Blick nun vornehmlich auf Kiron ruhte. Die Stimme des Einhorns war in Wahrheit auch seine, oder nicht? Ein Rudel folgte dem Anführer auch unter Menschen.
Hatte er eine Antwort? Und falls ja, wäre sie aufrichtig?
Die Ankunft der anderen erfüllte Lileth mit blinder Panik. Noch einen Augenblick bevor sie tatsächlich in Sicht traten erspürte sie es und die Magie wallte auf, doch fand in ihrer Unentschlossenheit kein Ziel. Hatte das etwas mit ihr zu tun? Gab es Grund zu kämpfen? sollte sie fliehen? Stattdessen hielt sie sich noch näher an das kleine graue Einhorn, suchte Schutz obwohl sie in jenem AUgenblick überhaupt nicht mehr wusste, was sie denken oder glauben sollte.


16. Kiriat, Morgens
Marijke/Riketz – Kiron/Ginil – Ishara – Emma

Ishara fühlt sich von der Situation überfordert und sucht Erklärung.
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

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Beitragvon Kiron » So 3. Jul 2016, 14:13

Die Unsicherheit und auch das Misstrauen, war der Halbelfe anzusehen. Es war auch eine verständliche Reaktion. Ginil konnte in dieser Situation nur durch ihr eigenes Selbstbewusstsein und Ruhe versuchen dem Mädchen diese Unsicherheiten zu nehmen, doch es war nur ein schwacher Versuch und nicht wirklich von großen Erfolg gekrönt. Wer konnte es ihr nicht nachvollziehen. Da stand sie plötzlich umgeben von Einhörnern und Fremden, welche sie gerade mal wenige Stunden kannte. Es war jedoch unübersehbar, wie sehr sie die Nähe zu Riketz suchte, in ihm eine Vertrauensbasis gefunden hat. Dieses Basis musste, im Einvernehmen mit den beiden jungen Sidhe natürlich, weiter ausgebaut werden, damit Ishara auch geholfen werden konnte. Um diese Basis nicht zu zerbrechen, war es wichtig sie darin zu unterstützen, ihr Mut zu machen den Sidhe zu vertrauen. Vertrauen,.. aktuell ein sehr bröckelndes Gerüst. Zwar haben die offensive Angriffe der Zar’Dras nachgelassen, doch eine gewisse Unruhe herrschte immer noch im Land und es mehrten sich die Berichte, dass die Menschen den Sidhe immer weniger vertrauten und ihre Hilfe suchten. Dieses Mädchen, war nur eine von vielen, denen geholfen werden konnte um sie davon zu überzeugen, dass die Sidhe keinen Eigennutz im Sinn hatten.

Ginil bemerkte etwas an dem Verhalten des Mädchens, was vielleicht einen Halt bieten konnte um ihr auch helfen zu können. Es war die bloße Tatsache das sie Hilfe suchte und auch wollte, doch nur schwer das Vertrauen fassen konnte, dass ihr diese auch geboten wird. Doch diesmal suchte das Waldkind den direkten Kontakt mit Kiron, schien von ihm eine Antwort zu erwarten, war aber auch gleichzeitig von der Ankunft der Wachen, welche Kiron draußen stehen ließ, überfordert. Der Obere indes war die Ruhe selbst und wich Isharas Blick aus, um sie nicht zu provozieren oder gar bedrohlich zu wirken. Liebevoll strich er Ginil über den Hals, ordnete die kaum zerzauste Mähne neu und massierte ihr die Ohrmuscheln. “Du hast recht. Warum sollten wir dir helfen? Welche Bedingungen würden wir aufstellen, was wäre unser Lohn für die Dienstleistung?” Mit einem freundlichen Lächeln warf er ihr einen Blick zu, bevor sein Blick zwischen den Einhörnern umherwanderte. “Schätzt du Riketz und Ginil wirklich so ein, dass sie einen Grund brauchen jemanden zu Helfen? Braucht es einen anderen Grund, außer dem Wunsch jemanden Glücklich zu machen, vielleicht eine neue Zukunft zu schenken?” Ginil genoss die sanften Massagen ihres Partners mit halb geschlossenen Augen und einem entlasteten Bein, ihre ganze Haltung spiegelte ihr Wohlbefinden und ihre Entspannung wieder und erst als Kiron zu ende gesprochen hatte, stellte sie ihre Ohren wieder etwas auf und klinkte sich in das Gespräch ein. ”Du fragtest was es bringen sollte, Riketz und Marijke zu folgen. Diese Frage ist genauso schwer zu beantworten wie die Frage, warum wir dir überhaupt helfen wollen. Natürlich können wir dir kein Ergebnis versprechen. Doch Riketz und Marijke sind auf dem Weg zu jemanden, der viel gesehen und viel gehört hat. Wenn es jemand in der Nähe gibt, der dir vielleicht eine Antwort nennen könnte, dann werdet ihr ihn dort finden. Was hast du zu verlieren, diesen kurzen Umweg zu gehen? Solltest du keine Antwort dort bekommen, hast du nur ein paar Tage verloren und könntest immer noch nach Elania reisen.” Kiron lächelte versonnen vor sich hin und tätschelte sanft Ginils Hals. “Da hat sie recht. Noch dazu ist die Reise mit Einhörnern eine wunderschöne und auch wundersame Erfahrung. Ist es nicht wesentlich angenehmer in guter Gesellschaft zu reisen, als alleine? Doch diese Entscheidung können wir dir nicht abnehmen - wir können nur Ratschläge und Hinweise verteilen. Wie der Empfänger diese Informationen verarbeitet, liegt in seiner eigenen Hand. Du bestimmst dein Schicksal selbst, dazu zählt auch die Entscheidung jemanden zu vertrauen und seine Hilfe anzunehmen.” Von Draußen war das Schnauben der ungeduldigen Pferde zu hören und der begleitende Sidhe suchte kurz nach Kirons Kontakt, um die baldige Weiterreise voran zu treiben. Sie konnten nicht länger zögern, denn die Zeit drängte genauso wie die anstehenden Termine in Gil’Leading.
“Leider muss ich euch an diesem Punkt verlassen. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Suche Ishara, egal wie du dich nun entscheiden magst. Marijke - ihr solltet auch bald weiterziehen. Man erwartet euch sicher schon am Treffpunkt. Reist vorsichtig und gebt auf euch acht.”
Mit diesen doch recht kurzen und hastigen Worten zog sich der Obere auf Ginils Rücken und verließ zusammen mit ihr den heruntergekommenen Stall. Auf der Straße wurde der Obere sogleich von den Wachen umgeben. Wüsste der Obere es nicht besser, wäre er davon ausgegangen, dass sie eher darauf achteten, dass er nicht wieder ausbüchste, als das ihm ein Unheil geschah.

[tbc Süd-Osten / Gefängnis von Gil'Leading]



16. Kiriat Morgens

Kiron und Ginil räumen ein, dass die Frage warum sie ihnen vertrauen sollte und was es überhaupt bringen sollte, nicht einfach zu beantworten war. Geben Hinweis auf evtl. Hilfestellung und Informationen bei dem Zielort von Marijke und Riketz, mit der Aussicht, dass selbst bei Misserfolg nichts vergebens war.

Kiron, Ishara, Riketz, Marijke

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Beitragvon Emma » So 3. Jul 2016, 16:38

Die Stimmung um sie herum zeigte genau das sie mehr als flüssig war. Es war ihr auch nur ganz recht. Sie fühlte sich nun wirklich nicht wohl.
Auch dieser Kiron schwang sich auf sein Einhorn und verabschiedete sich.
Er ritt in die gleiche Richtung in die auch Emma wollte und sie hoffte inständig, das er ihr so schnell nicht mehr über den Weg stolperte.

Ongar hatte ihr mitgeteilt, das sie doch bitte aus dem Gasthaus eine kleine Kiste von dem Guten roten Drachenbeerwein mitbringen sollte.
Es störte sie durchaus nicht noch einmal kurz anzuhalten, denn damit erbrachte sie Ongar nur einen Gefallen. Sie weiß das ihr Ziehvater diesem Wein recht angetan war und so würde ihn diese alkoholisch sehr explosive Flüssigkeit wohl hoffentlich über das ein oder andere Missgeschick ihrerseits hinweg sehen lassen.
Sie kletterte also auf ihren Kutschbock und setzt Veilchen wieder auf ihre Schulter, damit sie sich es mit ihren Haaren gemütlich machen konnte.

Das Pferd schien auch langsam die Nase voll zu haben von der Warterei. Es war so als ob es den heimatlichen Stall witterte, denn es kam Emma so vor, als würde der Gaul tatsächlich etwas schneller laufen und mit mehr Schwung die kleine Kutsche anziehen.
Trotzdem ging es Emma noch nicht schnell genug. Sie wollte von diesem verfluchten Ort so schnell wie möglich fort.
Es war ihr als spürte sie den ein oder anderen Blick in ihrem Rücken. Und, als würden diese Blicke Narben in ihr hinterlassen.
Sie merkte wie eine Gänsehaut sich über ihren Schulter breitmachte und die Arme hinunterlief. Die fröstelte deswegen etwas und zog ihren Umhang noch ein wenig fester um sich.
Die Sonne kletterte nun inzwischen beherzt auf den Zenit zu, als sie den Gasthof von weiten sah.
Ein großer Wegweiser kurz davor zeigte ihr das sie nun auf dem richtigen Weg war. Noch drei Tage wird sie brauchen um in Gil´Leading zu wieder zu sehen.
Ihr Herz hüpfte.

Drei Tage nur noch und schon würde sie wieder über ihre Dächer laufen dürfen.
Es gab nicht schöneres als die ganze Stadt unter sich zu sehen.
Auf den Bauch liegend den Menschen zuzuhören wie sie sich stritten, Geschichten erzählten oder sich liebten. Die ganzen Familien die zusammen zu Tisch saßen und sich ihren Tag erzählten
Sie war dann ein Teil von Ihnen. Sie war dabei als sie stritten, sie lachte und fieberte mit in den Geschichten und sie wurde von allen möglichen Männern geliebt. Sie gehörte in diesen Moment, in dieser Situation dazu und es war ihr dann ganz leicht danach, wenn Stille einkehrte in diese Räume einzusteigen und sich zu nehmen was ihr gehörte. Denn es war ja schon ihres...

Nachdem sie das Kistchen mit dem Wein hinter die Truhe auf ihren Einspänner festgegurtet hatte machte sie sich wieder auf den Weg.
Die letzten paar Stunden des Tages, werden wie im Fluge vergehen.Und sie wollte noch einige Km schaffen bevor die Sonne hinter den Baumwipfeln untergeht.
Sie kraulte Veilchen hinter ihren kleinen rosa Öhrchen und begann ein Lied zu pfeifen das eine Mutter die sie regelmässig Abends auf dem Dach besuchte immer ihren Kindern vorsang.

(tbc Gil´Leading)




16. Kiriat Morgens - Nachmittag
Emma macht sich auf dem Weg nach Gil`Leading und holt auf dem Weg dahin noch eine Kiste Drachenbeerwein für Onger.
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Beitragvon Marijke » Do 14. Jul 2016, 22:54

Marijke Aleida Thyra war schlichtweg verwirrt. Einfach und simpel verwirrt. Die Situation wurde immer wirrer und sämtliche Beteiligten schienen vom Narrentum heimgesucht zu sein. Riktz war hochgradig unruhig, Ishara der Panik nahe, Ginil schien tiefenentspannt und Oberer Kiron sprach in Rätseln und nun..es sah so aus, als hätte es etwas sehr erholsames für ihn mitten im Schlamm zu stehen bei dem kalten Wetter und alle in besagte Verwirrung zu stürzten. Nur um dann von seiner Garde eingeholt zu werden und davon zutraben. Ja, Mari war verwirrt. Was sie jetzt brauchte war Zeit zum Nachdenken und Ruhe um ihren Kopf wiederzufinden. Und vorallem musste sie Entscheidungen treffen und Schritte planen. Das war alles...Immerhin hielt ihre Starre nur solange an, wie sie Oberen Kiron und die Garde in der Ferne nicht mehr sehen konnte.

„Ishara?“, sprach die Sidhe daher die Bogenschützin an mit ernster, aber neutraler Stimme. „Steig auf.“, kam dann weiter und sie zeigte zu Riketz, der bedröpelt da stand und nicht ganz da zu sein schien. Es kostete der jungen Frau auch einiges an Willen, um ihre Besorgnis weder in ihre Stimme, ihre Haltung und auch nicht in ihren Gedanken spüren zu lassen. „Du bist zu aufgewühlt für klare Gedanken. Nehmt euch etwas Zeit um euch zu sammeln, ich werde hier warten.“. Mittlerweile stand sie direkt neben ihrem Partner und strich auch ihm beruhigend über dessen Hals. Es war nicht nur irritierend, sondern ein sehr seltsames Gefühl, was ihr von dem Einhorn entgegenkam. Er war nicht..“weg“, aber auch nicht ganz da. Wie ein Bluthund, der einer Fährte folgte und nur halbherzig seiner Umgebung Aufmerksamkeit schenkte. „Riketz? Was tust du da?“, fragte sie ihn leicht bekümmert. „Hast du das nicht bemerkt?“, kam die erstaunte, entfernte Frage zurück. „Nur, wie du mit einem Schlag anfingst zu zittern und unruhig zu werden.“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Was macht dir zu schaffen? Ist alles in Ordnung?“, bohrte sie sachte weiter. „Da war...“, fing das Einhorn an und damit verlor sich eine direkte Verbindung und ging in einen Rausch aus Eindrücken und Empfindungen unter. Verwirrung, Misstrauen, Panik, Fluchtgedanken, Aufblitzen von Abwehr und das allgegenwärtige Gefühl nicht Sicher zu sein. „Ordne deine Gedanken, ich versteh dich nicht.“, rügte sie mit ernstem gedanklichen Willen. Es mochte brüsk wirken und unsensibel, doch sie half einem Gefühlsbetontem, Instinktgelenktem Wesen nicht dabei sich zusammenzureißen, indem sie sich auf gleicher Stufe stellte. „Aber...“, fing das Horn wieder an, und wieder bestürmten Emotionen die Sidhe, ungefiltert und viel zu kraftvoll, als gut für ihre eigenen Sinne war. „Schh..!“, versuchte sie es nun verbal und klopfte dem mittlerweile zappelnden und um sich schauenden Equiden auf dem Rücken. Riketz schien es nicht zu bemerken, oder nicht darauf eingehen zu wollen. Das Tier entfernte sich ein Stück nach vorne. Die Hufe schmatzen in dem dicken Schlick der Wiese. Bebend sogen die Nüstern die Luft ein, filterten die Gerüche, der Kopf drehte sich, die Ohren aufmerksam gespitzt. Aber auch das war nicht genug. Riketz drehte den kompletten Leib, nicht nur seinen Schädel, suchte weiter, streckte seine Fühler auf geistiger Ebene aus. „Aber...hier ist keine Gefahr?“, kam nun verwundert an alle gerichtet und damit kehrte er zurück, stieß seinen Kopf gegen Ishara, die beinahe in ihm versunken gewesen war während des Gespräches mit Kiron und Ginil. Es blieb auch nicht nach einem derben Anstubsen, der Kopf rieb sich ausgiebig über den Körper der zierlichen Gestalt, Nüstern vergruben sich im Haar und Lippen zuppelten an Kleidung. „Hier ist keine Gefahr!“, wiederholte er leise. „Das reicht jetzt“, kam mit leicht verstimmten Unterton von der Sidhe. „Alle raus hier aus dem Stall. Kommt zurück, wenn ihr wieder unter den Vernünftigen weilt.“, fügte sie überraschend meckernd hinzu. Ihre Mimik war etwas geknittert und verletzt. Zum Einen: Mari hatte das Gespräch nur halb verfolgen können, hatte die Fragen Isharas hören können und die verbale Antwort Kirons – doch nicht was mental ausgetauscht worden war. Mari hatte kein Anteil an diesem Gespräch gehabt und normalerweise hätte nun Riketz sie mit den Informationen beliefert, die ihr fehlten. Nur soviel hatte die Sidhe sich zusammengereimt, dass die Halbelbe mit ihnen reisen sollte und Ishara berechtigterweise verwirrt war, wie ihr das helfen sollte. Das fragte sich die Adlige ebenfalls. Die anderen Fragen des Kindes jedoch...sie waren ernsterer Natur und sprachen von einem tiefen Misstrauen, was sie nicht vermutet hatte, aber sich hätte denken sollen. Es war so offensichtlich. Halbwüchsige, halb verhungert, dürftig gekleidet, begleitet von einem Hund und alleine auf unwegsamen Routen unterwegs. Schrie das nicht geradezu nach ernstem Hintergrund? Und so scheu und erbittert wie die Bogenschützin sich gab, lag ihre Motivation sicher nicht darin Abenteuer zu suchen und dem Elternhaus aus Trotz entflohen zu sein – schon gar nicht, wenn sie auf der Suche nach Verwandten war.

Riketz indessen hörte bei den harschen Worten auf, Ishara zu bedrängen und schaute nun seinerseits verwundert zu seiner Partnerin. Es war eine ungewohnte Reaktion, die reichte um ihn aus seinem Traumland zu verscheuchen. Ja, es reichte, dass das Einhorn gedanklich nach Mari griff und überhaupt begriff, wie sehr er sie niederdrückte und sie ihrerseits weitaus stärker bedrängte mit seinen Eindrücken, als er es gerade körperlich bei dem Waldkind getan hatte. Nicht nur das – die Sidhe konnte sich nicht wehren und kein Gehör verschaffen. Wenn das Einhorn wirklich tief versunken war und unbewusst solch einen Kanal offen ließ, hätte sie sich gedanklich die Seele aus dem Leib schreien können und er hätte es, trotz Sensibilität, nicht einmal bemerkt gehabt. Riketz hatte gerade etwas getan, was seit ihren ersten gemeinsamen Monaten nicht mehr passiert war: Er hatte seine Partnerin dominiert und sie eng an die Seite ihres gemeinsamen Bandes gedrückt, bis kaum noch Platz für ihr eigenes Selbst gewesen war. Leider eines der Gefahren und Konsequenzen, wenn man ein Einhorn als Partner hatte und obendrein magisch dem nicht viel entgegensetzen konnte. Das war nicht nur hochgradig unfeinfühlig, es war vorallem erdrückend, schmerzhaft und gedankenlos gewesen. „Oh..“, kam daher sehr kleinlaut von dem Einhorn und entschuldigend wollte er sich nun seinerseits an Mari schmiegen, die ihm jedoch auswich, die Hände abwehrend hochhob und den Kopf schüttelte. Der angespannte Kiefer blieb, auch nachdem Riketz vorsichtig sich zurückzog und Maris gedankliche Barriere nicht mehr eindrückte. Es dauerte einen Augenblick, dann wandte das Horn sich schließlich ab und beugte sich dem Willen Marijkes und die eigentliche Bitte dahinter, dass sie sich akklimatisieren musste – wie so scheinbar alle Anwesenden. „Kommst du mit?“, richtete er die kleinlaute Frage an Ishara, die nach Maris scharfen Worten quasi aus dem Stall geflohen war und das Einhorn nun unsicher anstarrte.



16. Kiriat, Morgen

Mari ist verwirrt, Riketz ist verwirrt, Alle sind verwirrt. Mari wirft alle raus.

Ishara - Marijke/Riketz
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Beitragvon Ishara Lileth Acedia » Fr 15. Jul 2016, 21:00

"Ja. Vielleicht nicht für die Einhörner selbst. Aber sie sind immer noch an Menschen gebunden. Und auch in der Natur verfolgt alles einen Sinn und ist dem Selbsterhaltunsgtrieb unterworfen.", wahrscheinlich hatte sie zu leise gesprochen. Die Worte ein kaum hörbares Flüstern, als die Panik ihr die Kehle zusammenschnürte. Doch nichtsdestotrotz die Wahrheit auch wenn der Sidhe es wahrscheinlich ohnehin nicht hätte sehen wollen. Wer wollte die Wahrheit schon sehen, wenn sie derart hässlich war? Und wenn er sich zudem den Luxus leisten konnte sie zu ignorieren. Vielleicht glaubte er das, was er sagte ja sogar, das konnte die Halbelbe nicht beurteilen.
War dem so... Schien so viel Naivität fast schon beneidenswert.
Reisen in guter Gesellschaft... Woher hätte sie es wissen sollen? Benommen schüttelte Lileth den Kopf. Als könnte man sich so leicht aussuchen, mit wem man reiste oder auch nur wirklich wohin... Als ob es so einfach wäre. irgendetwas davon. Wie konnte er das nicht wissen...?
"Und wer ist diese Person?", überwand sie schließlich ihr Befremden, um sich auf das eigentlich wichtige zu konzentrieren. Selbst das schien unglaubwürdig genug. Aber vielleicht würde es sich dann tatsächlich lohnen Mari und Riketz zu folgen. Sie konnte schließlich Abstand halten, wenn es nötig war. So unbemerkt bleiben wie ein Schatten solange sie sich nur in der Natur bewegten. Doch die Frage verhallte scheinbar ungehört, denn der Sidhe wandte sich ab und verließ die Scheune, nahm jedoch immerhin die Ansammlung von Fremden mit sich, was Ishara das atmen ein klein wenig leichter machte.
Offenbar hatte ihr niemand Beachtung geschenkt. Nichtsdestotrotz klang Marijkes Stimme verzerrt in ihren Ohren, ohne, dass die Worte wirklich Sinn ergeben hätten und einen Moment lang konnte Lil die junge Frau nur verständnislos anstarren, während noch immer jede Faser ihres Körpers zur Flucht riet. Was hielt die anderen davon ab, zurückzukommen?
Sie fuhr erschrocken zusammen, als Riketz sie mit dem Kopf anstieß. Obgleich jeder Sinn zum Bersten angespannt war sie doch nahezu blind für das, was um sie herum geschah und erst die nicht einmal besonders sanften Knüffe des Einhorns halfen ihr dabei, sich ein wenig zu sammeln. Erneut die Hände in dem warmen, seidigen Fell zu vergraben bis Mari intervenierte zumindest und die Halbelfe erneut zurückschrecken ließ.
Nein... Hier war tatsächlich keine Gefahr, keine offensichtliche Gefahr. Und doch schien etwas in ihr nur darauf zu warten, dass sich das änderte. Als wäre dieses Geschehen unmöglich ohne Konsequenz. Dieses Mal reagierte sie auf die Worte der Sidhe oder vielleicht auch eher auf ihren Ton, der sie erneut zusammenfahren, ein Stück weit in sich zusammensinken ließ, um nicht mehr Aufmerksamkeit und Unbill auf sich zu ziehen. Große, dunkle Augen, als sie sich zunächst langsam entfernte, die junge Frau keinen Moment aus dem Blick lassend ehe sie ein Stück entfernt war, der Schwelle nah und schließlich nach draußen lief.
Zumindest konnte sie noch im selben Augenblick freier atmen ohne dabei wirklich zu verstehen, was geschehen war. Cyron verharrte mit gesträubtem Fell zwischen ihr und der Scheune während Ishara irritiert den Kopf schüttelte und mit zitternden Fingern über den Rahmen ihres Bogens strich.
"Kommst du mit?", erst, als sein Geist ihren mit dieser Frage sanft berührte wandte sich Lileth dem EInhorn zu, dass wieder an sie herangetreten war. Zugleich aber bemühte sie sich noch immer die Umgebung im Auge zu behalten. Alles schien ruhig. "Wohin?", fragte sie leise. Streckte eine Hand aus, um sie im dichten Nackenfell ihres Hundes zu vergraben. Ein klein wenig Halt zu finden.
"Nun, zum Ende der Wiese scheint ein guter Anfang.", erwiderte das Einhorn ganz selbstverständlich. "Wie weit sie wohl geht? Vielleicht treffen wir ja einen Zaun. Ob wir Zaunkönige sehen? Ich würde gerne wissen, ob sie sich selbst als solche ernannt haben." Verwunderte schüttelte Lileth den Kopf nur um dann zögernd zu nicken. Das Ende der Wiese, das klang nach einem realistischen Ziel und mit einem weiteren tiefen Atemzug folgte sie seinem Blick. "Es... sieht nicht aus, als würde hier jemand leben. Also... Wenn es Zäune gibt, sind sie vermutlich kaputt.", Das Elfenblut schüttelte sacht das Haupt. "Namen sind nicht... Das ist anders."
"Wer ist jemand?", Das EInhorn schien ihre Verwirrung zu spiegeln. "Hier lebt eine Menge und mit Glück auch Zaunkönige. Ganz müssen sie sicher nicht sein, um Zäune zu sein. Vielleicht reicht das schon."
"Menschen meine ich!", verbesserte Lileth hastig und stolperte hinterher, als sich das EInhorn in Bewegung setzte. "Wer würde sonst schon Zäune bauen? Oder die Scheune? Aber es sieht aus, als wäre lange niemand mehr hier gewesen."
Riketz schien seltsam zögerlich, beinahe, als würde ihn etwas bedrücken, doch die Blonde wagte nicht zu fragen. Zumindest noch nicht, während sie einträchtig durch den aufgeweichten Bogen stapften. Der Regen schien ihn völlig aufgeweicht zu haben, bis an manchen Stellen knöcheltiefe Schlammgruben entstanden waren. In einer davon rutschte das Fabelwesen aus, gewann strauchelnd die Balance zurück, während Lil zwar instinktiv die Hände nach ihm ausstreckte doch wohl ohnehin nichts hätte ausrichten können.
"Warum ist es anders? Namen sind Selbstwahrnehmung. Sie geben Charakteristik und ein Wir-Bedürfniss. Bist du deiner selbst bewusst, so hast du auch einen Namen für Deinesgleichen oder nur dich selbst." "Man... Kann sich seiner selbst auch so bewusst sein, dass man keinen Namen mehr braucht. Die meisten Tiere... Sie sind einfach. Sie und die Welt um sie herum. Und die Namen, die sie haben sind keine Worte.", bemühte sie sich zu erklären, was gar nicht erklärbar war. Mit einem Seufzen schüttelte sie den Kopf. "Entschuldige, das muss sich für dich wie Unsinn anhören.", murmelte sie leise mit tatsächlichen Worten. Wahrscheinlich war es besser zu schweigen. Vielleicht nach den kleinen Vögeln Ausschau zu halten, die Riketz offenbar suchte. Ihr Kopf war nun schon deutlich klarer und daher war Ishara auch bewusst, dass der kleine Hengst bald zu seiner eigentlichen Gefährtin zurückkehren würde. Nicht, dass es wirklich irgendetwas zu entscheiden gab und doch regte sich erneut eine flaue Furcht vor dem unabwendbaren. Sie war Dankbar für die Freundlichkeit, die das Einhorn ihr zu Teil werden ließ. Aber es würde hinterher einsamer sein, sich daran zu erinnern. "Warum eigentlich Zaunkönige?", fragte sie dennoch leise und strich sacht durch Cyrons Nackenfell. Der Rüde drängte sich dicht an ihre Seite, wie um zu versichern, dass er natürlich allgegenwärtig blieb.
Es entlockte ihr den blassen Abglanz eines Lächelns. Es könnte so viel schlimmer sein...
"Weißt du... Wer das ist, den ihr treffen sollt?"

16. Kiriat, Morgen

Lileth beruhigt sich ein wenig und geht mit Riketz spazieren

Marijke/Riketz - Ishara
Do you...
Know who you are?
Understand, what happened to you?
Want to live this way?

Ishara Lileth Acedia

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Beitragvon Marijke » Sa 16. Jul 2016, 03:46

Sie gingen. Und damit wurde das Atmen leichter. Als selbst der Hund verschwand und das Trio zu weit entfernt war, um einen Unterschied zwischen ihren Gestalten und dem Horizont zu machen, brauchte sie keine Maske mehr aufrecht erhalten. Mit einem erleichterten, zitterndem Seufzen ließ die Sidhe sich an der Stallwand zu Boden gleiten und bettete ihren Kopf auf ihre Knie. Eine sehr untypische Haltung für sie, aber die Arme um ihre Beine zu schlingen war ihr gerade das größere, ureigene Bedürfnis nach Geborgenheit, als sich um Anstand und Selbstdarstellung zu kümmern. Riketz hatte sie überrannt. Ganz einfach so. Und das schmerzte, nicht nur als innerliche Wunde, sondern wegen der Erinnerung, wie unzureichend ihre eigenen Kräfte waren. Und das war eine weit aus tiefere Wunde, ein weitaus tieferes leises Trauma, als alles, was das Einhorn ihr hätte antun können – bewusst oder unbewusst. Gerade weil es der Adligen nicht an Motivation und Ehrgeiz mangelte, war die eigene magische Unfähigkeit schon beinahe eine Verkrüppelung. Dabei war auch vollkommen egal, dass sie, eben WEIL sie so schwache Magie hatte, der beste Kandidat war, um ein Einhorn auszubalancieren. Und selbst die Erkenntnis und der Grundsatz, dass das Machtpotenzial nicht einmal ein Viertel der Fähigkeiten eines Sidhe ausmachten – auch das half nicht. Es waren Erwartungen, die auf sie einprasselten. Erwartungen, die sie ihrer Familie gegenüber hatte, Erwartungen, die sie dem Orden gegenüber hatte, Erwartungen, die sie selbst an sich stellte. Sie war erst am Anfang. So weit am Anfang ihrer eigenen Selbstständigkeit, dass es keinen Grund gab den Kopf hängen zu lassen. Unerfahrenheit war kein Makel und keine Schwäche, sondern der Beginn des Weges. Jedenfalls versuchte sie sich mit Logik aus ihren Gedanken zu lösen. Für den Moment genoss sie jedoch das Gefühl sich selbst zu halten, die Wärme ihres Atems auf ihren Knien und Armen, die Frische, die durch das offene Stalltor hereinwehte und langsam in ihre Knochen kroch, genau wie die Luftfeuchtigkeit. Trotzdem war es muffig und staubig und auch diese Empfindungen wirkten mit bei ihr wieder Ruhe zu bringen. Sie war für sich selbst und alleine und es tat gut. Mittlerweile spürte sie Riketz nicht einmal mehr, auch nicht am Rande ihrer inneren Wahrnehmung. Das hieß nicht, dass das Horn außer Reichweite war um Gefühle zu übermitteln oder zu empfangen, wenn er wollte, aber es bedeutete durchaus, dass er sich verschlossen hatte, um ihr diese ultimative Privatsphäre zu gewähren. Und es heilte so langsam ihre Unruhe. Genau dieser Aspekt war eines der wenigen Konflikte, die Einhorn und Mensch hatten. Manchmal, manchmal wollte die Sidhe für sich sein, Riketz hingegen war ein Wesen der Zwiesprache und kontinuierlichen gedanklichen Verbindung. Selbst gedankliche Sprache war eine Fremdsprache für ihn, denn seine Kommunikation ging normalerweise tiefer. Sich also von seiner Partnerin zu trennen, um ihr gedankliche Abgeschiedenheit zu gewähren – selbst so etwas wie mentale Taburäume zu haben tat dem Einhorn weh und verwirrte ihn. Mittlerweile hatte er sich damit arrangiert, denn eine Partnerschaft – egal welcher Art – lebte von Kompromissen.

Das Unbehagen und die Niedergeschlagenheit verging, ihr Kopf klärte sich. Wie still und laut es war, wenn man wirklich nur für sich war....Ihren Griff um ihre Beine ablegend, lehnte sie sich nun an die harte Wand an ihrem Rücken und starrte an die Holzbalken über sich. Nun war Zeit das Gespräch zu reflektieren. Je länger sie über die Unterredung nachdachte, desto mehr Ungereimtheiten kamen auf. Wenn sie ihre Erwartungen an das Gespräch beiseite schob wurde sie das Gefühl nicht los, dass Kiron nicht ganz da gewesen war. Nicht für die Problematik, nicht für die Truppe vor Ort. Es war, als wären sie eine sich anbietende Ablenkung gewesen, und keine Kapazitäten seitens des Oberen vorhanden, um sich wirklich vollends damit zu beschäftigen. Jedenfalls ließ sie das ihre eigene Rüge, die sie bekam und der schnelle Abgang des Oberen das vermuten. Würde sie das Gespräch übermittelt bekommen, was noch zwischen Kiron und Ishara stattfand, würde sie sich darinnen noch bestätigt fühlen. Nun, einerseits: Warum auch nicht? Oberer Kiron hatte andere Tätigkeiten und andere Sachen, um die er sich kümmern musste. Dafür gab es andere Sidhe – wie eben Marijke – die sich um diese kleineren Belange kümmerten, die der Obere dann als Bericht vorgelegt bekam. Trotzallem verwirrte sie der Ablauf. Warum dann das Gespräch aufnehmen und als Verantwortlicher agieren? Weil es von ihm erwartet wurde? Weil man sofort davon ausging, dass der Obere eine Lösung präsentierte, aus dem Stehgreif, einfach so? Welches Motiv steckte dahinter, dass sie die Halbelbe mit sich nahmen. Der offensichtlichste Grund: Ishara würde nicht unbeaufsichtigt herumstreunern und Szenen, wie mit Emma würden sich damit stark minimieren. Hegte er den Wunsch, dass die Bogenschützin sich den Sidhe anschloss? Dass sie gar nicht erst zu den Elfen ging und dort verblieb? Es machte Sinn. Auf lange Sicht wäre damit zwar mehr den Sidhe geholfen, als dem Kind, vorallem wenn sie noch Verwandte im Elaniawald hatte, aber das hieß nicht unbedingt, dass sie daraus nicht profitieren konnte. Die Ausbildung eines Sidhe und sei es nur die Grundausbildung, war ungemein viel wert um einen bessere Anstellung zu geben. Es war damit vollkommen egal woher man kam und aus welcher Schicht. Wer die Schule besuchte brachte wertvolle Fähigkeiten mit, die begehrt waren. Aber war das alles? Was brachte es noch einen Halbelfen in den Reihen zu wissen? Ganz egal, ob er wirklich ein Sidhe werden würde oder nicht? Diplomatisch gesehen war es sicherlich vom Vorteil. Desweiteren konnte es auch neues Wissen bringen, wie Magie nun wirklich wirkte und warum Menschen das Privileg der Verbindung genossen. So oder so: Ishara wäre für Thalia eine Bereicherung. War also die Anfrage, dass sie Ishara mitnahmen der unterschwellige Befehl sie für die Sidhe zu gewinnen? Aus der Warte betrachtet bot es Ishara natürlich eine Menge Vorteile ihnen zu folgen. Die Bogenschützin hatte noch versucht nachzuhaken, welche Person..ja was überhaupt? Was für eine Person bitte? Riketz und Marijke waren auf dem Weg zu einem Treffpunkt am Rande des Moores. Sollte einer der dort Anzutreffenden mehr über Elfen wissen? Schien wenig wahrscheinlich. Oder war sogar einer Vorort? Noch unwahrscheinlicher, aber immerhin möglich. Und um das Ganze perfekt zu machen war das Kind so verunsichert und misstrauisch, das Marijke sich ihrerseits unsicher war, ob Ishara einer positiven Antwort Marijkes vertrauen würde. Nun, es hieß ja auch nicht, dass Ishara Marijke folgen musste...die Elfe konnte genau so gut einfach Riketz nach laufen.

„Mmm, damit hast du wahrscheinlich recht. Ja, Menschen scheinen hier nicht mehr gerne sein zu wollen.“ Könnte ein Einhorn grinsen, hätte er es spätestens nach Lils Erklärung getan. „Oh, aber das mein ich doch. Namen ist so ein enger Begriff. Begriffe sind generell so einengende..Begriffe.“, er hielt kurz inne, zog seinen Vorderlauf aus dem Schlamm, der etwas fester gehalten worden war. „Es kommt auf die Übersetzung an. Der Eigenname..nein, du hast recht, das ist verwirrend...Die Eigenwahrnehmung kann übersetzt durchaus Einhorn lauten, oder Zaunkönig..oder Waldkind. Es sind nur Facetten dessen, was ein Anderer aus unserem Bewusstsein fischt und wahrnimmt. Das einfache Sein ist Name genug und man kann es ansprechen, dass es einem versteht. Alleine mit es Interagieren ist Kommunikation und universell verständlich.“, versuchte er nun seinerseits zu erklären nur um amüsiert zu Schnauben. Immerhin schienen sie ja dahingehend einer Meinung zu sein. „Oh..nun. Das ist eine Weide, da war ein Stall, also gibt es Zäune..hoffentlich. Und deswegen Zaunkönige. Vielleicht treffen wir auch auf was anderes interessantes. Aber es läuft sich deutlich besser durch diesen Schlammpfuhl mit einem Ziel vor Augen, richtig?“. Die nächste Frage brachte das Einhorn jedoch aus dem Konzept. „Wir..“, fing er stockend an. „Wir treffen niemanden. Also nein, das ist falsch. Wir haben einen Treffpunkt gesagt bekommen und das die Angelegenheit dringend ist. Mehr oder Minder. Wir sind bereits im Verzug. Hätte ich Mari nicht gedrängt den Brief zu öffnen, wären wir womöglich jetzt noch nicht unterwegs. Wäre es aber SO dringend, hätten sie uns nicht aus Gil'Leading kommen lassen, es dauert immerhin ein paar Tage um dort anzukommen. Greife sind die größten Klatschmäuler, die es gibt, das kann ich dir bestätigen. Daher wusste ich überhaupt von dem Auftrag, weil die Boten schwatzten. Marie rügte mich zwar, warum ich wieder fremde Gespräche lauschte, aber ich kann wohl kaum Schuld dafür sein, wenn meine Mitwesen ungebührlich schreien?!.“, fing er an loszuplappern. Bis er einfach stehen blieb und erschrocken verharrte. Der Pferdekopf schaute Richtung Ishara. „Ich tat ihr weh. Mari. Ich tat ihr weh, weil ich nicht aufpasste.“, fing er übergangslos an. „Dir soll das nicht passieren. Ich möchte dir etwas zeigen.“. Und damit kam er dem Waldkind näher und berührte sie sanft an der Schulter. „Ich werde Mari bitten es dir wirklich zu erklären, denn das ist nicht meine Stärke.“ seufzte er dann und begann dann Isharas Geist einzuhüllen. Anders als er es bei Mari getan hatte dominierte das Einhorn nicht durch Lautstärke und Farbigkeit. Es war wie das Plätschern eines Stromes. Nicht sonderlich laut, aber beharrlich und achtete man erst einmal darauf, war es schwer seine eigenen Gedanken zu hören oder die Welt außerhalb des Wassers mitzubekommen. Dabei griff Riketz nicht einmal Lils Gedanken an oder in diese herein. Er sprach nicht mit ihr. Er beschallte sie einfach und vollständig, als wäre sie ein kleiner Felsen in der Brandung, an der nun Riketz Geräusche vorbeiströmten. Zu erst starr, dann etwas gefasster ließ die Elfe die Prozedur über sich ergehen. Für Riketz war nicht ersichtlich, ob es ihr unangenehm war, oder ob sie innere Schilde hochziehen konnte, ob sie das Rauschen und langsame übertönen sämtlicher anderer Eindrücke unterdrücken konnte. Er tastete nicht nach hier und fuhr eins, zwei Minuten mit der Dauerbeschallung fort, ehe er sie mit einem Mal einstellt. Stille kehrte ein, wo Ishara Zeit bekam andere Sinneseindrücke zurück zu bekommen und wahrzunehmen. „Es tut mir leid“, murmelte sie leise, „Dass du ihr wehgetan hast, meine ich.“, kam von ihr. „Ja, mir auch. Das hätte nicht passieren dürfen.“, antwortete er ebenso leise. „Dieses..Rauschen. Das kann immer passieren. Es kann sehr laut sein und Meinesgleichen...wenn wir es nicht gewohnt sind, können wir Andere damit überwältigen und erdrücken. So sehr, dass es wirklich schmerzt und zu Sinneseinschränkungen führt. Würdest du dir von Mari zeigen lassen, wie du dich davor abschotten kannst? Es wäre..Du hattest vorhin Angst. Panik und Angst vor Etwas, was ich nicht sah und wittern konnte. Es war ein mächtiges Gefühl, was du ausstrahltest. Und für einige Momente war es mächtig genug, dass ich glaubte, es wäre meine Angst.“ Er löst den sanften Kontakt seines Mauls an ihrer Schulter nicht ab. „Du fühlst dich nicht sicher.“, führt er fort. „Ich weiß nicht, wen Oberer Kiron meinte, als er den Vorschlag unterbreitete dich mit uns zu schicken. Aber ich kann dir sagen, dass Mari diesen Vorschlag ebenfalls unterbreitete, dass du uns begleiten könntest, wenn dir daran gelegen wäre. Und ich mag deine Gesellschaft, dass ich natürlich dafür bin, dass du mit uns kommt, wenn du das möchtest.“, gab er ihr noch zu verstehen, verharrte aber auch in der Position. Er stand gut, wie er stand und das reichte für den Moment. Momente waren immerhin dafür da um Momente zu sein.



16. Kiriat, Morgen

Mari akklimatisiert sich, Riketz und Lil sinnieren über Zaunkönige, das Wetter bleibt weiterhin matschig und doof.

Ishara - Marijke/Riketz
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