von Shard » Fr 21. Apr 2017, 12:16
Es war fürchterliches Wetter. Fürchterliches Wetter in einer fürchterlichen Umgebung. Einer grauenvollen Umgebung. Seit Tagen sah er so viel grün wie er sonst die gräulichen Braunmassen kannte. Grün, grün und noch mehr grün. Helles grün, dunkles grün, verschiedenes Grün – aber Grün. Und zu allem Überfluss schien an jeder Ecke irgend einer dieser dreckigen zweibeinigen Würmer zu gehen, stehen oder zu leben. Ihre Siedlungen wurden größer und wieder kleiner, verdichteten sich oder wirkten so verstreut wie eine aufgeschreckte Herde Gebirgsschafe.
Als ein König der Lüfte, war es dem Greifen möglich weit über den normalen Höhen zu fliegen und dennoch die langsamen Ameisen Namens Zweibeiner zu beobachten und deren 'Gebilden'. Immer wieder tanzten die goldenen Augen mit den violetten Sprenkeln von einem Punkt am Boden zum nächsten. Beobachteten kritisch die Landschaft und er stieß jedes Mal einen Zischlaut aus, wenn er etwas sah das nach Mensch aussah. In diesen Landen gab es keinen Fleck der unberührt von diesen Bestien geblieben ist. Egal wo sie waren, mussten sie ihre dreckigen Hände anlegen und etwas hinterlassen was ihr Dasein verkündete. Bei diesem Gedanken stieß das Raubtier ein erneutes fauchen aus. Der graue Punkt, der in dieser Höhe nicht mehr als einem Raubvogel glich verschmolz mehr und mehr mit dem grauen Himmel. Immer mehr Wolken türmten sich auf, verdichteten sich und zogen schneller über das Land.
Langsam wurde es gefährlich in diesen Höhen mit den Wolken um den Platz zu konkurrieren. Lichter zuckten vor den Augen auf und mit der Zeit folgte ein Grollen welches immer Lauter wurde. Es erinnerte den Greifen an das Grollen des Berges wenn dieser beschlossen hatte einem Eigenleben zu folgen. Die Zunge stieß nervös gegen die Innenseite seines Schnabels – wieder und wieder. Ob es ihm gefiel oder nicht, das Splitterherz musste tiefer fliegen – näher an die Menschen heran. Zu seinem Glück waren die Wolken mittlerweile so dunkel, dass der Greif selbst dazwischen verschwand. Das ganze Land wurde in tiefste Dunkelheit gelegt.
Kaum dass der König der Lüfte unter den Wolken verschwand, eröffnete der Himmel den Platzregen. “Verflucht!“, sprach er zu sich selbst. Dicke Tropfen fielen auf die breiten Schwingen und in sein dichtes, tanzendes Fell. Es dauerte nicht lange, bis das Geschöpf vollkommen durchnässt war. Das Gefieder am Schwanzansatz sowie an den Flügeln konnte den Tropfen nicht länger Stand halten. Wenn er nicht bald auf die Erde glitt und nach einem Unterschlupf suchte, würde er eben auf der Erde aufprallen.
Sein Blick tanzte über den Boden und deren Schatten. Er erblickte einen einzelnen Bau von Menschenhand und viele Bäume. Doch so nah wollte er nicht an diese widerlichen Kreaturen heran. Langsam zog er den Kreis tiefer, näher heran an die unentdeckte Gesellschaft in der Scheune, bevor er sich immer weiter entfernte. Kaum auszumachen, doch dank eines Blitzes entdeckte er einige dunkle Bäume mit ihrem tiefen Nadelkleid. Weit genug waren sie entfernt – doch eigneten sie sich wirklich als Unterschlupf?
Fast schon berührte er den Boden, als die Tannen endlich sichtbar wurden. Mit einem letztem Blick zu beiden Seiten ließ er sich auf das schlammige Gras nieder. Tiefe Spuren hinterließ sein schwerer Körper und die breiten Pranken. Seine Krallen bohrten sich in den weichen Boden für mehr Halt. Nur sein Schwanz peitschte durch den Himmel, während die kräftigen Schwingen sich an den Körper drückten. Langsam bewegte er sich voran, näher an die Gruppierung der Tannen heran. Das Gefieder seiner Ohren richtete sich auf, bevor es sich wieder an den Kopf schmiegte. Die Augen taktierten die Umgebung genaustens, als würde es hier zu einem Hinterhalt gelangen. Als alles ruhig blieb und sich selbst die Vögel nicht groß regten, beruhigte sich das Splitterherz. Mit wenigen Sätzen tanzte er um die Baumgruppierung, fand einen Eingang in ihre Mitte und hielt inne als durch die schweren Tropfen ein vertrauter Geruch drang. Er erblickte die gut geschützte Öffnung eines Unterschlupfes und hielt die Luft an. Alleine war er nicht – aber wer war dort? Einer der seinen – ein... Bekannter.
Sofort schnellten die fedrigen Ohren wieder nach vorne, der Kopf wurde stolz erhoben, die Brust aufgeplustert und die Schwingen in einer leichten Dominanten Haltung aufgerichtet. Das Nackenfell sträubte sich so gut es trotz des Regens möglich war. Erst dann entglitt dem Greifen ein Gemisch aus katzigem Knurren und Gurren. Ein Laut, der nach Aufmerksamkeit gebot – nicht aber sofort nach Angriff rief. Keine Sekunde ließ er die Öffnung aus den Augen um im Schatten zu erkennen, wer sich da genau verbarg.
21. Kiriat, Spätnachmittag
Reika (Kayla, Tylor, Samanda, Anttrax, Ra)
Genießt die Umgebung mit Abstand. Gerät in den Platzregen und das dazugehörige Gewitter. Sieht sich gezwungen zu landen. Entfernt sich von der Scheune und nähert sich der Baumgruppierung von Reika. Bemerkt den bekannten Duft, kann ihn aber noch nicht zuordnen.