von NPC » Mi 22. Apr 2015, 22:45
Heganbor
Fenni verstand nicht wirklich, was soeben passiert war. Etwas war ihn jedoch klar. Irgendwas war hier nicht so, wie es sein sollte. Eben war noch alles schön, und plötzlich war eine Stimmung wie Gewitter. Fenni hasste Donnerwetter und er machte einen Riesenaufstand, fing an zu brüllen und zu jammern. Er schmiss sich auf den Boden und jaulte in den höchsten Tönen.
Heganbor hielt sich die Ohren zu, und bedauerte den Zwerg jemals mitgebracht zu haben. Ebenfalls bedauerte er, dass man bei dem Gebrüll von kleinen Jungs die Lautstärke nicht dämpfen konnte.
Denn selbst das Ohren zuhalten brachte auf die Dauer nicht viel.
Franziska nahm den Kleinen auf den Arm und der Kleine beruhigte sich langsam. Nur kleine Schluchzer kamen ab und zu aus seinem Mund. Das Geheule wich einem Schluckauf, worauf hin Franziska sanft auf seinen Rücken klopfte und Fenni hin und her wiegte.
Schließlich war das Kind still. Aber in Heganbor brodelte es. Franziska aber war nur einen Moment ratlos, als ihr Mann nur noch die Stirn runzelte, und Barthi verdießlich und eiskalt ansah.
Sie schaute vom einen zum Anderen und gab schließlich ihrem Angetrauten einen kleinen Schubs, nicht zu doll, denn sie trug ja das Kind, welches dadurch kurz zusammenzuckte, und vor Schreck noch einmal kurz schluchzte.
"Heh. Was würdest du machen, wär es uns so gegangen, und ich wäre gestorben und Fenni wäre fort..."
Sie streichelte dem kleinen übers Köpfchen. "Sei froh dass es uns anders gegangen ist. Du hast mich schließlich auch - einfach so - mitgenommen, als mein Vater uns seinen Segen nicht geben wollte."
Heganbors Ohren nahmen eine blassrote Färbung an.
"Dass es uns nicht so gegangen ist, ist einzig und allein Schicksal. Was den Rest angeht. Jeder macht Fehler. Unser Gast sieht sie zumindest ein, und will sie wieder gut machen."
Schweigen herrschte. Doch die taffe Franziska ließ sich davon nicht verrückt machen. Wütende, oder peinlich berührte Zwergenmänner war sie scheinbar gewohnt.
"So Papa geht jetzt mit Onkel Barthi, Dinge reparieren und wir schauen nach deinen Glasmurmeln.." sagte sie zu Fenni.
Dann drehte sie sich um.
Als Heganbor sich immer noch nicht bewegte, und noch verdrießlicher schaute, keifte sie: "Du willst dich nicht wirklich mit einer schwangeren Frau anlegen, du Sturkopf. Geh!"
Heganbor brummelte etwas in seinen mayestätischen Bart, das wie "Wagen.. Gehilfe.. Material.." klang. Doch der Blick seiner Frau war hart wie Stein.
Sie brauchte nichts mehr zu sagen. So winkte der Glaser den Zwerg zu sich, und stapfte wütend zu seiner Werkstatt.
"Welche Größe?" brummte er.
In der Werkstatt waren eine Fülle von Geräten an der Wand über der Drehbank befestigt, jedes hatte seinen angestammten Platz. Dort gab es Kohlewerkzeug, Halter, verschiedene Scheren, Roller, Wickler,Glasschneider, Mess und Prüfgeräte und eine Brille um die Augen zu schützen.
Der Arbeitstisch war stellt mit kleinen Glasröhren und Glasstäben jeder Größe, aus denen Heganbor Knöpfe, Perlen oder kleine Gebrauchsgegenstände wie kleine Gefäße fertigte und durch das aufschmelzen kleiner farbiger Glasbrösel mit dem marmorierten Muster verzierte. Das Muster, das jedes Stück einzigartig machte.
Es gab einen Brennofen, und eine Lampenvorrichtung mit Blasebalg, in der die kleinen Glasstäbe erhitzt wurden, um sie erneut zu formen und in die rechte Form zu blasen.
Seine Waren reichten von Glasapparaten zu künstlerisch anmutenden Figürchen und Glücksbringern, über mundgeblasenes Geschirr und Vasen bis hin zu künstlichen Augen, die man beim Verlust desselben, oder beim präparieren von Tieren einsetzen konnte.
Ganz besonders angetan hatten es Heganbor "Lichtfänger" die angestrahlt vom Sonnenlicht kleine Regenbögen auf die Wände warfen. Diese Schmuckstücke hingen überall. Beim Betreten des Anbaus stieß die Tür gegen eine Vorrichtung, die sofort dutzende kleiner gläserner Glöckchen erklingen ließ.
Auf einem Tisch nahe beim Fenster stellte der Glasmacher Buntglasfenster her, in dem er einzelne bunte Glasplatten mit Blei verband und zu wunderschönen Mustern und Gemälden zusammenstellte.
Eines zeigte unverkennbar Fenni, welcher aber als bocksbeinige Sagengestalt mit Hirtenflöte vor einem See dargestellt wurde.
Andere zeigten Hippogreife, Einhörner, Wölfe im Mondschein, Landschaften, oder Blumenmuster.
"Welche Größe!" brummte der Zwerg noch einmal, und sah sich nach Barthi um. Da er sich nicht sicher war, ob dieser ihm gefolgt war.
(Lianna)